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20. 12. Waldrappe in Kroatien

Wie bereits berichtet verzögerte sich in diesem Jahr der Beginn der Herbstmigration unserer Waldrappe. Am 22. November begannen die Vögel nördlich der Alpen und in Kärnten unabhängig voneinander in Richtung Süden zu migrieren. In Kärnten war dann aber wieder Pause, wahrscheinlich wegen des anhaltend schlechten Wetters mit Nebel und geringer Sicht. Am 11. Dezember, dem ersten Tag mit gutem Flugwetter, überquerten neun Jungvögel und drei Adulte von Ferlach aus den Loiblpass nach Slowenien. Dann flogen sie in Richtung Südwesten, bis sie bei Rovinj in Istrien die Küste erreichten. Von dort folgten sie der kroatischen Küstenlinie weiter Richtung Süden bis nach Zadar.

Wir hofften, dass die erfahrenen Leitvögel die Gruppe wieder retour nach Norden und auf den richtigen Weg zum Überwinterungsgebiet führen würden. Leider starben aber kurz nach der Ankunft in Zadar mindestens drei Vögel, alle höchstwahrscheinlich durch illegale Jagd. Zwei der getöteten Vögel waren zudem erwachsene Leitvögel. Wir erstatteten Anzeige und gemeinsam mit der kroatischen Polizei und BIOM-Birdlife Croatia versuchen wir derzeit, die Täter ausfindig zu machen. Zwei Mitglieder unseres Teams, Corinna Esterer und Alexander Schmied, sind vor Ort.

Durch den Verlust der beiden Leitvögel sind nun mehrere Jungvögel ohne Anführer und haben damit keine Chance, das gemeinsame Wintergebiet zu erreichen. Corinna und Alexander versuchen deshalb, diese Jungvögel zu fangen, um sie mit zugerfahrenen Vögeln in Norditalien zusammenzubringen.

So bedauerlich dieses „falsche Einfädeln“ der Vögel Richtung Kroatien ist, es hilft uns auch zu einem tieferen Verständnis des Zugverhaltens der Waldrappe. Wir haben wiederholt beobachtet, dass die Vögel über große Distanzen der direkten Geraden in Richtung ihres Ziels folgen. Auch bei dieser Gruppe war das anfänglich der Fall, nachdem sie die Karawanken überquert hatten. Sie folgten der Geraden Richtung Wintergebiet, bis sie in Istrien am Meer ankamen.

Da die Waldrappe normalerweise keine offenen Gewässer überfliegen, mussten sie ausweichen. Verschiedene Beobachtungen legen nahe, dass die Vögel in solchen Situationen wahrnehmen, ob sie sich weiterhin dem Ziel nähern oder davon entfernen. Damit wird verständlich, warum sie in Istrien vom direkten Kurs nicht nach Norden auswichen. Dadurch hätten sie sich vorerst wieder weiter vom Wintergebiet entfernt. Stattdessen wichen sie nach Süden aus, wodurch der Abstand zum Wintergebiet gleichblieb bzw. sich weiter verringerte.

Spannend ist, dass Zadar am kroatischen Festland südlich von Istrien der nächstgelegene Punkt zum Überwinterungsgebiet in der Toskana ist. Dort stoppten die Waldrappe ihren Flug. Wären die Vögel von dort aus weiter der Küste entlang nach Süden geflogen, hätte sich ihr Abstand zum Wintergebiet wieder vergrößert.

Mit diesem Ansatz lassen sich auch eine Reihe anderer Flugmuster der Waldrappe schlüssig erklären, und das nicht nur bei unserer europäischen Population. Damit ist uns in der gegenwärtigen Situation in Kroatien wenig geholfen. Aber ein tieferes Verständnis des Verhaltens ermöglicht es, das Management im Rahmen der Wiederansiedlung und Arterhaltung weiter zu optimieren.

Die aktuellen Vorfälle zeigen leider, dass die illegale Vogeljagd nicht nur in Italien ein gravierendes Problem für den Artenschutz darstellt. Aufgrund unserer Erfahrungen ist die Chance gering, die Täter zu identifizieren. Das wird wohl auch in Kroatien nicht anders sein. Wir hoffen aber, dass durch die Anzeige und durch Medienberichte zumindest die Öffentlichkeit und die Jägerschaft für dieses Problem sensibilisiert wird. In Italien ist uns das inzwischen gelungen. Das Projekt und die Waldrappe sind der breiten Öffentlichkeit und dem Großteil der Jägerschaft bekannt. Infolge ist auch die Verlustrate durch illegale Jagd während des LIFE Projektes erheblich gesunken.

15. 11. Verzögerte Herbstmigration

In den letzten Tagen kam es in Österreich zu einem heftigen Wintereinbruch. Dieser betrifft auch die Waldrappe aus den Brutgebieten in Burghausen und Kuchl, die sich noch großteils nördlich der Alpen aufhalten. Da die Temperaturen tagsüber meist deutlich über dem Gefrierpunkt sind und die Kaltwetterfront laut Prognosen auch bald wieder milderem Wetter weicht, sind die Vögel dadurch nicht akut gefährdet. Sie sind aktuell in guter Verfassung, Fütterungen sind nicht erforderlich.

An sich ist der Aufenthalt von Waldrappen nördlich der Alpen um diese Zeit nicht ungewöhnlich. Im vergangenen Jahr sind die letzten Vögel am 22. November in der Toskana angekommen. Ungewöhnlich ist aber, dass unsere Vögel im Oktober 2019 keine Anflüge Richtung Alpen gezeigt haben, wie das ansonsten ab zirka Mitte Oktober als Auftakt des eigentlichen Herbstzug der Fall ist. In weiterer Folge queren die Vögel dann in kleineren Gruppen die Alpen und fliegen meist in wenigen Tagen in die Toskana. 2014 zeigte sich ein vergleichbares Muster. Damals begannen die Vögel erst im Dezember mit Anflügen Richtung Alpen. Letztlich war das zu spät, um rechtzeitig einem heftigen und anhaltenden Wintereinbruch zu entgehen. Wir mussten die Vögel rasch einfangen, was bei der damals kleinen Population noch möglich war. So dramatisch ist die Situation in diesem Jahr zum Glück noch nicht. Trotzdem ist die Verzögerung für die Vögel gefährlich, insbesondere für die noch unerfahrenen Jungvögel.

Es ist von großer Bedeutung für den Erfolg des Projektes, die Gründe für diese Verzögerung zu verstehen. Allerdings ist die Steuerung des Herbstzuges einer der komplexesten Verhaltensabläufe bei Zugvögeln. Es ist ein Wechselspiel von inneren Zeitgebern, dem Wetter und sozialen Faktoren. Die Kenntnisse darüber sind generell noch sehr beschränkt.

Bei den europäischen Waldrappen beginnt die Herbstmigration jährlich um den 10. August. Zu dieser Zeit verlassen die Vögel die Brutkolonien und suchen gute Nahrungswiesen im Alpenvorland auf. IN diesem Jahr war das im Gemeindegebiet von Kuchl, südlich von Salzburg. Das änderte sich am 13. Oktober. Ab diesen Tag wechselten allmählich alle Vögel zum Flughafen Salzburg. Ebenfalls ab dem 13. Oktober begannen unsere subadulten Waldrappe im Wintergebiet von umliegenden Futtergebieten in das WWF Schutzgebiet zurückzukehrten, wo sie voraussichtlich den ganzen Winter verbringen. Eine solche überregionale Synchronizität beobachten wir beim Herbstzug immer wieder.

Eigentlich hätten nach dem 13. Oktober die Anflüge in Richtung Alpen und damit der eigentliche Herbstzug beginnen sollen. Dass dies 2014 und 2019 nicht der Fall war, hängt vermutlich mit dem Wetter zusammen. 2014 wurde in Salzburg mit 12,6 °C einer der wärmsten Oktober-Mittelwerte in den letzten 248 Jahren gemessen, die Tagesmaxima lagen im Mittel 5,8°C über dem langjährigen Mittel. 2019 war der Oktober-Mittelwerte mit 12,2 °C etwas darunter, dafür lagen die Tagesmaxima im Mittel 6,4°C über dem langjährigen Mittel. In der zweiten Oktoberhälfte dieses Jahres häuften sich die Sommertage (Maxima > 25°C), was zuletzt 1989 gemessen wurde.

Wir müssen davon ausgehen, dass derartige Wetterextreme infolge des Klimawandels immer häufiger auftreten. Das beeinflusst die äußeren Zeitgeber für die Zugvögel und kann zu Verzögerungen führen, was ein höheres Risiko und letztlich höhere Verlustraten zur Folge haben kann. Daran können wir als Waldrappteam kaum etwas ändern. Allerdings kommen andere Zugvogelarten mit den Folgen des Klimawandels bei der Herbstmigration offenbar besser zurecht. Wir gehen deshalb davon aus, dass auch noch andere Faktoren, die für unsere Waldrappe spezifisch sind, eine Rolle spielen. Insbesondere die Sozialstruktur unterscheidet sich bei einer noch relativ jungen, angesiedelten Population von einer Wildpopulation. Das wird sich sukzessive ändern und das können wir auch zum Teil beeinflussen, um das Zugverhalten der Waldrappe zukünftig stabiler zu machen.

Derzeit beobachten wir die Gruppe weiter und bereiten und darauf vor, im Bedarfsfall zeitgerecht einzugreifen.

20. 08. 2019 Rekordflüge in den Süden

Bei den europäischen Waldrappen beginnt die Herbstmigration jährlich um den 10. August. Zu dieser Zeit verlassen die Vögel die Brutkolonien und suchen gute Nahrungswiesen im Alpenvorland auf. IN diesem Jahr war das im Gemeindegebiet von Kuchl, südlich von Salzburg. Das änderte sich am 13. Oktober. Ab diesen Tag wechselten allmählich alle Vögel zum Flughafen Salzburg. Ebenfalls ab dem 13. Oktober begannen unsere subadulten Waldrappe im Wintergebiet von umliegenden Futtergebieten in das WWF Schutzgebiet zurückzukehrten, wo sie voraussichtlich den ganzen Winter verbringen (Video). Eine solche überregionale Synchronizität beobachten wir beim Herbstzug immer wieder.

Eigentlich hätten nach dem 13. Oktober die Anflüge in Richtung Alpen und damit der eigentliche Herbstzug beginnen sollen. Dass dies 2014 und 2019 nicht der Fall war, hängt vermutlich mit dem Wetter zusammen. 2014 wurde in Salzburg mit 12,6 °C einer der wärmsten Oktober-Mittelwerte in den letzten 248 Jahren gemessen, die Tagesmaxima lagen im Mittel 5,8°C über dem langjährigen Mittel. 2019 war der Oktober-Mittelwerte mit 12,2 °C etwas darunter, dafür lagen die Tagesmaxima im Mittel 6,4°C über dem langjährigen Mittel. In der zweiten Oktoberhälfte dieses Jahres häuften sich die Sommertage (Maxima > 25°C), was zuletzt 1989 gemessen wurde.
Wir müssen davon ausgehen, dass derartige Wetterextreme infolge des Klimawandels immer häufiger auftreten. Das beeinflusst die äußeren Zeitgeber für die Zugvögel und kann zu Verzögerungen führen, was ein höheres Risiko und letztlich höhere Verlustraten zur Folge haben kann. Daran können wir als Waldrappteam kaum etwas ändern. Allerdings kommen andere Zugvogelarten mit den Folgen des Klimawandels bei der Herbstmigration offenbar besser zurecht. Wir gehen deshalb davon aus, dass auch noch andere Faktoren, die für unsere Waldrappe spezifisch sind, eine Rolle spielen. Insbesondere die Sozialstruktur unterscheidet sich bei einer noch relativ jungen, angesiedelten Population von einer Wildpopulation. Das wird sich sukzessive ändern und das können wir auch zum Teil beeinflussen, um das Zugverhalten der Waldrappe zukünftig stabiler zu machen.

Derzeit beobachten wir die Gruppe weiter und bereiten und darauf vor, im Bedarfsfall zeitgerecht einzugreifen.

Am 14. August um 09:15 Uhr starteten zwei Fluggeräte mit den Piloten Walter Holzmüller und Johannes Fritz sowie den beiden Ziehmüttern Helena Wehner und Anne-Gabriela Schmalstieg vom Segelflugplatz Heiligenberg. Es war der Beginn der 14. menschengeführten Migration im Rahmen der Wiederansiedlung der Waldrappe in Europa. Dreißig Waldrappe waren in den vorangegangenen Wochen drauf trainiert worden, den Fluggeräten zuverlässig zu folgen.

Der Abflug wurde vor Ort von rund 120 Personen beobachtet, der finale Höhepunkt einer auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit herausragend erfolgreichen Saison. Insgesamt rund 1.700 Besucher kamen seit Anfang Juni zum Segelflugplatz, um diese charismatischen Vögel zu sehen und sich über das LIFE Projekt zu informieren. An 27 Tagen fanden Dreharbeiten für 13 Fernsehproduktionen und eine 360° Produktion statt. Zudem wurde das Projekt Anfang August in der ZDF Talkshow mit Markus Lanz mit annähernd 1,7 Millionen Zusehern präsentiert.

Der erste Flug führte über 91 km nach Schnepfau im Bregenzerwald. Unterstützender Wind beschleunigte den Flug, sodass die Formation bereits nach 01:45 Stunden den Zielort erreichte.

Nach einem Pausentag starteten wir am 16. August zur „Königsetappe“ über den Arlberg und Reschenpass nach Schluderns im italienischen Vinschgau. Bei diesem Flug wurden gleich mehrere Rekorde gebrochen: Wir erreichten eine Flughöhe von bis zu 2.900 Metern und flogen damit annähernd 300 Meter höher als jemals zuvor im Rahmen des Projektes. Zudem begünstigten unterstützende Winde das Vorwärtskommen, sodass wir mit 57 km/h eine sehr hohe mittlere Geschwindigkeit erreichten und die Strecke von 126 km in nur 02:13 Stunden zurücklegten. Und schließlich überflogen wir die Grenze nach Italien früher im Jahr als jemals zuvor in unserem Projekt.

Es ist zwar nicht das Ziel des Projektes sportliche Höchstleistungen zu liefern, aber die immer neuen Rekorde zeigen das große Potential der menschengeführten Migration als Methode für den Artenschutz und sind ein beeindruckendes Zeugnis für das Leistungsvermögen der Waldrappe.   

Alle Vögel sind während der Flüge mit miniaturisierten Messgeräten ausgestattet. So werden die Position, die Flügelschlagfrequenz und die Fluggeschwindigkeit eines jeden Vogels in hoher Frequenz und Auflösung aufgezeichnet. Vier Vögel sind zusätzlich mit Klebeelektroden ausgestattet, um die Herzfrequenz zu messen. Diese Daten werden im Rahmen eines österreichischen Forschungsprojektes von zwei Dissertantinnen ausgewertet und sollen neue und detaillierte Einblicke in die Funktion und Energetik des Formationsfluges bei Zugvögeln ermöglichen. 

Inzwischen haben wir die Poebene erreicht und befinden uns am Flugplatz in Thiene. Auch der Flug hierher verlief sehr gut. Wir suchten unseren Weg vorbei an lockerer Bewölkung mit einer Basis von 1.900 Metern. Kurz vor Thiene kam es dann noch zu einer Attacke durch einen Steinadler, die alle Vögel aber unbeschadet überstanden. Nun liegen noch drei Etappen vor uns, bis wir das Wintergebiet in der südlichen Toskana erreichen.

 

Reason for Hope: Auf gutem Weg zur selbständig überlebensfähigen Wildpopulation 12. 6.

Vergangene Woche haben die beiden Fieldmanagerinnen Daniela Trobe und Corinna Esterer mit der Beringung der Jungvögel in den Brutgebieten Burghausen und Kuchl begonnen. Und das ist mehr Arbeit denn je. Bereits 2018 hatten wir ein sehr gutes Jahr mit 26 flüggen Jungvögeln in 10 Nestern. Aber das wird 2019 weit übertroffen, denn bislang sind bereits 40 Küken in 13 Nestern geschlüpft (!) und es werden noch mehr.

Während all diese Küken in freier Wildbahn aufwachsen, sind weitere 32 junge Waldrappe in unserem neuen Trainingscamp in Heiligenberg, Baden-Württemberg, in der Obhut der beiden Ziehmütter Anne-Gabriela Schmalstieg und Helena Wehner. Weitere 4 Jungvögel werden in Heiligenberg separat in einer gesonderten Voliere von den Zieheltern Katharina Neugebauer und Frederik Amann aufgezogen. Diese Vögel kommen vorerst im Rahmen eines spannenden Forschungsprojektes zur Aerodynamik des Vogelfluges zum Einsatz. Später dann sollen sie in die Wildkolonie integriert werden. Sie stammen aus einer in der Wildpopulation unterrepräsentierten genetischen Linie des Zoo Zürich.   

Somit wachsen derzeit im Rahmen des LIFE Projektes 76 junge Waldrappe heran und lassen auf ein erhebliches Wachstum der Population hoffen. Ziel des aktuellen LIFE Projektes, das mit Ende 2019 ausläuft, ist die Wiederansiedlung eine wildlebenden migrierende Population von zumindest 120 Tieren. Dieses Ziel werden wir aller Voraussicht nach deutlich übertreffen und das Projekt damit erfolgreich abschließen.

Populationsdynamische Modellierungen zeigen, dass das Wachstum dieser europäischen Population noch über mehrere Jahre durch weitere Freilassungen gestützt werden muss, bis eine Größe von rund 350 Tieren erreicht wird. Erst eine solche Population ist groß genug, um Verluste zu kompensieren und geänderte Umweltbedingungen zu überstehen, etwa infolge des Klimawandel.

Wir haben deshalb im Jänner 2019 ein zweites LIFE Projekt beantragt, mit Beginn 2020 und einer Laufzeit von 8 Jahren. Anfang Juni haben wir nun leider die Nachricht bekommen, dass dieser erste Antrag nicht erfolgreich war. Das ist enttäuschend, aber für eine LIFE Antrag auch nicht ungewöhnlich, zumal man den Antrag in optimierte Form neuerlich einreichen kann. Das werden wir tun und wir sind mit gutem Grund optimistisch für diesen zweiten Anlauf. Das so erfolgreiche Projekt darf nicht auf halbem Weg abgebrochen werden. Der rasche Zusammenbruch dieser Population und damit ein schwerer Rückschlag für die Erhaltung dieser Zugvogelart wäre die Folge. Niemand kann daran Interesse haben, sicher auch nicht die LIFE Unit. 

Aber der abgelehnte Antrag hat natürlich zur Folge, dass wir nun das Jahr 2020 zwischenfinanzieren müssen. Dabei hoffen wir auf Unterstützung durch Partner, Förderer und Spender. Um zudem die Kosten so gering wie möglich zu halten, werden wir im kommenden Jahr keine menschengeführte Migration durchführen. Dadurch wird das Wachstum der Überlinger Brutkolonie etwas gebremst. Wir rechnen aber damit, dies ab 2021 wieder kompensieren zu können.

Apropos Überlingen: Derzeit sind mehrere subadulte Vögel der Überlinger Generation 2017 unterwegs und sogar Vögel der Generation 2018 haben das Wintergebiet verlassen. Erwartungsgemäß zeichnet sich ab, dass diese Waldrappe einer deutlich weiter westlich verlaufenden Zugroute folgen als ihre Artgenossen aus den rund 300 km weiter östlich liegenden Brutgebieten Burghausen und Kuchl. Es besteht die gute Chance, dass bereits 2019 die ersten Waldrappe nach Überlingen zurückkehren, mehr als 400 Jahre nachdem dort der letzte Waldrapp verschwunden ist!

 

Eröffnung des Trainingscamps am Flugplatz Heiligenberg in Baden-Württemberg 31. 5.

Am Segelfluggelände Heiligenberg werden derzeit 36 Waldrappküken aufgezogen. 32 Küken stammen von der Brutkolonie des Tierpark Rosegg in Kärnten. Sie wurden die ersten Wochen im Tiergarten Schönbrunn aufgezogen und Mitte Mai nach Heiligenberg transferiert. Weitere vier Küken kommen aus dem Zoo Zürich. Sie sind noch jünger und stammen von einer genetischen Zuchtlinie, die in unserer Wildpopulation unterrepräsentiert ist.

Das Camp wurde vorgestern in Anwesenheit des Bürgermeisters der Gemeinde Heiligenberg, Vertretern der Stadt Überlingen, der Gemeinde Hödingen, der Überlinger Landesgartenschau GmbH, der Heinz-Sielmann Stiftung, des Segelflugvereins Heiligenberg und mehrerer Medienvertreter eröffnet. Projektleiter Johannes Fritz erläuterte das LIFE Projekt und Prof. Peter Bertold stellte es in den größeren Kontext des Artenschutzes und der Forschung.

Die Heiligenberger Jungvögel sollen Gründer einer neuen Brutkolonie in Überlingen am Bodensee werden. Ihnen fehlen Artgenossen, die ihnen den Weg in das Wintergebiet weisen. Deshalb werden sie von menschlichen Ersatzeltern aufgezogen. Ab Juni beginnt das Flugtraining, bei dem die Vögel lernen werden, einer Ziehmutter im Leichtflugzeug zu folgen. Anfangs wird nur am Segelfluggelände trainiert. Ab Juli erfolgen dann Flüge mit bis zu 100 km Flugstrecke.

2020 sollen die ersten geschlechtsreifen Waldrappe aus der Toskana nach Überlingen zurückkehren. Erstmals nach 400 Jahren werden dann wieder Waldrappe in den Molassefelsen entlang des Bodenseeufers nordwestlich von Überlingen brüten, gerade rechtzeitig für die Landesgartenschau in Überlingen 2020, bei der das Projekt und die brütenden Waldrappe präsentiert werden.

Auch in den beiden Brutkolonien Burghausen in Bayern und Kuchl im Land Salzburg kündigt sich eine sehr gute Saison an. Dort brüten derzeit 13 Paare und täglich schlüpfen Jungvögel. Wir hoffen auf 30 bis 35 flügge Jungvögel in diesen beiden Kolonien.

 

Weitere Erforschung des V-Formationsfluges 3. 4.

Foto (AG Schmalstieg): Die Waldrappe trugen während der menschengeführten Migration 2018 GPS-Sender am Rücken. Die neuen GNSS Logger sollen es ermöglichen, die einzelnen Flugpositionen zentimetergenau zu bestimmen.

Im letzten Jahr startete ein spannendes Forschungsprojekt, das auf unseren bisherigen erfolgreichen Studien zum Thema Mechanismus und Funktion des Vogelfluges aufbaut. Das Forschungsprojekt wird vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF; P 30620) finanziert. Es nutzt die einzigartigen Bedingungen der menschengeführten Migrationsflüge mit den Waldrappen. In der Vergangenheit hat diese Forschung wesentlich zur Optimierung des Wiederansiedlungsprojekts beigetragen und ist ein Beispiel für die Synergie zwischen Naturschutz und Grundlagenforschung.

Elisa Perinot ist eine von zwei Doktorandinnen, die in diesem Forschungsprojekt finanziert werden. Im Rahmen der menschengeführten Migration untersucht sie den V-Formationsflug der Waldrappe, auch in Hinblick darauf, wie die sozialen Beziehungen der Vögel untereinander diese Flüge beeinflussen. Zu diesem Zweck möchte sie in diesem Jahr high-end GNSS-Logger einsetzen, mit denen sich die Position jedes einzelnen Vogels in der V-Formation mit einer Genauigkeit auf Zentimeterebene berechnen lässt! Ihr Ziel ist es, alle Vögel (etwa 30) während der menschengeführten Migration mit solchen Loggern auszustatten, was ihr einen absolut einzigartigen Datensatz verschaffen würde. Damit möchte sie einen vertieften Einblick in den Mechanismus und die Funktion des V-Formationsfluges - eine der aufregendsten und bekanntesten Verhaltensweisen bei Großvögeln - erhalten.

Da der Kauf dieser Logger-Technologie nicht vollständig durch die FWF-Finanzierung abgedeckt ist, hat Elisa gerade eine Crowdfunding-Kampagne gestartet und dazu ein interessantes Video produziert. Nähere Informationen finden Sie unter diesem Link.

Elisas Forschung ist sehr im Interesse des LIFE-Wiederansiedlungsprojekts. Mit Ihrer Spende können Sie sie dabei unterstützen; jede Summe ist sehr willkommen. Außerdem können Sie ihr helfen, so viele Menschen wie möglich zu erreichen, indem Sie den Link zu dieser Kampagne weiterleiten.

Spannender Auftakt der Saison 2019

Die Migration unserer Wildvögel hat in diesem Jahr früher begonnen als je zuvor. Das Weibchen Luna (Generation 2013) ist bereits am 5. März in seinem Brutgebiet in Burghausen angekommen. Das ist die bislang früheste Ankunft. Am 16. März fand sich dann als nächstes das Männchen Jazu (Generation 2011) in Burghausen ein.

Beide sind erfahrene Zugvögel und beide sind Wildvögel, also Nachkommen von Waldrappen die von uns ausgewildert wurden (Generation F1). Sie sind in Burghausen geschlüpft, wurden dort von ihren Eltern aufgezogen und sind im Herbst ihren Artgenossen in das Wintergebiet gefolgt. Nun werden sie voraussichtlich zum wiederholten Male selbst Jungvögel aufziehen und in das Wintergebiet führen. So wird die von uns gegründete Zugtradition bereits über mehrere Generationen weitergeben. Für uns ist es jedes Jahr aufs Neue schön und spannend, das mitzuerleben.

Die beiden Waldrappe sind schon kräftig in Balzstimmung. Bald werden sie weitere Gesellschaft bekommen, denn inzwischen sind eine ganze Reihe weiterer Vögel am Weg nach Norden. Die App Animal Tracker eignet sich bestens dafür, ihre Flüge mitzuverfolgen.

Wir erwarten in diesem Jahr mehr als 30 geschlechtsreife Waldrappe in den beiden Brutgebieten Burghausen und Kuchl (letztes Jahr waren es 21). Zudem sollten sich später im Frühjahr auch noch subadulte Vögel auf den Weg nach Norden machen. Einige davon sollten erstmals nach Überlingen am Bodensee fliegen. Dort wird es in diesem Jahr allerdings noch zu keiner Brut kommen, denn dafür sind die Vögel noch zu jung.

Wir bereiten uns auch schon auf die heurige Handaufzucht vor. Im Tierpark Rosegg ist die Brut bereits voll im Gange. Schon am 10. April wollen wir von dort die ersten Küken holen, um sie vorerst im Tiergarten Schönbrunn aufzuziehen. Insgesamt sollen es wieder 32 Küken werden. Für Mitte Mai planen wir dann wieder den Transfer in ein Trainingscamp in Baden-Württemberg. Leider müssen wir weg von Hödingen, da zurückkehrende subadulte Waldrappe dort das Training stören würden. Wir sind derzeit dabei, einen neuen Standort 10-15 km entfernt von Hödingen zu suchen.

2019 ist das letzte Jahr des aktuellen LIFE+ Projekts. Am 30. Jännern haben wir den Vollantrag für ein zweites LIFE-Projekt ab 2020 eingereicht. Im Mai wird die Europäische Kommission bekanntgeben, ob unser nächstes Projekt gefördert wird. Einstweilen gilt es fest die Daumen zu drücken.

Jahresbericht 2018

Hier finden Sie denJahresbericht 2018, in dem auch die Burghauser Aktivitäten beschrieben sind.

18. 3. Auch Jazu ist aus Orbetello angekommen

5. 3. 2019 Saisonbeginn: Luna als erster Waldrapp in Burghausen

Der Waldrapp Luna (032) ist am Dienstag, dem 5. März, in Burghausen angekommen. Er hat den Winter nicht in der Toskana sondern in Norditalien verbracht und brauchte vielleicht auch deshalb nur wenige Tage Flug bis nach Burghausen. Wir hoffen, dass es keinen größeren Kälteeinbruch mit viel Schnee mehr gibt.