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Die Alz

Die Alz ist ein Schicksalsfluss und Freizeitgewässer für Bootfahrer, Angler und Badegäste der Wohngemeinde Emmerting.

Die Alz ist der Abfluss des Chiemsees und läuft in 63 Fkm zum Inn. Sie durchquert die Alzplatte, mächtige Schottermassen, die während und nach der Eiszeit entstanden und von den Schmelzwässern in das Alpenvorland getragen wurden.  Während der letzten beiden Eiszeiten, der Würm- und der Risseiszeit, entstand der Talraum der unteren Alz. Besonders in der Würmeiszeit wurde das Alztal mit Gletschermaterial stark überschüttet und durch seine abtragende Wirkung konnten sich die Wassermassen in die alteiszeitlichen Deckenschotter eingraben, aber die darunter anstehende obere Süßwassermolasse nicht mehr erreichen. Dennoch unterhalb Burgkirchen, kurz vor Emmerting ist die tertiäre Flinzschicht angeschnitten. Erst seit Ende der Eiszeit wurde durch Pendeln des Flusslaufes der übrige Talverlauf von Flussterrassen geprägt. Die Alz zeigt bis weit in das 19. Jahrhundert hinein das Bild eines voralpinen Wildflusses. Im Landkreis Altötting verlief sie in einem breiten Bett mit zahlreichen Seitenarmen und Gerinnen und bildete aufgegabelte Furkationsstrecken. Es kam immer wieder zu Hochwässern aufgrund ihres relativ großen Gefälles. Deshalb wurde sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgebaut, so dass der verzweigte Flusslauf mit seinen Umlagerungsstrecken zu einem gestreckten und eingetieften Gewässerlauf verkam. Vom Chiemsee bis nach Altenmarkt ist die Alz durch die Erwärmung des Chiemsees ein sommerwarmer Fluss. Der größte Zufluss ist die Traun, über die auch noch Geschiebe in die Alz transportiert wird. In der oberen Alz hat sich das Flussbett durch Feinsedimente und Verkalkung weitgehend abgedichtet. In der unteren Alz dagegen steht das Flusswasser im Austausch mit dem Grundwasserkörper des Alztales. Deshalb besteht im Bereich Emmerting Hochwassergefahr durch rückstauendes Grundwasser, auch  wenn die Alz nicht über den Hochwasserdamm tritt.

Mit der Regulierung der Alz wurden  gleichzeitig Anfang des 20. Jahrhunderts  die Alzkanäle zwischen Tacherting-Hirten und Hirten-Burghausen gebaut. Nach Altenmarkt bis zur Mündung gibt es vier Wasserableitungen, so dass die Flussabschnitte unterschiedliche Wasserführungen aufweisen können. Zwischen Emmerting und der Mündung in den Inn besteht das „Naturschutzgebiet untere Alz“, welches 1990 als NSG ausgewiesen wurde. Hier liegt auch die Mündung des Brunnbaches, welcher aus dem Hörl- und Deckelbach, die in Emmerting entspringen, gebildet wird. Der Brunnbach ist ein sauberer, kühler Niederterrassenbach, mit hoher Wasserqualität in dem die Koppe, die Elritze und die selten gewordenen Schmerlen einen geeigneten Lebensraum finden. Auch der Eisvogel und die Wasseramsel können hier beobachtet werden.

Die Alz hat, bedingt durch Schneeschmelze und starke Regenfälle im Voralpenland eine unregelmäßige Wasserführung. Erst nachdem der Alzkanal bei Hirten dem Fluss eine größere Wassermenge weggenommen hat und das Restwasser von kalten Quellzuflüssen gespeist wird, hat der Fluss wieder kühleres Wasser und ist zur Äschenregion mit verschiedenen Strömungsabschnitten geworden, wobei die Grenze zur Barbenregion verwischt ist. Die Alz ist nur mäßig belastet und hier leben Barben, Aitel, Hechte, eingesetzte Bachforellen, Regenbogenforellen und Äschen, die ein zaghaftes Eigenaufkommen zeigen, aber intensiv vom Gänsesäger bejagt werden.

Aus dem Inn wandern besonders bei Frühjahrshochwasser Nasenschwärme, Barben und Forellen in die Alz, um ihrem Laichgeschäft nachzugehen. Nach Beendigung der Schneeschmelze aus dem Gebirge sinkt der Wasserspiegel und es bildet sich auf dem kiesigen Grund  ein unliebsamer Aufwuchs von grünen und braunen Fadenalgen, durchsetzt mit Kieselalgen. Nach dem Laichgeschäft verbringt ein Teil der Laichfische die Sommermonate noch im Fluss, um im Herbst zur Winterruhe in den Inn zurückzuwandern. Tiefere Gumpen dienen zurückgebliebenen Hechten als Winterquartier. Eigener Nachwuchs der im Winter laichenden Bachforellen kommt nur zögernd auf. Fingerlange Kleinfische haben nur eine geringe Chance zum Überleben, da die Fische fressenden Gänsesäger die Population stark dezimiert. So habe ich an den Rauschen unterhalb des Hirtener Wehres beobachtet, wie 14 Gänsesäger, 2 Weibchen  mit 12 erwachsenen Jungen zwischen den Steinen in den Stromschnellen mit ungeheurem Eifer nach Kleinfischen jagten.

Die Alz spielte früher als Nahrungsmittelquelle eine bedeutende Rolle. Das Recht auf Fischfang war strengen Regeln unterworfen, was ein Blick in alte Dokumente zeigt. Die Herrschaft von Wald an der Alz hatte nach einem Dotationsbrief aus dem Jahr 1508 „All Vischereyen und Vischnetz“. Dieses Fischereirecht erstreckte sich von Burckhering weiter durch die Hofmark Garching bis Burgkirchen. Damals waren in diesem Bereich fünf Herrschaftsfischer angestellt, die durch Erbbrief in ihr Amt eingesetzt wurden. Über viele Jahrhunderte galt der Fischreichtum der Alz sprichwörtlich. Besonders Äschen, Hechte, Huchen, Forellen, Barben, Nasen und Schiede gab es in großen Mengen. Besonders zur Laichzeit kamen Weißfische in ungeheuren Mengen vor, so dass man sie fassweise nachhause fahren konnte. Vereinzelt gab es auch Krebse. Auch damals war das Größenmaß der einzelnen Fischarten und die Größe der Fischnetze vorgeschrieben. Legangeln und das Stechen der Fische waren verboten. Auch die Herrschaft in München begehrte die Alzfische. Es wurden „etlich stückh gedigen und abgebratene Aesch nach München zu Ir Durchlauchtigen Khüchen „ geschickt.

Auch nach dem 2. Weltkrieg lieferte der Gendorfer Fischer Kastulus Straßer jährlich noch 200 Ztr. lebende Fische nach München und Rosenheim. Damals gab es auch noch kapitale Fische in der Alz. So berichtete der Burghauser Anzeiger am 10.6.1913 von einem Huchen von 44 Pfund und einer Länge von 1,40 m, den der Fischermeister Johann Oberauer mit dem Tauber gefangen hatte. Wegen der inzwischen geringen Wassermenge ist die Berufsfischerei zum Erliegen gekommen. Derzeit liegt das Fischereirecht zwischen Brücke Hirten und der Alzmündung, ausgenommen zwei kleine Gewässerabschnitte, die in privater Hand sind, bei den ehemaligen Alzwerken Wacker Burghausen. 2012 wurde infolge eines Chemieunfalles fast der gesamte Fischbestand zwischen Burgkirchen und der Alzmündung vernichtet. Das Wasserwirtschaftsamt hat 2018 mit finanzieller Unterstützung des Vereins „Naturnahe Alz e.V.“ zur Stärkung der Biodiversität des Flusses auch in den Abschnitten zwischen Emmerting und Burgkirchen Struktursteine aus Nagelfluh und Raubäume eingebracht. Zwischenzeitlich wurde festgestellt, dass die bisherigen Renaturierungsmaßnahmen in der Alz große Wirkung bezüglich Fischdichte und Artenvielfalt zeigen. Möge dieser bedeutende Laichfluss im Naturschutzgebiet unterhalb Emmerting naturnah erhalten bleiben und die zurückwandernde Fischbrut für einen natürlichen Besatz auch in den Gewässern des Inns sorgen.

Günter Geiß