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Pirol

Der Pirol, ein leuchtend gelber Tropenvogel

Der Pirol, auch Goldamsel oder Pfingstvogel genannt, kommt nur kurz zum Brüten nach Europa.

„Vögelgattung aus der Familie der Pfriemenschnäbler  mit einem kaum merklich gebogenen, hochrückigen Schnabel mit etwas überhängender, gezähnter Spitze und mit kurzen starken Füßen woran äußere und mittlere Zehe bis zum ersten Gelenk verwachsen ist. Das Männchen lässt einen starken, hellen, flötenden Gesang ertönen und kann als Stubenvogel gehalten werden.“ So nachzulesen in Meyers Lexikon von 1871.

Unter dem Namen Oriolus oriolus ordnete Linne 1758 den Pirol in die wissenschaftliche Nomenklatur ein. Pirole gibt es, vorwiegend in den Tropen, viele Arten.Nur der Europäische Pirol ist bei uns beheimatet. Die Nominatform Oriolus oriolus oriolus  lebt in Mitteleuropa bis ins westliche Asien. Er ist ein regelmäßiger, aber nicht oft vorkommender Vogel, der im Laufe der Zeit sein Verbreitungsgebiet auch immer mehr in den Norden verlagert.

Der Pirol ist ein etwa amselgroßer schlanker Vogel mit einem rosa bis rostfarbenen Schnabel und grau gefärbten Beinen und Krallen. Die Augen haben einen bräunlichen bis rötlichen Farbton. Die etwa 40 g schweren Männchen sind leuchtend gelb und auf den schwarzen Flügeldecken befindet sich ein gelber Fleck. Die Schwanzfedern sind schwarz mit zwei gelben Streifen. Die etwa 70 g schweren Weibchen sind mehr grünlich und unterseits gestrichelt. Junge Weibchen sind mattgrün gefärbt mit gesprenkelter Brust und gelbem Unterbauch. Alte Weibchen haben mehr Gelb im Gefieder und eine Flügelspannweite bis 40 cm.

Der Pirol ist ein Bewohner des Tieflandes, hält sich in Mitteleuropa nur von Anfang April bis Anfang September auf und bewohnt lichte Laubwälder, vor allem wassernahe Auwälder mit Pappeln und Eichen. Als  ausgesprochener Baumvogel kommt der Pirol fast nie zum Waldboden herab und verbirgt sich im Laubwerk, wenn er sich beunruhigt fühlt. Bei Aufregung kreischt der Vogel ein „chrrrääh“, sein aggressiver Warnruf klingt wie „djick djick“ und ein „gickgickgick“ ertönt, wenn er sich angegriffen fühlt. Er ist ein guter Kletterer und bewegt sich geschwind und geschickt in den Bäumen, nimmt aber an Gewässern gern ein Bad. Im Flug ruft der Vogel ein hartes spechtartiges, zweisilbiges „Jick jick“. Der Pirol ist ein typischer Einzelgänger und alles andere als ein geselliger Vogel. Nur während der Balzzeit leben die Geschlechter paarweise zusammen.

Pirole ernähren sich hauptsächlich von größeren Insekten und deren Larven, sowie Spinnen, die sie im Kronenbereich der Bäume aufstöbern. Sie nehmen aber im Sommer auch häufig süßes Obst wie Kirschen und Beeren. Wasser trinken sie aus Tautropfen.

In den Wasserlandschaften zwischen Inn und Salzach, besonders im Bereich der Biermeier Lacken und der Engelmannlacke ist ab April oft der flötende Gesang „didlioh didüalüo“ zu hören, den die Altvögel beiderlei Geschlechts beherrschen. Der Ruf wird in der Variabilität als Erkennungsruf zwischen den Männchen gebraucht. Die ersten, aus dem Winterquartier zurückkehrenden Pirole erreichen ihr Brutgebiet in Bayern bereits Ende März, die meisten erscheinen aber erst Anfang Mai. Zunächst besetzen nur die Männchen ihre Reviere und verteidigen sie recht streitbar gegen Artgenossen. Wenn dann einige Tage später die Weibchen erscheinen, so sind die Männchen voll in Gesangsstimmung, wobei der eigentliche Gesang nur aus der Nähe zu hören ist. Er enthält zirpende und quäkende Töne, die aber immer wieder durch den lauten Flötenton unterbrochen werden. Männchen und Weibchen verfügen aber noch über einen lauten rätschenden Ruf, den man oft im Pirolrevier hört. Durch den Gesang der Männchen fühlen sich potentielle Weibchen angelockt. Hat sich ein Paar gefunden, geht es kurz danach an den Nestbau. Während der Paarungs- und Brutzeit gehen beide Geschlechter gegen eindringende Artgenossen vor. Oft kommt es auch zu heftigen Kämpfen mit Elstern und Eichelhähern. Das napfförmige, frei in einer horizontalen Astgabel hängende Nest, wird vom Männchen und Weibchen gemeinsam im Kronenbereich großblättriger Bäume über dem Wasser aus Grasbändern und Bastfasern geflochten. Durch das Anfeuchten mit ihrem Speichel wird das Nest geschmeidig und erhält eine besondere Stabilität. Die etwa 10 cm tiefe und 9 cm breite Nestmulde wird mit Moos, Flechten und Tierhaaren ausgepolstert. Dabei leistet das Männchen den Hauptteil der Arbeit. Das Hängekorbartige Nest ist so stabil gebaut, dass es sogar harten Winterstürmen trotzt.

Ende Mai Anfang Juni legt das Weibchen 3 bis 5 etwa 8 bis 9 g schwere hellrosa bis weißliche, mit kleinen schwarzen Sprenkeln betupfte Eier. Beim Brüten übernimmt das Weibchen den Hauptanteil, wobei es vom Männchen gefüttert wird. Nach etwa 13 bis 18 Tagen schlüpfen die blinden Jungen, die anfangs ein lockeres, gelblich graues Jugendkleid tragen. Sie krallen sich von Anfang an fest in die Nestmulde, damit sie kein Sturm aus dem im Wind stark schwankenden Nest werfen kann. Die blinden Jungen merken anhand der Erschütterung am Nest, dass ein Elternteil  mit Nahrung eintrifft. Ihren Hunger signalisieren die Küken, indem sie mit lautstarken Bettelrufen ihren Schnabel weit aufsperren. In den ersten beiden Lebenswochen füttern die Eltern kleine Insekten mit weichem Chitinpanzer, Larven und Raupen, in der 3. Woche auch Beeren und reife, zuckerhaltige Früchte. Die Nahrung wird von den Eltern sorgfältig vorbereitet. Raupen werden die harten Chitinköpfe abgebissen und  Früchte wie Kirschen, die zu groß zum Schlucken sind, werden ausgepresst und der Saft in den Schnabel der Jungen geträufelt. Allerdings wird für das Wachstum tierisches Eiweiß benötigt.

Flügge Jungtiere betteln lautstark mit einem unüberhörbaren „gägägä“ oder „jickjickjick“. Die abgesonderten Kotballen werden sorgfältig von den Altvögeln aus dem Nest entfernt. Die Nestlingsdauer beträgt etwa 14 bis 20 Tage und häufig sind die Jungen noch nicht völlig flugfähig, wenn sie das Nest verlassen. Manchmal helfen Jungvögel aus den Vorjahren bei der Jungenaufzucht und sammeln so erste Erfahrungen für ihre eigene erste Brut. Die meisten Bruten fliegen etwa Mitte Juli aus, bleiben aber noch im Familienverband bis Ende August zusammen, wobei der Nachwuchs noch weiter mit Nahrung versorgt wird. Die Jungen tragen nach dem Ausfliegen das Weibchenkleid. Sind sie selbstständig geworden, leben sie so heimlich in den dicht belaubten Baumkronen, dass man den herbstlichen Wegzug in den Süden kaum bemerkt. Die jungen Männchen haben im nächsten Sommer noch einen braunen Schnabel, ein grünlich getöntes Rückengefieder und eine leichte Streifung an den Flanken. Im darauffolgenden Jahr ist der Schnabel rot und das Gefieder leuchtend gelb .Die Weibchen werden mit den Jahren auf dem Rücken immer intensiver gelb und unterseits heller. Ganz alte Weibchen können dann fast so gelb sein wie die Männchen.

Durch günstige Umstände können Pirole ein Alter von 5 bis 6 Jahren erreichen, können aber in Gefangenschaft bis 9 Jahre alt werden. Die Pirole sind Langstrecken- und Breitfrontzieher und überqueren die Alpen ohne Umgehungsstrecken schon Ende August Richtung Süden. Sie ziehen meist in der Nacht und überwintern auf der tropischen Südseite Afrikas, wo sie die meiste Zeit im Zentralafrikanischen Regenwald verbringen. Die afrikanischen Winterquartiere werden Ende Januar geräumt und die Pirole ziehen wieder in ihre europäischen Brutgebiete.

Die Bestände gelten europaweit als stabil. Der Pirol ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz in Deutschland eine besonders geschützte Art.

Günter Geiß