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Sanierung („No-Regret-Maßnahmen“) an der Unteren Salzach

Ausgangspunkt:

Mittels links- und rechtsseitiger Dämme, erbaut im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, sollte die Salzach eingeengt werden. Ziel war eine Eintiefung der Salzach, um trotz des hin- und herwandernden bayerisch-österreichischen Grenzflusses eine wohldefinierte Grenze zu bekommen und gleichzeitig links und rechts Auenbereiche als landwirtschaftlich nutzbare Flächen zu gewinnen.

Die später im Oberlauf südlich von Salzburg zur Stromerzeugung erbauten Staumauern unterbrachen aber gleichzeitig die Kieszufuhr aus den Alpen. Die Salzach riß aber die von Jahr zu Jahr dünnere Kiesdecke weiter flußabwärts; bei Hochwassersituationen konnte das zu „Sohledurchbrüchen“ führen, so z.B. 1969 auf einer längeren Strecke; 1959 stürzte dabei bei Liefering wegen Unterspülung der Fundamente sogar eine Autobahnbrücke ab.

Gleichzeitig war durch die kanalartige Führung die Salzach ökologisch stark verschlechtert und entsprach nicht mehr dem von der Wasserrahmenrichtlinie geforderten "ökologisch guten Zustand". Mit der Salzach zusammen bilden die Salzachauen links und rechts des Flusses einen wichtigen Teil des europäischen Schutzgebietsnetzwerkes "Natura 2000".

Das führte zu Optimierungsüberlegungen, durch die ein Teil der früheren Maßnahmen wieder rückgeführt werden sollte. Gleichzeitig wurde – die vorher stark verschmutzte Salzach war inzwischen durch Kläranlagen der Stadt Salzburg und der Papierindustrie in Hallein wieder sauberer geworden – eine Stromerzeugung in Kraftwerken diskutiert. Verschiedene Rückbauvarianten wurden diskutiert, mit oder ohne Wasserkraftnutzung, Naturvarianten etc.. Die Entscheidung zwischen diesen Varianten ist noch offen, wobei nach derzeitigen Studien keine weiteren Rampen gegen die Eintiefung mehr nötig sind. Erst die Energiediskussion im Rahmen des Gasstops durch Russland (Herbst 2022) haben bei einigen Politikern die Forderung nach einer totalen energetischen Nutzung der Salzach wieder angefacht; dass diese Forderungen nicht zu einer Problemlösung in wenigen Jahren führen, ist allerdings klar.

Nördlich von Tittmoning stimmen alle Varianten allerdings überein, so dass einem Beginn der dort angedachten Maßnahmen nichts im Wege steht; aus diesem Grund wird öfter auch von "no-Regret-Maßnahmen" gesprochen, d.h. kein Variantenunterstützer kann diese Maßnahmen bedauern. Auf bayerischer Seite wurde damit im Herbst 2021 begonnen, Frühjahr 2023 sollen die Arbeiten, die ca. 2,7 Mio € kosten und je zur Hälfte von Bayern und Österreich bezahlt werden, beendet sein:

* Auf einer Länge von 3 km wird unterhalb von Nonnreit - Ranharting die Uferbefestigung entfernt, dadurch erhält die Salzach in diesem Bereich weiche Ufer, die der Fluß bei Hochwässern gestalten und ein bis ca. 200 Meter breites Flussbett mit vielen Kiesbänken formen kann; diese Hauptmaßnahme wird ein Gewinn für Fluß und Aue, Tiere, Pflanzen aber auch für das Landschaftsbild und für Naherholung bei Tittmoning sorgen.
Es werden
* Zuläufe zu Flutmulden außerhalb der Uferlinie abgesenkt, so dass die Au öfter überschwemmt wird.
Es wurde
* der frühere Uferweg rückverlegt und mit den ebenfalls rückverlegten 200 Meter Ufermarken versehen.
Demnächst wird
* die Überquerung des Siechenbaches erneuert und höher gelegt, so dass sie auch bei leichten Hochwässern möglich ist.
* Der Hochwasserdamm wird um 800 Meter verlängert und mit Steinen der Uferbefestigung und einer Spundwand gesichert, so dass Tittmoning weiter gesichert ist.
* Und viele Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume von Tieren, Pflanzen und Pilzen sind schon durchgeführt worden.

 

Zusätzliche ökologische Optimierungen

Da in dem Uferbereich der Salzach wertvolle Arten (z.B. Zauneidechse, Gelbbauchunke, Äskulapnatter, ...) vorkommen, wurden auch für diese Arten die Lebensräume optimiert: So wurden etwa Zauneidechsen gesucht und in eigenen Biotop-Inseln freigesetzt; diese sind mit Krötenzäunen umgeben, damit die Eidechsen nicht verloren gehen. Einige dieser Biotope kann man von dem rückverlegten Uferweg aus sehen, genauso wie auch Pyramiden aus Altholz-Stämmen, in die z.B. Höhlen für Fledermäuse, Spechte etc. gezimmert wurden. Für Gelbbauchunken wurden Tümpel geschaffen, die immer wieder austrocknen, sodass sich nicht zu viele Fressfeinde dort ansammeln können. Hügel aus Kies oder Sand, die noch verwendet werden sollen, sind mit Krötenzäunen umgeben, damit dorthin keine Eidechsen wandern können; Bagger oder Schubraupen, die Kies, Sand aufnehmen sollen, können diese Tiere dann nicht töten.

 

Bitte um äußerste Vorsicht für die ökologischen Optimierungen

Bei den Artenschutzmaßnahmen handelt es sich um sehr sensible Habitate, die mit großer Mühe erstellt wurden und deren Funktionsfähigkeit unbedingt dauerhaft erhalten bleiben muss. Im Zuge einer vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein begleiteten Führung mit einer überschaubaren Anzahl an Teilnehmern ist es möglich, z.B. die gezäunten Zauneidechsen-Habitate zu besichtigen. Doch immer sollten die Tiere so wenig wie möglich gestört und ein versehentliches Zertreten der Tiere, die sich oft zwischen Grasbüscheln in der Nähe des Weges oder auf dem Weg verstecken, vermieden werden. Neben einer grundsätzlichen Störung durch den Menschen besteht auch bei den ungezäunten Eidechsen-Habitaten die Gefahr des Zertretens, bei den Fledermaus-Totholzpyramiden hingegen die Gefahr, dass sich die Verkeilung der Baumstämme löst, sollte daran geruckelt oder darauf geklettert werden.
Bitte auf dem Weg bleiben!