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Kuckuck

Der Kuckuck, ein Brutschmarotzer

Der Kuckuck ist der einzige Vogel Mitteleuropas, der seine Eier in fremde Nester legt.

Cuculus canorus, so der lateinische Name mit dem ihn Linne 1758 in die Wissenschaftliche Nomenklatur aufnahm. Die Familie der Kuckucke umfasst viele Arten. Die Nominatform Cuculus canorus canorus ist in ganz Europa verbreitet und die einzige Art in Mitteleuropa. Der Kuckuck gehört zu den wenigsten Vogelarten, die ohne überhand zu nehmen in die verschiedensten Biotope vorgedrungen sind.

Der extrem anpassungsfähige Kuckuck ähnelt in Größe und Färbung dem Sperber. Der schlanke Vogel hat einen etwa 15 cm langen schwarzbraunen bis schiefergrauen, stufigen Schwanz, dessen Oberfedern mit weißen Federspitzen besetzt sind. Die Flügelspannweite beträgt etwa 65 cm bei einer Körperlänge von etwa 33 cm, wobei die Männchen bis 140 g, die Weibchen bis 110 g Gewicht erreichen können. Die Augen und die Schnabelbasis sind orange- bis hellgelb gefärbt. Seine Oberseite ist hellgrau, die Handschwingen dunkel graubraun. Die Vorderbrust und die Kehle erscheinen hellgrau, die Unterseite weiß mit schwärzlicher sperberartiger Querbänderung. Die Füße sind gelb. Auch existiert eine rotbraune Färbung der Weibchen, deren Querbänderung bis zur Kehle reicht. Die graubraunen Jungvögel sind oberseits hell-schuppig gezeichnet, die Unterseite ist verwaschen gebändert. Ihre Augen sind schwarz.

Der Mitteleuropäische Kuckuck ist ein Weitstreckenzieher, der in Afrika südlich des Äquators überwintert. Die Vögel kehren im Frühjahr zurück und halten sich von April bis September im Brutgebiet auf. Die Häufigkeit des Vogels ist abhängig von der Populationsdichte geeigneter Wirtsvögel. Kuckuckswirte sind meist Singvogelarten von Zaunkönig- bis Drosselgröße. Der Kuckuck bewohnt alle Lebensräume und bevorzugt geschlossene Laub- und lichte Nadelwälder. Er liebt Kulturlandschaften, Hochmoore und Auenlandschaften genauso wie Biotope, auch oberhalb der Baumgrenze. In den Wasserlandschaften zwischen Inn und Salzach ist ab Mai im Bereich der Biermeier Lacken, der Engelmannlacke und in vielen weiteren Auenlandschaften sein durchdringender Kuckucksruf nicht zu überhören. In seinem Lebensraum müssen ausreichend Kleinstrukturen wie Sträucher und Hecken und vereinzelt Bäume, die ihm als Ansitz dienen, vorhanden sein. Der ungesellige Vogel lässt seine Rufe mit leicht durchhängenden Flügeln meist nur von erhöhter Warte erschallen. Er ist sehr scheu und man kann ihn oft nur im Gleitflug oder mit flachen Flügelschlägen dahingleitend, erspähen.

Die Nahrung des Kuckucks besteht hauptsächlich aus Raupen, auch haariger Arten mit Warnfarben, die von anderen Vogelarten gemieden werden. Des Weiteren stehen Käfer, Spinnen, Regenwürmer, Schnecken, junge Frösche und Kröten auf seinem Speiseplan. Die Kuckucksmännchen kehren vor den Weibchen Mitte April aus den Überwinterungsgebieten zurück, wo sie dann durch ihren Gesang ihr Revier im Brutgebiet abgrenzen. Als Reviergesang der Männchen ertönt der “Kuckuck-Ruf“, wobei der Schnabel bei der ersten Silbe leicht geöffnet ist, bei der zweiten geschlossen, diese aber länger und eine Terz tiefer gesungen wird. Manchmal rufen sie auch dreisilbrig und bei erhöhter Erregung ertönen sich überschlagende Kuckucksrufe. Die Abstände zwischen den Rufen hängen vom Erregungszustand der Männchen ab, wobei sie auch ein fauchendes „hach-ach-ach“ oder ein Zischen ertönen lassen. Die Weibchen lassen besonders zur Brutzeit ein falkenartiges Gickern ertönen oder ein kicherndes „kwickwickwick“, aber auch trillernde Laute. Die Brutzeit dauert von Mai bis Juli, wobei der Kampf unter den männlichen Platzbewerbern mit Schnabelhieben und Flügelschlagen ausgetragen wird. Das Kuckucksmännchen verpaart sich nicht fest mit einem Weibchen und kann mehrere Weibchen haben, wobei die Paarbindung nie länger als einen Tag dauert. Aber auch umgekehrt lebt oft das Weibchen im Brutgebiet mit mehreren Männchen zusammen. Neben ansässigen ortstreuen Weibchen finden sich zur Brutzeit auch umherstreifende ein. Das Männchen lockt das Weibchen mit dem Kuckucks-Ruf. Nähert sich dieses an, so werden die Pausen zwischen den Rufen immer kürzer. Um dem Weibchen zu imponieren, spreizt das Männchen die Flügel ab, lässt sie hängen und fächert den Schwanz auf, wobei es mit dem Kopf nickt. Nach mehreren Verfolgungsflügen und zunehmender Erregung geht das Kopfnicken des Männchens in tiefe Verbeugung über. Kommt das interessierte Weibchen dem Männchen sehr nahe, pendelt dieses mit dem jetzt nicht gefächerten, aber erhobenen Schwanz hin und her. Nun verfolgt das Männchen stumm über einen längeren Zeitraum das Weibchen. Auch kann das Männchen dem Weibchen kleine Präsente anbieten wie kleine Zweige oder Raupen, die jedoch nicht dem Weibchen übergeben werden. Sie werden vor dem Weibchen fallen gelassen oder vor diesem abgelegt. Ist der Hochzeitstanz beendet, neigt sich das Weibchen vornüber, um dem Männchen die Bereitschaft zur Kopulation zu signalisieren. Im weiteren Verlauf beobachtet das Weibchen die Wirtsvögel beim Nestbau, wobei durch diesen Reiz die Ei-Produktion angeregt wird und der Legezeitpunkt mit dem des Wirtsweibchens zusammenfällt. Als Wirtsvögel kommen Singvogelarten in Frage, die mit Insekten füttern wie Stelzen, Drosseln, Finken und viele andere. Es sind mehr als 100 Vogelarten bekannt, die dem Kuckuck als Wirt dienen. Das sperberähnliche Aussehen des Kuckucks ist eine Form von Mimikry, d.h. er täuscht den Wirtsvögeln die Anwesenheit eines Greifvogels vor und vertreibt sie von ihrem Nest. Auch greifen die Wirtsvögel die Kuckucke in der Nähe ihres Nestes an. Wenn der männliche Kuckuck die Aufmerksamkeit der Vögel auf sich zieht, kann das Weibchen diese Gelegenheit ausnützen und ungestört sein Ei in das Nest legen, was nur wenige Sekunden dauert. Bei Höhlenbrütern klammert es sich außen an und manchmal wird das Ei auch zunächst auf den Boden gelegt und dann mit dem Schnabel ergriffen und in das Nest gebracht. Dies geschieht meist am späten Nachmittag bis in die späte Dämmerung. Die Farbe des Kuckuckseis ist der der jeweiligen Wirtseier angepasst, wobei auch die Pigmentierung der Eierschalen stimmen muss. Jedes Weibchen legt in ihrem Leben nur Eier eines bestimmten Färbungstyps und ist so auf eine Wirtsvogelart festgelegt. Es legt die Eier gewöhnlich in die Nester der Vogelart von der es selbst aufgezogen wurde. Das Kuckucksei hat etwa eine Größe von 23 mal 16 mm und ist meist etwas größer als die Eier der Wirtsvögel. Das Kuckucksweibchen legt meist in noch unvollständige Gelege und verschlingt ein oder zwei Wirtsvogel-Eier, damit die Eizahl nicht zu groß wird. Es legt je Brutperiode 10 bis 12 Eier im Abstand von 2 bis 3 Tagen in verschiedene Nester. Eier, die denen des Wirtes nicht ähnlich sehen, werden von den Wirtsvögeln aus dem Nest geworfen oder das Nest wird verlassen. Liegen zwei Kuckuckseier im selben Nest, stammen sie von zwei verschiedenen Kuckucksweibchen, wobei nach dem Schlüpfen das Erstgeschlüpfte seinen Artgenossen aus dem Nest wirft. Die Bebrütung durch den Wirtsvogel dauert meist 11 bis 12 Tage. Der junge Kuckuck schlüpft infolge einer schnelleren Eientwicklung in der Regel vor den Jungen des Wirtsvogels und hält sich die erste Zeit ruhig. Etwa 10 bis 15 Stunden nach der Geburt erwacht im Jungkuckuck ein Rauswurf-Effekt. Er wirft, um seinen Nahrungsbedarf zu sichern, alle Nestlinge kurz nach dem Schlüpfen aus dem Nest, indem er den Jungvogel oder die Eier auf seinen leicht eingedellten Rücken lädt, dann rückwärts die Nestwand hochrutscht und sich seiner Last über den Nestrand entledigt. Dieser Effekt hält sich etwa 3 bis 4 Tage. Setzt man einen 5 Tage alten Kuckuck in ein Nest, verträgt er sich mit den anderen Insassen gut und es ist von einem Rauswurfeffekt nichts mehr zu merken. Ein besonders starkes Signal zur Auslösung des Fütterungstriebs ist die verführerische Leuchtkraft seines großen orangeroten Sperr-Rachens und sein Bettelruf von durchdringender Lautstärke. Somit füttern die Wirtseltern einen jungen Kuckuck lieber als die eigenen Nestlinge. Auch Nachbarvögel beteiligen sich an der Fütterung des Jungkuckucks, der nach etwa 20 bis 23 Tagen das Nest verlässt. Nach dem Ausfliegen bettelt der Jungkuckuck mit „sriesriesries“-Lauten, später mit „gigigi“ um Futter und wird von seinen Wirtsleuten noch bis zu drei Wochen gefüttert. Der Kuckuck wird im 2. Lebensjahr geschlechtsreif und hat eine Lebenserwartung von etwa 10 Jahren. Er macht sich im Spätsommer allein auf den weiten Weg nach Südafrika, wobei die ersten Kuckucke in ihrem Winterquartier bereits im Juli ankommen. Die letzten verlassen uns meist im September. Viele legen in Afrika eine Mauserpause ein. Kommen die Wirtsvögel aufgrund des Klimawandels früher in ihr Brutgebiet als der Kuckuck, findet er oft keine passenden Gelege mehr vor und seine Zukunft ist gefährdet. Der Erhaltungszustand des Kuckucks wird als „ungefährdet“ eingestuft, obwohl nahezu alle Länder West- und Mitteleuropas seit längerem rückläufige Zahlen melden.

Günter Geiß