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Störe in Salzach und Inn - Es gibt sie wieder

Störe kommen seit etwa 200 Millionen Jahren auf der Erde vor. Sie leben sowohl im Süßwasser als auch im Brackwasser und Meer, wobei es Arten gibt,  die ausschließlich im Süßwasser leben. Es dauert oft sehr lange, bis Störe geschlechtsreif werden. Besonders die Weibchen der großen Arten laichen erst ab 20 Jahren zum 1. Mal ab. Erwiesenermaßen können Störe ein Alter von 100 Jahren erreichen. Mit Hilfe der Barteln können sie im Schlamm und sandigen Boden Muscheln, kleine Fische, Krebse u.a. aufspüren.

Vor dem Bau der Staustufen waren im Einzugsgebiet der Donau mehrere Störarten anzutreffen. Der Sternhausen, Waxdick, Glattdick und der Europäische Stör werden in der Literatur erwähnt. Des Weiteren lebte hier der Hausen, auch Belugastör genannt. Als ständig im Süßwasser lebender Störartiger bevölkerte der Sterlet die Donau und deren größere Nebenflüsse. Nach einem Bericht von 1847 wurden in Regensburg Störe gefangen, wobei unklar ist, ob es sich um den Europäischen Stör oder den Hausen gehandelt hat. Der Europäische Stör gilt heute als ausgestorben. In Mayers Konversationslexikon von 1871 wird berichtet, dass der Europäische Stör in ungeheuren Mengen aus dem Schwarzen Meer in die großen Flüsse aufsteigt und in der Donau bis Ulm geht. Die großen Exemplare geben an die 100 Pfund Kaviar. Der Europäische Hausen, ein ausgesprochener Wanderfisch, zieht zum Ablaichen in die großen Flüsse seiner Heimatmeere. Im Donaugebiet war dieser riesige Fisch früher sehr häufig. Im Jahr 1692, so wird berichte, drang er sogar bis Bayern vor. Er erreichte in der unteren Salzach den äußeren Rand seines Verbreitungsgebietes. Kleinere Hausen wurden an die Hoftafel nach Salzburg geliefert, größere Exemplare als Sensation zu Schauzwecken in die Teiche bei Schloss Hellbrunn gesetzt. Der letzte dokumentierte Fang in der Salzach bei Oberndorf liegt etwa 100 Jahre zurück. Bei Tittmoning wurde 1616 ein Hausen an Land gezogen mit einer Länge von 3,4 m und einem Gewicht von 238 Pfund. Heute lebt der Hausen nur noch im Unterlauf der Donau und vor der Donaumündung im Schwarzen Meer. Nach Grzimeks Tierleben war der bisher gefangene Europäische Hausen nicht weniger als 8,5 m lang und 1300 Kg schwer und soll über 100 Jahre alt gewesen sein. Bei der Landesgartenschau in Burghausen 2004 wurde ein über 3 m langes originalgetreu geschnitztes Modell im Burghof ausgestellt. Heute steht es am Salzachabgang neben der neuen Brücke. Im Jagdmuseum Salzburg ist das Vorkommen großer Hausen in der Salzach dokumentiert. Endgültig zum Verhängnis geworden ist dem Tier der Bau der Stauwerke an der Donau, die seine Laichwanderungen unterbanden. In einem alten Regensburger Kochbuch von Schandri steht ein ausführliches Fischrezept, wie man gebratenen Hausen zubereitet. In Meyers Lexikon von 1871 steht: „Er soll manchmal 18 bis 25 Fuß lang und 100 Centner schwer werden.“ Der Hausen ist im Gegensatz zu allen anderen Störarten ein aktiver Raubfisch, der mit seinem aufstülpbaren Maul auch große Fische wie Karpfen und Hechte verschlingen kann. Der Sterlet lebte früher auch in Süddeutschland. Bei einer Länge von 100 cm erreichte er ein Gewicht bis 6 Kg. Als ausgesprochener Süßwasserfisch kam er in der Donau vor dem Bau der Staustufen von Linz bis über Ulm hinaus vor. Auch in der unteren  Salzach wurde er regelmäßig gefangen. Der Bau der Staustufen machte dem ein Ende. Der Sterlet taucht im 19. Jahrhundert noch regelmäßig in der Salzach auf. Heute ist er im Donaugebiet in Bayern vom Aussterben bedroht. Den Fischern gehen in der Salzach und im Inn wieder Sterlets und echte Störe an die Angel. So wurden in Burghausen am Auslauf Alzkanalmündung in die Salzach vor einigen Jahren Sterletts um die 80 cm gefangen und an der Innstaustufe Stammham ein echter Stör von 100 cm und 10 Pfund und kurz darauf noch Sterlets von 80 cm und 75 cm Länge. Anhand der Bilder der gefangenen Sterlets und des echten Störs konnten wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität Salzburg den echten Stör als Waxdick identifizieren. Diese Störart unternahm früher sporadisch Wanderungen bis in den Unterlauf des Inns. Dieser Fang ist aber mit Sicherheit als Teichflüchtling anzusprechen. Oder er ist vielleicht auch von einem selbsternannten Störliebhaber ausgesetzt worden. Der kleine, als Sterlet bezeichnete Fisch ist entweder ein reinrassiger Sibirischer Stör oder eine Kreuzung eines Sibirischen Störs mit einer anderen Störart, jedenfalls kein heimischer Störartiger. In Bayern unterliegt der Atlantische Stör und der kleine Sterlet einer ganzjährigen Schonung. Der Atlantische Stör kam in der österreichisch-bayrischen Donau niemals vor. Er lebte früher im untersten Donauabschnitt, wo er aber mittlerweile ausgestorben ist. Der Sterlet ist bayernweit nur durch Besatzmaßnahmen erhalten. Es gibt noch einen kleinen Restbestand in der österreichisch-bayrischen Donau flussab KW-Jochenstein, wo er aber durch den Sibirischen Stör bedroht wird, da bereits Kreuzungen beider Arten nachgewiesen wurden. Alle Störe, die in der Salzach oder im Inn gefangen werden, könnten daher bedenkenlos entnommen werden, da es hier keine reinrassigen Störe mehr gibt. Da die von den Anglern gefangenen Störe und Sterlets wieder zurückgesetzt werden müssen, fehlen meist auch Fotos, so dass man von diesen Fängen meist nur durch Weitererzählen erfährt. Jedenfalls sind Fänge in der Salzach im Burghauser Bereich und im Unterstau Kraftwerk Stammham im Inn keine Seltenheit. Es ist sicher, „Störfälle“ wird es in Zukunft in den Angelgewässern des Fischereivereins Burghausen öfter geben. Man kann mit Spannung darauf warten, wenn in einigen Jahren die ersten 2-m-Exemplare von Waxdick & Co an die Angel gehen.

Günter Geiß