Ausflug 165: Tüssling - Garching, "geologische Orgeln und Alzplatte"
LK AÖ: „Rad“ Nr. 165 Stand 4. 2010
Tüssling – Garching: Geologische Orgeln
„Alzplatte zwischen Tüssling und Garching“
Die Radtour führt von Tüssling den Möhrnbach entlang nach Süden, dann östlich über die Alzplatte und einige km die Alz entlang nach Garching und mehr oder weniger westlich des Möhrnbachs zurück.
Der Rundkurs führt über Mörmoosen, Mauerberg, Unterneukirchen zu den geologischen Orgeln bei Oberschroffen, die Alz hoch bis Garching, dann über kleine Weiler nach Polling und zurück nach Tüssling.
Weglänge: Der Rundkurs ist ca. 40 km lang, es geht anfangs die Innleiten hoch auf die Alzplatte, bei Oberschroffen zur Alz hinunter, bei Garching wieder auf die Alzplatte hoch und bei Polling wieder hinunter; sonst nur kleinere An- und Abstiege, etwa im Möhrnbachtal. Verschiedene Varianten vor allem auf Feld- und Waldwegen werden in der Google-Map angezeigt.
Wegqualität: Man fährt meist auf kleinen Straßen, aber auch auf Wald- und Feldwegen, entlang der Alz auf einem Fußweg.
Kartenmaterial: Eine Karte im Maßstab 1: 50 000 ist immer wichtig.
Natur: Höhepunkte sind die „Geologischen Orgeln“ bei Oberschroffen und die Alzauen zwischen Oberschroffen und Garching mit einem Biotop der Kreisgruppe des Bund Naturschutzes. Einige Informationen entstammen auch dem Buch von Antje Jansen (sie heißt inzwischen anders) „Natur im Landkreis Altötting“.
Kultur: Informationen zu Kirchen etc. sind vor allem Dehio entnommen, teils fließen eigene Beobachtungen ein.
Variante für Kinder: Für Kinder, die nicht die ganze Strecke fahren können, kann man Ziele und Teilstrecken auswählen, z.B. die „Geologischen Orgeln“, das Alzufer, Schnabling oder Bennoberg als schön gelegene Kirchen etc..
Öffentliche Verkehrsmittel: Die Bahnhöfe Tüssling (Heiligenstatt, Mühldorf) bzw. Garching werden stündlich tagsüber angefahren.
Einkehrmöglichkeiten: Es gibt einige Gasthäuser entlang der Route, vor allem in Tüssling, Garching, aber auch in kleineren Orten.
Mitarbeit: Wer weitere interessante Informationen beisteuern mag oder Fehler findet, ist herzlich eingeladen, hier beizutragen (Dr. Ernst-Josef Spindler, E-Mail: ernst-josef.spindler(at)web.de oder Tel: 08677 – 62683).
1 Ausgangspunkt: Tüssling Bahnhof.
Richtung Süd-Südost am westlichen Möhrnbachtal entlang nach Mörmoosen. Dort ehemalige Schlosskapelle auf einem Hügel, weithin sichtbar. Im Kern 14. JH, im 18. JH erneuert. Vom Schloss nichts mehr erhalten. Dehio.
Weiter nach Mauerberg, mit der gotischen Saalkirche St. Stephanus (Dehio). Etwas abseits wurde am 15. 9. 1991 eine Kapelle, die Blümhuberkapelle, eingeweiht. Franz Blümhuber gelobte den Bau, wenn er von schwerer Krankheit wieder geheilt würde.
2 Von hier nach Osten nach Unterneukirchen mit der Pfarrkirche St. Johannes Ev. und St. Ägidius. Gotischer Nagelfluhquaderbau, Ausstattung neugotisch; auch hier ein Ossuarium mit einigen Totenschädeln. An der Südseite des Kulturhauses gibt es Infos zum "Kapellen- und Marterlweg".
Weiter nach Osten und dann nach Süden zur Alz.
3 Bevor es den Berg hinunter zur Alz geht, sieht man rechts den Alzkanal in einem Tunnel verschwinden, der bei Tacherting abgezweigt wird und kurz nach dieser Stelle im Kraftwerk III der SKW zur Alz hinunter verstromt wird.
4 Kurz nachdem die Straße steil in das Alztal nach Oberschroffen führt, geht rechts ein Sträßlein zum Weiler Wetzberg ab, von dort führt ein ausgezeichneter Fußweg zu den„Geologische Orgeln“: Dieses Geotop Nr. 82 zählt zu den 100 bedeutendsten in Bayern. Vor Ort ist eine gute Erklärung der Vorgänge, die zu diesen „Orgeln“ geführt haben und im Laufe der weiteren Rundtour sieht man nahe Münchberg in einem kleinen Kiesabbau eine Vorstufe dazu, wie eigentlich in fast allen Kiesabbaugebieten hier.
Wieder zurück zur Hauptstraße und hinunter zur Alz (links ist das Kraftwerk III der SKW zu sehen); bei der nächsten Wohnstraße rechts (Schroffener Straße) kann man einbiegen und so etwas verkehrsärmer in Richtung Garching fahren. Am Ortsende von Oberschroffen, kurz hinter dem „Türkisch-islamischen Kulturzentrum“ führt links ein Weg steil hinunter und zurück nach Stocketz, von dort wieder Richtung Garching, über die Straße von Hart nach Rehdorf bis zum Alzufer. Der Fußweg direkt an der Alz ist zwar sehr schön, man sollte ihn aber eigentlich laufen, zum Radfahren ist er doch ziemlich anstrengend, schmal, viele Wurzeln …. Eine leichter fahrbare Variante südlich der Alz ist in der Google-Map angezeigt.
5 Alzauen: Etwas südwestlich der Brücke von Hart nach Rehdorf ist eine Fußgängerbrücke, von der man mit etwas Glück interessante Fische sehen kann, z.B. Schwärme von Flussbarben (15. 4. 2010), die mit ihren vier Barteln am Maul am Boden nach Larven etc. suchen. Über diese Brücke an das andere Ufer und diesem über einen schmalen Weg entlang. Diese Seite ist interessanter und der Weg besser als auf der nördlichen Flusseite.
Das vielleicht wichtigste Projekt in den Alzauen ist die Renaturierung der „Brennen“, in denen magere Wiesen wiederhergestellt werden, wie im „NSG Untere Alz“; diese zeichnen sich durch einen Reichtum besonders bedrohter Pflanzen aus, wie vieler Orchideen etc.. An einer Stelle liegt ein schmaler, länglicher Brennenstreifen zwischen Weg und Fluss. Deutlich sichtbar ist der viel größere Reichtum an Blumen, der wesentlich über dem der sonstigen Wiesen entlang dieses Weges liegt. Alte Wachholderbäume können seit der Freilegung dieser Flächen wieder wachsen.
Auf der gegenüber liegenden Flussseite befindet sich ein BN-Biotop (3,4 ha) zwischen dem Garchinger Schwimmbad und der Alz; es wurde 2007 gekauft, um dort ebenfalls Brennen wiederherzustellen.
6 Garching: In die Stadt hoch und auf der Altöttinger Straße nach Südwesten. Bemerkenswert und auffallend im westlichen Stadtbereich die Wohnsiedlung der ehem. Bayerischen Kraftwerke AG, 1922 - 24 erbaut, inkl. Schulhaus (der gelbe Tropfen auf der Google-Map zeigt genau auf das Schulhaus); Architekt Otto R. Salvisberg, ein berühmter, erfolgreicher Schweizer Architekt, wie Google berichtet. Die Ähnlichkeit mit vielen anderen Wohnsiedlungen dieser Zeit (Burghausen, ....) ist verblüffend. Es gibt auch ein Museum und Flyer für einen Rundgang.
7 Am Ortsende biegen wir nach rechts ab, überqueren den Alzkanal (von Tacherting aus) und die Eisenbahnlinie nach Traunstein und Freilassing, und biegen sofort nach links ab. Nach kurzem, steilen Aufstieg kommt man zur schön gelegenen Filialkirche St. Ulrich, eine gotische Saalkirche, am Weiler Schnabling. Sie liegt auf einer kleinen Anhöhe, von der die nächste Strecke auf der flachen Alzplatte gut zu sehen ist.
8 Weiter über die wirklich platte Alzplatte, mit einzelnen Höfen, bis nach Lehen. Kurz vor Lehen am Hof Mörn eine sehr schön ausgebildete, riesige Eiche, Naturdenkmal in Garching. In Lehen biegen wir nach Westen ab in das Möhrntal hinunter und wieder hoch nach Bennoberg. Der Möhrnbach ist hier ein kleines Bächlein, sollte aber laut Karte in diesem Bereich versiegt sein und unterirdisch verlaufen; das hat aber auch eine Frau – wohnhaft im nächstgelegenen Haus – verneint, sie hätten dort schon als Kinder immer im Bach gespielt.
Die Filialkirche St. Magdalena in Bennoberg liegt wieder sehr schön; eine gotische Saalkirche, innen barockisiert, mit Freskenresten und got. und barocken Schnitzfiguren.
9 Weiter über Kargsinn, Jackhub, Scheuereck, teils mit schönen Bundstadelhäusern, nach Münchberg. Bei Unteraich erzählt ein kleines Marterl unter einer Zypresse von einem Erbstreit zweier Söhne, die sich wegen des „väterlichen Anwesens“ 1575 gegenseitig erschossen.
Nach einem kleinen Wäldchen geht es hinunter in das Tal des Pollinger Bachs, der zu einem Naturschutzgebiet erklärt wurde. Kurz vor dem Anstieg nach Münchberg wieder hoch auf die Alzplatte ist östlich des Weges ein kleiner Kiesabbau, der teilweise schon wieder mit Bauschutt verfüllt wird. Hier sieht man an der Hangkante oben schön die lehmgefüllten braunen Verwitterungstaschen, mit denen die Bildung der geologischen Orgeln beginnt.
10 Weiter nach Bergham mit der FilialkircheHeilig Kreuz. 14. JH, malerisch im Weiler gelegen; innen barock stuckiert, modernes Deckengemälde, got. Wandmalereien im Chor freigelegt. Hl. Anna selbdritt um 1510/20. Die Kirche wurde als Eigenkirche gegründet, d.h. durch die dort wohnenden (reichen) Bauern; die Alzplatte war und ist eben ein fruchtbares Stück Land.
Von Bergham über Feld- und kurze Waldwegstücke an einer mächtigen, alten Winterlinde (Naturdenkmal, am Baum derzeit ein langes Seil, an dem man schwingen kann) vorbei nach Asthal.
Variante 1: Ähnlich wie der Hauptweg über Feldwege nach Asthal.
Variante 2: Weiter nach Polling. Ca. 400 m nördlich von Bergham und östlich der Straße am Hang in einer Wiese eine mächtige Linde, Naturdenkmal der Gemeinde Polling.
11 Polling, Pfarrkirche St. Mariä Heimsuchung: Dehio: Kleinere gotische Kirche, erhöht mitten im Dorf, barockisiert. Südlich angebaut eine Seelenkapelle, gotisch und barockisiert, mit gotischer Muttergottes.
Weiter nach Tüssling, nach Polling auf einem Fahrradweg neben der Landstraße. Es werden auch zwei Varianten gezeigt, auf denen man kürzer, wenn auch nicht schneller von Bergham nach Tüssling kommt, einmal über den Weiler Stieglholzen, dann noch etwas weiter östlich davon, an einer Linde vorbei (ND in Polling).
12 Tüssling: Schon 730 als Meierhof genannt. 1379 Marktrecht.
Pfarrkirche St. Georg. 1725/26; eindrucksvolle Darstellungen der Drachentöterlegende an der Decke und in einer neuen Plastik am Altar.
Schloss: 1583 durch Johann Veit Freiherr von Toerring erbaut. Mit vier Ecktürmen eine regelmäßige Vierflügelanlage (ehem. Wasserschloss); Festsaal um 1725 neu eingerichtet; längsoktogonales Turmzimmer. Schlosskapelle St. Veit, 1611 geweiht. Nördlich ein ausgedehnter Schlosspark.
Schöner Marktplatz.
13 Heiligenstadt: Wallfahrtskirche Unschuldige Kindlein: Got. Saalkirche, Chor nach 1373, Langhaus vor 1451 fertiggestellt. Innen 1734 barockisiert, Kruzifixus mit natürlichem Haar, beachtliche Sammlung wertvoller Heiltümer, geschnitztes Gestühl. Die Fresken an der Langhausdecke erzählen die Gründungslegende, nach der eine Hostiendiebin die Hostie verlor; an der Stelle, wo sie aufgefunden wurde, der "heiligen Statt", wurde die Kirche gebaut.
Im "Kreuzgang" (Zugang innen, südliche Kirchenwand) Tafelbilder der obigen Gründungslegende aus dem 16. JH.; hier eine Besonderheit:
Auf all diesen Bildern wie auch auf dem Fresko ist als Hintergrund die Kirche von Burgkirchen am Wald und das Tüsslinger Schloß zu sehen, auf dem Fresko noch Mörmoosen; dem Maler war wohl nicht bewusst, dass die Heiligenstädter Kirche deutlich älter zumindest als das Schloss (von 1583!!) ist!! Burgkirchen am Wald ist auch jünger, zumindest in der heutigen Form.
Kleine Kapelle, ehem. "Gnadenbrunnen" südlich, von 1734.
14 Burgkirchen am Wald: Pfarrkirche St. Rupertus. Langhaus 1450 zwischen romanischem Turmuntergeschoss und ehem. romanischem Chor ausgeführt; erst 1480 spätgotischer Chor mit 5/8-Schluss. Weithin beherrschend gelegen, zweischif-figer got. Hallentypus (selten), dadurch interessante Säulen- und Netzgewölbeglie-derung. Mächtiger Hochaltar von 1750/60. Romanischer Taufstein und Türbeschlä-ge. Im südl. Altarblatt Glorie des hl. Isidor mit Ansicht des Ortes und Schlosses Tüssling (1730). Schnitzfiguren mit Zeitkostümen (Rokoko).
Friedhofskapelle, 15. JH. (ähnlich Alzgern, Winhöring, Waldhausen)
Quellen:
Q1 „Natur im Landkreis Altötting“, Antje Jansen; 2007 (?), Landratsamt Altötting. Die beste schriftliche Unterlage zu diesem Thema, leider sind die Aussagen zur Geologie oft falsch. Das Büchlein ist nach m.M. vergriffen.
Q1a „Natur im Landkreis Mühldorf“, Antje Jansen (1996). Ein sehr informatives Büchlein. Herausgegeben von den Raiffeisen und Volksbanken im LK Mü, nach m.M. vergriffen.
Q2 „Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern“ bzw. „…, Bayern II: Niederbayern“. Deutscher Kunstverlag, 2002
Q3 „Reclams Kunst Führer: Österreich I bzw. Österreich II“.Philipp Reclam Jun. Stuttgart, 1981
Q4 „Grüner Reiseführer Landkreis Altötting“, Kreisverband für Gartenbau und Landespflege, Altötting e.V., 2003
Q4 Liste der bayerischen Naturdenkmäler
Q5 Informationen in vielen Webseiten der größeren Gemeinden meist nach dem Schema www.ortsname.de, z.B. www.burghausen.de.
Q6 „Jahrmillionen vor der eigenen Tür“, Simon Pittner. Burghauser Geschichtsblätter, 32. Folge, 1973. Dieses lokale geologische Standardwerk ist leider vergriffen.