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Waldkauz

Der Waldkauz, ein Jäger der Nacht

Der Waldkauz verteidigt aggressiv seine Nesthöhle und die Jungen Ästlinge, wobei er auch Menschen attakiert.             

Linne ordnete 1758 den Waldkauz unter dem lateinischen Namen Strix aluco in die wissenschaftliche Nomenklatur ein. „Der Nacht- oder Waldkauz ist sechzehn Zoll lang bei drei Fuß Flugbreite. Er findet sich in ganz Europa, in Deutschland vorzüglich in Laubwaldungen als gemeiner Streichvogel.“ So nachzulesen in Meyers Lexikon von 1869. Der Waldkauz ist die häufigste unter den mitteleuropäischen braunen Eulen. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich über ganz Europa über den Ural bis Südost-Asien, wo es ihn in verschiedenen Unterarten gibt. In unserer Region lebt die Art Strix aluco.

Anglern, die an der Peracher Lacke nachts auf Aal und Waller ansitzen, sind die schaurig-gruseligen Rufe des Waldkauzes an der teilweise mit lockerem Laubwald und Gebüsch bewachsenen Dachlleiten bekannt. Hier brütet der Vogel sicherlich in ausrieselnden Höhlungen an dem von früheren Gletscherschmelzwässern geformten sandigen Prallhang.

Der etwa 40 bis 42 cm große Nachtvogel hat eine gedrungene Gestalt mit rindenähnlicher Gefiederfärbung, einen großen runden Kopf, große schwarze Augen, ist kurzschwänzig mit kurzen breiten, abgerundeten Flügeln. Die Grundfarbe ist rostbraun, Ober- und Unterseite dunkel, längs gefleckt mit feiner Querästelung. Flügel und Schwanz sind quer gebändert und die Flügel zieren zwei Reihen weißer Tropfenflecken. Ein weiter, fast kreisrunder Federkranz umgibt die schwarzen Augen. Oberhalb des dunkel umrahmten Gesichtsschleiers befinden sich zwei weißliche Farbstriche. Die Männchen sind kleiner und haben ein Gewicht von etwa 450 g, die Weibchen wiegen bis 550 g und haben eine Flügelspannweite von etwa einem Meter. Sein schwefelgelber, dicker Schnabel ist stark gekrümmt, die Iris schwarzbraun und die Pupillen sind blauschwarz. Seinen Kopf kann er um 270 Grad drehen und über die rechte Schulter schauen, wenn er ihn nach links dreht.

Der Waldkauz sonnt sich gern vor seiner Schlaf- und Bruthöhle, verbringt sein Leben aber weitgehend nachts, wobei in stillen Mondnächten sein schauriger Ruf kilometerweit erschallt. Er lebt gern in gemischten Laubwäldern, Parkanlagen, auch in großen Gärten inmitten von Wohnsiedlungen, meidet aber dichte Nadelwälder und höhere Berglagen. Sein Revier hat eine Größe von etwa 25 bis 30 ha. Die Abgrenzung erfolgt bereits im Herbst mit lebhafter Gesangsaktivität. Auch die Jungvögel, die im darauffolgenden Frühjahr die Geschlechtsreife erlangen, besitzen im Herbst ihres ersten Jahres ein Revier. Altvögel leben in Dauerehe und behalten ihr Revier zeitlebens. Als Nistplatz wählen sie geräumige Baumhöhlen, aber auch Erd- und Mauerlöcher, Hohlräume in Gebäuden und nehmen auch Nistkästen an. Sie brüten im felsigen Gelände, in Kirchtürmen und Dachböden großer Gebäude und manchmal sogar in selbst gescharrten Bodenmulden. Als Jahresvogel streicht er nur unwesentlich umher. Während der Fortpflanzungszeit im Januar/Februar singen die Männchen sehr eifrig und als Antwort ertönen die gellenden „Kjuwitt“ -Rufe der Weibchen. Abergläubische Menschen glaubten ein „komm mit“ zu hören und waren fest überzeugt, dass der „Totenvogel“ sie auf den Friedhof locken wollte.

Im Spätwinter und in Frühlingsnächten ist der Gesang ein dreisilbiges Heulen, wobei die dritte Silbe zittrig klingt. Die Stimme klingt bei beginnender Brutzeit weicher und sein trimolierender Reviergesang ähnelt einem „guuoh, gu guruuh“. Seine Balzrufe sind mehr heulend aber auch ein schnelles Drillern von „u“, ähnlich wie „huuh hu huuuuuh“. Bei Erregung erklingt ein gellendes „Kjuwitt“, das je nach Stimmung abgewandelt wird. Sein Warnruf ist ein hartes „uett“ und bei Ärger ist ein heiseres Geschrei zu hören. Spätestens dann ist es Zeit, sich in Sicherheit zu bringen, denn sie verteidigen ihre Bruthöhle und Ästlinge und attakieren auch Menschen.

Im Oktober und November beginnt die Scheinbalz bzw. Herbstbalz, die dazu dient, einen Partner zu finden. Im Dezember lassen die Rufe nach, wobei sie im Januar wieder zunehmen. Zu dieser Zeit reagieren die Männchen besonders aggressiv auf männliche Artgenossen, so dass es auch zu Kämpfen kommen kann. Die Vögel rufen meist im Wechsel und nachdem sich ein Paar gefunden hat, kraulen sie sich gelegentlich am Kopfgefieder. Die Brut erstreckt sich von Februar bis Juni, wobei das Weibchen drei bis fünf weiße, schwach hühnereigroße Eier offen und ohne Nestunterlage in einen Winkel legt. Es legt im Abstand von zwei bis drei Tagen ein Ei und brütet schon ab dem ersten und wird dabei vom Männchen mit Nahrung versorgt. Die Brutzeit beträgt etwa 28 bis 30 Tage, die Nestzeit 29 bis 35 Tage. Die Jungen sind nach dem Schlüpfen noch blind und weißlich bedunt. Später bekommen sie ein helles graubraunes Kleid mit dunklen Querwellen, das durch eine Teilmauser in das Federkleid erwachsener Vögel übergeht. Die Jungen werden nur vom Männchen mit Nahrung versorgt und auch am Tage gefüttert, meist um die Mittagszeit. Dafür werden eigene Nahrungsvorräte angelegt. Obwohl durch die langen Legeabstände unterschiedlich alt, verlassen die Jungvögel einer Brut das Nest gleichzeitig. Die Nestlinge werden nach 45 Tagen flugfähig und beleben das ganze Waldstück durch ihre quietschenden „chieh“-Bettelrufe. Während dieser Zeit sind die Altvögel besonders angriffslustig. Sie attakieren im lautlosen Direktflug die Menschen und streifen mit den Flügeln Kopf- und Schulterbereich, setzen aber auch Krallen und Schnabel ein. Ihretwegen musste schon mancher Parkweg vorübergehend für Fußgänger gesperrt werden, da sie den Menschen erhebliche Verletzungen zufügen können. Die Jungen werden erst zwei bis drei Monate nach dem Ausfliegen selbstständig. Die nächtliche Jagd erfordert eine lange Lernzeit, während der die Ästlinge mehrere Wochen lang von ihren Eltern mit Beute versorgt werden:

Als vielseitiger Nachtjäger besteht die Beute aus Singvögeln und Kleinsäugern bis zur Größe von Eichhörnchen und jungen Hasen. Auch Ratten und Tauben stehen auf seinem Speiseplan, jedoch sind Mäuse seine Hauptbeute, die er in dunklen mondlosen Nächten durch sein feines Gehör erspürt. Wenn Junge zu versorgen sind, beginnt die Aktivitätszeit schon vor Sonnenuntergang und dehnt sich bis nach Sonnenaufgang aus. Der Waldkauz jagt vorwiegend von seiner Warte aus, wo er seine Beute mit dem Gehör lokalisiert und dann im lautlosen Flug ergreift und mit dem Schnabel transportiert. In Notzeiten begnügt er sich auch mit Regenwürmern, Käfern und Fröschen. Die unverdaulichen Reste wie Knochen, Haare und Federn werden im Magen zu rundlichen, filzigen Ballen zusammengepresst und als Gewölle ausgewürgt. Er hat ein vielseitiges Beutespektrum und übersteht strenge Winter besser als andere Eulenarten, die hauptsächlich auf Mäuse angewiesen sind. Der Waldkauz rüttelt auch an den Schlafplätzen der Singvögel so lange, bis sie schlaftrunken auffliegen und ergreift sie dann in der Luft. Hat er eine Maus erbeutet, knetet er sie zwischen den Fängen durch und verschlingt sie dann im Ganzen mit dem Kopf voran. Größere Beute wird zerkleinert. Im Herbst verlassen die Jungvögel das elterliche Revier und suchen sich in der Nähe ein eigenes. Da sie sehr standorttreu sind, verbringen sie auch den Winter in ihrem Brutgebiet, das sie bis zu 15 Jahre bewohnen.

Der Waldkauz ist früher wegen einem Aberglauben verfolgt worden, da sein grusliger Gesang „bu bu buuu buu bu“ angeblich den Tod vorhersagte. Der Waldkauz steht unter besonderem Schutz und unterliegt nicht dem Jagdrecht.

Günter Geiß