Wasserfrösche im Wandel der Evolution
Die verschilften und mit Seggen bewachsenen Ufer unserer Badeseen und Altwässer bieten ideale Lebensräume für den Seefrosch Rana ridibunda, dessen Weibchen mit einer Kopf-Rumpf-Länge bis 17 cm die größten europäischen echten Frösche sind. Seefrösche haben eine grünliche Grundfarbe mit deutlich dunklen Flecken mit meist einer grünen Mittellinie. Die olivgrüne oder olivbraune Rückenhaut ist mit kleinen Warzen bedeckt. Die Oberschenkel sind an der Innenseite grauweiß und schwarz marmoriert oder gefleckt. Die Unterschenkel sind im Verhältnis zum Rumpf sehr lang und auf der Fußunterseite vor der kleinsten Zehe befindet sich ein kleiner Höcker. Seine Hinterbeine sind hellgrau mit schwarzen Querbinden und die weißliche Bauchfläche ist oft dunkelgrau marmoriert. Die Augen sind kugelförmig, mit waagrechter Pupille. Seine Schnauze ist meist spitz und sein Trommelfell deutlich sichtbar. Seefrösche sind stark ans Wasser gebunden, leben fast ganzjährig am Wasser und sitzen gern am sonnigen Ufer. Die Männchen haben zwei hinter den Mundwinkeln sitzende, ausstülpbare dunkelgraue Schallblasen, womit sie sich während der Paarungszeit von April bis Juni laute Froschkonzerte liefern. Bei Gefahr oder Störung springen sie sofort mit einem weiten Satz ins Wasser und tauchen in krautige Wasserpflanzen oder in den Schlamm ab. Das Weibchen legt an sonnigen und pflanzenreichen Stillgewässern unter Wasser Laichballen mit über 1000 Eiern ab, die dann vom Männchen befruchtet werden. Aus den bräunlichen, bis 1,5 mm großen Eiern schlüpfen Kaulquappen, die sich von Grünalgen, Zooplankter und Detritus ernähren. Ältere Kaulquappen fressen auch kleine Krebschen und Würmer und erreichen nach einer 4-monatigen Larvenzeit bis 10 cm Größe, bevor sie sich zu verwandeln beginnen. Seefrösche ernähren sich von wirbellosen Tieren, Insekten, Spinnen und Würmern und auch kannibalisch von kleinen Fröschen. Die Geschlechtsreife erlangen sie erst nach ihrer 2. Überwinterung. An unseren Badeseen und Altwässern leben noch weitere grüne Wasserfroscharten, wobei der Seefrosch dominiert. Zu diesen Grünfröschen des Rana-esculenta-Komplexes zählt auch der Grüne Wasserfrosch Rana esculenta und der Kleine Teichfrosch Rana lessonae. Nach Auffassung der Wissenschaftler sind der Seefrosch und der Kleine Teichfrosch als echte Arten zu bezeichnen, während der Grüne Wasserfrosch lediglich eine Kreuzung zwischen ihnen darstellt. Bei Verpaarung des Seefrosches und beim Kleinen Teichfrosch unter sich, also derselben Art, gibt es Nachkommen, die wie die Elterntiere aussehen. Kreuzt man den Grünen Wasserfrosch mit dem Kleinen Teichfrosch, so entstehen ebenfalls Grüne Wasserfrösche, aber auch, wenn man Seefrösche mit dem Grünen Wasserfrosch paart. Wird bei dieser Paarung der volle Chromosomensatz des Seefrosches an die Nachkommen übergeben, so entstehen dadurch Seefrösche. Sind beide Elternteile dem Grünen Wasserfrosch zuzuordnen, zeigen die Kaulquappen eine stark herabgesetzt Lebensfähigkeit, während es sich bei den Bastarden um lebensfähige Nachkommen handelt. Wahrscheinlich befinden sich die Grünen Wasserfrösche noch im Wandel der Evolution, denn sämtliche Wasserfroscharten sind untereinander kreuzbar. Die Weibchen des Grünen Wasserfrosches erreichen eine Länge bis 12 cm, die des Kleinen Wasserfrosches 5 bis 9 cm. Die stark vorstehenden Augen geben den Grünfröschen ein Sehfeld von fast 360 Grad. Sie sind Lauerer, die stundenlang auf dem gleichen Seerosenblatt sitzen können und dann plötzlich losschnellen, wenn sich in der Nähe eine Libelle niederlässt. Dabei macht der Frosch mit dem Rumpf eine solche Wendung, dass er seine vorne am Mundboden angewachsene, herausklappbare Zunge zielgenau gegen die Beute schleudern kann. Die Winterruhe halten die Grünfrösche im schlammigen Sediment ihrer Wohngewässer, wobei sie bei stark herunter gefallenem Stoffwechsel über die Haut atmen. Alle grünen Wasserfroscharten sind besonders geschützt.
Günter Geiß