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Die Maifliege, ein Fluginsekt aus der Steinkohlenzeit

Die Maifliegen gehören zu den Eintagsfliegen, die die meisten Menschen nur als kurzlebige Insekten kennen, was aber nur das letzte, geflügelte Stadium betrifft. Diesem geht ein meist mehrjähriges Larvenstadium im Wasser voraus. Das kurze Leben nach dem Schlupf dauert meist nur wenige Stunden und dient allein der Fortpflanzung. Die Eintagsfliegen sind die längste Zeit in ihrem gar nicht so kurzen Leben als Larve ans Wasser gebunden. Vor bereits 300 Millionen Jahren bevölkerten Ureintagsfliegen die Sümpfe der Steinkohlenzeit. In Europa leben viele Eintagsfliegenarten, deren Larven recht unterschiedlich sein können. Kriechende Larven besiedeln grabenderweise den Grund stehender und langsam fließender Gewässer. Larven, die in stark strömenden Bächen leben, drücken sich mit ihrer flachen Körperunterseite am Gewässergrund eng an die Steine. Die in unserer Region häufigste Eintagsfliegenart ist die gemeine Eintagsfliege, die Linne 1758 mit dem lateinischen Namen Ephemera vulgata in die Wissenschaftliche Nomenklatur aufnahm. Die durchsichtigen Flügel von Ephemera vulgata wirken etwas bräunlich mit dunklem Adernetz und sind in Ruhestellung hochgeschlagen. Am Ende des Hinterleibes sitzen wie bei den meisten Eintagsfliegenarten drei Schwanzfäden. Die Männchen erreichen eine Körperlänge von 15 bis 21 mm, mit Schwanzfäden 30 bis 35 mm. Die Weibchen sind mit 17 bis 24 mm etwas länger, haben aber etwas kürzere Schwanzfäden. Die Vorderflügellänge der Männchen ist etwas kürzer als die der Weibchen. Sie besitzen hochentwickelte Komplexaugen, um die Weibchen besser finden zu können. Die Art ist gegenüber organischer Gewässerverschmutzung nicht sehr empfindlich, benötigt aber neutrale oder leicht basische Gewässer und kann nicht in versauerten Gewässern leben. Die Larven der Gemeinen Eintagsfliege leben grabend am Gewässergrund sowohl in fließenden als auch in stehenden Gewässern mit sandigem oder verschlammtem Boden, meidet aber Gewässer mit starker Strömung. Die Larven filtern mit ihren Mundwerkzeugen Nahrungspartikel aus dem Wasser heraus, können das Sediment aber auch nach Nahrung durchwühlen. Ihre Nahrung besteht aus abgestorbener organischer Substanz, aus Algen und Detritus, die sie mit ihren hochspezialisierten Mundwerkzeugen vom Untergrund abschaben. Eintagsfliegen der Art Ephemera vulgata schlüpfen in unserer Region erst im 2. Jahr nach der Eiablage. Die schlupfreife Larve lässt sich vom Grund an die Wasseroberfläche treiben und häutet sich an der Oberfläche, wovon sie dann direkt auffliegt. Tagsüber erfolgt der Schlupf meist in den Mittagsstunden, immer aber gleichzeitig mit zahlreichen Individuen. Abseits des Gewässers häutet sich die ausfliegende Subimago noch einmal zum Imago, der fertigen Fliege. Da die Imagines keine Nahrung mehr aufnehmen, sind die Mundwerkzeuge verkümmert und der Darm wird beim Fliegen mit Luft gefüllt. Ephemera vulgata schwärmt dicht über dem Boden, wobei die Weibchen zur Paarung in die Männchenschwärme hineinfliegen. Die Paarung erfolgt im Flug und das Weibchen legt die befruchteten Eier auch im Flug ab, wobei es im Zick-Zack-Flug zur Wasseroberfläche hinabstößt. Dabei taucht es ihre Hinterleibsspitze ins Wasser und lässt die herausquellenden Eier wegspülen, die dann absinken und sich am Boden des Gewässers verteilen. Nach Der Eiablage fällt das Weibchen tot zu Boden oder auf die Wasseroberfläche.

Die Gemeine Eintagsfliege wird auch Braune Maifliege genannt, was nicht ganz der Realität entspricht, da diese Art bei günstigen Bedingungen auch schon im Frühjahr schlüpft, über den Sommer hinweg bis in den Herbst hinein. Schwärmende Eintagsfliegen werden von Lichtquellen magisch angezogen und stürzen sich massenhaft auf leuchtende Brückenlaternen. Die Insekten verfilzen sich ineinander, stürzen zu Boden, wo sie oft eine mehrere Zentimeter hohe Schicht bilden. Fahrzeuge, die an diesen Stellen abbremsen müssen, kommen nicht selten auf diesen Insekten wie auf Schmierseife ins Schleudern.

Günter Geiß