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Feuersalamander, heimliche Hangquellen-Bewohner der Wöhrseeschleife

Durch ihr verborgenes Dasein in Nischen und Höhlen und ihrer nächtlichen Aktivität bleiben diese Amphibien oft unentdeckt.

In Meyers Lexikon von 1869 ist nachzulesen: „Der Feuersalamander  oder gemeine Molch findet sich häufig in feuchten bergigen Wäldern. Durch Reiz dringt aus den Hautdrüsen eine weißliche, knoblauchartig riechende Feuchtigkeit hervor, sodaß das Reptil über Kohle wegschleichen kann, woher vielleicht der Glaube entstand, es sei unverbrennlich.“  Vielleicht daher sein Name Feuersalamander.

Salamandra salamandra, unter diesem Namen ordnete ihn Linne 1758 in die wissenschaftliche Nomenklatur ein. Der Feuersalamander ist über weite Teile in Süd- und Mitteleuropa verbreitet mit mehreren Unterarten, die sich in den Körperproportionen und unterschiedlichem Farbkleid unterscheiden. Je nach Rasse ist der Bauch schwarzgrau oder bräunlich gefärbt. Durch die großen Unterschiede in der Färbung wird die Zuordnung zu den beiden mitteleuropäischen Unterarten erschwert. In Bayern und in Österreich lebt die Art Salamandra salamandra, derer tiefschwarz glänzender Rücken mit großen gelben oder orangfarbenen Flecken oder Streifen verziert ist. In seltenen Fällen findet man auch schwarze Tiere, aber auch albinotische Salamander, also gelbe oder weiße Typen. Leben die Tiere ständig auf hellem Untergrund, erscheinen die Farben aufgehellt und das Gelb ist intensiver, während auf dunklem Untergrund wie auf Moorboden die Schwarzfärbung am dunkelsten erscheint.

Ihre Körperlänge vom Kopf bis Schwanzspitze misst bis 25 cm, ihr Gewicht beträgt durchschnittlich 40 g, wobei Weibchen mitunter bis 50 g erreichen können. Der Kopf der Tiere ist relativ groß, der Rumpf langgestreckt mit kurzen, kräftigen Beinen. Der Schwanz, die Beine und Zehen sind im Querschnitt rund. Neben der Nase haben die Feuersalamander ein weiteres Geruchsorgan, eine längliche Einstülpung auf der Außenlinie der Nasengänge, deren Geruchszellen denen der Nase angeschlossen sind. Möglicherweise unterstützt dieses Organ die Zusammenführung der Sexualpartner und hilft bei der Orientierung im Gelände. Heranwachsende Exemplare müssen sich in zeitlichen Abständen häuten, wobei sie Unebenheiten des Bodens aufsuchen und sich daran reiben. Die abgeriebene Haut wird manchmal anschließend gefressen. Nach der Häutung sind die schwarzgelben Kontraste am intensivsten. Die gesamte Hautoberfläche ist atmungsaktiv, weswegen sie Feuchtgebiete als Lebensraum benötigen. Die Tiere atmen durch die Mundhöhle durch Heben und Senken des Mundbodens. Da der Salamander sich überwiegend in der Nacht mithilfe seiner Augen orientieren muss, kann er seine Beute noch bei geringster Lichtintensität erkennen. Die Tiere können in freier Wildbahn bis 20 Jahre alt werden, in Gefangenschaft älter. Die paarig ausgebildeten, sehr auffälligen Ohrdrüsen, sowie die am Rücken befindlichen Drüsenreihen können bei Gefahr ein giftiges, weißliches Sekret absondern, in Ausnahmefällen sogar bis zu 1 m weit spritzen. Dieses Drüsensekret hemmt auch Pilz- und Bakterienbefall auf der Hautoberfläche. Der Mensch sollte dieses Sekret auf keinen Fall in die Augen bekommen, da es ein starkes Brennen verursacht.

Die Nahrung des Feuersalamanders besteht aus wirbellosen Organismen wie Käfern, Schnecken, Regenwürmern, Spinnen und sonst allem, was  er bewältigen kann, wobei stark windende Körperbewegungen den Schlingvorgang unterstützen. Alte stabile Laubwälder und deren Waldrandlagen bieten ein gutes Nahrungsangebot. Heterogen strukturierte Mischwälder mit hoher Bodenfeuchte und schattigen Plätzen, Moos und Krautvegetation, sind geeignete Lebensräume. Die Tiere sind selten in reinen Nadelforsten anzutreffen. Tagsüber verstecken sie sich unter Steinen, Totholz und Baumwurzeln, sind aber in der Dämmerung und in der Nacht aktiv. Nach längerer Trockenheit verlassen sie nach Regenfällen ihre Verstecke und gehen auch tagsüber auf Beutefang. Beim Auftreten von Cumulonimbus-Wolken gibt es Störungen im elektrischen Feld und die Tiere werden aktiv. Bei ihren Ausflügen, bei denen sie weit mehr als 50 m zurücklegen können, kehren sie immer zu ihrem Tagesversteck zurück. Von Oktober bis März, während der Überwinterungszeit, legen die Feuersalamander eine Ruhezeit in selbst angelegten Höhlen, unter Baumwurzeln, in Bodenspalten und in Gängen von Kleinsäugern ein.

Die Männchen in Hochzeitsstimmung verfolgen jeden sich bewegenden Salamander, wobei es Ringkämpfe und Rangeleien gibt. Die Tiere paaren sich ausschließlich an Land, wobei sich die Geschlechter wahrscheinlich über Geruch und Berührungsreize finden. Die Dauer der Paarungszeit hängt von der klimatischen Begebenheit ab, beginnt im Frühjahr und erstreckt sich bis in den Herbst. Bei der Paarung schiebt sich das Männchen unter das Weibchen und umschlingt mit den vorderen Beinen diejenigen des Weibchens, wobei die Partnerin ein vom Männchen auf den Untergrund  abgesetztes Samenpaket mit seiner Kloake aufnimmt. Das Weibchen ist in der Lage, die Samenflüssigkeit des Männchens mehrere Jahre in ihrem Körper aufzubewahren und kann so über mehrere Jahre ohne Sexualpartner jährlich Nachwuchs zeugen. Das Weibchen ist meist Larven gebärend und trägt 8 bis 9 Monate die Embryonen aus. Im folgenden Frühjahr nach der Trächtigkeit sucht sich das Weibchen, das durch die vielen Jungen im Bauch stark an Masse zugenommen hat, ein passendes Laichgewässer, um dort die Larven abzusetzen. Bevorzugt werden Quelltöpfe, Quellbäche, Stillgewässer und auch Hangdruckwasser. Innerhalb mehrerer Tage werden je nach Körpergröße der Weibchen 10 bis 35, selten bis 70 Larven an geeigneten Stellen im kühlen, nährstoffarmen aber sauerstoffreichen Wasser bei etwa 8 bis 9 Grad Celsius abgesetzt, wobei die Eihülle bei der Geburt aufplatzt. Die 25 bis 35 mm langen Larven sind bräunlich gefleckt und haben reichlich verzweigte Kiemenbüscheln und bereits 4 Beine. Der Kopf der Larven ist breiter als der Rumpf. Der Kamm auf dem Rücken und dem Schwanz der Larven beginnt erst in der Mitte des Rumpfes. Die hellbraune Grundfärbung ist mit schwarzen Sprenkeln übersät. Ab 5,5 bis 6,5 cm Länge beginnt die Veränderung. Die Metamorphose vom Kiemen atmenden zum Lungen atmenden Landtier kann 3 bis 6 Monate dauern. Spät abgesetzte Larven können bei günstigen Lebensbedingungen in ihrem Geburtsgewässer überwintern. Nach der Larvenzeit verlassen die Jungen das Wasser und werden nach 2 bis 4 Jahren geschlechtsreif. Das Geschlecht der erwachsenen Tiere ist außerhalb der Paarungszeit kaum zu unterscheiden. In sehr seltenen Fällen können Feuersalamander auch ein Leben lang im Larvenstadium verweilen.

An warmen, regnerischen Tagen kann man im Sommer an den mit Hangdruckwasser stets nass gehaltenen bemoosten Flächen und in den kleinen Rinnsalen im lichten Laubwald am Hangfuß in der Nähe des Herzogbades mit viel Glück auch tagsüber Feuersalamander umher kriechen sehen. Sie sind nicht scheu und hält man ihnen einen sich ringelnden Regenwurm vors Maul, greifen sie auch zu und schlingen ihn mit ruckartigen und windenden Bewegungen hinunter.

Gemäß Bundesartenschutzgesetz ist der Feuersalamander in Deutschland besonders geschützt, d.h. er darf auch nicht eingefangen und dann in Terrarien gehalten werden. In der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland wird er bundesweit derzeit als nicht gefährdete Art eingestuft.

Günter Geiß