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Klima- / Energiekrise: Verheizen wir unsere Wälder

9. September 2023 14:00 - ca. 17:00

Nach unserem Umweltstammtisch im letzten Dezember entstand die Idee zum Thema „Brennholz & Klima“ einen Vorort-Termin mit Felix von Ow zu machen.

In seinem Wirtschaftswald in Haid bei Haiming gab Dipl. Forstwirt Felix von Ow den 13 Teilnehmern Einblicke in seine Maßnahmen, hin zu einem klimatoleranten Wald. Er startete den Exkurs mit einer Übersicht seiner Waldnutzung. Betrachtet man die letzten 10 Jahre wurden ca 50 % des Holzeinschlages als Stammholz (10 % Laub 40 % Nadelholz), 10 % als Industrieholz (Papierherstellung) und ca. 40 % des Holzes wird als Brennholz genutzt, von denen wiederum 30% von sogenannten Selbstwerbern im Wald geschlagen werden. Für letztere markiert Felix von Ow die Bäume, die von Selbstwerbern geschlagen werden dürfen. Das sind Bäume, die zu dicht an anderen Bäumen, sogenannten Zukunftsbäumen, stehen. Zukunftsbäume sind Bäume, die aufgrund ihres Wuchses von der nächsten oder übernächsten Eigentümer-Generation als Stammholz erntbar sein sollen. Denn der Forstwirt von heute legt die Grundsteine für die Holzernte des Forstwirts von morgen. Er selbst erntet das, was die vorherige Generation gepflanzt und gehegt hat, was eben im Wesentlichen Fichte war. Die früher vorherrschende Monokultur Fichte ist nicht mehr zukunftsfähig und bereitet durch Käferbefall und Windwurf viele Probleme. Deshalb hat Felix von Ow schon früh angefangen, stärker auf mehr Baumarten zu setzen. Eiche, Esche, Ahorn und Buche, aber auch Tanne, Lärche und Douglasie finden sich nun in seinen Wäldern. Durch konsequente Bejagung der Rehe gibt es auch eine gute Naturverjüngung, z.B. bei Tanne und Douglasie. Das Gesamtkonzept der Waldnutzung setzt aber auch auf den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt. Dazu bleiben Teile des Auwaldes unbewirtschaftet, in anderen Teilen bleiben Biotopbäume stehen, Totholz wird konsequent zugelassen. Für solche Maßnahmen wird der Waldbesitzer auch entschädigt. Die höhere Artenvielfalt macht den Wald resilienter gegen Klimaschäden, wie Trockenheit und Parasitenbefall.

In dem Waldstück, in dem die TeilnehmerInnen unterwegs waren, gab es daher auch mächtige beeindruckende Eichen, neben reinen Fichtenbeständen und Mischwaldbeständen. Eine übergroße Douglasie ragte weit über die Waldfläche hinaus und hat durch ihren idealen Wuchs nicht nur einen hohen materiellen Wert. Sie darf bleiben – zum Dank hat sie in ihrem Umfeld schon etliche Jungdouglasien „gepflanzt“. Das gleiche gilt auch für die eingestreut wachsenden Tannen. Zwar betonte Felix von Ow immer wieder, dass er von seinen Wäldern auch leben muss, aber man sieht diesen Wald an, dass Natur und Besitzer gleichermaßen zu ihrem Recht kommen. Das war nicht zuletzt daran erkennbar, dass die TeilnehmerInnen über weite Strecken über einen Riesenteppich von weichem, kräftig-grünem Moos gingen, was den Wald fast wohnzimmermäßig erscheinen ließ.

Moose sind die älteste Landpflanzen. Sie sind wichtig für das Klima, da sie z.B. Kohlenstoff binden. Ihre Fähigkeit zur Wasserspeicherung und langsamen Abgabe großer Wassermengen ist nicht nur für die Wälder von großer Bedeutung. So fließt das Wasser nach heftigen Niederschlägen nicht einfach ab, sondern kann vorübergehend von den Moosen aufgesogen werden und dann allmählich im Boden versickern. Dies dient der Durchwässerung der Böden. Hinzu kommt, dass Moose aus Niederschlägen viele wertvolle Nährstoffe filtern und diese anderen Pflanzen bereitstellen können.

Unterwegs wurde lebhaft diskutiert, von optimalen Holzöfen für Pellets, Hackschnitzel oder Scheitholz über die Bejagung der Rehe und optimalen Baumkulturen hin zu politischen Themen, wie das geplante Biomassekraftwerk in Gendorf und den Windrädern im Wald. Die dramatische Lage unseres Klimas und unserer Arten bedroht den Mensch und den Wald existenziell, sodass die TeilnehmerInnen übereinkamen, dass der Ausbau der Erneuerbaren unausweichlich ist, aber auch jeder Einzelne in der Pflicht ist, seinen CO2-Fussabdruck so klein wie möglich zu machen. Da Brennholz bei der Pflege eines Waldes zwangsläufig anfällt und auch nicht mehr Holz den Wald verlässt, als nachwächst, ist ein schlechtes Gewissen am Kaminofen unangebracht, wenn man schaut, bei wem man das Brennholz erwirbt.

Wir bedanken uns bei Felix von Ow für die, wie immer, wieder hoch-interessante Exkursion in seinem bemerkenswerten Wald und bei den Teilnehmern für die überaus lebhafte Diskussion.