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Der Gemeine Sonnenbarsch, ein Neozoon im Marktler Badesee

Größere Sonnenbarschpopulationen verdrängen heimische Fischarten mit gleichem Nahrungsspektrum wie den Flussbarsch.

Linne ordnete den Gemeinen Sonnenbarsch, auch wegen seines rotschwarzen Kiemenflecks Kürbisbarsch genannt, 1758 in die wissenschaftliche Nomenklatur unter dem lateinischen Namen Lepomis gibbosus ein.

Der barschartige Fisch stammt aus dem östlichen Nordamerika und wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in weiten Teilen Europas, in Deutschland 1887 als Teich- und Aquarienfisch eingeführt. Er verbreitete sich in offenen Gewässern durch illegalen Besatz, allerdings nicht flächendeckend.

Gibbosus erreicht eine Körperlänge von 15 bis 25 cm, selten bis 30 cm und ein Gewicht von 150 bis 270 g. Sein gedrungener, seitlich abgeflachter Körper ist hochrückig, die Mundspalte klein und leicht oberständig. Seine Rücken- und die Afterflosse reichen bis kurz vor die leicht gegabelte Schwanzflosse, während sich die Bauch- und Brustflossen auf Höhe der Kiemen befinden. Die Rückenflosse ist vorne mit Stachelstrahlen bewehrt, ebenso die After- und die Bauchflossen. Die Beschuppung ist oberseits bräunlich bis olivgrün und geht nach unten in ein leichtes Blau über. Zur Paarungszeit sind die Männchen intensiver gefärbt, am Rücken goldgrün mit rotbraun-marmorierten Flecken. An den grün glänzenden Kiemendeckeln befindet sich eine ohrenartige Verlängerung mit einem rotschwarzen Doppelfleck. An den Flanken mit bräunlicher Grundfärbung verteilen sich zahlreiche grünblaue, rotbraune und smaragdfarbene Tupfer. Die Kehle und der Bauch sind kräftig rotbraun bis orange gefärbt mit am Kopf grünblau schimmernden Querbinden. Die Flossen sind grün bis gelb und der hintere Teil der Rückenflosse ist gefleckt. Die Jungfische haben eine graugrüne Grundfärbung mit 5 bis 8 perlmuttrig schimmernden Querbinden. Außerhalb der Laichzeit sind die Fische blasser.

Der Sonnenbarsch liebt langsam fließende und stehende Gewässer mit reichlich Pflanzenbewuchs, hält sich bevorzugt in Grundnähe bis zu 2 m Tiefe im klaren, ungetrübten Wasser auf. Bei zu wenig Fressfeinden verbuttet die Population und tritt in zahlreichen, aber sehr kleinen Exemplaren auf. Im Jahr 2005 konnte ich im Sommer im Marktler Badesee am Westufer Nähe Kiosk im seichten Wasser beim Schnorcheln erstmals die Sonnenbarsche durch die Taucherbrille beobachten, wie sie mit ihrem kleinen Mund Wasserinsekten vom Boden wegzupften. Die Neozoen dürften von Aquarianern, die ihren überschüssigen Fischbestand loswerden wollten, in die kleine Mastenlacke neben dem Badesee eingesetzt worden sein. Bei einem großen Hochwasser, als beide Lacken eine Wasserfläche bildeten, wanderten diese Exoten in den Badesee. Sie vermehrten sich dort sehr schnell und im Sommer 2013 konnte man den Sonnenbarsch im gesamten Gewässer antreffen.

Die Nahrung der Fische besteht aus allerlei kleinen Wassertierchen und je nach ihrer Größe auch aus Fischbrut und Laich, Kaulquappen, Würmern, Schnecken, Krebstierchen, kleinen Insekten und deren Larven und auch aus geringen Mengen pflanzlicher Nahrung. Im Winter ist die Nahrungsaufnahme sehr stark eingeschränkt, meist wird gefastet. Die Laichzeit fällt in die Monate Mai bis Juni und ab einer Wassertemperatur von 16 Grad Celsius suchen die Männchen im sandigen Flachwasser sonnige Stellen, um ihre Laichgruben anzulegen. In 20 bis 50 cm Tiefe neben Pflanzenbeständen fächert das Männchen mit seinem Schwanz eine flache Grube von etwa 30 cm Durchmesser in den Sand, wobei größere Teilchen auch mit dem Mund weggetragen werden. Das Weibchen wartet auf die Fertigstellung der mit einem niederen Wall umgebenen etwa 5 cm tiefen, tellergroßen Sandgrube. Beim Näherkommen des Weibchens verjagt das Männchen zum Schein das Weibchen und nach etlichen Wiederholungen erlaubt es ihr den Zugang zum Nest. Dem Laichakt geht ein lebhaftes Liebeswerben voraus, wobei die Fische in den schönsten Farben leuchten. Hat man das Glück, mit der Taucherbrille dieses Liebeswerben aus nächster Nähe betrachten zu können, wird man unweigerlich an zwei sich umflatternde Schmetterlinge erinnert. Beim Laichakt werden klare, farblose, etwa 1 mm große klebrige Eier an den Boden geheftet. Das Weibchen kann auch mit anderen Weibchen in verschiedenen Nestern ablaichen. Die Bewachung übernimmt das Männchen allein. Bei 28 Grad Wassertemperatur schlüpfen die Larven innerhalb von 3 Tagen, bei niedriger Temperatur dauert die Reife etwas länger. Bis die geschlüpften Larven ihren Dottersack aufgezehrt haben, fächert ihnen das Männchen Frischwasser zu. Die Nester stehen oft dicht beisammen, werden von den Männchen als Reviere betrachtet und äußerst aggressiv gegenüber anderen Fischen verteidigt. Vorwitzige Larven, die frühzeitig ihr Nest verlassen, trägt das Männchen in seinem Maul zurück. Die Larven können sich nach 10 bis 12 Tagen selbstständig ernähren. Das Männchen kann auch mehrere Bruten aufziehen und ein erwachsenes Weibchen kann in einer Laichperiode bis 7000 Eier produzieren.

Die Jungfische werden nach etwa 2 Jahren geschlechtsreif. Der Gemeine Sonnenbarsch, der ein Alter von 6 bis 10 Jahren in der Natur erreichen kann, steht nicht unter Artenschutz und das Aussetzen ins freie Gewässer ist verboten, da diese Exoten in heimischen Gewässern fehl am Platz sind und der weiteren Verbreitung Einhalt geboten werden muss.

Günter Geiß