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Ausflug 175: Marktl - Erlbach - Türkenbach, "nordöstlicher LK"

 

LK-AÖ: „Fahrrad“ Nr. 175                                              Stand 4. 2010

 

„Tertiäres Hügelland, zwischen Inn und Türkenbach.“

 

Marktl – Erlbach - Türkenbach

Die Rundtour bewegt sich vor allem im Holzland, dem tertiären Hügelland, zwischen Inn und Türkenbach. Zuerst geht es von Marktl aus steil nach Norden den Bruckberg hoch, oben an der Kante des Holzlandes nach Westen mit wunderbaren Ausblicken über den Inn zu den Alpen oder auch weiter nach Norden über das Holzland. Etwa auf der Höhe von Erlbach fahren wir wieder nach Norden, über Birnbach nach Erlbach und weiter bis zum Türkenbach, den wir dann entlang über Zeilarn, Gumpersdorf bis Stammham schon in der Innebene und zurück nach Marktl fahren. Abstecher führen nach Leonberg, Schildthurn und Taubenbach.

 

Weglänge: Der Rundkurs ist ohne Abstecher ca. 35 km lang.  

Wegqualität: Man fährt auf Feld-, teils auf Fahrradwegen oder ruhigen Straßen.

Nähere Informationen:
Kartenmaterial: Eine Karte im Maßstab 1: 50 000 ist immer wichtig.
Natur: Die Tour geht durch eine wesentlich durch Einzelgehöfte charakterisierte Land-schaft, nur kleinere Orte werden durchfahren.
Kultur: Informationen zu Marktl, Erlbach, Zeilarn, Stamham im Gebiet im Internet nach dem Schema www.ortsname.de.
Variante für Kinder: Für Kinder, die nicht die ganze Strecke fahren können, kann man Teilstrecken wählen bzw. einzelne Ziele ansteuern, vielleicht Leonberg, Birnbach, den Türkenbach entlang.

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnanschluss gibt es in Marktl. Busanschluss in fast allen Ortschaften, allerdings eher selten.

Einkehrmöglichkeiten: In jedem größeren Ort (auch in manchen kleinen) gibt es Gasthäuser entlang der Route (siehe auch die Webadressen oben).

Mitarbeit: Wer weitere interessante Informationen beisteuern mag oder Fehler findet, ist  herzlich eingeladen, hier beizutragen (Dr. Ernst-Josef Spindler, E-Mail: ernst-josef.spindler(at)web.de oder Tel: 08677 – 62683).

 

1 Ausgangspunkt Marktl: Diese Rundtour ist mit dem Ausgangspunkt Marktl beschrieben. Zuerst nach Norden, über die Bahnlinie, dann sehr steil über Serpentinen den Bruckberg hoch und dann westlich bis zum höchsten Punkt. Wir biegen bei der ersten Gelegenheit nach links ab und kürzen über den Weiler Walln ab, sparen einige Höhenmeter und genießen die schönen Ausblicke über den Inn zu den Alpen. Wieder auf einer kleinen Straße liegt nach ca. 1 km rechts oberhalb der
 

2 Edhof. Unterhalb eine riesige Akazie und ein kleines Kapellchen mit einem Gemälde der 14 heiligen Nothelfer und dem Hl. Rochus und Sebastian. Weiter bis links das Gasthaus Leonberg liegt, dort Abstecher zum Leonberger Kirchlein möglich (ca. 600 m einfach): St. Sebastians-Kirche: (Q2) 1586/87 spätgotisch erbaut; sie ist der Nachfolgebau der Schlosskirche von Leonberg, die damals weiter südlich direkt über der Innprallwand (heutiger Aussichtspunkt) stand und mit der ganzen Burg hinunter in den Inn abstürzte.
 

3 Nach weiteren ca. 800 m geht es rechts ab nach Erlbach, wir fahren dort aber weiter westlich über Engrub nach Aicher und biegen dort nach Norden ab bis Birnbach. Dort eine sehr schön gelegene, besondere Kirche mit wenigen Höfen herum: Filialkirche St. Nikolaus und Florian, ein spätgotischer Saalbau mit einem vorbildlosen, eigenartigen Turm (Q2). Eine kleine Wallfahrtskapelle aus Holz ganz in der Nähe östlich kann man über die Wiese erreichen. Weiter nach Norden, links ein Naturdenkmal, eine mächtige Linde (Q5). Durch ein Wäldchen, auf einer Straße Richtung NW nach Eisenbuch, wo links eine kleine Alpakaherde gezogen wird und auch ein buddhistisches Zen-Zentrum (www.eisenbuch.de) ist. Weiter bis über den kleinen Erlbach. Von dort ein Abstecher nach   
 

4 Endlkirchen: Filialkirche St. Michael (Q2), eine Saalkirche mit roman. Lang, Chor spätgotisch mit barocker Rosenkranzmadonna und einer „thronenden Muttergottes“ innen.
Zurück und den Erlbach entlang bis nach Erlbach. Die dortige Pfarrkirche St. Petrus (Q2)wurde im 19 JH. umgebaut und nur der Chor und der Turm sind spätgotisch. Barocke Innenausstattung. Weiter ca. 1.5 km nach Nordwesten; bei der Straßenkreuzung kurz vor Vilseck ein weiteres Naturdenkmal im LK-AÖ, die Vilsecker Linde (Q5). Von dort östlich bis nach Niederach und wieder nach Norden bis über den Türkenbach. Im Talgrund selbst gibt es keinen Weg, so dass man am nördlichen „Ufer“ über Etzenberg den Bach entlang fährt, bis man nach links nach Gehersdorf abbiegt.
 

5 Gehersdorf (Gem. Zeilarn): St. Johannes d. Täufer (Q2), eine spätgotische Kirche in Rohziegelmauerwerk; das Innere einheitlich spätgotisch. Der Turm der Wehrkirche ist nicht von unten besteigbar, man müsste mühsam in das Nord-West-Eck im Kirchenschiff hochsteigen, vor zum Turm über die Kirchendecke laufen und dort einsteigen! Erinnert teils an Gumpersdorf, mit einer Johannesschale, einer Pieta um 1430 und Gedenktafeln für Pesttote von 1648/49, in der 49 christlich Verstorbenen in je einer Zeile gedacht wird, für den 50. und letzten ungläubigen Toten aber in vielen Zeilen die schwierige Beerdigung außerhalb der Friedhofsmauer beschrieben wird. Hier der Text des 49. und 50. Toten (der Text hat die gleichen Zeilenlängen wie auf der Tafel):

49. Ein Inman(n) vom Aigner + 25. März 1651
      [Ein Inmann hatte laut Wikipedia kein Grund- oder Hausbesitz und damit auch keine Bürgerrechte]

50. Außer der Freithofmauer liegt Sebastian Paumgartner,
      der die hl. Sterbsacramente hartnäckig verschmähte, und wie er
      unchristlich gelebt, und auch unchristlich und ohne einiges Zeichen
      der Reue am 11. April 1643 aus der Welt verschieden ist. Als der Gesell-
      priester [=Hilfsgeistlicher]Lendner mit dem höchsten Gute kam, kehrte er sich im Bette
      um und schaute unverwandt und verstockt zur Mauer. Das Archidiackonat
      Gars, wohin gleich der Fall berichtet wurde, verweigerte das geweihte
      Erdreich und das kirchliche Begräbnis, und so blieb der Leichnam 16 Tage
      lang unbestattet beim Wolfen Waizhofer, bis ihn endlich mit
      Bewilligung des H: Dechants Nagengast der gen. Waizhofer hierher
      brachte und ohne Geläut, Officio und andere christl: Cerimonits am
      17. April 1643 zur Freithofmauer begrub.

Im Herbst 2009 wurde die Kirche renoviert. Die Kirche ist normalerweise geschlossen, die Mesnerin Frau Bettina Huber (E-Mail: bettinahu@gmx.de) kann aufschließen, es lohnt sich in jedem Fall, die Pesttafel ist außergewöhnlich!

Weiter nach Zeilarn. Auf halbem Weg fällt auf der gegenüberliegenden Talseite eine kleine Abbruchwand im tertiären Kies auf. Man findet hier verkohlte, tertiäre Holzstückchen, eventuell auch Blattabdrücke.
 

6 In Zeilarn die Pfarrkirche St. Martin: Stattlicher einschiffiger spätgotischer Bau (Dehio), neugotisch erweitert, Turm erhöht und innen ausgestattet. Weiter neben der B20; Abstecher nach links nach Schildthurn (Gem. Zeilarn) ist sehr empfehlenswert! Sehr beeindruckendes, ummauertes Ensemble auf einem Hügel mit nur wenigen Höfen drumherum, aus Wallfahrtskirche St. Ägidius und der St. Leonhard Kapelle bestehend. Es gibt wenige Kirchen, die so überragend sind, der höchste Dorf-Kirchturm in Deutschland, aber dieser Rekord sagt nichts aus über die Schönheit!
Die Wallfahrtskirche (spätgotisch, innen barockisiert) zeichnet sich durch einen riesigen, erstklassigen Tuffsteinturm aus, der durch Höhe (80 m), Formenreichtum, Gliederungen und Ziermotiven weit seinesgleichen sucht. Ähnlichkeiten mit dem Turm in Taubenbach und Braunau lassen gleichen Baumeister vermuten.
Auch die spätgotische Kapelle St. Leonhard wurde barockisiert.
Weiter, zurück entlang der B20 bis
 

7 Gumpersdorf (Gem. Zeilarn): St. Rupert (Q2); außen schmuckloser spätgotischer Rohziegelbau, Westmauer aus Tuffsteinquadern, erinnert innen teils an Gehersdorf. Innen Barock, Seitenaltäre Spätrokoko; geschnitzte Pieta um 1430.
Kurz vor Türkenbach Abstecher nach Norden den Tannerbach hoch nach Lanhofen. Kirche Mariä Himmelfahrt: (Q2) Spätgotischer Tuffsteinquaderbau, innen barockisiert.
Weiter hinter der Winklmühle nach Osten bis nach
 

8 Taubenbach. Dort wieder, wie in Schildthurn ein beeindruckendes Ensemble (Q2), bestehend aus der ehem. Wallfahrtskirche St. Alban, einem reich gegliederten Turm, der Wallfahrtskapelle St. Alban und dem Pfarrhof.
St. Alban: Spätgotischer Bau. Wallfahrt zum Hl. Alban (ein "Kopfträger", Kephalophor), der bei Kopf-, Fuß- und inneren Krankheiten um Hilfe gebeten wurde. Bildlich sind auch Getreidespenden in Kopfurnen, sog. Albani-Schädeln dargestellt. Turm ähnlich reich wie in Schildthurn. Innen barockisiert, Hochaltar 1640 - 43; eine der aufwendigsten Frühbarockanlagen hier, in Burghausen hergestellt.
Kapelle St. Alban: Ebenso spätgotisch.
Pfarrhof von Anfang 15. JH.. Zurück zur Hauptrundtour nach Brückmühl, wo der

 

9 Türkenbach überquert wird. Der Türkenbach fließt weiter nach Süden, unter der alten Straße von Marktl nach Simbach hindurch. Nur wenige Meter danach schneidet der Türkenbach in einem östlich gelegenen Prallhang die geologisch ältesten Schichten des Landkreises an, ein früher klassischer Fundort für Schnecken, Blattabdrücken etc. aus der Zeit der Süßwassermolasse. Seit einer Verbauung des Ufers mit schweren Steinen ist zwar die Erosion gestoppt, der Prallhang aber verbuscht (Q6).
Weiter nach
 

10 Stammham. Vor Stammham sehen wir links Teile der die ehemalige B20 begleitenden Lindenallee, ein Naturdenkmal (Q5). In Stammham (Q2) die spätgotische Pfarrkirche St. Lorenz mit barocken Altären. Auf einem ruhigen Sträßlein zurück nach Marktl.
 

Quellen:

Q1 „Natur im Landkreis Altötting“, Antje Jansen; 2007 (?), Landratsamt Altötting (?). Die geologischen Aussagen in diesem Buch sind leider oft unrichtig.

Q2 „Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern“ bzw. „…, Bayern II: Niederbayern“. Deutscher Kunstverlag, 2002

Q3 „Reclams Kunst Führer: Österreich I bzw. Österreich II“.Philipp Reclam Jun. Stuttgart, 1981

Q4 „Grüner Reiseführer Landkreis Altötting“, Kreisverband für Gartenbau und Landespflege, Altötting e.V., 2003

Q5 Liste der bayerischen Naturdenkmäler

Q6 „Jahrmillionen vor der eigenen Tür“, Simon Pittner. Burghauser Geschichtsblätter, 32. Folge, 1973. Dieses lokale geologische Standardwerk ist leider vergriffen.