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Ausflug 80: LK AÖ "Auf Biberspuren"

LK AÖ: “Zu Fuß” Nr. 80                                         Stand 4. 2010

 

„Auf Biberspuren im Landkreis“

 

 

Weglänge: Kurze Wanderungen von jeweils ca. 2 km Länge und weniger.

Wegqualität:. Feld- und Waldwege, Pfade.

Nähere Informationen:
Kartenmaterial: Eine Karte im Maßstab 1: 50 000 ist immer richtig.
Natur: Die lokalen Informationen stammen vor allem von Herrn Georg Bonauer, Heufelderweg 22, D – 84547 Emmerting; zusammen mit Prof. Reichholf hat er eine Bestanderfassung für die LK AÖ erstellt und veröffentlicht (bitte anklicken). Führungen (durch ihn) sind jeweils auf der BN-Webseite unter "Aktionen und Termine" und in der Presse angekündigt.
Informationen inkl. Sagen, Geschichten zu hier aufgeführten Themen auch für Kinder und Schulklassen vermitteln z.B. spezielle naturkundliche Führungen (Monika Hager, Tel: 08677 – 63728, E-Mail: monikahager(at)gmx.de; Marion Strauss-Barthel, Tel: 08677 - 873998, E-Mail: strauss-barthel(at)gmx.de, www.umweltbildung-altoetting.de). Natürlich ist der Biber im Internet höchst präsent, wie eine Google-Suche zeigt; Infos etwa unter www.bund-naturschutz.de, „Fakten+Hintergründe“, „Artenschutz“, „Infos zu einzelnen Arten“.
Kultur: Hier geht es vor allem um naturkundliche Themen; „Ausflüge Natur/Kultur“, die in der Nähe einige weitere interessante Punkte streifen sind bei den einzelnen Wanderungen angegeben.

Variante für Kinder: Diese Ausflüge sind für Kinder besonders interessant, da es wirklich viel zu sehen gibt!

Öffentlicher Nahverkehr: Sehr schwierig: Von Burghausen über Haiming nach Marktl gibt es eine Busverbindung (Linie 7542), ebenso eine südlich des Inns. Man kann am besten mit der Bahn (und einem Fahrrad) zu einem der näheren Bahnhöfe in Marktl, Burghausen, Altötting, Töging fahren, und von dort mit dem Fahrrad.

Einkehrmöglichkeiten: In größeren Ortschaften.

Mitarbeit: Informationen zu neuen Funden, Beschädigungen an den Biberbauten etc. geben Sie bitte an Herrn Georg Bonauer weiter, Heufelderweg 22, D – 84547 Emmerting, Tel: 08679 1531. Wer weitere interessante Informationen zu dieser Webseite beisteuern mag oder Fehler findet, ist  herzlich eingeladen, hier beizutragen (Dr. Ernst-Josef Spindler, E-Mail: ernst-josef.spindler(at)web.de oder Tel: 08677 – 62683).

 

 

1            Was sieht man auf diesen Touren vom Biber? Biber sind dämmerungs- und nachtaktiv, weshalb sie tagsüber normalerweise nicht zu sehen sind.
Immer aber sieht man ihre
* „Arbeitsplätze“, d.h. angebissene und gefällte Bäume mit den beeindruckend großen Spänen,
* „Geschleife oder Pässe“, das sind Wege bzw. Rutschen im Auwald zum Gewässer, etwa 30 bis 40 cm breite Furchen, über die sie Zweige etc. transportieren und in Bäche, Weiher etc. hineinrutschen,
* „Biberburgen bzw. Baue“, das sind Asthaufen oft mit Schlamm (mit Händen hergebracht, dann mit der Kelle geglättet) bedeckt, ca. 1 – 1,5 m hoch, einige Meter im Durchmesser und immer an einer Wasserfläche (Bach, Fluss, Weiher). Drei bis fünf Zugänge sind unter der Wasseroberfläche, oberhalb gibt es in der Burg einen Fressplatz und eine Schlaf-/Wohnhöhle. Von „Burg“ spricht man, wenn diese inmitten eines Gewässers aufragt, von „Bau“, wenn die Asthaufen am Ufer sind (und der Bau auch großteils im Uferschlamm eingegraben ist).

2            Der Biber im Landkreis: Fossilfunde belegen Biber in Bayern seit ca. 15 Mio Jahren. Über 350 Orts-, Flur-, Gewässernamen weisen sein Vorkommen in historischer Zeit nach. Wie überall in Süddeutschland und größtenteils in ganz Mitteleuropa wurde der Biber in Bayern aber in der frühen Neuzeit ausgerottet. Der letzte Biber im Landkreis AÖ wurde um 1870 in Haiming gefangen und nach München verkauft (Annalen der Freiherren von Ow, Haiming), an anderer Stelle heißt es „1867 ausgerottet“. Der Bund Naturschutz bürgerte in den 1960er Jahren die ersten Biber in Bayern aus. Bis in die frühen 1980er Jahre wurden rund 120 Biber aus Skandinavien und Russland in Bayern in ihre alte Heimat entlassen. Momentan gibt es ungefähr 3000 Biberreviere in Bayern. Die Anzahl der Biber wird auf etwa 12.000 Individuen geschätzt. Im Landkreis AÖ gibt es knapp 30 Reviere.

3            Nutzen und Schaden durch den Biber: Fast jedes Wildtier verursacht Schäden: Rehe, Hirsche und Wildschweine verbeißen junge Pflanzen und erzwingen bei zu großer Dichte kostspielige Einzäunungen etc.. Auch der Biber richtet in der Kulturlandschaft Schäden an, indem er Bäume fällt, mit Stauwehren Flächen überflutet, durch Tunnelbauten Einstürze verursacht etc.. Dies wird in den meisten Fällen erst dadurch zum Schaden, weil der Mensch entgegen den gesetzlichen Bestimmungen auch noch die letzten Ufermeter nutzen will.
Im Landkreis gibt es einen Biberbeauftragten, Herrn Christian Müller von der UNB; die Schäden im LK sind eher gering.

Der Nutzen in einer Naturlandschaft ist aber sicherlich viel größer: Durch seine Bautätig-keit gestaltet er die Fluss- und Weiherufer laufend um, schafft damit Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere, wird als „Baumeister der Wildnis“ bezeichnet. Wollte man solche vielfältigen Landschaften mit Menschenhand gestalten, kostete das Unsummen. Mehr dazu auf der oben zitierten Webseite des BN.

4            Haben Sie gewusst,

4.1                 dass die Biberkelle, also der flache Schwanz, auch als „Fußbodenheizung“ für die Jungen dient?

4.2                 dass Biber ein extrem dichtes, extrem isolierendes Fell haben (23 000 Haare pro cm2 am Bauch (Mensch ca. 200 H/cm2, Rinder ca. 1000 H/cm2, Chinchillas haben anscheinend noch größere Haardichten))? Das machte einen Biberbalg natürlich besonders wertvoll!

4.3                 dass Bibergeil (ein Bibersekret „castoreum“) früher ein wichtiges Heilmittel mit krampflösender Wirkung war? Auch hier liegt einer der Gründe für die Ausrottung.

4.4                 dass Biber als Wassertiere früher den Fischen zugerechnet wurden und deshalb auch als schmackhafte Fastenspeise trotz Fleischverbot am Freitag gegessen werden durfte, auch ein Grund für die Ausrottung?

4.5                 dass Biberpärchen sich lebenslang treu sind?

5            Bibertour 1: (Mittling, Rojabach) Diese Tour beginnt bei der Brücke über die Autobahn nördlich von Mittling (ca. 7 km östlich von Neuötting). Sie ist ca. 2 km lang, führt durch den Inn-Auwald und zeigt zwei Biberburgen.
Viele andere natürliche und kulturelle Sehenswürdigkeiten in der Nähe kann man auf dem Ausflug Nr. 140 „Sehr viel Natur und viele Kirchen“ sehen; ein kurzer sehr lohnenswerter Ausflug zur kleinen, romanischen Mittlinger Kirche gibt einen Vorgeschmack!

6            Bibertour 2: (Haiming, Innspitz) Diese Tour beginnt bei Haiming und führt zum Pumphaus auf dem Inndamm, von dem aus eine Biberburg schön zu sehen ist. Die Variante vor zum Innspitz: Am Beginn dieses Pfades weist ein Verbotsschild darauf hin, dass das Betreten zumindest in der Zeit vom 1. März bis zum 31. September verboten ist. Einige Exzesse auf diesem Pfad (Befahren mit Mountainbikes, Motorrädern, sogar Quads, Aufstellen von Tisch und Bänken am Innspitz mit Lagerfeuern etc.) haben die Behörden gezwungen, eine gewisse Duldung für Wanderer zu beenden. Der Innspitz zeigt schön den Lebensraum der Biber mit vielen gefällten Bäumen, Biberrutschen, aber auch eine außergewöhnliche Vogelwelt auf den Wasser-flächen außerhalb des Inndammes; die in der Google-Map eingezeichnete Biberburg am Innspitz kann man vom Ende des Salzach-Leidammes nicht einsehen.
Viele andere natürliche und kulturelle Sehenswürdigkeiten in der Nähe kann man auf den Ausflügen „Burghausen – Braunau“ Nr. 180 und „Burghausen – Schützing, Haiming, Innspitz“ Nr. 120 sehen.

7            Bibertour 3: (Winhöring, Isenmündung) Ausgangspunkt ist unter der Autobahnbrücke am rechten Isenufer, kurz vor der Mündung in den Inn. Länge knapp 1.5 km. Man sieht am Innufer zwei Biberburgen, wobei diejenige flussaufwärts in der letzten Zeit als Ausweichquartier genutzt wird und vom Damm aus durch Schilf verdeckt ist.
Die Innauen flussaufwärts bieten vielerlei Möglichkeiten, die Vogelwelt und Auenwälder zu erleben.
Viele andere natürliche und kulturelle Sehenswürdigkeiten in der Nähe kann man auf dem Ausflug „Sehr viel Natur und viele Kirchen“ Nr. 140 sehen.

8            Bibertour 4: (Marktl) Ausgangspunkt Parkmöglichkeit südöstlich von Marktl am Inn. Länge knapp 500 m.
Eine Variante führt entlang des Inns flussaufwärts (Beobachtung von Wasservögeln) und dann landeinwärts zurück am Imkerlehrpfad verbei über den Marktplatz von Marktl (Papstgeburtshaus) zurück zur Innbrücke. Länge ca. 3 km.
Viele andere natürliche und kulturelle Sehenswürdigkeiten in der Nähe kann man auf den Ausflügen „Sehr viel Natur und viele Kirchen“ Nr. 140 und „Marktl – Erlbach – Türkenbach“ Nr. 175 sehen; ein kurzer Abstecher zu gegenüber wunderbar liegenden Kirche St. Nikolaus in Bergham ist auf jeden Fall lohnend (siehe Nr. 140).

9            Bibertour 5: (Raitenhaslach) Im März 2010 war hier noch kein Biberbau zu sehen, wohl aber im Mai. Zusätzlich viele Spuren des Bibers, umgelegte Bäume, abgenagte Zweige und Äste, Schleifspuren etc., und zwar ganz leicht erreichbar.

Ausgangspunkt ist hier der Parkplatz in Raitenhaslach; von dort führt ein Weg zum Schluss steil zur Salzach hinunter, unten geht es nach links die Salzach etwa 200 m entlang. Man sieht vor allem links aber auch rechts des Uferweges die Biberspuren.

Für Kinder sehr schön zum Spielen sind auch die Salzach-Kiesbänke direkt an dieser Stelle, natürlich muss je nach Alter eine entsprechende Aufsicht gewährleistet sein.

Diese Stelle erreichen Sie auch auf den Ausflügen „Burghausen – Raitenhaslach/Marienberg“ Nr. 6 und „Burghausen – Tittmoning“ Nr. 10, der klare kulturelle Höhepunkt ist das Kloster Raitenhaslach, die Wallfahrtskirche Marienberg und weitere Punkte (Ausflug Nr. 6).

Quellen:

Wichtigste Quelle für diese Touren ist „Die Verbreitung des Bibers Castor fiber im Landkreis Altötting“, Georg Bonauer, Josef H. Reichholf, Mitt. Zool. Ges. Braunau, Bd. 9, Nr. 4. S. 243 – 245, 2008.

Q1 „Natur im Landkreis Altötting“, Antje Jansen; 2007 (?), Landratsamt Altötting (?). Die geologischen Aussagen in diesem Buch sind leider oft unrichtig.

Q2 „Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern“ bzw. „…, Bayern II: Niederbayern“. Deutscher Kunstverlag, 2002

Q3 „Reclams Kunst Führer: Österreich I bzw. Österreich II“.Philipp Reclam Jun. Stuttgart, 1981

Q4 „Grüner Reiseführer Landkreis Altötting“, Kreisverband für Gartenbau und Landespflege, Altötting e.V., 2003

Q4 Liste der bayerischen Naturdenkmäler

Q5 Informationen in vielen Webseiten der größeren Gemeinden meist nach dem Schema www.ortsname.de, z.B. www.burghausen.de.

Q6 „Jahrmillionen vor der eigenen Tür“, Simon Pittner. Burghauser Geschichtsblätter, 32. Folge, 1973. Dieses lokale geologische Standardwerk ist leider vergriffen.