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GEO-Tag am 07./08.Juni 2024

Am 07. und 08. Juni veranstaltete die BUND Naturschutz Kreisgruppe Altötting (BN) ihren 17. GEO-Tag in Folge.

Das Untersuchungsgebiet befindet sich in Raitenhaslach in der Nähe des Kosters. Es war bereits 2013 Gegenstand eines GEO-Tages der Kreisgruppe. Gut 563 Arten wurden seinerzeit im Rahmen der Feldforschungsaktion notiert. Das Untersuchungsgebiet zieht sich vom Salzachufer über einen Fußweg hinauf, vorbei am Zisterzienser-Kloster und seinen Fischteichen zum ehemaligen Beton- und Kieswerkgelände. Letzteres liegt ca. 20-30 m über der Salzach und ist von ausgesprochen trockenem Charakter. Die kiesige Fläche wurde weitestgehend der Sukzession überlassen. Im Norden befindet sich angrenzend ein lichter Buchen-Kiefern-Fichtenmischwald mit dichtem Brombeerdickicht. Im Süden fällt das Gelände steil zum Kloster hin ab. Die Salzachhänge sind als FFH-Gebiet ausgewiesen, das Gelände oberhalb als Landschaftsschutzgebiet.

Insgesamt wurden viele Rote Liste-Arten (RL) gefunden.

Am Freitagnachmittag starteten die 25 Kinder des Kinder-GEO-Tages. Das Wetter war gut und der Eifer der Kinder schier nicht zu bremsen. Der Magerrasen und die die vielen Büsche rund ums Basislager wurden abgekeschert und abgeklopft. Auch die kleinen Wassertümpel entgingen nicht ihrer Aufmerksamkeit. Was nicht vor Ort am Binokular bestimmt werden konnte, wurde am Abend und am Folgetag an die entsprechenden Experten zur Bestimmung weitergegeben. Am Ende waren es dann sagenhafte 43 Arten. 14 Spinnen-, 10 verschiedene Wanzen- und Schreckenarten, 7 Käfer-, 4 Falter- und 2 Schneckenarten, 1 Libellenlarve, 2 Boden- und 3 Wassertierchen.

Die Pflanzen wurden von Prof. Michael Hohla, Waltraud Derkmann, Brigitte Bäumler und einem Biologie-Studenten-Team aus Regensburg erfasst. Mit 310 Arten stellen sie den Löwenanteil an den gefundenen Arten. Sie umfassen Baum- (37), Strauch- (18), Blühpflanzen- (196), Farn- (7), Gras- (44) und Moosarten (8). Das gesamte Untersuchungsgebiet und vor Allem der Magerrasen ums Basislager zeigte sich sehr artenreich.

Besonders hervorzuheben sind die Kleine Sommerwurz (Orobanche minor), Pyramiden-Hundswurz (Anacamptis pyramidalis, RL 2) und Großer Klappertopf (Rhinanthus angustifolius, syn serotinus, RL 3), Schwarzpappel (Populus nigra, RL 2), Silberpappel (Populus alba, RL 3), Europäische Eibe (Taxus baccata, RL 3) und Sanddorn (Hippophae rhamnoides, RL V).

Die Waldflächen wehrten sich mit dichtem Unterwuchs gegen Eindringlinge, trotzdem konnte Dipl. Biologin Brigitte Bäumler von dort 11 verschiedene Flechtenarten notieren.

Normalerweise ist der Juni für die PilzexpertInnen immer recht enttäuschend, aber diesmal war die Gruppe um Till R. Lohmeyer und Thomas Glaser sehr zufrieden, wobei die Nachbestimmung vor allem der Mikropilze, das Spezialgebiet von Inge Rössl, noch nicht abgeschlossen ist und somit die genaue Zahl noch nicht feststeht. Sogar Speisepilze, wie der Perlpilz und Parasol wurden entdeckt. Und auf der Magerrasenfläche wurden 5 Saftlingsarten gefunden, darunter der eher seltene Kalkliebende Filz-Saftling (Hygrocybe calciphila).

Die Vogelwelt wurde in einer Vogelexkursion mit Ingo Gürtler am 13. April und von Dr. Holger Lundt mit einer Vogelbox am 05. Juni und am Geotag ab 07.00 Uhr morgens untersucht. Eine Vogelbox zeichnet über eine festgelegte Zeit alle Umgebungslaute auf und filtert dabei Vogelstimmen heraus. Diese werden dann mit künstlicher Intelligenz ausgewertet. Der Vogelexperte kann sich dann die Vogelstimmen nochmal anhören und die Bestimmung ggf. korrigieren. Auf diese Weise wurden für das ganze Gebiet 54 Vogelarten identifiziert, was ein recht hoher Wert ist. Darunter auch viele Rote Liste Arten, wie Pirol (Oriolus oriolus, RL V), Neuntöter (Lanius collurio), Krickente (Anas crecca, RL 3) und Schellente (Bucephala clangula, RL 2). Letztere ist selten und brütet bereits im 3. Jahr im Gebiet. Sie gehört zu den baumbrütenden Arten.

Dr. Dorothea Friemel hat 2 Batlogger aufgehängt. Diese Geräte fangen die fürs menschliche Gehör unhörbaren Ultraschalllaute der Fledermäuse auf und wertet diese aus. Im Gebiet flogen 6 verschiedene Fledermausarten, z.B. Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus, RL 3) und Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus, RL 3).

Für die Bestimmung der Nachtfalter haben Johann Brandstetter, Christian Zehentner, Stephan Stadler und Gerhard Karl Freitagabend zwei Lichttürme fachlich betreut, und Gerhard Karl hat außerdem seine Lichtfallen über Nacht hängen lassen und in der früh ausgewertet. Walter Sage und Markus Brindl haben am Samstag neben Käfern, Zikaden und Libellen die Tagfalter bestimmt. So kamen auch hier beachtliche 100 Falter-Arten zusammen. Mindestens 60 verschiedene Käfer-, Heuschrecken-, Wanzen und Zikadenarten wurden von Martin Vukusic, Stephan Stadler und Walter Sage notiert. Die Wildbienen wurden von Gerhard Karl und Daniela Ehm untersucht, da zeigte sich die üppig blühende Magerrasenfläche mit 17 Wildbienenarten als sehr ergiebig. Die 7 gefundenen Libellenarten weisen daraufhin, dass die im Gebiet angelegten kleinen Tümpel durchaus angenommen werden. Die Biologiestudenten Martin Vukusic, Erik Schabel und Elisabeth Mettler waren eigens aus Regensburg angereist um ihre Arten-Kenntnisse anzuwenden. Neben botanischen KnowHow waren das Schnecken- und Schreckenkunde bei Martin Vukusic und Ameisenkunde bei Erik Schabel. So fand letzterer 19 verschiedene Ameisenarten, darunter die Königin der Braunschwarzen Rossameise (Camponotus ligniperda). Diese Artengruppe ist damit erstmals in unseren GEO-Tags-Ergebnissen vertreten. 12 dieser 19 Ameisenarten haben bereits Rote Liste-Status. Ein Grund für die Organisatoren, diese Artengruppe weiter in den Fokus zu nehmen.

Die Spinnen und Spinnentiere, wie Weberknechte wurden von Eveline Merches bestimmt. Mit 34 Arten ist auch diese Gruppe gut vertreten, obwohl nur das Gebiet um das Basislager untersucht wurde. Vor allem die Kinder der Kindergruppe fingen viele Wolfspinnen und Springspinnen. Die Weibchen der ersteren trugen bereits ihren Kokon an den Spinnwarzen und bei einem Tier saßen die Jungtiere schon in mehreren Lagen auf dem Rücken der Spinnenmama.

Es sind noch nicht alle Artenlisten der Experten und Expertinnen zurückgemeldet worden, aber es werden wohl insgesamt ca. 700 Arten erreicht werden. 2013 hat die Kreisgruppe das Gebiet schon mal bei einem GEO-Tag untersucht, da wurden 563 Arten gefunden. Allerdings sind GEO-Tage nicht direkt vergleichbar, auch nicht, wenn sie im gleichen Gebiet stattfinden. Da das Wetter, die Anzahl und Expertise der ExpertInnen einen großen Einfluss auf die Fundzahlen haben.

Eveline Merches erstellt einen umfangreichen Bericht, der nach der Fertigstellung über die Homepage der BUND Naturschutz-Kreisgruppe erreichbar sein wird. Dort können auch alle bisherigen Berichte eingesehen und abgerufen werden.