Zur Startseite
  • Links
  • Newsletter

Projekte

Naturschutz

Umweltthemen

Wenn der Badesee blüht.

Gewässer mit ausreichendem Bewuchs an höheren Unterwasserpflanzen wie Tausendblatt oder Armleuchterkraut sind meist klar, da an diesen Makrophyten ein Millionenheer von kleinsten Tierchen siedelt, die die Wasserblüte, nämlich das Phytoplankton, zum Fressen gern haben. Aus diesem Grund hat der Marktler Badesee und auch der Wöhrsee eine gute Sichttiefe. Aber dort, wo diese Unterwasserpflanzen fehlen, dominiert das Phytoplankton, das aus unzähligen Arten von verschiedenen Algen besteht, nur wenige tausendstel Millimeter groß. Von den häufigsten sind hier nur einige genannt, wie Goldalgen, Kieselalgen, Grün- und Zieralgen. Diese Algen beziehen ihre Nährstoffe aus dem Wasser und erhöhen in manchen Gewässern durch die Assimilation tagsüber den Sauerstoffgehalt enorm. Sie sind neben anderen Unterwasserpflanzen für die biogene Enthärtung und für hohe pH-Werte verantwortlich. Es gibt auch Algenarten, die sich nicht nur die Nährstoffe aus dem Wasser holen, sondern auch Bakterien oder andere Kleinstlebewesen in ihren Speisplan miteinbeziehen. Manche Algen bilden lange Spitzen und Schwebfortsätze aus .Von diesem Phytoplankton ernähren sich Zooflagellaten, Wimpertierchen, Rädertiere, Krebschen und Hüpferlinge. Die Organismen des Zooplanktons sind wenig schwerer als Wasser und müssen durch Schwimmbewegungen das Absinken ausgleichen. Lange Fortsätze, die wie Fallschirme wirken, Ruderorgane und Borstenfächer verhindern die Sinkgeschwindigkeit. Andere Arten umgeben sich mit einer Gallerthülle oder lagern in ihrem Körper Öltropfen an, damit das spezifische Gewicht verringert wird. Das tierische Plankton besteht in erster Linie aus drei Tiergruppen. Zwei davon gehören zu den Arthropoden, den Gliederfüßern. Es sind dies die Wasserflohverwandten und die Hüpferlinge oder auch Ruderfußkrebschen genannt. Die dritte Tiergruppe besteht aus den Rädertierchen.

Zu der ersten Gruppe, den Wasserflohverwandten zählt, der gewöhnliche Wasserfloh, der eine Größe bis 4 mm erreicht. Holopedium, das in einer Gallerthülle wie in einem Winterpelz sitzt, erreicht 2,5 mm, die Gattung Bythotrephos (2,5 mm) trägt einen Schwanzstiel, der fast dreimal so lang ist wie das ganze Tier. Leptodor (über 1 mm), ein Wasserfloh, der sich räuberisch vermehrt, trägt eine Schale als Rucksack, damit der Brutraum im Inneren geschützt ist. Alle diese Wasserflöhe besitzen ein einzelnes großes Auge. Die planktonischen Rassen verändern im Verlauf eines Jahres von Generation zu Generation und von Häutung zu Häutung ihre Gestalt. Im Herbst aber erreichen alle Tiere wieder die Ausgangsformen des Frühjahrs. Die glasartig durchscheinenden Tierchen haben eine hüpfende Bewegungsweise oder sie schlagen mit den Antennen und ernähren sich durch Filtern von Plankton und kleinen Algen.

Die zweite Krebsgruppe sind die Hüpferlinge oder Ruderfußkrebschen. Sie besitzen einen dicken Vorderkörper mit einem Auge, ein paar lange Antennen und einen schmalen Hinterkörper mit gegabeltem Schwanzende. Die Weibchen tragen am hinteren Körper ein oder zwei Eiersäckchen. Sie sind meist kleiner als Wasserflöhe. Manche besitzen Öltropfen, um in Schwebe zu bleiben. Ihre schwimmende Bewegung wird durch das Auf- und Abschlagen von Borsten und Fächern erzeugt. Sie ernähren sich von Detritus, Algen und kleineren Protozooen, die sie über Bauch- und Fieberborsten aus dem Wasser sieben. Die häufigsten Typen sind die breite Cyclops-Form mit kürzeren Antennen und zwei Eiersäckchen und die schmalere Diaptomus-Form mit langen Antennen und einem Eisäckchen.

Die 3.Tiergruppe ist die Klasse der Rädertierchen. Die planktonisch  lebenden Formen sind meist 0,25 bis 0,5 mm groß. Sie tragen am vorderen Ende radförmige Wimpernbänder, die ständig schlagen, um Nahrung hinein zu strudeln. Der in Bewegung befindliche Wimpernkranz erinnert an ein sich drehendes Rad, daher der Name Rädertiere. Sie ernähren sich von Bakterien, Wimpertierchen, Geiseltierchen und Algen. Andere Arten wiederum leben räuberisch und fressen kleinere Arten. Bestimmte eiweishaltige Stoffe, die dann bei der Verstoffwechselung ins Wasser abgegeben werden, warnen die kleineren Arten, die dann ihrerseits zur Abwehr nur noch Spezies mit stacheligen Fortsätzen erzeugen. Wenn dann wegen Nahrungsmangel die Population der größeren Räuber schrumpft, werden bei den kleineren Arten wieder Nachkommen ohne Stacheln geboren. In jedem Stillgewässer lebt ein eigener Formenkreis mit mannigfachen Veränderungen der Population im Jahresverlauf.

Alle Vertreter dieser drei Gruppen der Zooplankter bilden über Generationen hinweg  nur Weibchen, die Eier legen und aus denen wiederum geklonte Weibchen ausschlüpfen. Nach vielen Generationen gibt es Eier, aus denen Männchen entstehen. Aus dieser Generation legen dann die Weibchen befruchtete Eier mit dicker Schale, die widerstandsfähig sind gegen Trockenheit und Frost. Für die weitere Entwicklung benötigen diese sogar eine Ruhepause. Daraus schlüpfen, wenn wieder günstige Bedingungen eintreten, nur Weibchen und das Spiel wiederholt sich.

Günter Geiß