Westerbuchberg und die Kendlmühlfilzen
Bei Sonnenschein trafen sich 11 Teilnehmer in Westerbuchberg zu einer Exkursion in das Kirchlein auf dem Westerbuchberg und danach in das Naturschutzgebiet Kendlmühlfilzen unter der Führung von Dr. Ernst-Josef Spindler.
Westerbuchberg
Der Westerbuchberg (mit anderen Bergen) war eine Insel in dem nach der letzten Eiszeit entstandenen Chiemsee, der ziemlich genau dreimal größer wie der heutige See war. Durch den Eintrag der Tiroler Achen und anderer kleinerer Bäche verlandete seitdem der Chiemsee, verlandet weiterhin und wird in zehn- - zwanzigtausend Jahren ganz verlandet sein; aus der Insel wurde ein vom Land umgebener Berg südlich von Übersee.
Zu Beginn der Exkursion führte der Weg in die Filialkirche St. Peter und Paul ganz oben auf dem Westerbuchberg .
Bei diesem Kirchlein sieht man sehr schön drei verschiedene Epochen:
* Die ursprüngliche romanische Kirche, ein dreijochiger romanischer Saalbau (1. Hälfte des 13. Jh.), deren Nordwand von außen beeindruckt.
* Die erste Erweiterung durch einen gotischen Chor (im Gewölbe steht 1426).
* Die zweite Erweiterung durch ein nördliches gotisches Seitenschiff (1524).
Bei einer Renovierung im Jahre 1958 wurden alte Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert gefunden.
Eine Besonderheit bildet das freskierte Altarretabel (14 Nothelfer) an der Wand des Seitenschiffs von 1520.
Im oberen Bereich der romanischen Innenwand, nach 1426 durch das gotische Gewölbe verborgen, gibt es auch ein sogenanntes "Sator-Quadrat", bestehend aus fünf Wörtern mit je fünf Buchstaben:
S A T O R
A R E P O
T E N E T
O P E R A
R O T A S
Das ist ein "Satz-Palindrom", das ausgehend von den beiden "S" waagrecht und senkrecht viermal gleich gelesen werden kann (SATOR AREPO TENET OPERA ROTAS).
Kendlmühlfilzen
Die Kendlmühlfilzen sind das größte zusammenhängende Hochmoor (Regenmoor) in Bayern.
Ökologische Bedeutung der Moore
Hoch- und Niedermoore haben eine große ökologische Bedeutung, vor allem in Bezug auf den Klimaeffekt, Hochwasserschutz und Artenvielfalt:
Klimawandel: Intakte Moore speichern mehr Kohlenstoff als alle anderen Biotope auf unserer Welt, sie speichern ein Vielfaches an CO2 wie die Ozeane, fünfmal mehr als Wälder, ... Sie haben also eine wichtige Funktion im Kampf gegen den Klimawandel! Entwässerte Moore beschleunigen allerdings den Klimawandel, da sie unter Luftzutritt CO2 und andere klimawirksame Gase (z.B. Methan, Lachgas, ...) emittieren.
Wasserspeicherung: Moore können extrem viel Wasser speichern, wie perfekte Schwämme; deshalb schwächen sie Hochwasserspitzen ab.
Artenschutz: Moore, vor allem die nährstoffarmen Hochmoore, sind wegen Nährstoffarmut, saurem Wasser etc., Lebensräume für hochspezialisierte Pflanzenarten.
Hochmoor Kendlmühlfilzen
Hochmoore haben keinen wesentlichen Wasserzulauf über Bäche etc., sondern vor allem über (mineralarmes, saures) Regenwasser. Die Flora dort besteht vor allem aus Torfmoosen (Sphagnum-Arten), die stark auf dieses mineralarme Wasser spezialisiert sind; sie haben dort über die Jahrtausende eine Torfschicht von sieben bis acht Metern aufgebaut (ca. 1 mm/Jahr).
Von Westerbuchberg führt ein steiler Weg hinab in die Ebene in der sich die Kendlmühlfilzen befinden. Die Kendlmühlfilzen sind das größte zusammenhängende Hochmoor Bayerns und befinden sich in einem verlandeten Bereich des Chiemsees.
Während der Torf früher nur von wenigen ansässigen Bauern als Streu- und Heizmaterial genutzt wurde, kam es ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer industriellen Gewinnung von Torf. An der Eisenbahnstrecke Rosenheim – Salzburg wurde eigens ein Bahnhof für den Weitertransport des Torfes angelegt; heute befindet sich dort das kleine "Museum Torfbahnhof", von dem aus u.a. mit einer ehemaligen Werksbahn ein kleiner Teil der Filzen befahren werden kann. Ein zweites Museum etwas südlicher ("Museum Salz & Moor") beschreibt einen Teil der industriellen Nutzung des Torfes für die Gewinnung von Salz. In den 1970er und 1980er Jahren wurde dann großflächig Frästorf für die Produktion von Blumenerde gewonnen. Nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen erfolgte 1988 die Einstellung des Frästorfabbaus und 1992 die Ausweisung als Naturschutzgebiet. Die Flächen wurden teilweise renaturiert, indem z.B. die Entwässerung über einige Kanäle geschlossen wurde. Die Wiederbelebung dieses Hochmoores ist ein wichtiger ökologisch äußerst positiver Schritt, mit dem z.B. das Klimagas CO2 gebunden werden kann und nicht wie bei einem industriell genutzten Moor in großen Mengen emittiert wird.
Diese Exkursion profitierte ganz wesentlich von dem schönen Pfingstwetter!