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Höckerschwan

Höckerschwäne, treue Bewohner des Wöhrsees

Der größte heimische flugfähige Wasservogel, ein aggressiver Revierverteidiger

Der größte heimische flugfähige Wasservogel verteidigt während der Brutzeit sein Revier. Der Höckerschwan, lateinisch Cygnus olor, gehört zur Familie der Entenvögel, die jedes Jahr ihr altes Nest erneuern, um in ihrem angestammten Territorium zu brüten. Die Paare binden sich auf Lebenszeit, wobei die Fortpflanzung im 3. oder 4. Lebensjahr erfolgt. Bei der Balz schwimmen die Pärchen aufeinander zu, wobei sie ihre Köpfe mehrmals ins Wasser stecken und nicht selten gurgelnde Laute von sich geben. Gemeinsam schwimmen sie im Kreis, umschlingen ihre Hälse und bilden mit ihren Köpfen in der Zärtlichkeitsstellung eine Herzform, wobei das Männchen leise trompetet. Ihr Nest, ein großer Bau aus Schilf und Pflanzenresten wird von beiden Eltern in Wassernähe oder im seichten Wasser gebaut, am liebsten im dichten Schilf. Sie beißen um den ausgewählten Fleck, auf dem das Nest entstehen soll, Schilfhalme ab, aus denen dann der Sockel aufgebaut wird. Die Halme werden niemals  ineinander geflochten. Die Vögel werfen einen Halm auf den anderen, bis sich nach einigen Tagen ein Halmhaufen angesammelt hat, der groß genug ist, um das Weibchen zu tragen. In die mit wenig Daunen ausgekleidete Nestmulde legt das Weibchen nach und nach 5 bis 8 graugrüne Eier, selten auch mehr. Verlässt das Weibchen, das überwiegend brütet, das Nest, verbirgt es die Eier unter Halmen. Während der Brutzeit von 35 bis 38 Tagen bleibt das Männchen in unmittelbarer Nähe, um ihr Territorium gegenüber Menschen, Hunden und Rivalenangriffen zu verteidigen. Dabei rudert das Männchen mit beiden Füßen gleichzeitig und ruckweise mit schäumender Bugwelle vorwärts. Bei dieser Imponierhaltung biegt es den Hals S-förmig nach hinten, Schnabel nach unten gesenkt und die schneeweißen Flügelfedern segelartig gelüftet. An Land schlägt es mit den Flügeln, stößt Fauchlaute aus, beißt und zischt. Außerhalb der Brutzeit sind die Schwäne lammfromm.

An der Peracher Lacke wurden Angler, die mit der Wathose ins Wasser gingen von Schwaneneltern, die Junge im Geleit führten, mit Schnabelhieben attackiert. Auch liefen sie mit aufgestellten Flügeln auf die neben der Lacke verlaufende Straße und stoppten so ankommende Autos und zwangen diese zur Notbremsung. Fuhren die Autos dann langsam an ihnen vorbei, bekamen sie kräftige Schnabelhiebe gegen die Autotür. Eines Tages sonnte sich das Elternpaar zwischen den Schienen der neben der Straße verlaufenden  Eisenbahntrasse. Es kam, wie es kommen musste, der herannahende Zug überrollte sie. Ihre sieben, nun verwaisten Jungen sah ich am nächsten Tag im Gänsemarsche artig auf der rechten Straßenseite in Richtung Badesee watscheln, wo sie auch ankamen und ihre weitere Jugend verbrachten. So viel zur Aggressivität.

Die geschlüpften Küken sind Nestflüchter und können sofort schwimmen. Beide Eltern kümmern sich bis zum Flüggewerden der Jungen 4 bis 5 Monate lang und die Weibchen tragen nicht selten die kleinen Dunenküken zwischen ihren Schwingen auf dem Rücken, wo sie vor gierigen Raubfischen wie Hecht und Waller geschützt sind. Oft sieht man sie im Geleitzug, die Mutter an der Spitze, der Vater am Ende. Die Mortalitätsrate unter den Küken und Jungvögeln ist sehr hoch und man schätzt, dass nur etwa 10% jemals selbst brüten. Die Höckerschwäne werden etwa 25 Jahre alt, in Ausnahmefällen auch sehr viel älter und benötigen ein großes Brutterritorium. Nicht alle können sich ein solches erkämpfen und die nicht verpaarten Schwäne unserer Region leben meist in dem ausgedehnten Stillgewässer direkt an der Inn-Salzach-Mündung in einer großen Population, wo sie auch den Winter verbringen.

Die erwachsenen Vögel werden etwa 150 cm lang mit einer Flügelspannweite von 240 cm und wiegen 13 bis 15 Kg, die Männchen wesentlich mehr. Die Jungen sind graubraun gefärbt, als Erwachsene tragen sie ein leuchtend weißes Gefieder und die Männchen bekommen einen deutlich größeren Höcker auf dem gelben Schnabel als die Weibchen. An den meist grauschwarzen Füßen tragen sie Schwimmhäute. Die Jungen suchen sich von Anfang an Wasserpflanzen, Algen, Schnecken, Gras und nehmen auch gefüttertes Brot. Sie werden von beiden Elternteilen bewacht und bis zur nächsten Balz im Frühjahr bleiben sie im Familienverband. Dann werden sie vom Männchen vertrieben. Bis zur Geschlechtsreife versammeln sie sich in größeren Gruppen auf Seen und anderen Stillgewässern. Im Sommer, wenn sie in die Mauser kommen, halten sie sich meist in ruhigen Buchten auf, wobei sich ständig das Gefieder ändert.

Beheimatet waren die Höckerschwäne ursprünglich in Mittel-, Nord- und Osteuropa und Ostasien. Sie wurden früher in Parks und in Seen ausgesetzt, wo sie verwilderten und heute in fast allen langsam fließenden und stehenden Gewässern anzutreffen sind. Sie brauchen Gewässer mit viel Wasserpflanzen als Nahrung. Beim Starten benötigen sie eine lange Anlaufphase, bevor sie sich in die Luft erheben können. Beim Fliegen hört man sie schon von Weitem durch das kraftvolle, rhythmische Flügelschlagen. Wenn der Schwan landet, fährt er auf der Wasseroberfläche erst mal Wasserski und an Land muss er dabei einige Meter laufen, damit es ihn nicht auf den Schnabel „haut“. Im Winter konnte ich auf dem Marktler Badesee typische Landungsspuren im gefrorenen, aber vorher matschig-nassen Schnee auf der Eisfläche erkennen. Erst mal 2 m Rutschspuren, dann weiter vorne Kopfaufschlag im Matsch und dann ist der große weiße Vogel weiter gewatschelt, was die nun gefrorenen Schwimmfuß-Abdrücke zeigten. Die Vögel unterliegen übrigens dem allgemeinen Schutz der EU-Vogelschutz-Richtlinie, dürfen aber in Deutschland mit Auflagen bejagt werden.

In Meyers Lexikon von 1871 kann man lesen: „Schwäne sind große, schwerfällige Vögel, welche monogamisch leben, schlecht gehen, aber mit ebensoviel Grazie als Kraft und Schnelligkeit schwimmen, nie tauchen, sondern nur grundeln und auf ihrer Wanderung in bedeutender Höhe mit ausdauernder Geschwindigkeit fliegen. Auch ist das Fleisch der jungen Schwäne wohlschmeckend. Der Höckerschwan, mit gelb-rothem, an der Wurzel mit einem aufgetriebenen, schwarzen Höcker versehenen Schnabel, viereinhalb Fuß lang, ist einer der bekanntesten Wasservögel. Bei den alten Griechen gilt der Schwan als der heilige Vogel des Apollo, von dem er selbst die Gabe der Weissagung empfangen haben soll. In der germanischen Mythologie stand der Schwan ebenfalls im Rufe der Weissagung, daher der noch jetzt zur Bestimmung einer Vorahnung übliche Ausdruck “ mir schwant es“. Gewisse göttliche Wesen sowie Wald- und Wasserfrauen liebten es, die Schwanengestalt anzunehmen. Jupiter genoss die Umarmung der Leda in Gestalt eines Schwanes.“

In unseren Wasserlandschaften zwischen Inn und Salzach ist praktisch jedes größere Stillgewässer mit einem brütenden Schwanenpaar besetzt, das  ihr Territorium verteidigt. Die Treue zu den angestammten Brutgewässern ist so groß, dass unsere ausquartierten Wöhrseeschwäne sogar den langen Weg vom Innspitz nach Burghausen schwimmenderweise Salzach aufwärts zurücklegten, um ihre Jungen in ihrem Heimatgewässer groß zu ziehen.

Günter Geiß