Citizen for Future - Bürger für eine enkeltaugliche Zukunft
Im Rahmen der landesweiten "Fridays For Future"-Demonstrationen organisierte das lose Bündnis der "Citizen for Future - Bürger für eine enkeltaugliche Zukunft" am 25. September 2020 vor dem Bürgerhaus in Burghausen eine Kundgebung. Um niemanden zu gefährden trugen alle einen Mund-Nase-Schutz und hielten ca. 1,5 m Abstand. Auf einen Demonstrationszug wurde daher auch verzichtet. Zum Bündnis gehören neben vielen Privatpersonen, unter anderem die Kreisgruppe des BUND Naturschutz, Fridays For Future Altötting, der Kreisverband der Grünen und die Grüne Jugend, der LBV, die ÖDP, Die Liste Altötting und Artenvielfalt Altötting. Trotz Dauerregen und Kälte sind 60 Teilnehmer gekommen, darunter auch ein paar SchülerInnen.
Dr. Ernst-Josef Spindler hat die Teilnehmer begrüßt und die Corona-Regeln vorgetragen. Stefan Angstl, als Mitglied der Grünen im Burghauser Stadtrat und im Kreisrat, betonte, dass die Jugend Recht hat, wenn sie das entschlossene Handeln der Politik einfordern, möchte aber vor allem auch die Wirtschaft nicht aus der Verantwortung lassen. Dort wird auf den Homepages und Hochglanzbroschüren von Nachhaltigkeitsstrategien gesprochen, die sich bei näherem Ansehen nicht selten als "Greenwashing" entpuppen. Nachdem die globalen Temperaturen seit 1881 im Mittel um rund 1 Grad, in Deutschland sogar 1,5 Grad gestiegen sind, sind die Folgen bereits überall erkennbar. In nahezu ganz Deutschland herrscht eine schwere Dürre, ein neues Waldsterben droht. Die Klimakrise ist da und es ist keine Zeit mehr für Taktiererei.
Das Anliegen der Fridays For Future der Bewegung ist eines der Gesamtgesellschaft, für das nicht nur die Kinder eintreten sollten. Alle Bürger sind aufgefordert ihren Beitrag zu leisten und die Politik nicht aus der Pflicht zu lassen.
Eveline Merches berichtete vom "großen Bruder" der Klimakrise – dem globalen sechsten Artensterben, welches der Mensch auslöst. Anhand diverser Zahlen veranschaulichte sie, dass auch diese Krise längst da ist und alles andere ist als neu. Wir werden in naher Zukunft eine Million Arten verlieren und damit das Ökosystem empfindlich schädigen. Da die Maßnahmen, die es braucht, um das aufzuhalten im Wesentlichen deckungsgleich sind mit den Maßnahmen, die auch die Klimakrise abschwächen kann, ist es dringlicher als je zuvor, endlich zielführende Maßnahmen zu ergreifen. Das sind z.B.:
- größere, klimastabile Wälder (Waldumbau)
- Strukturierung der Landschaft, auch innerstädtisch, mit Bäumen und Sträuchern
- mehr, am besten flächendeckenden Ökolandbau
- weniger Pestizide, weniger Dünger, kleinere Feldgrößen mit Gehölzen
- flächengebundene Tierhaltung, geringerer Fleisch- und Fischverzehr
- mehr und größere Schutzgebiete
- mehr und größere Wasserschutzgebiete, Sanierung des Grundwassers
- Aufforstungen und Wiedervernässen von trockengelegten Mooren
- weniger Individualverkehr, weniger Flächenverbrauch
Als positiven Ausblick weist Merches auf die Resolution des Europäischen Parlaments zum 15 Biodiversitätsgipfel der UN am 30. September in Kunming (China) hin. Diese 18-seitige Resolution enthält viele Maßnahmen, die sowohl der CO2-Reduktion, wie auch dem Artenerhalt dienen könnten. Ziel des Gipfels ist es, ein für alle verbindliches Maßnahmenpaket zu verabschieden, ähnlich wie das Pariser Klimaabkommen von 2015. Hoffentlich haben sie Erfolg.
Ein paar Punkte seien hier aufgeführt:
- 30 % der globalen Flächen (Meere und Land) sollen bis 2030, 50 % bis 2050 unter Schutz gestellt werden. Wobei eine Nutzung nicht ausgeschlossen ist, solange sie dem Schutzzweck nicht entgegensteht.
- 30 % der zerstörten, bzw. stark beeinträchtigten Ökosysteme sollen bis 2030 wiederhergestellt werden.
(von 2011 bis 2020 – UN Dekade Biologische Vielfalt, sollten bereits 15 % der Ökosysteme wiederhergestellt werden. Gerade Deutschland hat dieses Ziel weit verfehlt!) - sofortige Reduzierung von Düngemittel und Pestiziden
Wer sich die Resolution anschauen möchte, findet sie unter:
Resolution zum 15. UN-Konferenz Biodiversität, Kunming, China 2020
https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-9-2020-0015_DE.pdf
Eine umfangreiche Analyse zum Thema Artensterben hat der Evolutionsbiologe Dr. Matthias Glaubrecht, Professor für Biodiversität an der Universität Hamburg in seinem Buch dargelegt: "Das Ende der Evolution – Der Mensch und die Vernichtung der Arten", 2019 erschienen im Bertelsmann-Verlag.