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Naturschutz

Umweltthemen

Humusaufbau und Grundwasserschutz

Was Burghauser Landwirte schon tun

Samstag, 27.04.2024, 09:00 – ca. 12:00 Uhr

Dr. Holger Lundt, Ortsgruppenvorsitzender des BUND Naturschutz in Burghausen, begrüßte die 16 TeilnehmerInnen bei bestem Wetter am Parkplatz vor der Kirche Marienberg (Raitenhaslach). Er zählte kurz auf, was uns auf dieser leichten 3-4 km langen Wanderung erwarten würde - dann zogen wir los.  

Erst ging es den idyllischen, schmalen Weg den Hang rauf durch einen Laub-Mischwald, in dem überall die Folgen des letzten Schneebruchs, bzw. deren Behebung zu sehen waren. An einer Stelle erzählte Hans Schick wie nach stärkerer Bejagung der Rehe eine erfolgreiche Naturverjüngung der Tannen gelang.

Nachdem wir den Wald verließen erreichten wir den Hof, von Thomas Aicher. Herr Aicher hat irgendwann festgestellt, dass seine Flächen sich im Vergleich zu früher sehr nachteilig entwickelten, und stellte schnell fest, dass er sich mehr um die Gülle und das Bodenleben kümmern muss. Vor allem der Regenwurm hatte es ihm angetan, ist dieser doch ein super Bodenverbesserer. Er fördert durch seine Grabarbeiten Durchlüftung, Wasseraufnahme und Humusbildung. Für sein optimales Leben benötigt er aber gute Bedingungen und neben pflanzlichem Material auch Mineralstoffe. Dazu verwendet Herr Aicher siliciumhaltige Steinmehle und Mikroorganismen die dem Kuhfutter und teilweise der Gülle zugesetzt werden. Eine Anreicherung der Gülle mit Sauerstoff nimmt dieser seine negative Wirkung. So kann er die Gülle auf seine Wiesen und Kleegrasfelder ausbringen, ohne die Regenwürmer zu schädigen. Das bekommt dem Boden so gut, dass mittlerweile bis zu 800 Regenwürmer je Quadratmeter in seinem Boden gefunden wurden. Ein Spitzenwert, was ihm die auf Kleegras nachfolgenden Kulturen mit guten Erträgen und mit einem Zuwachs der Humusschicht danken.

Die zweite Station war bei Simon Steinberger, einem Junglandwirt der einen anderen Ansatz zum Humusaufbau und Ertragssicherung verfolgt. Er setzt auf Leonardit, ein huminreicher Bestandteil des oberflächennahen Braunkohle-Abbaus. Dieses feinvermahlene Material wird als Bodenverbesserer oder zur Sanierung kontaminierter Böden eingesetzt. Zusammen mit einem Forschungsinstitut führt Herr Steinberger auf seinen Flächen Feldversuche mit diesem Material durch. Dabei soll innerhalb von 5 Jahren geklärt werden, ob die Gabe von Leonardit zum Humusaufbau beiträgt und es gegebenenfalls Stickstoffdünger ersetzen kann. Die Parzellen (unbehandelte, mit Leonardit, und zwei mit unterschiedlichen vordefinierten Düngegaben) werden ständig beprobt, um Vergleichswerte zu haben. Das Projekt läuft seit letztem Jahr. Wir haben Gerstenparzellen angeschaut und Herr Steinberger hat uns auf die Unterschiede hingewiesen. Noch kann man nicht viel sagen, die Düngethese scheint sich aber nicht zu bestätigen. Besser schaut es beim Humusaufbau auf. Die Regenwürmer sind ganz verrückt auf Leonardit. Es bleibt also spannend.

Anschließend waren wir im Stierstall, den bereits seine Großeltern im Eigenbau als Tret-Miststall konzipiert hatten. Dabei sind die einzelnen Boxen zum Mittelgang abfallend gebaut. Die dicke Schicht kleingehäckselter Einstreu wird von den Tieren niedergetreten und dadurch in den unteren Bereichen vorkompostiert. Mit der Zeit rutscht dieser „Kompost“ immer weiter nach unten und fällt schließlich auf den Gang, wird von dort nach draußen geschoben, wo er aufgenommen und in die BIO-Gasanlage verfrachtet wird. Das erhöht den Kohlenstoff-Anteil in der Biogasgülle und führt zu optimaleren Kohlenstoff-Stickstoff (C/N)-Verhältnissen für den Boden.

Am Ende berichtete Herr Steinberger dann von seinem neuesten Projekt, die „Mast“ von Insektenlarven für die Tierfutterproduktion. Dafür läuft ein Genehmigungsverfahren. Wenn das durchgeht, ist es die erste Anlage in Deutschland. Und so soll es aussehen:

Aus Österreich bekommt Herr Steinberger die frisch geschlüpften Larven der Schwarzen Soldatenfliege. Die kommen zusammen mit einem Futtervorrat (z.B. Kartoffelschalen einer Chipsfabrik) für eine Woche in eine entsprechend große Box, die mit der Abwärme der Biograsanlage beheizt und regelmäßig mit Frischluft versorgt wird. Nach einer Woche wird „geerntet“, d.h. die Larven werden abgesiebt, gereinigt und durch Schockgefrieren abgetötet, mit Abwärme getrocknet und schließlich in einem Silo bis zum Verkauf gelagert. Der Siebrest besteht aus Futterresten, Chitin und Madenkot. Teile des Chitins können abgetrennt und auch verkauft werden. Der übrigbleibende Rest ist ein super Dünger und da er auch noch Chitinreste enthält, könnte das die Pflanzen robuster gegen Insektenbefall machen, weil durch die Chitinzufuhr, die Pflanze fälschlicherweise einen Insektenbefall erkennt und ihre Abwehr hochfährt noch bevor tatsächlich Insekten die Pflanze befallen.

Die drei Stunden gingen im Nu rum und alle waren sich einig: es war höchst spannend, informativ und faszinierend, was schon alles geht und mit welchem Enthusiasmus die beiden Landwirte den Humusaufbau angehen. Dafür haben sie unsere Hochachtung!

Dr. Holger Lundt danken wir für die Auswahl des wunderschönen Wanderwegs und das Organisieren der beiden Stopps bei diesen spannenden Ausnahmelandwirten.