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Gemeine Skorpionsfliege

Die Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis), Insekt des Jahres 2018

In Mitteleuropa weitverbreitet und auch in der Region recht häufig, aber kaum bekannt: Die Gemeine Skorpionsfliege ist Insekt des Jahres 2018. Trotz gefährlich klingenden Namens ist die Skorpionsfliege völlig harmlos. Der Name dieser Schnabelfliegenart leitet sich vom großen, auffällig über dem Hinterleib getragenen Kopulationsorgan der Männchen ab, das an den Stachel eines Skorpions erinnert.

Beim Werben um Weibchen versetzen die Männchen dieses Organ in Vibration und winken mit den Flügeln. Die Lokalisierung der Männchen durch die Weibchen erfolgt rein optisch. Der Verpaarung mit einem angelockten Weibchen geht meist eine lange Balz voraus, bei der sich das Männchen mit Flügelschlagen und zitternden Bewegungen des Hinterleibes dem Weibchen nähert. Die Weibchen paaren sich in der Regel mit mehreren Männchen und legen dann nach einigen Tagen insgesamt rund 60 Eier an unterschiedlichen Orten in der Erde ab. Aus den Eiern schlüpfen nach etwa zehn Tagen die Larven, die sich ebenso wie die erwachsenen Tiere von toten oder geschwächten Insekten ernähren und Schmetterlingsraupen ähnlich sehen. Während ihrer Entwicklung häuten sich die Larven dreimal. Etwa vier Wochen nach dem Schlüpfen beginnt das Vorpuppenstadium, das sich abhängig von der Jahreszeit zwei Wochen bis zu acht Monate hinzieht. Die sich spät im Jahr entwickelnden Larven überwintern im Vorpuppenstadium, während sich die früh im Jahr entwickelnden Larven relativ schnell verpuppen und noch im selben Jahr als fertiges Insekt ausschlüpfen. Nach dem Verlassen der Puppenhülle braucht das Tier noch einige Stunden, bis es getrocknet und fertig ausgefärbt ist. Die Gemeine Skorpionsfliege bevorzugt dunkle und feuchte Lebensräume wie Wälder oder Waldränder und ist bei uns besonders in den Innauen häufig. Sie ernährt sich von meist toten oder geschwächten Insekten. Bei der Nahrungssuche werden auch die Netze von Webspinnen aufgesucht und die darin verfangenen Insekten vertilgt, ein Verhalten, das als Kleptoparasitismus bezeichnet wird. Der Besuch des Netzes durch die Skorpionsfliege wird in der Regel von der Spinne bemerkt. Oft nähert sich diese auch der Skorpionsfliege, lässt sie dann aber unbehelligt gewähren. Der Grund für diese ungewöhnliche Verhaltensweise ist bisher unerforscht. Die Gemeine Skorpionsfliegen ist sehr anpassungsfähig und derzeit nicht gefährdet.

Text und Foto: Walter Sage