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Äskulapnattern bevölkern Salzachleiten

Ein Inselvorkommen bei Burghausen

„In der Sage spielt Asklepios, Gott der Heilkunde, vornehmlich als Wiedererwecker der Todten eine wichtige Rolle. Um des Minos Sohn Claucus zu erwecken, sei eine Schlange herbeigekrochen und habe sich an dem Stab, den er in der Hand hielt, empor gewunden. Nachdem Asclepios diese getödtet, sei eine andere Schlange herbeigekrochen und habe auf das Haupt der getödteten Kraut gelegt, worauf diese wieder lebendig geworden sei. Mit diesem Kraut habe dann Asklepios den Claucus ins Leben zurück gerufen. Die Verehrung Asklepios breitete sich über ganz Griechenland aus.“ So nachzulesen in Meyer`s Lexikon von 1871.

Benannt ist die Äskulapnatter nach Asklepios, dem Gott der Heilkunst. Auch weil sich die Schlange regelmäßig häutete, galt sie bei den Griechen als Symbol der Verjüngung. Nach einer anderen Theorie soll es sich bei der Schlange um den Medinawurm handeln, der Bauern auf den sumpfigen Reisfeldern in Ägypten befallen hat. Ärzte sollen den Wurm durch langsames Aufwickeln auf einen Stab aus dem Unterhautgewebe entfernt haben. Aus dem unappetitlichen Wurm wurde im Laufe der Zeit eine Schlange. Die Äskulapnatter ist heute ein klassisches Symbol der Humanmedizin, der Veterinärmedizin und der Apotheker. Line soll sie 1766 als  Coluber aesculapii beschrieben haben. Seit der letzten Revision im Jahre 2002 trägt sie den Namen  Zamenis longissimus.

Die Äskulapnatter ist vornehmlich im europäischen Mittelmeerraum verbreitet. In Bayern ist sie nur noch in zwei voneinander isolierten Restvorkommen anzutreffen: im Donautal südöstlich von Passau und an den Hangleiten der unteren Salzach bei Burghausen, wobei beide Vorkommen an das Verbreitungsgebiet in Österreich anschließen.

Diese größte einheimische Natter erreicht eine Länge bis 180 cm, im südlichen Mittelmeerraum selten bis 2 m. Die kräftigen Männchen werden etwas länger und schwerer als die Weibchen. Die Färbung der Schlange reicht von hellbraun bis zu gräulich-schwarzbraun. Die Bauchseite ist meist cremfarben, auch zitronengelb und manchmal olivgrün.  Als ausgezeichnetes Klettertier hat sie eine leicht gekielte Bauchbeschuppung, während diese auf Rücken und Flanken glatt ist. Die Augen weisen, wie bei Nattern üblich, runde Pupillen auf und oberhalb der Augen ist ein dunkles Schläfenband bis hinten zum Hals zu erkennen. Ihre Schnauze ist eher stumpf und der kleine Kopf setzt sich nur wenig deutlich von ihrem schlanken und langgestreckten Körper ab. Der im Umriss fast rechteckige Kopf besitzt 8 Oberlippenschilde sowie einen Augenschild. Hinter dem Schläfenband kann man beidseitig einen hellgelben Fleck erkennen, so dass es zu Verwechslungen mit der Ringelnatter kommen kann. Der Schwanz läuft spitz aus. Die Äskulapnatter gehört zu den Kletternattern, die zum Teil auch auf Bäumen lebt. Sie hält sich aber auch auf dem Boden feuchtwarmer Lebensräume auf, auf lichten Waldböden und im niedrigen Gestrüpp,  wo sie sich sehr flink und leise vorwärts bewegt. Sie bevorzugt auch steinige Hänge, lichte Gemäuer, Ruinen, Steinbrüche und lebt auch in Auwäldern. Bei Störungen verhält sich die Schlange wenig angriffslustig und bleibt eher unbeweglich liegen anstatt zu fliehen. Bei starker Bedrohung kann es zu Abwehrbissen kommen, die aber für den Menschen nicht gefährlich sind. Auch kann sie ein übel riechendes Sekret aus ihren Analdrüsen absondern. Die Natter ist tagaktiv, im Hochsommer in der Morgen- und in der Abenddämmerung und bei großer Hitze versteckt sie sich im Schatten, auch gern in Kompost und Misthaufen.

Ende September Anfang Oktober verkriecht sich die Natter, um in Erdgängen, unter Steinen und Baumwurzeln und tiefliegenden Nagerbauten frostfrei zu überwintern. Erst im April, Anfang Mai wacht sie auf. Nach 5 bis 6 Monaten ohne Nahrung ist sie nicht wählerisch und frisst alles was sie bewältigen kann: Kleinnager, Eidechsen, Vögel und deren Eier und Brut und auch andere Schlangen. Ihre Beute findet sie auf dem Erdboden, geht aber auch auf Bäume, um nach Nahrung zu suchen. Größere Beutetiere werden durch Umschlingen und Erwürgen getötet, kleinere zwischen den Kiefern zerquetscht und Kopf voran im Ganzen verschlungen. Sie jagt auch häufig in Heuschobern, welche sie von Mäusen frei hält.

Nach der Winterruhe, meist Ende Mai verpaaren sich die Schlangen. Sind mehrere Männchen beieinander, kommt es zu Scheinkämpfen. Zu Verletzungen kommt es dabei nicht. Es sind eher Ringkämpfe, bis einer der beiden Männchen auf den Boden gedrückt wird. Das Unterlegene ergibt sich und schleicht davon. Beim Paarungsakt versucht das Männchen das Weibchen am Nacken zu packen und festzuhalten. Erst dann kommt es zur Paarung. Das Weibchen legt nach einer Trächtigkeit von gut 6 Wochen zwischen 5 und 10, auch schon mal bis 20 weißliche, weichschalige, ovale Eier an feuchtwarmen Stellen, in Humus, Komposthaufen, im Moos und auch in Mauerritzen ab. Aus den etwa 40 mm langen und etwa 21 mm breiten Eiern schlüpfen nach etwa 60 Tagen junge Schlangen mit einer Länge von ca. 25 cm. Ihre Färbung ist hell, unterbrochen durch dunkle Flecken. Die erste Häutung erfolgt schon nach etwa 14 Tagen.

Die Äskulapnattern lieben die vom Flussklima gemilderten, sonnigen Salzachleiten bei Burghausen und Raitenhaslach. Wärmebegünstigte Hangleiten und Industrieflächen mit spärlicher Vegetation, mit Stauden und Gebüsch im Wacker-Werksgelände bieten gute Lebensmöglichkeiten. Da sich die Nattern in den trockenwarmen Bereichen im Wackerwerk wohl fühlen, engagiert sich der Betrieb auch mit Artenschutz. Die Schlangen können sich in ungestörten Bereichen, unter Rohrleitungen und warmen Betriebsanlagen aufhalten. Für die Werksangehörigen ist die Äskulapnatter kein großer Aufreger mehr, denn die Mitarbeiter kennen die heimliche Bewohnerin und respektieren sie, wobei jede Beobachtung festgehalten wird. Auf einem Laborschrank in einem Werkstattgebäude wurde mit dem Hinweis „Vorsicht  Schlange“ auf diese Reptilien aufmerksam gemacht. In den trockenwarmen Bereichen fühlen sie sich wohl und lieben auch warme Abluftschächte.

Die Population der Äskulapnatter in Burghausen ist nicht akut bedroht, doch durch  ihr Inselvorkommen ist die in Burghausen häufigste Schlangenart stark isoliert und gilt in der roten Liste der Bundesrepublik als stark gefährdet.

Günter Geiß

Äskulapnatter im Landkreis Burghausen

Das Salzachufer bei Burghausen ist eines der vier Gebiete in Deutschland, in denen die Äskulapnatter vorkommt.

Irmi Cirl hat 2008 ihre Facharbeit über das Vorkommen der Äskulapnatter im Bereich der Salzach bei Burghausen gemacht. Hier finden Sie die Ergebnisse dieser Facharbeit zum Vorkommen der Äskulapnatter im Bereich von Burghausen.

Eine Google-Map zeigt verschiedene Orte, an denen Äskulapnattern gesichtet und uns gemeldet wurden. Herzlichen Dank für entsprechende Hinweise an Dr. Ernst-Josef Spindler, Tel: 08677 62683, E-Mail: ernst-josef.spindler(at)web.de.  

 
Hier ein Video einer Äskulapnatter in Burghausen (1. 7. 2015):
"Sie kam aus einem Nistkasten, kroch den Blitzableiter hinunter und verschwand im Komposthaufen. Die Höhe des letzten Absatzes war ca 140 cm. Die Schlange war jedoch schon sowohl am Boden ein Stück, hielt sich aber noch oben fest, so dass die Länge 160 oder länger war.
Den Film können Sie hier auf Youtube sehen.
Ort der Sichtung: Mater-Coelestine-Weg, Nistkasten in Richtung Anlegestelle Plätten. Das Video stammt von Michael Woelke.