NEWS 2011
Hier finden Sie NEWS, die das Waldrappteam über das Jahr erstellt und verteilt hat.
Johannes Fritz, 20. Oktober 2011
Joint migration: die Geschichte von Burgi und Jazu
In Burghausen wurden in diesem Sommer drei Jungvögel aufgezogen. Die Eltern waren keine zugerfahrene Vögel. Das Weibchen Tintifax wurde aus Grünau 'ausgeliehen' und das Männchen Lilu kam aus unserer Kolonie. Anfang August schlossen sich die drei Jungvögel dem subadulten Weibchen Goja an, die kurz zuvor aus der Toskana angekommen war. Die drei Jungvögel verließen ihre Eltern und flogen mit Goja vorerst nach Oberösterreich. Einer der drei Jungvögel, Abraxas, wurde bald darauf mit einem gebrochenen Flügel aufgefunden. Er wurde zwar operiert, erlag später dann aber doch seinen Verletzungen.
Was mit den Jungvögeln Burgi und Jazu weiter passierte konnte mithilfe der GPS Tracker verfolgt werden.
Das Männchen Jazu blieb mit Goja zusammen. Ende September kamen die beiden im Wintergebiet an. Jazu ist nun Teil unserer Kolonie im Wintergebiet. Das Weibchen Burgi hat aus unbekanntem Grund bald den Kontakt zu den Artgenossen verloren. Sie flog allein und endete schließlich in SW-Frankreich. Auf einem Strommast in Oust erlitt sie einen Stromschlag, an dem sie schließlich verendete.
Die Flugrouten der beiden Vögel sind ein eindrücklicher Hinweis auf die Bedeutung von sozialen Informationen für die migrierenden Jungvögel. Die sg. 'joint migration', also das freilassen von Jungvögeln im Brutgebiet von zugerfahrenen Artgenossen, ist neben der menschengeleiteten Migration eine zweite wesentliche Methode um mit den Nachkommen von Zoovögel freilebende, migrierende Kolonien zu gründen.
Johannes Fritz aus Store/Celje, 4. September 2011.
Stopover
Wir haben nun an zwei aufeinanderfolgenden Tagen versucht, von unserem Camp bei Store in Slowenien weiter zu fliegen. An beiden Tagen sind die Vögel sehr unwillig gefolgt, um dann nach wenigen Kilometern wieder umzukehren. Unsere Waldrappe haben seit Beginn der Migration ungewöhnlich viel an Gewicht verloren. Der Grund dafür ist uns bislang nicht wirklich klar. Offensichtlich ist aber, dass die Vögel die Motivation zum Weiterfliegen verloren haben, vorübergehend und wohl in Zusammenhang mit dem Gewichtsverlust. Jetzt haben wir ihnen einen langen Zwischenstopp in Slowenien verordnet - und viel, viel Futter.
Ein zwischenzeitlicher ausgedehnter Stopover ist nicht ungewöhnlich, das kennen wir unter anderem von den wilden Waldrappen im Mittleren Osten. Wir haben das auch schon öfter in Erwägung gezogen, denn eine Phase geringer Flugmotivation hat es bei fast jeder bisherigen menschengeführten Migration gegeben. Praktiziert haben wir das bislang aber noch nicht, sondern in solchenn Fällen eben probiert bis es wieder weiter gegangen ist. Ich denke aber, dass wir mit dem ausgedehnten Stopover den natürlichen Bedürftinissen der Vögel besser entsprechen. Steffi und Daniela bleiben bei den Vögeln, der Rest des Teams ist bereits abgefahren oder fährt morgen ab. Wir wollen uns frühestens wieder am 12. September treffen um dann die Migraiton fortzusetzen.
Das Team wird dann leider wesentlich kleiner sein. Cornelia Mähr, Hannah Carstensen, Birgit Szabo, Stefanie Weigl, Florian Schmid, Martin Kluge und Steve Portugal können nicht mehr mit dabei sein, leider. Aber apropos, wir suchen noch Leute die für den Rest der Migration mitmachen wollen/können.
Markus Unsöld aus Slowenien, Österreich und Deutschland (29. - 31.08.2011)
Auf der Suche
Während die Migration steht, gingen Sinja (Ziehmutter 2010), Martin Bichler und ich (Ziehvater 2008/09) auf die Suche nach den selbständig migrierenden Waldrappen der vorigen Jahre. Unsere erste Fahrt führte uns nach Tamsweg (Bundesland Salzburg), wo Molino und Rasputin, zwei von Sinja aufgezogene Vögel (2010), gesichtet worden waren. Dank eines Beobachters fanden wir die beiden sofort. Als wären sie nie von ihr getrennt gewesen, spazierten die beiden auf ihre Sinja zu, und mit etwas „Überredungskunst“ ließen sie sich den neu geladenen Sender anlegen. Weiter ging`s nach Passau (Bayern), wo vor einigen Tagen Igor, Hella und Gabriel, ebenfalls Zöglinge von Sinja, von Familie Krenn (herzlichen Dank für das Frühstück!) gesichtet wurden. Leider schienen sie bereits weitergeflogen zu sein, möglicherweise an ihren Aufzuchtort Burghausen (Bayern). Aber auch dort kein einziger Waldrapp; Mikesch (2008) und Burgi (Naturbrut 2011 aus Burghausen) waren unterwegs, Martin konnte sie mit Hilfe der Sender zwischen München und Freising orten. Als letzten Vogel wollten wir GoJa suchen, um den Akku zu laden. Ihre letzte Position kam aus Liezen (Steiermark), wo sie sich seit einigen Tagen mit Jazu (Naturbrut 2011 aus Burghausen, Geschwister von Burgi) aufhält. Wir fanden sie nicht, und leider musste sich Martin am Abend von uns verabschieden. Herzlichen Dank an ihn für die vielfältige Hilfe (alter Teilmigrant!)! Um 23 Uhr sendeten dann die GPS Tracker die Koordinaten des Schlafplatzes der beiden Vögel. Kurz nach 6 Uhr erreichten wir den Strommasten, und nach einigem Rufen kam GoJa mit Jazu im Schlepptau herunter. GoJa landete bei mir und wir konnten ihren Sender aufladen. Jazu dagegen blieb auf Abstand und wartete in weiter Entfernung, bis GoJa wieder zu ihm kam. Auf der Rückfahrt nach Slowenien holten wir Ziehmutter Daniela ab, die auf die Rückkehr des letzten Vogels nach Pinkafeld wartete. Keine 10 Minuten nach unserer Ankunft dort passierte das Unglaubliche: ein schwarzer Pfeil erschien am Himmel, und Tara saß neben seiner Ziehmutter! Jetzt sind endlich wieder alle 14 Vögel beisammen.
An dieser Stelle nochmals der Aufruf Sichtmeldungen von Waldrappen unbedingt zu melden – jede Beobachtung ist für uns sehr hilfreich. Danke schon mal an die vielen Waldrapp-Fans die uns Sichtungen gemeldet haben!!!!
Johannes Fritz aus Slowenien, 1. September 2011
Menschengeführte Migration 2011
Wir sind derzeit in Slowenien und haben unser Camp in Store nahe der Stadt Celja aufgebaut. Wir ‚hängen‘ hier seit dem 28. August. An diesem Tag sind wir von Pinkafeld im Burgenland aufgebrochen. Der Flug verlief gut über mehr als 200 km, bis in das unübersichtliche Hügelland bei Celje. Dort verloren wir die Vögel beim Kreisen in der Thermik aus den Augen und fanden sie leider nicht mehr wieder. Nach langer Suche landeten wir auf einer nahegelegenen Wiese und bauten unser Camp auf. Daniela und Martin Kluge fuhren zurück nach Pinkafeld. Am Nachmittag des 29. Aug. tauchten dort 11 Vögel auf, am 30. Aug. nochmals zwei und am 31. August dann auch der letzte Vogel. Inzwischen haben wir wieder alle 14 Vögel wohlbehalten in unserem Camp in Store gebracht. Die Tiere haben je rund 7 % an Gewicht verloren. Wir geben ihnen nun Zeit und gutes Futter zur Erholung. Am Samstag wollen wir dann wieder einen weiten Flug versuchen, bis nach Italien.
Unser Gastgeber, Mr. Stanko Borovsakm, ein örtlicher Bauer, versorgt uns einstweilen mit Milch, Obst, Gemüse und eigenem Wein. Es geht uns gut…. Wir sind übrigens derzeit ein sehr großes Team mit 16 Leuten.
Es folgt gleich ein weiterer Newsletter mit sensationellen News von den selbständig fliegenden Vögeln. Nur kurz vorweg: nach Goja sind jetzt noch weitere 5 Vögel der Generation 2010 über den Alpenhauptkamm geflogen. Zwei Vögel sind derzeit in Tamsweg, Salzburg, und drei in der Gegend von Passau.
23.8.2011: Spannende Neuigkeiten von unseren Burghausener Vögeln: Goja ist nach wie vor mit dem Jungvogel Jazu zusammen, allerdings sind die beiden derzeit in Tirol unterwegs. Und der zweite Jungvogel Burghi hat sich mit dem ebenfalls Zug-erfahrenen Mikesch zusammengetan. Die beiden sind bei Linz in Oberösterreich. Damit sind alle Jungvögel mit einem Altvogel zusammen, der schon einmal die Alpen in das Überwinterungsquartier überquert hat. Hoffentlich treten sie baldigst den Flug nach Süden an, sonst müssen sie eingefangen und in die Maremma per KFZ gebracht werden.