Zur Startseite
  • Links
  • Newsletter

Projekte

Naturschutz

Umweltthemen

Waller - Monsterfische in heimischen Gewässern

Die stämmigen Fische mit langgestrecktem Körper und breitem Kopf ordnete Linne 1758 mit dem lateinischen Namen Silurus glanus in die Wissenschaftliche Nomenklatur ein. Als reiner Süßwasserbewohner ist der Waller, auch Wels genannt, der größte Fisch in unseren Breiten und hat mit dem Menschen eines gemeinsam: er kann ein Alter von 80 Jahren erreichen.

„Dies scheusslich Thier, muß wegen seiner Gestalt der teutsche Walfisch geheißen werden. Auch ist er ein schädlicher Fisch mit weitem Maul und Schlauch. Einst mal im Magen ein Menschenkopff und rechte Hand mit zwey güldenen Ringen soll gefunden seyn worden.“ So Tiervater Alfred Brehm.

Erwiesen ist, dass große Waller durchaus an schwimmende Enten herangehen, von kleinen Wasservögeln gar nicht zu reden. Ich selbst habe im Auslauf Alzkanal an der Salzach beobachtet, wie eine halbwüchsige Stockente kräftig zu schreien anfing und dann langsam an ihren Füßen auf Nimmerwiedersehen in die Tiefe gezogen wurde. Wie kaum eines anderen Wassertieres hat sich der Volksmund dieses ungewöhnlichen Bewohners unserer heimischen Gewässer angenommen. Vor langen Jahren wusste ein altes Weiberl zu berichten, dass die Schoarl, wie sie die Waller nannte, in mondhellen Nächten scharenweise hoch aus dem Wasser gesprungen seien und sie hätte dabei genau gesehen, dass sie „Hörndln“ auf den Köpfen gehabt hätten. Es trifft tatsächlich zu, dass die Waller insbesondere in der Befruchtungszeit sich im Wasser wilde Kämpfe liefern, so dass meterhohe Fontänen aufspritzen, wobei die Männchen sich oft Bisswunden zufügen. Bei Wassertemperaturen um die 20 Grad bereitet das Männchen eine Laichgrube vor und polstert diese mit Pflanzenmaterial aus. Hat es ein Weibchen gefunden, findet die Paarung in den Abendstunden statt, wobei das Männchen sich an der Seite des Weibchens um dessen Bauch windet. Das Weibchen befreit sich und lässt ihre Eier ab in das Nest, gefolgt von der Spermienabgabe des Männchens. Die klebrig verklumpten Eier werden vom Männchen bis zum Schlüpfen der Brut bewacht.

Der Boden bewohnende Fisch sucht tagsüber Deckung in Ufernähe, unter versunkenen Bäumen, zwischen Wurzelwerk und Wasserpflanzen. Taucher, die den Marktler Badesee mit Sauerstoffflaschen erkundeten, berichten von regelrechten Gängen zwischen und unter Armleuchterkrautwiesen, die der Waller bewohnt. Fehlen diese Unterstände, gräbt er sich schon mal ein so genanntes „Wallerloch“  in den schlammigen Boden in dem er sich zusammen rollt .In der Regel jagt er in den frühen Morgenstunden, sowie in der Dämmerung und nachts nach Fischen, wobei er auch ins seichte Wasser geht. In den Gewässern des Fischereivereins Burghausen wurden schon Waller von über 2 m gefangen. So konnte im vorigen Jahr in der Salzach  unterhalb Auslauf Alzkanal ein Riese von 217 cm dem eleganten Hüftschwung eines verführerisch tanzenden Wobblers nicht widerstehen. Im Marktler Badesee konnte ich beim Schnorcheln in etwa 2 m Tiefe am Boden zwischen watteähnlichen Gespinstalgen den Körper eines riesigen dunklen Fisches ausmachen. Nach dem Wegwedeln der fadenförmigen Algen mit den Flossen kam der Kopf eines urigen Wallers zum Vorschein. Ich tauchte langsam zu ihm hinunter und strich mit meiner Hand ganz sacht über seinen Kopf, worauf er sich langsam aus dem Gespinst schälte und wegschwamm. Er hatte geschätzte 160 cm und ließ sich streicheln ohne aggressiv zu werden. Im vorigen Jahr wurde in diesem Badesee ein Waller von 219 cm beim Karpfenangeln auf Boili gefangen. Auch im Wöhrsee wohnen riesige Waller . Im Frühjahr 2014 wurden vom Fischereiverein auf Vorschlag der Stadt Burghausen mehrere Zentner kleine Weißfische mit dem Netz entnommen. Diese hatten sich neben und unter den Badehäuschen an der Hangseite zum Pulverturm in dichten Schwärmen gesammelt. Bei den Arbeiten mit dem Netz kamen plötzlich 2 größere Waller mit eine geschätzten Länge von 150 cm aus ihrem Unterstand. Natürlich wurden sie im See belassen, denn sie sollten ja den Weißfischbestand dezimieren. Es ist zu erwarten, dass wegen der Klimaerwärmung in den nächsten Jahren diese schwarzen Gesellen der Nacht noch enorm an Größe zunehmen werden.

Günter Geiß