Ausflug 20: Burghausen - Österreich/Ach: "Tiefes Tal und Widder"
LK AÖ: „Zu Fuß“ Nr. 20 Stand 7. 2010
„Wanghausen: Tiefes Tal und Widder“
Burghausen/Wanghausen – Tiefes Tal – Mühlbach und Widder für die Wasserversorgung – Burghausen/Wanghausen
Weglänge: Runde ca. 3 km, ca. 180 Höhenmeter.
Wegqualität: Man geht auf teils befestigten Fußwegen, im „tiefen Tal“ allerdings wild und schwierig einen Bach entlang, die Auf- und Abstiege sind steil.
Nähere Informationen:
Kartenmaterial: Eine Karte im Maßstab 1: 50 000 ist immer wichtig.
Natur: Informationen inkl. Sagen, Geschichten zu hier aufgeführten Themen auch für Kinder und Schulklassen vermitteln z.B. spezielle naturkundliche Führungen (Monika Hager, Tel: 08677 – 63728, E-Mail: monikahager(at)gmx.de; Marion Strauss-Barthel, Tel: 08677 - 873998, E-Mail: strauss-barthel(at)gmx.de; www.umweltbildung-altoetting.de).
Kultur: Nähere Informationen mit einigen Bildern zur Wallfahrtskirche Maria Ach, dem Goldbründl und zum Schloss Wanghausen (http://www.burgenkunde.at/oberoesterreich/wanghausen/wanghausen.htm), zum hydraulischen Widder, einer hier früher oft verwendeten Wasserpumpe (http://de.wikipedia.org/wiki/Hydraulischer_Widder).
Variante für Kinder: Dieser Weg ist für ältere Kinder ideal, man kann im Bach spielen, bei den Auf- und Abstiegen "klettern".
Öffentliche Verkehrsmittel: Info z.B. unter www.brodschelm.de, www.burghausen.de, Stadtinfo, Citybus.
Ortsverkehr 1, 13: (Stadtplatz, Heilig-Geist-Spital)
Taxi: Gaßner (Tel: 08677-3339), Schwarz (Tel: 0800 2133321)
Einkehrmöglichkeiten: Wanghausen: Gaststätte Jungwirth, In der Reib.
Benachbarte Ausflüge: Ausflug 25 "Burghausen/Wanghausen - Heilbründl", Ausflug 30 "Burghausen - Hochburg: Österreicher Burgblicke", Ausflug 130 "Burghausen - Tittmoning"
Mitarbeit: Wer weitere interessante Informationen beisteuern mag oder Fehler findet, ist herzlich eingeladen, hier beizutragen (Dr. Ernst-Josef Spindler, E-Mail: ernst-josef.spindler(at)web.de oder Tel: 08677 – 62683).
1 Ausgangspunkt: Burghausen Parkplatz nahe der "Neuen Brücke" oder Wanghausen bei der Volksschule. Von Burghausen aus über die neue Brücke nach Wanghausen und zur
2 Wallfahrtskirche Maria Ach: Wie bei so vielen Wallfahrskirchen musste auch hier wegen das schnell anwachsenden Pilgerstromes die kleine gotische Kapelle barock erweitert werden, was gerade von außen sehr gut zu sehen ist. Gegenüber dem Pfarrhof, zum Hang hin, ist das Goldbründl, eine heilsame Quelle, welche wie Wanghausen schon 1270/80 im Maier Helmbrecht Epos erwähnt ist.
Gegenüber der Volksschule Ach ein Naturdenkmal mit zwei mächtigen Platanen, die ein dritter Spitzahorn schön zu einem Ensemble ergänzt.
3 Schloss Wanghausen: Das Schloss ist nicht zugänglich, wohl aber der Rosengarten, der 2004 zur Landesgartenschau hergerichtet und geöffnet wurde. Weiter am Jungwirth mit Biergarten vorbei. Danach lernen wir ein interessantes Bachsystem kennen, das für Wanghausen von größter Bedeutung war; dieses System ist genau mit Zeichnungen beschrieben im Buch des Wanghausener Ortsheimatpflegers Josef Drbal „Wasser, Quelle des Lebens“. Drbal behandelt in diesem Buch die Nutzung der beiden Bäche in Wanghausen (Gieß- und Mühlbach), beschreibt weitere größere Quellen und Brunnen und ihre Nutzung mit Widdern.
4 Man läuft hier schon einige Meter den Gießbach entlang, der aus dem Tiefen Tal kommt, einem Ziel dieser Wanderung. Die Straße wird gequert, wenige Meter rechts oben ist das Gasthaus Reib. Hier sehen wir gleich einen zweiten Bach, den Mühlbach, der den Gießbach unterquert und unter dem Schlossgarten hindurch in die Salzach geführt wird. Deutlich verkürzt einige Informationen aus Drbals Buch: Der Mühlbach, der nahe der Raschbachersiedlung auf dem Weg zum Heilbründl entspringt, trieb früher mit einem weiteren Zufluss der Reihe nach an: Einen Schmiedehammer (Weimaiersölde), die Grandlmühle, die Fuchsschmiede, Obermühle mit zusätzlicher Gattersäge, Mittermühle (hier durch einen Überlauf des Giessbaches aus dem Tiefen Tal verstärkt), Sagmühle bis zur Achmühle nördlich des Schlosses.
5 Etwas weiter das Heimatmuseum Wanghausen in der 1883 umgebauten Obermühle; sie stellte 1956 ihren Betrieb ein und war sodann dem Verfall preisgegeben, bis sie der jetzige Besitzer erwarb, außen und innen renovierte und als Heimatmuseum der Nachwelt erhalten möchte. Neben der Mühleneinrichtung, dem Mühlkammerl und einer kleinen Küche ist viel altes, bodenständiges aus der bäuerlichen Arbeits- und Lebenswelt untergebracht. Eine Besichtigung ist jederzeit nach Vereinbarung möglich, Tel. (0043)(0)7727/2487. An dem Giesbach rechts auf einer Wiese entlang zum Eingang des „tiefen Tals“.
6 „Tiefes Tal“ und Giessbach: Ab hier knapp 250 m fast waagrecht den Bachgrund entlang, einmal u.U. rutschig und steil eine Staumauer umgehend. Diese Staumauer wurde etwa 1900 errichtet, um über eine offene Rinne dem erhöhten Wasserbedarf der Mittermühle zu genügen. Weiter bis links ein Weglein steil nach oben an einem laufenden (2009) Widder vorbei geht, diesem folgen wir bis oben zum Marterl an der Straße.
7 Hydraulische Widder: Unten hört man das charakteristische Klacken eines aktiven hydraulischen Widders, mit dem Wasser hoch zu den Höfen gepumpt wird. Bis zum Bau der Wasserversorgung um 1960/1970 war dies für die Höfe auf der Hochfläche die beste Möglichkeit, zu dem nötigen Wasser zu kommen. Da die Hochfläche sehr wasserdurchlässig (eiszeitliche Geröllschotter mit etwas Erde darauf) ist, gibt es auch keine Bäche auf der Hochfläche; ein Bauer musste deshalb tiefe Brunnen graben oder eine Pumpanlage installieren, wenn der Hof nahe an den Abhängen zu Salzach, Alz, Inn lag und es unten auf halber Höhe Grundwasseraus-tritte gab. An den kleinen Bächlein, die von diesen Grundwasseraustritten zu den Flüssen hinunterlaufen, finden sich überall Überreste alter Widder oder anderer Pumpanlagen, siehe auch die restaurierte Pumpanlage Marienberg (Tour 3). Da der Widder eine sehr wartungsarme, zuverlässige Anlage ist, wird er auch heute noch gebaut und verwendet. Im Gebiet von Ach, Wanghausen gab es laut Drbal mindestens 2 (Wendlinggraben südlich Ach), 2 zwischen Ach und Wanghausen, 7 im Tiefen Tal. Noch am Laufen sind 3 Widder, je einer bei den oben aufgeführten Stellen. (Eine ähnliche Aufstellung für die Burghauser Salzachseite möchte der Raitenhaslacher Ortsheimatpfleger Hopfgartner machen.)
8 Oben endet der steile Fußweg an einer Straße, ganz nahe an einem Marterl: Zum Gedenken an die in Hochburg/Ach einst ansässige größere Sinti-Familie Kerndlbacher, die unter den Nazis fast vollständig ermordet wurde, ist hier ein kleines Marterl errichtet; eine der wenigen Überlebenden wurde von Leni Riefenstahl für ihren Film „Südland“ ausgesucht, konnte flüchten und überlebte in einem KZ (siehe etwa www.gedenkdienst.at/index.php. Ein anderer konnte vom LKW springen und sich im „Tiefen Tal“ verstecken, als die Nazis die Sinti-Familie in das KZ-Maxglan verschleppten. Von 300 Sinti überlebten drei!
9 Als schneller, kurzer und ähnlich abenteuerlicher Rückweg empfiehlt sich der eingezeichnete Rückweg, d.h. den Feldweg entlang nach Norden bis kurz vor dem "Indianerhaus" mit der bekannten
10 Weissagung der Cree: Diese Weissagung haben vor allem die amerikanische und deutsche Umweltbewegung in den 80er Jahren benutzt:
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
Only after the last tree has been cut down / Only after the last river has been poisoned / Only after the last fish has been caught / Then will you find that money cannot be eaten.
Diese Weissagung hat allerdings mit den Cree oder anderen Indianern nichts zu tun und wurde von einem authentischen, völlig anders gearteten Indianerspruch umgewandelt (siehe etwa http://de.wikipedia.org/wiki/Weissagung_der_Cree).
11 Ca. 40 m vor dem "Indianerhaus" führt ein Steig steil hinunter zum schönen Friedhof von Wanghausen; einen Hinweis auf die Verbrechen an der Romafamilie sucht man vergebens, es finden sich aber schöne Standesbezeichnungen auf den Gräbern, z.B. "Gastwirts und Kalkbrennereibesitzersgattin". Man findet diesen Steig, wenn man etwas links vom Weg im Wald den Abhang entlang geht, direkt neben einem ca. 50 cm hohen, inzwischen wieder bemoosten Erdhaufen.
12 Leichter geht es am "Indianerhaus" vorbei ein kleines Weglein hinunter zum Wanghauser Schloss und zurück zum Ausgangspunkt. Folgt man einem steil absteigenden Pfad in Richtung zum Friedhof etwa am Beginn des letzten Weg-Drittels, stößt man im Wald auf eine weitere Stelle, wo früher ein Widder gearbeitet hat.
13 Aussichtsplatz: Eine Variante führt sehr schön auf einem guten Waldweg am Indianerhaus vorbei in Richtung Norden, auf gleicher Höhe ca. 600 m die Hangkante entlang. Am Ende ein schöner, kleiner Rastplatz mit Bank und rundem Baumstammtisch. Von dort eine sehr schöne Aussicht auf Pulverturm, Wöhrsee, Burg und Altstadt.
Quellen:
Q1 „Natur im Landkreis Altötting“, Antje Jansen; 2007 (?), Landratsamt Altötting (?). Die geologischen Aussagen in diesem Buch sind leider oft unrichtig.
Q2 „Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern“ bzw. „…, Bayern II: Niederbayern“. Deutscher Kunstverlag, 2002
Q3 „Reclams Kunst Führer: Österreich I bzw. Österreich II“.Philipp Reclam Jun. Stuttgart, 1981
Q4 „Grüner Reiseführer Landkreis Altötting“, Kreisverband für Gartenbau und Landespflege, Altötting e.V., 2003
Q4 Liste der bayerischen Naturdenkmäler
Q5 Informationen in vielen Webseiten der größeren Gemeinden meist nach dem Schema www.ortsname.de, z.B. www.burghausen.de.
Q6 „Jahrmillionen vor der eigenen Tür“, Simon Pittner. Burghauser Geschichtsblätter, 32. Folge, 1973. Dieses lokale geologische Standardwerk ist leider vergriffen.