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Salzachhuchen – Großsalmoniden in heimischen Gewässern

In alten Büchern gilt der Huchen als Wasserwolf, der in seiner Gier Forellen, Äschen, Nasen, Aitel und andere Opfer hinaus auf die Kiesbänke jagte und gelegentlich sogar selbst dabei auf dem Trockenen strandete. Hucho hucho, wie ihn Linne 1756 wissenschaftlich benannte, jagte im 19. Jahrhundert in großer Stückzahl in den noch unbegradigten Furkationsstrecken der Salzach. Am Hofe des Erzbischofs von Salzburg waren die berühmten Salzachhuchen eine begehrte Speise. Die Laufener Fischer mussten für die „Gnad zu fischen“ alljährlich den so genannten „Weihnachtshuchen“ abliefern. Im letzten Jahrhundert ist der Huchen immer seltener geworden, da die Regulierung seiner Stand- und Laichplätze und der Rückgang der Futterfische zu seinem vollkommenen Erliegen beitrugen. Nach dem Bau der Innkraftwerke ging der Huchenbestand so weit zurück, dass er in der Salzach als ausgestorben galt. Allerdings wurde er in den letzten Jahrzehnten wieder erfolgreich angesiedelt.               

Unser heimischer Huchen kommt nur im Stromgebiet der Donau vor und ist der größte, ständig im Süßwasser lebende Salmonide des mitteleuropäischen Binnenlandes. Der Donauhuchen ist ein Einwanderer aus dem Südosten Europas, wo er während der interglazialen und der postglazialen Erwärmung die Donau aufwärts wanderte und sich zu der heutigen Form des Donauhuchens entwickelte.

Nach der Schneeschmelze begibt sich das Weibchen, auch Rogner genannt, zwischen März und April auf die Suche nach geeigneten Kiesbänken, um sein Laichbett zu schlagen, wobei es auf seiner relativ kurzen Wanderung von drei bis vier Männchen begleitet wird. Diese tragen am Laichplatz heftige Kämpfe aus und können sich mit ihren scharfen Zähnen gegenseitig erhebliche Verletzungen zufügen. Das Weibchen schlägt eine kreisförmige Laichgrube von etwa 120 bis 150 cm Durchmesser und 30 bis 40 cm Tiefe. Beim Laichakt drückt sich der Rogner mit der Brust auf den Boden und gibt unter ständigem Schlagen mit seiner Schwanzflosse seine Eier ab, wobei der Milchner das Weibchen leicht, aber ständig mit dem Maul unterhalb der Kopfregion antupft und gleichzeitig seine Milch darüber strömen lässt. Die Fische laichen meist nachts . Die Eier werden mit feinem Kies zugedeckt und die Entwicklung dauert bei acht bis zehn Grad Wassertemperatur etwa 35 Tage. Die Junghuchen machen Jagd auf kleine Bodentiere und am Ende des 1. Jahres erreichen sie eine Länge von 20 cm. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Nasenbrut, die etwa zur gleichen Zeit schlüpft, weiter aus kleinen Groppen, Insektenlarven, Flohkrebschen und Flugnahrung. Ist der Huchen größer geworden, nimmt er alle anderen Fischarten und verschlingt sie Kopf voran. Auch Krebse, Frösche und Ratten hat man beim Ausnehmen gefunden. Auch Kleinsäuger, Eisvögel und Wasseramseln stehen auf dem Speiseplan, wobei die Rogner wesentlich gieriger sind als die Milchner. Auch in den Wintermonaten nimmt der Huchen regelmäßig Nahrung auf.

Es ist interessant, dass die Huchen in ihrem Laichfluss eine nur für dieses Gewässer typische Farbe, die in anderen Flüssen nicht vorkommt, bilden. Auch die Körperform kann in einigen Gewässern kürzer oder kräftiger sein, in anderen schlanker. In gewissem Sinn bildet der Huchen also Rassen. Der Fisch bevorzugt schnellfließende, sauerstoffreiche und kühle Gewässer mit steinigem oder kiesigem Grund. Als typischer Standfisch bezieht er ein bestimmtes Revier. Er liebt starke Stromschnellen, tiefe Gumpen und überhängende Uferpartien. Vor Begradigung der Salzach war der Fluss noch natürlich, sauber, weit verästelt und mit reicher Fischfauna. Er bot seinen Bewohnern paradiesische Lebensgrundlagen und bis in das 17. Jahrhundert, als die Salzach noch Salza genannt wurde, jagten die gewaltigen Salmoniden in diesem Fluss noch in großer Anzahl. Sie wurden schon damals von Berufsfischern mit Hucheneisen, Fallen mit eineinhalb Meter Durchmesser gefangen. Diese Schlageisen, die noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts Verwendung fanden, wurden im Winter eingesetzt und jeden 2. oder 3. Tag kontrolliert.

Auch heute erreichen die Huchen in  Inn und Salzach, die auch im Sommer kühles Wasser führen, ein Gewicht bis etwa 50 Pfund. Der schwerste Huchen, an den sich der ehemalige Berufsfischer Georg Reichert aus Tittmoning erinnern konnte, wog 52 Pfund. Ein Bauer hatte ihn im seichten Wasser mit einer Mistgabel erstochen. Es war zur Laichzeit, da war der Fisch nicht so aufmerksam. Auch der Inn bietet dieser Großforelle  ausgezeichnete Lebensbedingungen. So konnte vor gar nicht so langer Zeit ein Mitglied des Fischereivereins Burghausen im Inn bei Marktl einen gewaltigen Huchen von 54 Pfund und 135cm Länge auf die Schuppen legen. Vor der Begradigung der Alz konnte dieser Salmonide  auch in diesem Fluss erbeutet werden. So berichtet der Burghauser Anzeiger 1913 von einem Huchenfang von 44 Pfund und 140 cm Länge. Der Fischermeister Johann Oberauer hatte ihn mit dem Tauber gefangen. Nachdem im vorigen Jahrhundert die aufgegabelten Furkationsstrecken der Alz durch kanalartigen Ausbau des Flusses und durch Wasserentnahme in verschiedene Kanäle die Wasserführung immer geringer wurde, ist die Berufsfischerei in der Alz schon vor langer Zeit zum Erliegen gekommen.

Da die Salzach wieder eine hervorragende Wasserqualität aufweist, wird dieser urige Großsalmonide auch weiterhin in den Stromschnellen dieses sauberen und kühlen Flusses seiner Beute nachstellen können.

Günter Geiß