Pilzwanderung und GEO-Tag der Pilze
Zum zwölften Mal führte die BN-Kreisgruppe mit Till R. Lohmeyer und Dr. Ute Künkele den GEO-Tag der Artenvielfalt in Kombination mit der Pilzführung für Naturfreunde durch. Jedes Jahr sind auch immer begeisterte, teilweise noch sehr junge Kinder dabei, die oftmals die kleinen Besonderheiten finden, die gerne übersehen werden.
Oben am Berg war der Untergrund eher trocken. Hier blieben die GenußsammlerInnen am Vormittag. Nachmittags ging es dann für die „GEO-Tag’ler“ in eine Art Schluchtgrund, der sehr feucht bis nass war. Den Abschluss bildete die Untersuchung des Umfeldes eines aufgelassenen Bauernhofs.
Der Sommer war insgesamt verregnet und nach ein paar Hitzewochen im August schnell sehr kühl. Am Untersuchungstag war es trocken und kühl. Till R. Lohmeyer und Dr. Ute Künkele berichteten, dass es bei ihren vorangegangenen Exkursionen kaum Pilze gab. Erst wenigen Tage vor diesem GEO-Tag startete die Pilzsaison durch. Das merkten die gut 50 TeilnehmerInnen schon auf dem Weg vom Auto zum Treffpunkt. Der führte durch den Hangwald hinauf zum Treffpunkt. Dabei wurden bereits die ersten Parasole und junge Flaschenstäublinge entdeckt und mitgenommen. So mancher Korb war dann bereits gut gefüllt, bevor die Exkursion begonnen hatte.
Till R. Lohmeyer und Dr. Ute Künkele, die beiden Pilzsachverständigen der AMIS gaben nach einer kurzen Begrüßung eine Einführung in das Sammeln der Pilze und den geplanten Ablauf. Peter Wiesner, Stefan Grafenstätter und Vulio Dobravko starteten für die AMIS bereits um 9.00 Uhr mit der Pilzsuche für diesen GEO-Tag und unterstützten die anderen TeilnehmerInnen unterwegs mit ihren Kenntnissen. Stefan Grafenstätter notierte in der Gruppe von Dr. Ute Künkele alle Funde in der Artenliste. Die Autorin begleitete die Gruppe um Till Lohmeyer und führte außerdem die Artenliste am Nachmittag. Monika Vitzthum begleitete die Aktion am Vormittag fotografisch.
In zwei Gruppen geteilt, ging es für die TeilnehmerInnen rechts, bzw. links des Weges in den Wald. Die GenußsammlerInnen waren dieses Jahr erfolgreich und etliche Körbe waren gut gefüllt. Die anwesenden Laien interessierten sich aber auch für die Ökologie der Pilze und stellten viele Fragen. So waren die beiden ExpertInnen immer umlagert und beantworteten geduldig Frage um Frage. Am häufigsten landete der Parasol (Macrolepiota procera) in den Körben. Er kam in allen Altersstadien vor. Die auf dem dunklen Waldboden massig vorkommenden Flaschenstäublinge (Lycoperdon perlatum) sind ganz jung essbar und wurden auch gesammelt. Neben einigen Maronenröhrlingen (Imleria badia), vier Fichtensteinpilzen (Boletus edulis) und ein paar Rotfußröhrlingen (Xerocomus chrysenteron), die die Anwesenden sicher bestimmen konnten, brachten sie aber auch die weniger bekannten Violetten Lacktrichterlinge (Laccaria amethystina) und Austernseitlinge (Pleurotus ostreatus).
Aus der Gattung Amanita wurden 6 Vertreter notiert. Darunter der schwach giftige Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina), einige Fliegenpilze (Amanita muscaria), aber auch der essbare Perlpilz (Amanita rubescens). Anhand dieser Arten konnten die ExpertInnen anschaulich die wichtigen Unterscheidungsmerkmale erläutern. Auch vor dem giftigen Rotschuppigen Raukopf (Cortinarius bolaris) und ähnlichen Arten wurde ausdrücklich gewarnt. Ihr Rat für Pilzneulinge lautete, zuerst die tödlich giftigen Pilze erkennen zu lernen. Von Bestimmungs-Apps raten sie ab, es sei denn, man überprüft jede Bestimmung nochmal mit einem guten Pilzbuch. Dabei muss jedes dort beschriebene Merkmal am Pilz geprüft werden.
Thomas Glaser, ebenfalls Pilzsachverständiger, stieß ab Mittag zur Gruppe, half bei der Körbekontrolle und fotografierte einige der besonderen Funde. Nachdem mittags alle Körbe kontrolliert und nur noch die 8 TeilnehmerInnen des GEO-Tages anwesend waren, starteten diese zu einer nahegelegenen Waldschlucht. Diese war feucht bis nass und auch die Pilzflora war ganz anders als oben. Hier wurde z.B. der Schönviolette Risspilz (Inocybe euviolacea) entdeckt, der feuchte bis nasse Stellen unter Laubbäumen bevorzugt. Der hohe Totholzanteil in dieser Schlucht erklärt die vielen Funde der Porlinge, Trameten und Rindenpilze. Am Ende der Exkursion gelangten die ExpertInnen zu einem aufgelassenen Bauernhof, wo alte, teilweise tote Apfelbäume und ein großer, sehr alter Holzstapel untersucht wurden. Hier gab es etliche holzzersetzende Pilze, darunter der Zottige Schillerporling (Inonotus hispidus) und der Große Laubholz-Milchstäubling (Lycogala flavofuscum), ein Schleimpilz.
Die Artenliste wurde von zwei ProtokollantInnen geführt und enthielt am Ende 126 Arten. Rote Liste-Arten, bis auf eine, waren diesmal nicht dabei, was bei einem Wirtschaftswald aber auch nicht verwunderlich ist. Einige Arten waren aber neu für die Liste unserer Pilz-GEO-Tage. Sogar ein Erstfund für die Region war dabei.
Von den vielen interessanten Funden, die in nachfolgenden Kapiteln noch näher vorgestellt werden, seien ein paar der Besonderheiten hier aufgelistet:
- Purpursporiger Riesen-Krempling (Paxillus obscurisporus), der erst 4. Nachweis für die Region
- Ockerbrauner Wollstiel-Schirmling (Lepiota magnispora), relativ selten, Bestand nimmt aber zu
- Schönvioletter Risspilz (Inocybe euviolacea), erst 3. Nachweis in der Region
- Zottiger Schillerporling (Inonotus hispidus), an einem kranken Apfelbaum, wärmeliebende Art
- Falber Steifporling (Oxyporus ravidus), besiedelt Stammbasen von lebenden, meist älteren Fichten
- Laubholz-Blättling (Lenzites betulinus), Bestände nehmen nach starkem Rückgang wieder zu
- Reibeisen-Rindenpilz (Basidioradulum radula), bevorzugt an Vogelkirsche
- Bleifarbener Phlebia (Phlebia livida), in der Region ziemlich selten, überzieht morsches Laubholz mit flächigem Fruchtkörper
- Schwarzbrauner Fadenstachelpilz (Mycoacia fuscoatra), ähnlich zu Phlebia, Erstfund für die Region
- Wilder Hausschwamm (Serpula himantioides), in der Region ziemlich selten
- Schwefelgelber Pleurobasidienrindenpilz (Xenasmatella vaga), leuchtend schwefelgelb, mäßig häufig
- Großer Laubholz-Milchstäubling (Lycogala flavofuscum), Schleimpilz, 7. Nachweis in der Region
- Wespennest-Pseudohaarstäubling (Metatrichia vesparium), Schleimpilz, wurde mit zwei Einzelfruchtkörpern inmitten einer Kolonie Gelblicher Haarstäublinge (Trichia varia) entdeckt
Till Lohmeyer, Thomas Glaser und Inge Rössl arbeiten gerade an einem Buchprojekt zu allen Pilzarten, die zwischen Inn und Salzach vorkommen (2 Bände à ca. 1000 Seiten), für das es bereits zahlreiche Interessenten gibt. Wenn die Bände erscheinen werden wir das auf der BUND Naturschutz-Kreisgruppen-Webseite bekannt geben.
Einen ausführlichen Bericht zum GEO-Tag der Pilze finden Sie hier.