Rotkehlchen
Das Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
Das Rotkehlchen ist ein Singvogel aus der Familie der Fliegenschnäpper (Muscicapidae). Es besiedelt Nordafrika, Europa und Kleinasien sowie die Mittelmeerinseln. Seine Nahrung besteht vor allem aus Insekten, kleinen Spinnen, Würmern und Schnecken. Sein Gesang beginnt etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang und ist bis in die Dämmerung fast das ganze Jahr über zu hören. Die Art gilt derzeit als ungefährdet, sie ist die sechsthäufigste Brutvogelart in Deutschland.
Der erwachsene Vogel wiegt 15 – 18 g, wird ca. 14 cm groß und hat eine Flügelspannweite von etwa 20 cm. Unverwechselbar ist er mit seiner auffälligen Rotfärbung, die sich von der Brust über die vorderen Seiten von Hals und Kopf bis zur Stirn zieht. Beide Geschlechter sehen gleich aus. Jungtiere haben die Rotfärbung noch nicht. Mit ihrer oft pummelig aufgeplusterten Gestalt, dem runden Kopf mit hoher Stirn, dem kurzen spitzen Schnabel und mit den großen dunklen Augen wirkt das Rotkehlchen auf uns Menschen niedlich und beschützenswert.
Wenn wir im Garten graben, nähert es sich uns scheinbar ohne Scheu, um Würmchen und Insektenlarven aufzupicken. Das ist aber kein Zeichen von Zahmheit, vielmehr ist das Rotkehlchen ein Großwildfolger. In seinem natürlichen Lebensraum, dem unterholzreichen Wald, folgt es dem dort "umpflügenden" Wildschweinen, um den einen oder anderen Leckerbissen zu erhaschen. Darauf angewiesen ist es allerdings nicht. Es findet auch in der Laubstreu Futtertiere oder erhascht Fluginsekten in der Luft. Auch beim Fischen kleinerer Fische ist es mitunter erfolgreich.
Während das Weibchen in der Brutzeit seltener singt, steigt die Gesangsaktivität des Männchens mit der Suche nach einer Partnerin an.
Das Revierverhalten des Rotkehlchens ist von Aggressionen gegen Rivalen geprägt. Bleibt der Reviergesang erfolglos, plustert sich der Verteidiger auf und präsentiert die rote Brust. Hilft auch das nicht, verkrallen sich beide ineinander und versuchen, den Gegner am Boden festzuhalten und ihm die Augen auszuhacken. Diese zum Teil erbitterten Kämpfe können sogar den Tod des Rivalen zur Folge haben.
Das Rotkehlchen erreicht die Geschlechtsreife im ersten Lebensjahr. Es führt eine monogame Brutehe. Zwei bis drei Jahresbruten in der Zeit von Mitte März bis August sind möglich.
Die Balz wird durch das „Futterbetteln“ des Weibchens eingeleitet. Dabei stößt es einen scharfen Laut aus und zittert mit den Flügeln und nähert sich dem Männchen mit gesenktem Kopf. Die Nestbaudauer beträgt vier bis fünf Tage und wird überwiegend vom Weibchen erledigt. Es baut ihr napfförmiges Nest gut versteckt in Bodennähe, z.B. in Brombeerhecken, Holzstapeln oder Reisighaufen, aber auch umgefallene Gießkannen und Eimer wurden schon bewohnt. Sie sind da recht flexibel. Während dieser Zeit singt das Männchen von einer hohen Singwarte, die sich über dem Weibchen befindet. Das Rotkehlchen verwendet für seine zweite Brut nicht dasselbe Nest nochmal, oftmals aber alte Nester von anderen Vögeln (z.B. Amseln). Meist werden sechs Eier gelegt und in 13 - 15 Tagen ausgebrütet. Das Weibchen trägt die Eischalen anschließend bis zu 30 m weit vom Nest weg, um den Nest-Standort nicht zu verraten. Während der ersten Tage hudert (unter die Fittiche nehmen) das Weibchen die Jungen und wird dabei vom Männchen gefüttert. Nach 12 – 15 Tagen können die noch flugunfähigen Nestlinge das Nest verlassen, halten sich aber am Boden verborgen, wo sie noch einige Zeit von den Altvögeln mit Nahrung versorgt werden. Ausgeflogene Junge betteln auch andere Vogelarten um Futter an - auch adulte Rotkehlchen füttern mitunter andere Jungvögel (z.B. von Zaunkönigen und Meisen). Junge Rotkelchen sind stark gefährdet (z.B. durch Katzen, Greifvögel, Mäuse, Ratten, Marder, Eichhörnchen und Füchse) und nur sehr wenige werden erwachsen. Im Schnitt wird das Rotkelchen in der Natur daher nur 1,25 Jahre alt.
Im Herbst ernähren sich Rotkehlchen gern von den rot-orangen Früchten des Pfaffenhütchens, welches daher auch "Rotkehlchenbrot" genannt wird.
Ein Teil der Tiere verbringt den Winter im Mittelmeerraum, dafür überwintern nordische Artgenossen in unseren Gefilden und freuen sich über heruntergefallenes Fettfutter und Haferflocken.
Quellen: WikiPedia und "Das große Buch der Gartenvögel" von Uwe Westphal