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Bericht zum GEO-Tag der BUND Naturschutz Kreisgruppe Altötting

Am 28. Und 29. Juni veranstaltete die BUND Naturschutz Kreisgruppe Altötting (BN) ihren 12. GEO-Tag bei hohen Temperarturen (ca. 35 ° C) und im Beisein vieler Mücken. Diesmal hatten sie ein ausgesprochen kuscheliges Basislager: das Grüne Klassenzimmer des Walderlebnispfades in der Klosterau bei Mehring. Dort hatten die Ersteller des Waldlehrpfades vor vielen Jahren einen Baumkreis gepflanzt, der jetzt einen schattigen Raum bildet. Dort hatten sich die BN-Aktiven mit Tischen und Bänken eingerichtet und dort waren die Temperaturen gut aushaltbar. Leider mochten auch die allgegenwärtigen Mücken diesen Platz – es wurde reichlich „Anti-Brumm“ benötigt.
Experten und Teilnehmer waren höchst engagiert und füllten die Artenliste eifrig. Über 650 verschiedene Arten landeten schließlich in der Gesamtartenliste. Nicht jede konnte bis zur Art bestimmt werden und nicht jede Bestimmung erfolgte mit absoluter Sicherheit.

Die einzelnen Ergebnisse der GEO-Tage sind nicht miteinander vergleichbar und sagen erstmal noch nichts über den wirklichen ökologischen Zustand des Gebiets aus. Die Ergebnisse von 24 Stunden Untersuchung im Juni werfen nur ein Schlaglicht auf die jeweilige Fläche. Wetter, Anzahl, Fachgebiet und Ausdauer der Experten beeinflussen die Fundzahlen erheblich.  Dieses Jahr hatten ein paar Experten bereits am 30. Mai eine Vorexkursion im Untersuchungsgebiet vorgenommen, weil sie am Untersuchungstag keine Zeit hatten. Am 11. Mai fand die alljährliche Vogelexkursion in diesem Gebiet statt und am 25. Mai stellte Walter Sage auf die Wiese am Basislager einen Lichtturm auf. Die Funde dieser Untersuchungstage sind in der Ergebnisliste erfasst und gekennzeichnet.

Am Freitagnachmittag startete der GEO-Tag mit dem Kinder-GEO-Tag. 12 Kinder aus drei Kindergruppen haben diesmal mitgemacht. Die Gruppenbetreuungen und einige HelferInnen begleiteten die Kinder bei der Untersuchung des Geländes rund um das Basislager. Die Kinder wurden in die Fangtechniken eingewiesen und fingen Heuschrecken, Käfer, Wanzen und Spinnen … und eine Walderdbeere. Unter dem Binokular und anhand diverser Bestimmungshilfen wurden die Insekten und Spinnen so weit möglich vorbestimmt. Die endgültige Bestimmung erfolgte im Nachgang durch die Experten. Die massenhaft vorkommenden, wunderschönen Wanzenlarven konnten nicht endgültig bestimmt werden, da sie in dem Stadium ganz anders als die erwachsenen Tiere aussehen. Insgesamt entdeckten die Kinder 48 verschiedene Arten, darunter 23 Spinnenarten. Da die meisten Spinnen genital bestimmt werden mussten, gelang am Bino meist nur eine grobe Einschätzung. Unter den Spinnenfunden befand sich z.B. der Bunte Sichelspringer (Evarcha falcata), dessen Männchen kontrastreich gefärbt und eindeutig identifiziert werden kann. Die Kinder waren trotz der tropischen Temperaturen bis zum Schluss begeistert dabei. Die lästigen Mücken packten die Kinder stoisch weg, das war sehr beeindruckend!

Am Samstag war es noch heißer. Wer konnte, kartierte im Wald, da war es erträglicher. Für das gesamte Gebiet notierten die Experten bei dieser Untersuchung etliche Rote-Liste-Arten (RL 1-3). Rote-Liste-Arten sind zumeist an spezielle Lebensräume und/oder z.B. Futterpflanzen gebunden. Mit dem Verlust dieser Lebensräume verlieren wir auch unwiderruflich diese Arten.

Das Vorkommen einiger seltenerer Arten wie z.B. die Gänsesäger (Mergus merganser, RL 3), Großer Fuchs (Nymphalis polychloros, RL 3), Ufer-Glanzspinne (Hypsosinga heri, RL2), der Pracht-Luchsspinne (Oyopes ramosus, RL 3) und des Flussuferläufers (Actitis hypoleucos, RL 1), zeigen, dass das vielfach geschützte Gebiet der Klosterau ein wesentlicher Baustein für den Erhalt unserer Artenvielfalt ist. Die Renaturierungsmaßnahmen zeigen erste gute Erfolge und der eingeschlagene Weg zum Waldumbau sollte weiterverfolgt werden. Das Amt für Ernährung und Landwirtschaft (AELF) in Töging unter der Leitung von Dr. Martin Kennel erarbeitet dazu gerade Maßnahmepläne.

Im alznahen Wald und am renaturierten Altarm wurden neben Schwarz-Pappel (Populus nigra, RL 2) natürlich viele weitere typische Auenvertreter, wie Grau-Erle (Alnus incarna) und insgesamt 7 verschiedene Weiden gefunden. Mit über 40 Arten an Bäumen und Sträuchern zeigt sich das Gebiet sehr vielfältig. Über 200 Blühpflanzen, Gräser und Farne listeten die Pflanzenexperten auf. Neben vielen sogenannten Allerweltsarten, wie Schafgarbe (Achillea millefolium) und Brennnessel (Urtica dioica) wurden auch die Türkenbund-Lilie (Lilium martagon, BArtSchV), Kälberkropf (Chaerophyllum bulbosum , RL G), Echter Steinsame (Lithospermum officinale , RL V) und die hübsche Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) notiert. Orchideen oder andere botanische Spezialisten, wie es sie auf der anderen Alzseite im Naturschutzgebiet gibt, wurden nicht gesichtet.

Trotz des traditionell schwachen Aufwuchses von Pilzen im Juni konnten um die 45 Arten erfasst werden. Gleich zu Beginn erstaunte der Fund einer etwa faustgroßen Mäander-Trüffel (Choiromyces meandriformis), die, anders als die bekannten Trüffel, so dicht unter der Oberfläche wachsen, dass diese oftmals durchstoßen wird. Ein Highlight der Mykologen war der Leuchtende Weichporling (Pycnoporellus fulgens) an Erle. Laurens Ehm unser „jüngster Mykologe“ (10 J.) fand den beeindruckenden Grünspan-Becherling (Chlorociboria aeruginascens), der sein Substratholz blaugrün verfärbt. Früher war so ein Holz begehrt für das Erzeugen farbiger Holz-Intarsienarbeiten.

Die Vogelwelt zeigte sich mit 36 Arten recht vielfältig. Die Vogelgruppe startet bereits um 7.00 Uhr und sahen am neuen Alz-Steilufer den streng geschützten Eisvogel (Alcedo atthis, RL3) brüten und den Flussuferläufer (Actitis hypoleucos, RL 1), das Highlight der Vogelfunde.

Am Lichtturm zeigte sich neben den vielen Nachtfaltern auch die Erdkröte (Bufo bufo) und eine Waldmaus (Apodemus sp.).

Aufgrund der sehr guten Bedingungen flogen zahlreiche Falter bis Mitternacht, bzw. blieb ein Turm sogar bis 02.00 Uhr stehen und wurde von Traunsteiner Experten betreut. An der feinen Gaze tauchten immer wieder neue Arten auf, zumeist häufigere, wie die Rosenmotte (Miltochrista miniata) und der Ringelspinner (Malacosoma neustria). Besondere Funde waren die vielen Schwärmer, z.B. Lindenschwärmer (Mimas tiliae) und Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri), die mit viel Getöse ans Licht kamen. Besonders hübsch ist die Raupe des Braunwurz Mönchs (Shargacucullia scrophulariae).

Über 150 Falterarten waren es insgesamt, soviele wie noch bei keinem unserer GEO-Tage. Bei der Lichtturmaufstellung am 25. Mai an der gleichen Stelle war das Ergebnis sehr enttäuschend. Dies belegt aber, dass eine einzelne Untersuchung niemals den ökologischen Wert einer Fläche widerspiegeln kann. Viele Faktoren beeinflussen die Fundzahlen. Für die Falter hatten wir diesmal insgesamt 7 Experten dabei, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die unterschiedliche Gebiete beprobt haben.

Erstaunlicherweise wurden am GEO-Tag trotz bester Witterungsbedingungen und vielen Blühpflanzen nur wenig Wildbienen entdeckt. Eine Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae), eine Wollbiene (Anthidium manicatum) und eine Glockenblumen-Scherenbiene (Osmia rapunculi) seien aber erwähnt. Die Wiese am Basislager sah eigentlich recht vielversprechend aus und die hohe Zahl verschiedener dort gefundener Spinnenarten ließ eigentlich mehr erwarten. Das Gebiet hat sicher Potential, welches unbedingt weiter in Richtung Reaktivierung von Brennenflächen ausgebaut werden sollte.

Hier finden Sie den ausführlichen Bericht zum GEO-Tag 2019 in der Klosterau