Mit der Natur wirtschaften – Nadelwald umbauen
Trotz Dauerregen und tiefen Temperaturen hatten sich 20 Interessierte zum Sportplatz in Winhöring begeben, um sich zum Thema Waldumbau zu informieren. Gerhard Merches begrüßte die Teilnehmer kurz, anschließend fuhren alle zum ersten Exkursionsort. Dort begrüßten Armin Hirt und Uli Haizinger von der Kreisgruppe Altötting-Mühldorf des Ökologischen Jagdvereins (ÖJV) die Teilnehmer und zeigten anhand der Flächen von Ulrich Haizinger im tertiären Hügelland um Winhöring, wie sich derzeit der Jungaufwuchs von Laubbäumen, Tannen, Lärchen und Douglasien darstellt und wo die Probleme liegen. Gerade der Klimawandel bereitet den Waldbesitzern mit Fichtenforsten große Probleme und macht die Dringlichkeit eines Waldumbaus deutlich. Dass man dabei mit der Natur wirtschaften muss, wenn man erfolgreich sein will, konnte Ulrich Haizinger in seinem eigenen Wald mit ausgesprochen guter Naturverjüngung aus sieben bis acht verschiedenen Baumarten zeigen. Die Jagd stellt dabei mit eine der wichtigsten Stellschrauben zum Gelingen dieser Aufgabe dar. Es waren Jäger, andere Waldbesitzer und viele Interessierte unter den Teilnehmern. So entspann sich schnell eine konstruktive Diskussion. Niemand will die Ausrottung der Rehe, aber wenn kein junger Laubbaum, Tanne oder Douglasie mehr ohne Schutz hochkommt, ist das ein Zeichen, dass es zuviele Rehe gibt. Aber Abschuss ist nicht die einzige Lösung, man versucht auch die Rehe anderweitig und natürlich "satt" zu bekommen. Das erreicht man z. B. in dem man wieder viel Licht in den Wald lässt. Davon profitieren nicht nur die Lichtbauarten, wie Buche und Ahorn, auch der Boden wächst schnell mit allerlei Kräutern und Brombeeren zu, sodass die Rehe diese abfressen und die jungen Bäumchen schonen. Einen gewissen Teil an Verbiss verträgt ein gesunder Wald auch ohne Probleme. Das konnte Armin Hirt im Toerring-Jettenbach´schen Großprivatwald zeigen. Dort gibt es lichte, mit dichtem Bodenbewuchs bewachsene Bereiche, in denen etliche Baumarten ohne Schutz hochkommen. Hier konnte die Bejagung deutlich zurückgefahren werden, ohne dass es den Jungbäumen geschadet hätte. Rehe gibt es dort trotzdem viele, so Armin Hirt, aber wenn sie genügend andere Pflanzen zum Fressen haben, machen sie keine Probleme. Die Jagd nach den Interessen des Jungaufwuchses auszurichten ist also ein Schlüssel zum erfolgreichen Waldumbau, das Schaffen von lichten Flächen mit vielfältigem Bodenbewuchs ein anderer. Auch die Jagd selber soll so schonend wie möglich ausgeführt werden, damit die Tiere möglichst wenig beunruhigt werden. Deshalb soll weniger in den Freiflächen und vermehrt im Wald und dort auch nur zwei-, dreimal im Jahr geschossen werden, dafür intensiv. Der Ökologische Jagdverein und viele Waldbauern wünschen sich daher eine enge Kooperation zwischen Jäger und Waldbesitzer, damit der Waldumbau hin zu einem klimastabilen Mischwald der Zukunft gelingen kann. In den Wäldern, die Armin Hirt und Ulrich Haizinger bewirtschaften, ist das gegeben.
Wir bedanken uns bei Armin Hirt und Ulrich Haizinger für diesen intensiven Einblick in die Probleme unseres Waldes und der angewandten Praxis mit ihren waldökologischen Lösungsmöglichkeiten.
Alle Fotos: E. Merches