Der Gelbrandkäfer, der häufigste Räuber unter den Schwimmkäfern
Der Gelbrandkäfer ist mit seiner kahnartig-flachen Körperform einer der schönsten Schwimmkäfer.
Linne ordnete den Gelbrandkäfer mit dem lateinischen Namen Dytiskus marginalis 1558 in die Wissenschaftliche Nomenklatur ein. Gelbrandkäfer gibt es in Mitteleuropa mehrere Arten. Die heimische Art Dytiscus marginalis besiedelt vor allem pflanzenreiche Flachwasserzonen kleinerer und mittelgroßer Gewässer in fast ganz Europa, im Osten bis nach Japan.
Der stromlinienförmige, abgeflachte Körper des Gelbrandkäfers ist etwa 30 bis35 mm lang, 15 bis 18 mm breit und besteht aus dem Kopf, der Brust mit dem gelbumrandeten Halsschild und dem Hinterleib. Die kugelförmigen Augen ragen kaum über den Chitinpanzer des flachen Körpers. Am Kopfende befinden sich zwei dolchartige, innen hohle Mandibeln. Mit diesen Griffwerkzeugen packt der räuberische Käfer seine Beute, injiziert ein giftiges Verdauungssekret und saugt die entstehende breiartige Masse durch seine Mandibeln ein. Die meist grünlich schimmernden Flügeldecken der Männchen sind glatt, während die bronze bis schwarz schimmernden Flügeldecken der Weibchen oft mit Längsfurchen durchzogen sind. Der Bauch ist gelblich gefärbt, der Halsschild und die Flügeldecken gelb umrandet. Der Körper des Gelbrandkäfers ist mit einem ölhaltigen Sekret bedeckt, das aus winzigen Hautdrüsen ausgeschieden wird und der Oberfläche einen schimmernden Glanz verleiht. Zwischen den Deckflügeln liegen zusammengefaltet zwei dünne Hautflügel. Die Furchen an den Deckflügeln der Weibchen dienen dem besseren Festhalten des Männchens während der Paarung. Auch haben die Männchen zahlreiche scheibenförmige Saugnäpfe an den Vorderfüßen, zwei große an den Mittelfüßen und um diese herum viele kleine. Die Hinterfüße beider Geschlechter sind abgeplattet und mit dichten Schwimmborsten besetzt. Diese legen sich beim Vorwärtsschlagen an die Beine an, wogegen sie sich beim Rückwärtsschlagen aufstellen und so den Ruderwiderstand erhöhen.
Um Frischluft aufzunehmen kommt der Gelbrandkäfer an die Wasseroberfläche und durchstößt mit seiner Hinterleibspitze das Wasseroberflächenhäutchen. Er lupft etwas seine Flügeldecken und presst an der Wasseroberfläche durch Pumpbewegungen die verbrauchte Luft aus seinen Tracheen, zieht frische Luft ein taucht gleich darauf wieder in die Tiefe. Zwischen dem Hinterleibende und der Spitze der leicht angehobenen Flügeldecken befindet sich eine spaltartige Öffnung durch die sich der Austausch der Luft vollzieht. Zwischen der Oberfläche des Hinterleibes und der Flügeldecken bildet sich ein wasserdichter, verschließbarer Raum, der die Atemluft aufnimmt. Beim Untertauchen nimmt der Käfer unter den Flügeldecken noch eine Luftblase mit, die nicht nur als Luftvorrat sondern auch dem Auftrieb dient. Bis zu 7 mal müssen die Käfer in der Stunde auftauchen, um Luft zu atmen. Im Winter ist ihr Sauerstoffbedarf stark reduziert und sie müssen nicht mehr an die Oberfläche. Es genügt der Luftvorrat unter den Flügeldecken, die wie eine physikalische Kieme funktioniert. Aus dem Umgebungswasser diffundiert Sauerstoff nach und das ausgeatmete Kohlendioxyd wird abgegeben. Gelbrandkäfer unternehmen vor allem nachts weite Überlandflüge und können somit Gartenteiche und Tümpel immer wieder neu besiedeln. Sie sind perfekt an ein Leben unter Wasser angepasst und leben am Liebsten in langsam fließenden Bächen und stehenden Gewässern mit viel Unterwasserbewuchs. Weiher und kleine Tümpel sind bevorzugte Lebensräume. So kann der interessierte Naturbeobachter jedes Jahr in den seichten, dicht mit Wasserpflanzen bewachsenen kleinen Tümpeln im Auwald zwischen den Biermeierlacken und dem Hochwasserdamm Gelbrandkäfer beobachten, wie sie an die Oberfläche kommen, um Luft zu holen, aber auch beim Verzehren so mancher Kaulquappe der dort laichenden Grasfrösche.
Gelbrandkäfer sind Lauerjäger, die sich an die Wasserpflanzen klammern und auf die Beute warten. Zu ihrer Lieblingsnahrung zählen Wasserinsekten und deren Larven, Würmer, Kaulquappen und Molche. Sie überwältigen aber auch Frösche und Fische, die größer sind als sie selbst. Auch Aas wird nicht verschmäht, wobei die Beute bröckchenweise hinuntergeschluckt wird. Somit ist der Gelbrandkäfer eine Art Gesundheitspolizei im Wasser und leistet einen wertvollen hygienischen Dienst, indem er tote Fische am Gewässergrund frisst.
Die Gelbrandkäfer paaren sich meist im Herbst, wobei sich das Männchen mit seinen Saugnäpfen oft tagelang am Halsschild und mit seinen Mittelfüßen auch an den rillenförmigen Flügeldecken des Weibchens festhält. Nach der Paarung übergibt es seinen Samen in Form eines weißen Kitsekrets an das Weibchen. Dieses legt erst nach erfolgreicher Überwinterung die Eier ab, wobei sie geeignetes Blattmaterial mit ihren messerscharfen Legestacheln aufschlitzt.
Es legt ihre etwa 7 mm großen Eier einzeln in das Pflanzenmaterial und verschließt den Schnitt mit einem Sekret. Etwa 1000 Eier werden zwischen März und April abgelegt. Je nach Sauerstoffgehalt und Temperatur schlüpfen die Larven zu verschiedenen Zeiten. Die geschlüpften Larven, die bis 6 cm lang sein können, sind gute Schwimmer und ernähren sich von Wasserinsekten, jungen Fischen, Kaulquappen und auch von Aas. Die Gefräßigkeit der Larven ist enorm und sie können an einem Tag etwa 20 Kaulquappen oder kleine Fische aussaugen. Zum Schluss des Larvenstadiums ist die Fresslust besonders groß. Sie lauern mit gekrümmtem Körper zwischen den Wasserpflanzen, schnellen plötzlich hervor und packen ihre Beute mit den Zangen. Sogleich wird ein giftiges Verdauungssekret injiziert, das größere Tiere lähmt und kleinere tötet. Der verflüssigte Körperbrei wird dann aufgesaugt. Der Entwicklung der Larven bis zum Käfer können 800 bis 900 Kaulquappen zum Opfer fallen. Der Gelbrandkäfer ist nicht gefährdet.
Günter Geiß