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Ausflug 120: Burghausen - Innspitz

LK AÖ: „Rad“ Nr. 120                                            Stand 4. 2010 (letzte Änderung 7. 2018)

 

„Burghausen - Schützing, Haiming, Innspitz“

 

 

 

Weglänge: Ohne Abstecher 32 km.

Wegqualität: Feld-, Waldwege in guter Qualität und kleinere Straßen.

Nähere Informationen:
Kartenmaterial: Eine Karte im Maßstab 1: 50 000 ist immer richtig.
Natur: Bei dieser Tour fährt man in Schützing entlang des Naturschutzgebietes Untere Alz; bei Haiming durch Aulandschaften an Inn und Salzach und am Innspitz befindet sich die „Vogelfreistätte Inn-Salzachmündung“. Geologisch interessant auch der Gasbrunnen vor Marktl. Informationen inkl. Sagen, Geschichten zu hier aufgeführten Themen auch für Kinder und Schulklassen vermitteln z.B. spezielle naturkundliche Führungen (Monika Hager, Tel: 08677 – 63728, E-Mail: monikahager(at)gmx.de; Marion Strauss-Barthel, Tel: 08677 - 873998, E-Mail: strauss-barthel(at)gmx.de, www.umweltbildung-altoetting.de).
Kultur: Der Laubergraben ist ein im Ursprung ungeklärtes Bayerisches Bodendenkmal; der Kalkbrennofen in Schützing, die Kirchen in Bergham, Haiming sind sehenswert.

Variante für Kinder: Für Kinder besonders interessant einige der angefahrenen Sehenswürdigkeiten, wie der Laubergraben und der Kalkbrennofen bei Schützing, der Innspitz bei Haiming mit kurzen Wanderungen zu Biberbauten (siehe Ausflug 80).

Öffentlicher Nahverkehr: Von Burghausen über Haiming nach Marktl gibt es eine Busverbindung (Linie 7542)

Einkehrmöglichkeiten: In Burghausen, Bergham bei Marktl, Niedergottsau, Haiming, Piesing und Neuhofen.

Nachbartouren: Biberbauten im LK AÖ 80, Burghauser Industrieerweiterungen 125, Burghausen – Braunau 180

Mitarbeit: Wer weitere interessante Informationen beisteuern mag oder Fehler findet, ist  herzlich eingeladen, hier beizutragen (Dr. Ernst-Josef Spindler, E-Mail: ernst-josef.spindler(at)web.de oder Tel: 08677 – 62683).

 

 

1            Ausgangspunkt: Burghausen Bahnhofsvorplatz. Zuerst den Fahrradweg entlang nach Norden. Etwa 100 m nach Überqueren der Franz-Alexander-Straße weist links ein etwa 4 m hohes
 

2            Denkmal auf die „Richtstätte Weh“ des Rentamtes Burghausen, das u.a. an den Hexenwahn erinnert: Dieses Denkmal des Burghauser Künstlers Hans Frank (2010 verstorben) weist u.a. auf das schreckliche Schicksal des 12-jährigen Waisenkindes Frickl hin, das 1719 "wegen Wetter-Zauberei" mehrere Monate lang "gütlich und peinlich (unter Folter)" befragt, verurteilt und am 15. 12. 1719 an dieser Stelle mit dem Schwert mit großer Zuschauerschaft hingerichtet wurde. Raimund Frickl wurde als Sohn eines Salzachschiffers in Burghausen geboren, am 31. 8. 1707 in der Jakobskirche getauft und am 5. 5. 1719 in das städtische Gefängnis im Rathaus eingeliefert. Neben dem bayerischen und dem burghauser Wappen verweist hinten ein Rad auf die Foltermethoden, der darunter befindliche gebrochene Richterstab auf das Prozessurteil und das Schwert vorne auf die noch humanste Hinrichtungsart.
Dann über die Industriebahn und kurz an der westlichen Begrenzung der Wacker-Chemie entlang. Kurz vor dem Alz-Kanal nach links die Schrebergärten entlang zur B20, dort einem Radweg entlang (unter der Bundesstraße hindurch) Richtung Emmerting/Altötting bis zu einem kleinen Parkplatz an der Straße. Von dort durch den Marktler Forst (über den Alzkanal hinweg) bis zur alten Poststraße (Hohenwart – Marktl), diese dann ca. 1 km weiter nach Norden bis links Abzweigung nach Schützing kommt.
 

3            Diese Abzweigung quert nach wenigen Metern den Laubergraben. Diesem Graben sollte man einige Zeit folgen, man erkennt schnell die gleichmäßige Steigung. Über seine Erbauer wie deren Ziel wird immer noch spekuliert. Vielleicht hatten die Römer diesen Graben als Bewässerungskanal gebaut, um Flächen südlich von Marktl bis Richtung Haiming zu bewässern (weitere Informationen zu Schützing ); mehr sicher im Artikel von Hermann Kerscher, „Der Laubergraben und andere „lineare Objekte“ an der Alz bei Schützing, Landkreis Altötting“ im Öttinger Land, Band 27, Jahrgang 2007). Die Straße weiter auf die Freifläche von Schützing. Am Lindenhof eines der Naturdenkmäler im LK AÖ, eine Linde. Nach etwa 400 m geht es weiter nach rechts, links liegt ein Hof, wo vor 1146 eine erste Klostergründung versucht aber bald wieder aufgegeben und in Raitenhaslach erfolgreich wiederholt wurde (siehe Ausflug "Burghausen - Raitenhaslach 6").
 

4            Weiter Richtung Norden, entlang des „NSG Untere Alz“ mit Orchideenwiesen, bis geradeaus in einer Wiese der kürzlich restaurierte Kalkbrennofen  steht; 2017 wurde auch der "Haigermooser Kalkbrennofen" (bei Unterhadermark, Tour Nr. 130) restauriert und mit Info-Tafeln versehen; alle fünf Jahre etwa wird der "Kalkbrennofen Dieperting" zwischen Traunreut und Tacherting betrieben (Wanderung Burghausen - Maria Eck Var. 2). Früher gab es viele dieser Öfen. Noch um 1955 wurde hier Kalksteine, die auf Kiesbänken der Alz gesammelt wurden, zu Kalk gebrannt. Kurz nach dem Waldrand wird wieder der Laubergraben, dann die Autobahn gequert. Es folgen weitere aber schlechter erkennbare Abschnitte des Laubergrabens, diese wertvollen Bodendenkmäler wurden erst in jüngster Zeit zerstört. Wir fahren weiter nach Bergham, wo beim
 

5            Gasthaus Altenbuchner ein „Gasbrunnen“ ist. In und bei Marktl gibt es einige Gasbrunnen, bei denen mit dem Wasser zusammen Erdgas hochkommt. Früher wurde dieses Gas gefasst und z.B. im Antoniusheim genutzt.
Es wird nun die B20 überquert und einige hundert m weiter kommt man zur
 

6            St. Nikolaus Kirche, Bergham. Dehio: Saalkirche, Ende 15. Jh, wieder in schöner Lage, vom Ortsfriedhof umgeben und ummauert. Interessant ist auch ein Guckloch ("Hagioskop"), durch das die Gläubigen aus dem später dazugebauten rechten Seitenschiff auf den Altar sehen können und ein Totenschädel in einer kleinen Nische hinter der Eingangstür. Weiter über Thalweg, Daxenthal nach Haiming-Vordorf. Dort ist die Gradlkapelle ein lohnendes Ziel (Innstr. 35, über die Gradlstraße):

 

7           Gradlkapelle: Ein Haiminger Baudenkmal, gemauerter Nordteil mit eklektizistischer Fassadengestaltung, hölzerner Ostteil, mit Dachreiter, errichtet von Johann Baptist Straubinger, 1861–67; mit Ausstattung.

   

           Weiter über Winkelham und dort auf den Damm, der seit der Aufstauung des Inns nötig wurde, damit nicht weite Teile des Haiminger Gemeindegebietes geflutet werden. Nach ca. 600 m sieht man das Pumpwerk, das Wasser vom tiefergelegenen Innenbereich (rechts) nach außen (links) zum Innspitz pumpt. Weitere 500m biegt links ein kleiner Pfad ab, der bis zur östlichen Spitze des Naturschutzgebietes "Vogelstätte Salzachmündung" führt; am Beginn dieses Pfades weist ein Verbotsschild daauf hin, dass das Betreten zumindest in der Zeit vom 1. März bis zum 31. September verboten ist. Einige Exzesse auf diesem Pfad (Befahren mit Mountainbikes, Motorrädern, sogar Quads, Aufstellen von Tisch und Bänken am Innspitz mit Lagerfeuern etc.) haben die Behörden gezwungen, eine gewisse Duldung für Wanderer zu beenden.
 

9            Vogelfreistätte Salzachmündung: Dieses jüngste (1992) Naturschutzgebiet umfasst das Gebiet zwischen dem Damm und den beiden Flüssen Salzach und Inn (ca. 550 ha); es ist gleichzeitig Bestandteil des Europareservates Unterer Inn. Geomorphologisch handelt es sich um den Flussmündungsbereich der Salzach in den Inn (beide Flüsse eingedämmt). Ökologisch bieten ausgeprägte Röhrrichtzonen, Flachwässer den von dort brütenden (mehr als 25 verschiedene Arten) bzw. durchziehenden Sumpf- und Wasservögeln (weiter über 100 Arten) Schutz; darunter sind viele sehr seltene bzw. vom Aussterben bedrohte Arten. Besonders interessant gerade für Kinder auch die vielfältigen Spuren der dort aber auch an anderen Stellen lebenden Biber (siehe auch dazu den Ausflug „Auf Bibers Spuren“, Nr. 80 (Im LK AÖ (zu Fuß)).
Zurück zum Damm, diesen nach Westen entlang, nach ca. 1000 m geht rechts ein ca. 1000 m weiter Abstecher nach Norden, an der Gaststätte Sportlerheim vorbei nach Haiming. Sehenswert dort die Kirche und das Schloss. In Haiming zwei weitere Naturdenkmäler im LK AÖ, verschiedene Linden.
 

10            Abstecher Haiming, Pfarrkirche St. Stephanus: (Dehio) Gotische Saalkirche, von Hans Wechselberger 1485 erbaut; Chor eingezogen mit 2 Jochen und 3/8-Abschluss, Langhaus 3 Joche. Die gotische Empore wird von originalen Holzsäulen getragen, die die Gemeinde im letzten Jahrhundert vor einer „Verfrachtung“ ins Bayerische Nationalmuseum (München) gerettet hat. 
 

11            Auf dem Damm weiter Richtung Burghausen, bei Hub vom Damm nach Norden über Hub. Dort gibt es zwei Naturdenkmäler im LK AÖ: 2 Manna-Eichen und eine Linde in Motzenbrunn; ein Zitat zu Manna: „Manche Pflanzen, zum Beispiel die Manna-Esche (Fraxinus ornus) oder die Eichenmanna-Arten (Quercus vallonea und Quercus persica), scheiden eine Flüssigkeit aus, die zu 80 Prozent aus dem Zuckeralkohol Mannit besteht, ...“. An Gaststätte und Schloss Piesing vorbei. Dehio: Das Schloss ist ein zweigeschossiger Bau von 1726, mit originaler Ausstattung in einigen Räumen.
 

12        Weiter nach Neuhofen mit der gotischen Saalkirche St. Nikolaus, neugotisch ausgestattet. Weiter meist auf Fahrradweg nach Burghausen zurück. Derzeit gesperrte Varianten die Salzach entlang zum Stadtplatz Burghausen werden bei dem Ausflug Burghausen – Braunau 180 beschrieben.
 

Quellen:

Q1 „Natur im Landkreis Altötting“, Antje Jansen; 2007 (?), Landratsamt Altötting (?). Die geologischen Aussagen in diesem Buch sind leider oft unrichtig.

Q2 „Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern“ bzw. „…, Bayern II: Niederbayern“. Deutscher Kunstverlag, 2002

Q3 „Reclams Kunst Führer: Österreich I bzw. Österreich II“.Philipp Reclam Jun. Stuttgart, 1981

Q4 „Grüner Reiseführer Landkreis Altötting“, Kreisverband für Gartenbau und Landespflege, Altötting e.V., 2003

Q4 Liste der bayerischen Naturdenkmäler

Q5 Informationen in vielen Webseiten der größeren Gemeinden meist nach dem Schema www.ortsname.de, z.B. www.burghausen.de.

Q6 „Jahrmillionen vor der eigenen Tür“, Simon Pittner. Burghauser Geschichtsblätter, 32. Folge, 1973. Dieses lokale geologische Standardwerk ist leider vergriffen.