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GEO-Tag am 27./28.Juni 2025

Am 27. und 28. Juni veranstaltete die BUND Naturschutz Kreisgruppe Altötting (BN) ihren 18. GEO-Tag in Folge. 

Das Untersuchungsgebiet ist ca. 0,5 km2 groß. Es ist ein Teilstück der Lengthaler Gieß, einem temporären Fließgewässer, das bei Starkregen zum Sturzbach wird. 

Das Wiesental, die angrenzenden Hangleiten, Buchen- und ein Eichenwäldchen sowie der trockengefallene Lengthaler Weiher wurden untersucht. Das Lengthal ist eine natürliche Klein-Aue, mit natürlichem Grauerlenbestand und über 200 Jahre alten Rotbuchen an den Hangleiten. Das gesamte Untersuchungsgebiet ist recht vielfältig: Weiden, extensive Wiesen, trockene Hänge, Mischwald, Buchenwald, Eichenwäldchen, Hangwald, dauerfeuchte Stellen (Gumpen) und der Lengthaler Weiher. Das sorgte insgesamt für eine reiche Artenvielfalt, sodass mit 858 Arten die bislang höchste Artenzahl bei einem BN-GEO-Tag der Kreisgruppe vorgefunden wurde.

Bereits im Jahr 2010 haben wir in diesem Gebiet einen GEO-Tag durchgeführt und 442 Arten gefunden. 

Am Freitagnachmittag starteten die 25 Kinder des Kinder-GEO-Tages. Das Wetter war gut und der Eifer der Kinder schier nicht zu bremsen. Der Magerrasen und die die vielen Büsche rund ums Basislager wurden abgekeschert und abgeklopft. Auch die kleinen Wassertümpel entgingen nicht ihrer Aufmerksamkeit. Was nicht vor Ort am Binokular bestimmt werden konnte, wurde am Abend und am Folgetag an die entsprechenden Experten zur Bestimmung weitergegeben. Am Ende waren es dann sagenhafte 71 Arten. 19 Spinnen-, 15 verschiedene Wanzen- und Schreckenarten, 13 Käfer-, 10 Falter- und 5 Fluginsektenarten, 9 sonstige Tierchen, darunter die Äskulapnatter (Zamensis longissimus, RL 2).

 

Die Pflanzen wurden von Prof. Michael Hohla, Waltraud Derkmann und Dipl. Biologin Brigitte Bäumler erfasst. Mit 334 Arten stellen sie den Löwenanteil an den gefundenen Arten. Sie umfassen 37 Baum-, 16 Strauch-, 209 Blühpflanzen-, 8 Farn-, 57 Gras- und 7 Moosarten. Das gesamte Untersuchungsgebiet war recht vielfältig und daher sehr artenreich.

Zu den außergewöhnlichen Funden gehörten der Braune Geöhrte Streifenfarn (Asplenium trichomanes subsp. hastatum), das zartblau blühende Zwerg-Zypergras (Cyperus michelianus), die Eiförmige Sumpfbinse (Eleocharis ovata, RL 3), das Große Büchsenkraut (Lindernia dubia), der Sumpfquendel (Peplis portula, RL 3), die Filz-Rose (Rosa tomentosa, RL V) und der Echte Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys, RL V).

In den Waldflächen konnte Dipl. Biologin Brigitte Bäumler 11 verschiedene Flechtenarten notieren, darunter die Helle Kuchenflechte (Lecanora chlarotera) und die Bittere Porenflechte (Pertusaria amara).

Normalerweise ist der Juni für die PilzexpertInnen immer recht enttäuschend, aber diesmal war die Gruppe um Till R. Lohmeyer und Thomas Glaser recht zufrieden. Die Bestimmung der Mikropilze, das Spezialgebiet von Inge Rössl, ist zwar recht aufwändig, beschert der Artenliste aber immer einen kleinen Booster. Von ihr stammen ca. die Hälfte der 102 verschiedenen Pilzarten, die gefunden wurden, darunter auch 5 die im Inn-Salzach-Gebiet entweder noch nie oder nur wenige Male gefunden wurden. Zum Beispiel den Gewöhnlichen Laternenpilz (Cribraria vulgaris), ein recht kleiner Schleimpilz.

Dr. Holger Lundt hat die Vogelwelt bei einer Vogelexkursion am 27. April und am GEO-Tag ab 07.00 Uhr morgens untersucht. Sie notierten 42 Vogelarten, darunter auch viele Rote Liste Arten, wie Pirol (Oriolus oriolus, RL V), Neuntöter (Lanius collurio), Kiebitz (Vanellus vanellus, RL 2) und Mauersegler (Apus apus, RL 3).

Dr. Dorothea Friemel hat am Sonntag, den 28.6. zwei Elekon Batcorder S2 aufgehängt. Diese Geräte fangen die fürs menschliche Gehör unhörbaren Ultraschalllaute der Fledermäuse auf und wertet diese aus. Im Gebiet flogen 4 verschiedene Fledermausarten, neben der häufigen Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) war der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) und eine Rauhhautfledermausart (P. kuhli / P. nathusi) zu hören.

Für die Bestimmung der Nachtfalter haben Johann Brandstetter, Christian Zehentner, Stephan Stadler, Markus Brindl und Christian Kagerer Freitagabend insgesamt 4 Lichttürme aufgestellt und betreut. Walter Sage hat außerdem seine Lichtfalle über Nacht in der Nähe des Eichenwäldchens aufgehängt und Samstagfrüh ausgewertet. Der Abendliche Anflug war zunächst sehr dürftig, sodass bis auf einen alle Lichttürme eingepackt wurden. Nur Christian Zehentner ließ sich nicht entmutigen und wurde belohnt. Ab ca. 1.00 Uhr hatte er alle Hände voll zu tun. Walter Sage, Markus Brindl und Christian Kagerer haben am Samstag neben Käfern, Zikaden und Libellen auch die Tagfalter bestimmt. Insgesamt kamen so unglaubliche 141 Falter-Arten zusammen. Zu den besonderen Arten gehören unter anderem der Liguster Langhornfalter (Adela croesella, RL V), der Große Feuerfalter (Lycaena dispar, RL R) und das vom Aussterben bedrohte Weiße Ordensband (Catephia alchymista, RL 1). Auch die Makelrand-Grasbüscheleule (Apamea epomidion) wird selten gefunden. 

83 verschiedene Käfer-, 16 Heuschrecken-, 15 Wanzen und Zikadenarten wurden von Stephan Stadler, Markus Brindl und Walter Sage notiert. Auch hier gab es Rote Liste Arten, z.B. der Deutsche Sandlaufkäfer (Cylindera germanica, RL 2), der vom Aussterben bedrohte Berliner Prachtkäfer (Dicerca berolinensis, RL 1), die Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar, RL 3) und den Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus, RL 3). Für die Bestimmung der Wildbienen zogen Daniela Ehm, begleitet von zwei jungen GEO-Tagsteilnehmern durchs Gelände, da zeigte sich der trockene Hang an der extensiven Weide mit 23 Wildbienenarten als recht ergiebig. Hervorzuheben ist da die Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana, RL 3), die Daniela Ehm anhand eines Fotos nachbestimmen konnte. 17 „sonstige Flieger“ wie verschiedene Fliegenarten konnten von den ExpertInnen, z.B. anhand sehr guter Fotos identifiziert werden. Nur 5 gefundene Libellenarten zeigen, dass die Gieß die Gumpen regelmäßig durchspült, sodass Libellenlarven sich nicht dauerhaft halten und entwickeln können. 

Die Spinnen und Spinnentiere wurden von Eveline Merches und Johannes Schall, Biologiestudent aus Burghausen, bestimmt. Mit 43 Arten ist auch diese Gruppe gut vertreten, obwohl das Gebiet deutlich mehr Arten hergeben würde. Da die extensive Wiese kurz vor dem GEO-Tag gemäht wurde, fehlten etliche Arten, vor allem Springspinnen fehlten fast völlig. Die Kinder der Kindergruppe fingen allein 4 verschiedene Wolfspinnenarten, einige trugen bereits ihren Kokon an den Spinnwarzen. Zu den schöneren Spinnen gehört die Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia), deren Weibchen ihre Körperfarbe an die Blütenfarbe anpassen kann, auf der sie längere Zeit auf Beute lauert. Der Fund eines Männchens der Dreiecksspinne (Hyptiotes paradoxus) war aber das Highlight.

Zwar sind GEO-Tage nicht direkt vergleichbar, auch nicht, wenn sie im gleichen Gebiet stattfinden. Denn das Wetter, die Anzahl und Expertise der ExpertInnen haben einen großen Einfluss auf die Fundzahlen. Die Rekordzahl an Arten und die vielen besonderen Funde belegen aber sehr ausdrücklich, dass das Gebiet ein extrem wertvoller Biotopverbund ist. Dieser wird durch den Bau einer Umgehungsstraße gefährdet, deshalb wird sich die BN-Kreisgruppe weiterhin vehement gegen den Bau der Umgehungsstraße einsetzen.  

Einen ausführlichen Bericht finden Sie hier.