Ausflug 340: Bahnhof Schwindegg, nordwestliche Rundtour
Außerhalb LK AÖ: „Fahrrad“ Nr. 340 Stand 6. 2010
Schwindegg – Grüntegernbach – Buchbach - Schwindegg
„Schwindegg Nord-West: Isental und angrenzendes tertiäres Hügelland“
Die Radtour führt von Schwindegg über Grüntegernbach, Englschalling, den Erlensee, Felizenzell nach Buchbach und von dort über den Höhenzug zwischen dem Steeger Bach und dem Walkersaicher Mühlbach über Ella, Ellaberg, Wörth zurück nach Schwindegg.
Der ca. 25 km lange Rundkurs führt an einigen sehenswerten Kirchen und Schlössern (besonders gekennzeichnet in Dehio Rottenbuch, Buchbach und Schwindegg), einem seltenen, außen gekacheltem Hofgebäude vorbei (alle im Dehio genannt), durch eine weite, bäuerlich geprägte Landschaft, fast ohne Wald, mit dem Erlensee als Bademöglichkeit. Oft verläuft der Weg über Hügelkuppen mit schönen Ausblicken in alle Richtungen, südlich bei guter Sicht bis zu den Alpen.
Weglänge: Der Rundkurs ist ca. 25 km lang, es geht ca. 200 m hoch und 200 m hinunter.
Wegqualität: Man fährt auf Feldwegen oder wenig befahrenen Straßen.
Kartenmaterial: Eine Karte im Maßstab 1: 50 000 ist immer wichtig.
Natur: Im Bereich des Erlensees (nördlichster Punkt dieser Rundtour) befindet sich ein schöner Erlenbruchwald. Ansonsten einige schöne Baumgruppen, oft mit Wegekreuzen.
Kultur: Informationen im Internet zu obigen Gemeinden sind spärlich, vielleicht noch am besten für Buchbach siehe www.buchbach.de.
Variante für Kinder: Für Kinder, die nicht die ganze Strecke fahren können, kann man eine Teilstrecke wählen, vielleicht auch „nur“ um den Erlensee.
Öffentliche Verkehrsmittel: Schwindegg hat Bahnanschluss (München – Mühldorf), es gibt auch einige Buslinien.
Einkehrmöglichkeiten: Es gibt einige Gasthäuser entlang der Route, in Schwindegg, Grüntegernbach, Lain am Erlensee, Buchbach.
Mitarbeit: Wer weitere interessante Informationen beisteuern mag oder Fehler findet, ist herzlich eingeladen, hier beizutragen (Dr. Ernst-Josef Spindler, E-Mail: ernst-josef.spindler(at)web.de oder Tel: 08677 – 62683).
1 Ausgangspunkt: Schwindegg Bahnhof. Es geht Richtung Westen (München) entlang der Bahnhofstraße, links einige große Eichen, von denen einige wohl früher als Naturdenkmäler ausgezeichnet waren. Dann weiter die Tegernbachstraße, auf die Ortsverbindungsstraße nach Schiederberg, Abstecher zu dem südlich gelegenen Rottenbuch mit der
2 Filialkirche St. Johann Baptist (sehenswert!): Turmartige, romanische Anlage an Stelle eines urspr. befestigten Sitzes. Langhaus ehem. zweigeschossig (oben als Fluchtraum genutzt), mit sehr dickem Ziegelmauerwerk. Östlich eingezogene Apsis. Altar um 1760 mit guten Skulpturen.
Daneben wird gerade ein Bauernhaus mit Putzdekor nach altem Vorbild (im Mai 2010 noch in Resten auf der Ostwand zu sehen) renoviert.
Wieder zurück und über die neue Umgehungsstraße von Schwindegg (Mai 2010 noch nicht in Google-Satellitenbildern) bis Schiederberg und dort nach Norden wieder in das Isental bis zur Wöhrmühle, an der die Isen zu einem kleinen See aufgestaut ist und ein E-Werk betreibt. Weiter nach Polding, nördlich auf die Höhe mit schönen Ausblicken in alle Richtungen, auch zurück in das Isental. Der Weg führt nach einer kurzen Volte nach Westen wieder kurz nach Norden und runter in ein Seitental des Baderbächleins und dort nach Westen bis nach
3 Grüntegernbach mit der Pfarrkirche St. Nikolaus: (Dehio)Stattlicher gotischer Bau in einem aufgelassenen Friedhof, ummauert, 1875 erweitert und ausgestattet (Westjoch, Gewölberippen und Fenstermaßwerk neugotisch). Derzeit (Mai 2010) unter der Woche wegen Renovierungsarbeiten kein Zugang. Im Friedhof viele ältere Steingrabmäler, auch eins, auf dem außer den Hofbauern auch die Magd eingraviert ist, eine Seltenheit.
Weiter ca. 1 km die St 2086 entlang Richtung Buchbach (Nord-Ost) und dann links abzweigen und in gleiche Richtung bis
4 Englschalling mit der Filialkirche St. Johannes d. Täufer: Die Kirche liegt schön auf einer größeren Wiese. Spätromanisches Langhaus; eingezogener Chor mit 5/8-Abschluss. Unverputzter Sattelturm im nördl. Chorwinkel. Langhaussüdseite mit Rundbogenfries unterm Dach und "deutschem Band" über dem Portal. Durch ein Fenster auf der Westseite kann man den schönen Hochaltar (1670) und vorzügliche Skulpturen (um 1500) durch das alte Glas etwas verzerrt sehen.
In Englschalling – die Kirche rechts liegen lassend – nördlich, ca. 1 km, bis man (etwas anders als auf der topografischen Karte von 1984) wie in der Google-Map nach Fuchsbichl 3 kommt. Dort dem westlichstem rel. schlechten Weg entlang ins Tal und auf der anderen Seite wieder hoch nach Brandstätt, durch den Hof und auf der „Straße der KZ-Opfer“ kurz nach Westen bis Straß. Links zwei große Eichen mit Kreuz dazwischen.
Nach Straß in Richtung Nord-Ost bis
5 Lain, wo der Erlensee Mittelpunkt eines riesigen Areals vor allem für Dauercamper und Ferienhäuser ist. Der ehemalige Hof ist entsprechend groß ausgebaut, mit Wirtschaft etc.. Bemerkenswert das Haus Nr. 36: Dehio "Zugehörig kleines Nebengebäude (Hofschmiede und Backhaus) mit seltenen Tonkachelfriesen auf allen Seiten und Schweifgiebel, um 1830/40. Habe so ein Haus noch nie gesehen; derzeit wächst die Nordseite leider unschön zu.
Wenn kein Badebetrieb ist, schöne Möglichkeit für eine Brotzeit auf einem der Stege in den Erlensee. Weiter am Südufer des Erlensees entlang, links ein größerer Erlenbruchwald (Jansen; „Bruch“ steht hier für Sumpf- oder Moorgebiet), mit Eichen, Eschen, …; eine Gefahr droht diesen Bruchwäldern durch Entwässerung.
Östlich weiter hinauf auf den Hügel, dort zwei Kastanien mit einem Kreuz an der Straßenecke. Kurz nach Norden und dann wieder nach Osten nach
6 Felizenzell mit der Filialkirche von St. Felizitas und St. Leonhard (Dehio):Spätmittelalterliche Grundlage, barocker Bau von 1730 beherrscht das Dorf. 3-jochiges Langhaus, eingezogener 3-seitig geschlossener Chor.
Weiter nach Süden in Richtung Buchbach; nach etwa 300 m lohnt ein kurzer Abstecher nach rechts zur idyllisch im Wald gelegenen Wallfahrtskapelle (1780 erbaut) und dem Brunnenhaus mit Heilwasser. Weiter nach
7 Buchbach zur Pfarrkirche St. Jakob: Buchbach wird erstmals 788 in einem Salzburger Güterverzeichnis erwähnt und bleibt bis 1817 die nordwestlichste Pfarrei der Erzdiözese Salzburg, ist aber schon seit dem Mittelalter unter bayerischer Herrschaft. Nach dem großen Ortsbrand 1762 wird die Pfarrkirche unter Einbeziehung des Vorgängerbaus nach Salzburger Plänen im Stil des Spätbarock, Rokoko neu aufgebaut. Eine kreuzförmige Grundstruktur ist mit diagonalen Nebenaltären zu einem Achteck verbunden, in dem neben dem Hauptaltar im Chor (halbrunder Abschluss) noch zwei große Nebenaltäre links (Walburga-Altar) und rechts („heilige 7 Zufluchten“) und dazwischen noch zwei kleinere Nebenaltäre Platz finden. Die Pfarrkirche ist auch aufgrund ihrer künstlerischen Ausstattung besonders sehenswert, auch das Äußere ist durch seinen aufstrebenden Charakter interessant. Wie an anderen Orten der Gegend hat ein berühmtes „Dreigestirn“ gearbeitet, der Schreiner Matthias Fackler aus Dorfen, Bildhauer Christian Jorhan aus Landshut und der Fassmaler Franz Xaver Zellner aus Erding. Deckengemölde und andere Fresken stammen von den nicht weniger berühmtem Balthasar Mang und Johann Seltenhorn. Die Kanzel ist schon klassizistisch.
An der Choraußenwand wird an den gelehrten Buchbacher Franz Xaver Richter erinnert, „Professor der hebräischen Sprache u. Kenner weiterer 76 Sprachen des Morgen und Abendlandes“!!
8 Weiter durch den Ort Richtung Schwindegg, dann aber noch im Ort nach links Richtung „Ella“ abbiegen; der weitere Weg führt dann auf dem Hügelkamm zwischen Steeger Bach im Westen und dem Walkersaicher Mühlbach im Osten, die beide nach Süden in die Isen laufen, über Ellaberg, Berg mit schönen Ausblicken nach West, Ost und Süden hinunter ins Isental nach
9 Wörth mit der Filialkirche St. Georg: Schön südlich des Isen am Fluss gelegen; vor 1500 erneuert, Langhausmauern des 3-jochigen Langhauses noch romanisch, 1-jochiger Chor mit 5/8-Abschluss. Deckengemälde von Balthasar Mang und Marienfigur von Christian Jorhan (siehe auch Buchbach).
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10 Schwindegg, am Schloss vorbei. Das Schloss ist nur von außen zu sehen, es handelt sich um eines der eindrucksvollsten und bedeutendsten Wasserschlösser der Renaissance. 1594 ff errichtet, teils auf älterer Grundlage. Vier polygonale Ecktürme mit Zwiebelhauben begrenzen die vier zweigeschossigen Flügel; im Schlosshof an zwei Seiten zweigeschossige offene Arkaden.
Auch das „Vorschloss“, ehem. Wirtschaftshof ist eindrucksvoll. Am Schloss 8, Schlosswirt und Am Schloss 15 sind zweigeschossige Renaissancebauten.
Weiter zum Ausgangspunkt, dem Bahnhof.
Quellen:
Q1 „Natur im Landkreis Altötting“, Antje Jansen; 2007 (?), Landratsamt Altötting (?). Die geologischen Aussagen in diesem Buch sind leider oft unrichtig.
Q1a „Natur im Landkreis Mühldorf“, Antje Jansen (1996). Herausgegeben von den Raiffeisen und Volksbanken im LK Mü, nach m.M. vergriffen.
Q2 „Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern“ bzw. „…, Bayern II: Niederbayern“. Deutscher Kunstverlag, 2002
Q3 „Reclams Kunst Führer: Österreich I bzw. Österreich II“.Philipp Reclam Jun. Stuttgart, 1981
Q4 „Grüner Reiseführer Landkreis Altötting“, Kreisverband für Gartenbau und Landespflege, Altötting e.V., 2003
Q4 Liste der bayerischen Naturdenkmäler
Q5 Informationen in vielen Webseiten der größeren Gemeinden meist nach dem Schema www.ortsname.de, z.B. www.burghausen.de.
Q6 „Jahrmillionen vor der eigenen Tür“, Simon Pittner. Burghauser Geschichtsblätter, 32. Folge, 1973. Dieses lokale geologische Standardwerk ist leider vergriffen.