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Lebensraumverbesserung für Wildtiere durch angepasste Schalenwildbestände 10.September 2022

Am Samstag trafen sich 12 TeilnehmerInnen auf dem Kiesparkplatz neben dem Klostergasthof in Raitenhaslach. Dort begrüßte uns Axel Rolle (zuständiger Jäger) und Hans Schick (Jagdvorsteher) und führten uns in das Thema ein. Axel Rolle ist seit 6 Jahren der zuständige Jäger in der Jagdgenossenschaft Raitenhaslach-Burghausen.  Die Genossenschaft verpachtet das Revier nicht, sondern bewirtschaftet es selbst. Bei einer Eigenbewirtschaftung stimmen sich Jäger und Jagdvorstand enger miteinander ab als in verpachteten Revieren. Das führt in aller Regel zu effizienterem Arbeiten.

Zuerst gingen wir in den südlichen Bereich des Gebiets hinein. Dort befinden sich eine als Blühwiese angelegte Ausgleichsfläche der Stadt Burghausen und eine eingezäunte Wasserbüffelwiese. Der Elektroweidezaun und der starke Publikumsverkehr rund um die Weidefläche sind für Wildtiere, insbesondere Rehe ungünstig. Überhaupt ist das Jagen in Siedlungsnähe mit vielen Problemen behaftet, wie Axel Rolle recht eindrücklich erläutern konnte. Um dem Wald die Naturverjüngung, also das Aufwachsen von Jungbäumen mit möglichst wenig Verbiss, zu ermöglichen, gibt es Vorgaben zum Abschuss von Rehwild auf Basis eines sogenannten Verbissgutachtens, das alle drei Jahre erstellt wird. Daraus resultiert ein jährlicher Soll-Abschuss. Dieser wurde im Gebiet der Genossenschaft traurigerweise in manchen Jahren bis zur Hälfte durch "Fallwild" erreicht. Das sind Tiere, die durch Verkehrsunfälle ums Leben kommen, denn das Jagdgebiet wird von einer vielbefahrenen Straße durchquert, wo es häufig zu Wildunfällen kommt. Nach Erhöhung der Abschussquote auf derzeit insgesamt 50 Rehe/ Jahr, entwickelt sich nicht nur der Wald, sondern auch die Gesamt-Pflanzenvegetation im Wald sehr gut, was wiederum dem Reh selbst zugutekommt, denn es frisst lieber Kräuter und ähnliche Pflanzen als Baumschößlinge. Wir sind anschließend in den nördlichen Waldbereich nach Oberhadermark gefahren, wo Thomas Eicher der Hofbesitzer von Pfram zu uns gestoßen ist. Er zeigte uns seinen Mischwald, der am Pframer Graben liegt. Schon gleich zu Beginn beeindruckte der Strukturreichtum und die Baumvielfalt. Gleichmäßiger Unterwuchs bedeckte den Waldboden. Unter einer Gruppe von Tannen konnte man dann die vielen kleinen Tannenschößlinge sehen, die sich von selbst angesät hatten. Kaum ein Schößling war angeknabbert. Wenn dies die nächsten Jahre so bleibt, können die Bäumchen Höhen erreichen, in denen ihnen das Reh nicht mehr gefährlich werden kann. Alle werden es sicher nicht schaffen und auch später können Bäumchen noch durch Rehböcke so stark verfegt werden, dass sie absterben. Aber bei einem normalen Rehbestand führt das nicht zu einem Totalverlust.

Interessant an der Veranstaltung waren auch die vielen, kontroversen aber sachlichen Diskussionen, die wir als sehr bereichernd empfunden haben. Zum Schluß wurde die Geschäftsstellenleitung des BUND Naturschutz, Waltraud Derkmann, noch mit dem Fund einer großen Krausen Glucke beglückt. Alle anderen wurden mit einer tollen Impression auf einen wunderbaren Wald mit Zukunft belohnt.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Axel Rolle, Hans Schick und Thomas Eicher für Ihr Herzblut, die vielen, vielen Informationen und natürlich für Ihre Bereitschaft diese Führung für uns zu machen.