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Heimische Muschelarten im Marktler Badesee und ihre Bedrohung durch die Wandermuschel

Im Marktler Badesee, im Wöhrsee und in anderen Stillgewässern entlang des Inns und der Salzachmündung leben seit jeher Teichmuschelarten der Gattung Anodonta, die als verschiedene Lokalrassen vertreten sind. Starke Populationen bildet die Große Teichmuschel (Anodonta cygnaea), auch Schwanenmuschel genannt. Sie wird bis 20 cm lang und bevorzugt stille Gewässer. Eine weitere in unseren Altwässern heimische Muschel ist die Gemeine Teichmuschel (Anodonta anatina), auch Entenmuschel genannt. Die Schwanenmuschel zeigt einen niederen und die etwas kleinere Entenmuschel einen höheren Kiel. Auch lokale Rassen der Malermuschel aus der Familie Unionidae kommen in größererAnzahl vor. Die Malermuschel (Unio pictorum) erreicht etwa 10 cm Größe. Ihre Schalen verwendeten früher die Maler als Anrührschalen für Wasserfarben.

Alle diese Muschelarten leben im seichten sowie im tiefen Wasser und graben mit ihrem fleischigen, muskulösen Fuß in sandigen bis schlammigen Bodensubstraten, wo sie ihre Wanderung durch ihre langen Furchen verraten. Die Tiere bewegen sich mit zitterndem Rütteln im Schlamm und wühlen den Grund auf. Ihr hinteres Ende erhebt sich über das weiche Sediment, wobei sie durch den leicht geöffneten Schalenspalt Wasser in ihre Mantelhöhle strudeln und im aufgewirbelten Bodensatz kleinste planktonische Pflanzen und Detritus als Nahrung herausfiltern. Um sich zu vermehren, benötigen die Teich- und die Malermuscheln geeignete Wirtsfische in  ausreichender Dichte, auf denen sich die Larven entwickeln können. Diese liegen in kleinen Klumpen auf der Schlammoberfläche und klappen, sobald ein Fisch näher kommt, rasch ihre Schalen auf und zu. Nur wenigen gelingt es, die Flossen zu berühren und ihr Schalenhakenpaar in diese hineinzuschlagen. Die Haut des befallenen Fisches umwuchert in kurzer Zeit die angeheftete Larve. Es bildet sich eine Zyste, in der die Larve (Clochidium) liegt. Sie ernährt sich parasitisch vom Wirtsgewebe. Nach einigen Wochen fallen sie als kleine Muscheln zu Boden, wo sie ein neues Leben beginnen.

Für unsere Gewässer sind die Malermuscheln und die Teichmuscheln von großer Bedeutung, da jedes einzelne Tier literweise Wasser durch ihre Filtervorrichtung strömen lässt. Der derzeit größte Feind der Teichmuscheln und auch der Malermuschel in unseren Altwässern dürfte die Bisamratte sein, zu deren Ernährung auch Muscheln gehören. Diese Ratte zählte ursprünglich nicht zur heimischen Tierwelt und wurde 1905 aus Nordamerika eingeführt. Man findet deren aufgeknackte Muschelschalen in Ufernähe in größerer Menge in sogenannten Schalenfriedhöfen.

Des Weiteren beherbergen unsere Stillgewässer und auch so manches Fließgewässer wie der Alzkanalauslauf in die Salzach die Wandermuschel (Dreissena polymorpha Pallas) Dieser Exote wurde um 1800 herum von Schiffen, an denen sie sich am Rumpf anhefteten, aus Asien nach Europa eingeschleppt. Diese Muschel vermehrt sich über die frei schwimmende Segellarve (Veliger) explosionsartig, da sie nicht auf Wirtsfische angewiesen ist. Sie kommt deshalb überall im freien Wasser vor. Die Wandermuschel, auch Dreiecksmuschel genannt, ist eigentlich ein Meeresbewohner, kann sich aber auch im Süßwasser fortpflanzen. Sie ist die einzige Süßwassermuschel, die sich mit bis zu 200 Byssusfäden an festen Gegenständen wie Steinen und auch an anderen Muscheln anheftet. Sie wächst im ersten Jahr 5 mm und wird bis 5 cm lang .Beim Schnorcheln mit Taucherbrille und Flossen im Marktler Badesee stellte ich fest, dass besonders im Bereich der Brücke fast alle heimischen Muschelarten von der Wandermuschel Dreissena befallen sind. Die Hartteile der Teich- und Malermuscheln, die über das Sediment, in dem sie graben, hinausragen, sind dicht mit großen und kleinen Wandermuscheln besetzt. Bei starkem Befall setzen sie sich auch in der geöffneten Atemspalte fest und verhindern das Verschließen der Seitenzähne des Muschelschlosses. Somit versanden die Muscheln allmählich und gehen zugrunde. Dennoch ist zurzeit ein gesunder Muschelbestand in diesem Flachwassersee vorhanden, was für eine gute Wasserqualität spricht.

Günter Geiß