Trinkwasser im Altöttinger Forst (Radltour) (13.06.2021)
12 TeilnehmerInnen nahmen an der Radtour zu den Aktivkohlefiltern und Brunnen im Forst teil. Das Wetter war bestens, denn es war trocken, sonnig und doch nicht zu heiß. Da Dr. Ernst Spindler verhindert war, hat Gerhard Merches kurzfristig die Führung der Gruppe übernommen.
Getroffen haben wir uns am Kastler Bahnhof und unsere erste Station war die Aktivkohlefilteranlage, die seit etwa einem Jahr das Kastler Wasser von PFOA befreit. Gerhard Merches konnte tiefen Einblick in die Entwicklung der PFOA-Belastung und seine Auswirkungen geben. Die zweite Station war das Jägerhäusl. Hier erzählte Gerhard Merches kurz die Geschichte des Weges, den wir gerade radelten, denn das war mal die Strecke der Waldeisenbahn, die die Nagelfluhsteine zum Bau des Bahndammes für die Strecke Mühldorf-Simbach zur Dachlwand transportiert hat.
Als drittes erreichten wir den neuen Brunnen im Altöttinger Forst, einer von zweien die im Forst gebaut wurden und noch nicht in Betrieb sind. Sie sollen die jetzigen Brunnen für Kastl und Burgkirchen ablösen. Gerhard Merches wies daraufhin, dass die Industrie die Brunnen mitfinanziert, aber nur weil im Gegenzug das Wasserschutzgebiet an den alten Brunnen aufgehoben wird und somit erhebliche Grundwasserschutzmaßnahmen, die für die neue Gleisanlage beim Industriepark notwendig geworden wären, entfallen. Um die Grundwässer im Landkreis ist es schlecht bestellt: Zu hohe Nitratwerte und zudem die noch auf Jahrzehnte bestehende PFOA-Belastung. Unser Landkreis hat im Vergleich zu anderen einen höheren Anteil an Biogasanlagen, deren Gülle deutlich stickstoffhaltiger ist, als "normale" Gülle. Außerdem wird der Mais aus weiter Umgebung in diese Anlagen gefahren – die Gülle landet aber zumeist hier auf den Böden. Dadurch dass das Grundwasser von der landwirtschaftlich genutzten Kastler/Burgkirchener Hochebene in Richtung Inn fließt, befindet sich im oberflächennahen Grundwasser (Quartär) eine relativ hohe Nitratkonzentration, auch an diesen neuen Brunnen. Diese werden daher tiefer gebohrt, sozusagen bis ins Tiefenwasser. Dies sieht der BN kritisch, da eine zu hohe Entnahme eine Sogwirkung ausübt, die dazu führen kann, dass das Tiefenwasser, dass sich nur etwa alle 1000 Jahre erneuert, so stark verunreinigt wird, dass man es auch nicht mehr verwenden kann. Eigentlich gibt es bei der Nutzung von Tiefenwasser die Vorgabe vom LFU, Maßnahmen zu ergreifen, die das oberflächennahe Grundwasser wieder in Ordnung bringen können. Davon ist aber weit und breit nichts zu sehen.
Die vorletzte Station war das Gebäude mit den Aktivkohlefiltern in Alzgern. Das Gebäude und die Filter sind viel kleiner, als das im Kastler Forst. Das lässt den Schluss zu, dass er wesentlich öfter ausgetauscht werden muss, wie neuen Filter. Dieser Filter ist aber vom Wasserzweckverband 2009 erstellt worden, und die Industrie hat hier nur die Hälfte der Baukosten getragen und auch die Betriebskosten wurden bisher ganz auf die Bürger abgewälzt. Hier ist noch immer ist nicht ganz klar, welche Kosten vom Verursacher übernommen werden und wieviel letztlich der Bürger zahlen muss. Hier erläuterte Gerhard Merches die Bedeutung der Grenz- und Leitwerte. So lautet z.B. die Auskunft des Landratsamtes, dass Gemüse etc. unbedenklich verzehrt werden können, weil die PFOA-Werte unter der Nachweisgrenze liegen. Nicht informiert wird aber über die Tatsache, dass der Wert für die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge um mehr als den Faktor 2000 gesenkt wurde und sich davon PFOA-Grenzwerte ableiten, die unterhalb der bisherigen Nachweisgrenze für die derzeitigen Gemüsemessungen liegen. Eigentlich müssten genauere Messungen, die es schon längst gibt aber teurer sind, für solche Aussagen durchgeführt werden, um weiterhin behaupten zu können, dass Gemüse etc. sicher ist. Dies erfolgt nicht. Der BN versucht seit Monaten eine Aufklärungskampagne zu initiieren, aber wegen Corona bestand bislang kein Interesse. Wir hoffen, dass sich das bald ändert.
Nach soviel Information und nachdenklichen Gesprächen ging es an eine super-idyllische Stelle an die Wasserscheide von Mittlinger Bach und Schwepfinger Bach. An der Stelle trennen sich die beiden Bäche und fließen jeweils in die andere Richtung, um sich im Inn schließlich wieder zu treffen.
Beim Verzehr der mitgebrachten Brotzeit konnten dann nochmal Fragen geklärt werden und schließlich machten sich alle gestärkt auf den Heimweg.
Wir sagen herzlichen Dank an Gerhard Merches für die kurzfristige Ersetzung von Dr. Ernst Spindler und für diese fachkundige und hochinteressante Radltour.







