Aurorafalter (Anthocharis cardamines)
Der Morgenröte (lat. Aurora) hat dieser Tagfalter, der wohl wie kaum eine andere Art den Frühling repräsentiert, seinen deutschen Namen zu verdanken. Treffender hätte sein Name auch kaum gewählt werden können, erinnert doch der orange Fleck auf den Vorderflügeln der Männchen an das Morgenrot eines frühlingshaften Sonnenaufgangs. Da die orange Färbung bei den Weibchen fehlt, sind diese leicht mit anderen Arten aus der Familie der Weißlinge zu verwechseln. Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 35 bis 45 Millimetern wobei die unauffälligen Weibchen etwas größer sind als die Männchen. Aurorafalter sind im gesamten Europa und im Mittleren Osten weit verbreitet. Sie leben auf mageren und trockenen Wiesenbereichen oder auch auf Feuchtwiesen, sowie in lichten und feuchten Wäldern. Hier sind sie bei uns fast noch überall regelmäßig ab Anfang April bis in den Juni hinein zu beobachten. Im Mai heftet das Weibchen ein Ei, selten auch mehrere, an die Blütenstiele der Raupenfutterpflanzen ab. Das spindelförmige Ei ist anfangs weiß, später rot. Nach wenigen Tagen schlüpfen die Raupen, um sich bevorzugt von den Blüten und Fruchtständen von Kreuzblütlern, bei uns besonders Wiesen-Schaumkraut, zu ernähren. Nach etwa fünf Wochen ist die Fressphase abgeschlossen und die Raupe sucht sich eine geeignete Unterlage für die Verpuppung. Dort spinnt sie eine Schlaufe, mit deren Hilfe sie sich am Stängel festheftet, um sich in eine graubraune, sogenannte Gürtelpuppe zu verwandeln. Diese wirkt holzartig, ist schmal und hat ein sichelförmig ausgezogenes Kopfende, durch das sie wie ein Pflanzendorn erscheint. Nach einer zehnmonatigen Puppenruhe schlüpfen die Falter in den ersten Wärmeperioden im darauffolgenden Jahr. Bisher ist der Aurorafalter noch nicht gefährdet, wird aber in letzter Zeit immer seltener. Dies hängt mit der vielerorts zu beobachtenden Trockenlegung, der übertriebenen Mahd entlang von Straßen, Überdüngung der von ihm bevorzugten feuchten Standorte und der Umwandlung von Wiesen in Maisäcker zusammen.
Text und Bild: W. Sage