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Erdkröten, urige Bewohner von Feuchtgebieten

Die Froschlurche bevorzugen Auengehölze, Laubwälder und naturnahe Gartenanlagen.

Die Erdkröte, die Linne 1758 mit dem lateinischen Namen Bufo bufo in die Nomenklatur einordnete ist eine sehr häufige Amphibienart und auf fast dem gesamten europäischen Kontinent verbreitet. In Deutschland kommt dieser einheimische Froschlurch flächendeckend in Niederungen und Ebenen bis in die Alpenregion in Höhenlagen um 2000 m vor. Bei den Erdkröten handelt es sich nach heutiger Auffassung wahrscheinlich um einen Komplex mehrerer Arten, deren genaue Abgrenzung noch unklar ist.

Die Oberseite der Kröte ist bräunlich, oliv, auch rötlich oder gelblich gefärbt und mit einer Vielzahl von Warzen besetzt. Die Bauchseite ist weißlich, grau gesprenkelt oder gelbbraun. Die Männchen haben eine Körperlänge von durchschnittlich 8 bis 10 cm, die Weibchen zwischen 12 und 15 cm. Die Tiere haben keine Rippen und können ein Alter von 12 Jahren in Freiheit erreichen, in Terrarien erwiesenermaßen bis 36 Jahre. Während der Paarungszeit sind die Männchen an den schwarzen Schwielen im Daumen und den nächsten beiden Fingern zu erkennen. An der Kopfhinterseite befinden sich stark hervortretende paarige Drüsen, die giftige Sekrete produzieren, um Feinde abzuwehren. Auch schützen die Sekrete vor Pilzbefall. Die Iris der Augen ist kupfern bis rotgelb. Die Erdkröten häuten sich in unregelmäßigen Abständen, wobei anschließend die Haut verschlungen wird. Sie ruhen tagsüber unter Steinen, Totholz, Laub und in selbst gegrabenen Erdlöchern. Die Froschlurche bevorzugen Lebensräume wie krautreiche Wälder, feuchte Wiesen, Hecken und naturnahe Gärten, wo sie sich von Schnecken, Würmern, Asseln, Spinnen und anderen Bodentieren ernähren. Die Bewegung der Beute löst einen Reflex aus, wobei sie den gesamten Körper vorstoßen, die Zunge herausschnellen und mit den Kiefern blitzschnell zupacken und die Beute im Ganzen verschlingen. Regenwürmer werden durch die Finger gezogen, um Schmutzpartikel abzustreifen. Einer Kröte, die sich schon seit über 14 Jahren in einem nach unten offenen und mit größeren Steinen locker ausgelegten Kellerschacht wohlfühlte, legte ich einen Maikäfer vor das Maul. Als der Käfer zu krabbeln anfing, rückte die Kröte ihren Körper in Richtung Beute. Das folgende Zuschnappen erfolgte so blitzschnell, dass man nur eine kurze, verschwommene Bewegung wahrnehmen konnte. Nur die würgenden Bewegungen ihres Kehlkopfes verrieten den Verbleib des Maikäfers.

Die wechselwarmen, dämmerungsaktiven und Feuchte liebenden Schattenwesen verlassen etwa Ende Februar ihre Winterquartiere. Zum Paarungsbeginn Ende März/Anfang April wandern sie bei Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad Celsius ohne Nahrung aufzunehmen zu ihren Laichplätzen in stehende, dauerhafte Gewässer mit großem Wasserkörper. Nach Einbruch der Dämmerung, besonders bei Regen macht sich immer die gleiche Krötengesellschaft auf den Weg, wobei die Tiere sich schon auf der Wanderung zu paaren beginnen. Da die Weibchen nicht jedes Jahr laichen, sind die Männchen in der Überzahl. Sie springen jeden sich bewegenden Gegenstand, der die Größe eines Weibchens hat an und umklammern ihn.

Für das Angeln auf Hechte fing ich am Marktler Badesee einige 10 bis 12 cm lange Rotaugen als Köderfische und hälterte sie in einem Köderfischkessel. Mein damals 6jähriger Sohn entdeckte am Ufer ein Krötenmännchen und setzte es zu den Rotaugen. Nach kurzer Zeit hatte die Kröte einen der Köderfische fest umklammert und ich hatte Mühe, ihre Vorderbeine vom Fischkörper zu lösen. Wenn ein Krötenmännchen irrtümlich ein anderes Krötenmännchen umklammert, stößt dieses einen Befreiungsruf „ük,ük,ük“ aus, ein Signal, dass hier ein Irrtum vorliegt und das klammernde Männchen lässt sofort los. Um ein Weibchen zu erobern, macht sich das Männchen groß und nimmt die Späh-Stellung ein, um sich annähernde Weibchen erkennen zu können. Hat ein Krötenmännchen das Glück, ein Weibchen anzuspringen, verhält sich dieses ganz ruhig, bis es vom Männchen unter den Achseln umklammert wird. Huckepack trägt dann das Weibchen ihren Partner zum Laichplatz. Bei Frosteinbrüchen während dieser Wanderung graben sich die Tiere an Ort und Stelle ein und warten, bis die Wetterbedingungen besser werden. Die Erdkröten sind Traditionslaicher, dh. sie laichen immer wieder an denselben Gewässern. In Gewässern, in denen sich nur wenig Erdkröten einfinden, stoßen die Männchen manchmal Balzrufe aus, die wie „öök, öök“ klingen. Licht und Wasser sind die Auslöser, die beim Weibchen das Ablaichen bewirken. Das Pärchen wird unruhig und sucht im Schilf geeignete Pflanzenteile oder ins Wasser ragende Äste. Das Weibchen biegt den Rücken zum Hohlkreuz und streckt die Beine nach hinten, ein Zeichen für das Männchen, dass es bereit ist. Während es langsam schwimmt, gibt es perlenkettenartige Laichschnüre ab, wobei das Männchen beim Austritt des Laiches mit den Hinterfüßen einen Trichter formt und sein Sperma abgibt. Das Weibchen heftet die Laichschnüre an einem Pflanzenteil fest und schwimmt mit dem Männchen auf dem Rücken wieder zurück. Die schwarzen 1,5 bis 2 mm großen Eier werden in der Regel in Zweierreihen in Form von Schnüren, die 5 bis 8 mm dick sind, abgegeben. Diese sind mit einer durchsichtigen Eiweißhülle verbunden, die die Eier vor Pilzbefall schützt. Alle 15 bis 30 Minuten kann das Weibchen eine etwa 20 cm lange Laichschnur abgeben, wobei die an den Stängeln gehefteten 3 bis 5 m langen Laichschnüre 3000 bis 6000 Eier enthalten können. Der gesamte Laichvorgang kann 5 bis 10 Stunden dauern. Es ist interessant, dass in kleinen Gewässern, die mit Kaulquappen überbesetzt sind, trotz genügend Futter bei den meisten Tieren keine Metamorphose eintritt. Sie benötigen einen genügend großen Wasserkörper für ihre Entwicklung.

Nicht immer ist das Ablaichen von Erfolg gekrönt. In der Biermeierlacke konnte ich die Erdkröten beim Liebesspiel beobachten und freute mich über die zahlreichen an den ins Wasser hängenden Weidenästchen angehefteten perlenartigen Laichschnüre. Tags darauf fiel der Wasserpegel der Salzach, so dass sich der Wasserstand in der Lacke stark absenkte. Die im Geäst angehefteten Laichstränge hingen wie ein grausiger Christbaumschmuck etwa einen halben Meter über der Wasseroberfläche.

Nach Beendigung des Laichvorganges verlassen die Weibchen den Laichplatz in der darauffolgenden Nacht, während die Männchen noch einige Tage bleiben. Die zurückwandernden Kröten suchen ihre alten Jagdreviere auf, wo sie ihre Jagdstreifzüge ab 12 Grad unternehmen. Die jungen Kröten verstecken sich tagsüber im Moos, unter Steinen und Wurzeln, werden nachts aktiv und gehen auf Nahrungssuche. Im Alter von 3 bis 4 Jahren werden die Männchen geschlechtsreif, die Weibchen etwa mit 4 bis 6 Jahren. Ab September werden die Kröten wieder vom Wandertrieb erfasst und wandern schon mal in Richtung Laichplatz, graben sich im Oktober ein und wandern im März, durch den Fortpflanzungstrieb geweckt, zu ihren Laichgewässern.

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist die Erdkröte besonders geschützt, steht aber in der Roten Liste von Deutschland als nicht gefährdet.

Günter Geiß