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Die Bisamratte – ein Einwanderer aus Amerika

In Meyer`s Lexikon von 1871 wird der Bisam auch Zibethratte genannt, da das Männchen ein stark nach Moschus duftendes Sekret absondert. Linne ordnete 1766 den Bisam, auch fälschlicherweise Bisamratte genannt, unter dem Namen Ondotra zibethica in die Wissenschaftliche Nomenklatur ein. Der Bisam stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde in Europa um neunzehnhundert ausgesetzt. Der Nager hat einen ziemlich plumpen und gedrungenen Körper mit einer Länge von 30 bis 36 cm und einen 20 bis 25 cm langen Schwanz. Sein glänzendes Fell ist oberseits dunkel- bis kastanienbraun und die Wamme zeigt ein helles Braungrau. Der Kopf ist kurz und dick und geht unmittelbar in den Rumpf über. Das Innenohr kann durch eine Hautfalte beim Tauchen wasserdicht verschlossen werden. Der Bisam ist ein geschickter Schwimmer und Taucher, dessen lange, kräftigen Beine und die weit gespreizten Hinterfüße für die Fortbewegung im Wasser sorgen. Er benützt seinen Schwanz zur Steuerung, indem er ihn in horizontaler Ebene nach links und rechts bewegt. Er grabt sich in Uferwände Erdhöhlen mit unter Wasser liegenden Eingängen und Luftschächten, die an Land münden. An flachen Gewässerufern, wo kein Erdbau errichtet werden kann, bauen sie ein bis zwei Meter hohe Burgen aus Röhricht, Binsen oder Schilf. Zum innen liegenden Wohnkessel, der knapp über der Wasseroberfläche liegt, führt eine unter dem Wasser liegende Röhre. Die Winterburgen sind oft höher und enthalten zwei bis drei Wohnräume. Zu ihrem Speiseplan gehören Uferpflanzen, deren Wurzeln, Schilf, Rohrkolben, See- und Teichrosen, aber auch Baumrinde. Auch fressen sie Krebse, Wasserschnecken und Muscheln. Der aufmerksame Spaziergänger findet des Öfteren so genannte Muschelfriedhöfe im Uferbereich der Altwässer und Badeseen.
Nach einer Vorbrunst im Januar bis Februar erreicht die Fortpflanzungszeit im April bis Mai ihren Höhepunkt. Beim Angeln an einem mit Weidenbüschen bewachsenen Altwasserarm konnte ich vom erhöhten Ufer aus ein leises Fiepen vernehmen, das immer näher kam und flehender wurde. Es war eine Bisamratte, die, einen leichten Wellenberg vor sich herschiebend in meine Richtung schwamm. Plötzlich ein leises Platschen auf der Wasseroberfläche im Weidengebüsch unter mir. Eine weitere Bisamratte tauchte auf und steuerte direkt auf den immer noch flehend fiependen Artgenossen zuz. Dieser hatte bereits den Partner bemerkt und schwamm ihm entgegen. Nun piepsten beide im Duett, umkreisten sich einige Male und drehten dabei immer engere Kreise. Der Verfolger, wahrscheinlich das Männchen, schob sich immer dichter an die Partnerin. Die nun immer höher klingenden Fieplaute verrieten, dass beide sichtlich erregt wurden. Als das Männchen das Weibchen eingeholt hatte, drehte sich dieses blitzschnell auf den Rücken und die Begattung begann, wobei das Weibchen rücklings weiter im Kreis schwamm und dabei in den höchsten Tönen fiepte. Es dauerte schon eine Weile, bis sich die beiden in Exstase befindlichen Tiere wieder voneinander lösten und mit einem langsam nachlassenden Fiepen den nächsten Weidenbusch ansteuerten und abtauchten.
Die Tragezeit beträgt 28 bis 30 Tage, die jährliche Anzahl der Würfe 2 bis 3, wobei ein Wurf meist aus 4 bis 8 Jungen besteht. Die Augen der Neugeborenen öffnen sich nach 11 bis 14 Tagen. Innerhalb der ersten 14 bis 18 Tage entwickeln sie ein dichtes und seidiges Nestlingsfell. Nach drei Wochen können sie das erste Mal tauchen. Nach etwa 4 Wochen beginnen die Deckhaare zu wachsen und die Entwicklung des so genannten Alterskleides ist nach 4 Monaten abgeschlossen. Im gleichen Jahr noch werden die Jungen des 1. Wurfes fortpflanzungsfähig.
Der Bisam darf in Deutschland ganzjährig gejagt werden und zählt in Gegenden, wo wassernahe Wege und Dämme unterhalten werden müssen, zu den Schadtieren.                                                                                                                                     Günter Geiß