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Der Waldrapp

Der Waldrapp (Geronticus eremita) ist ein Vogel aus der Ordnung Pelicaniformes und wird der Familie „Ibisse und Löffler“ zugerechnet.

Erwachsene Tiere erreichen inklusive Schwanzfedern eine Körperlänge von 60 (bei Weibchen) bis 75 cm (bei Männchen). Das Gewicht eines ausgewachsenen Waldrapps beträgt bis zu 1,5 kg. Er hat eine Flügelspannweite von bis zu 125 cm. Er kann bis zu 20 Jahre alt werden (im Zoo bis zu 40 Jahre).

Das komplette Gefieder ist pechschwarz und metallisch glänzend. Es weist an Hals und Bauch einen gräulich-silbrigen Schimmer auf. Im Nacken, am Rücken, an den Flügelspitzen und auf den Schwanzdeckfedern glänzen die Federn grünlich bis (seltener) bläulich, an den Flügelschultern hingegen violett bis rötlich. Gesicht und Stirn sind kahl und von fleischroter Farbe, die Nackenfedern sind lanzettförmig und stark verlängert, so dass der Eindruck eines Schopfes oder einer Mähne entsteht. Der „Schopf“ kann bei Gefahr oder während der Balz aufgespreizt werden. Der Schnabel ist rot und leicht sichelförmig nach unten gebogen. Die Beine sind kahl und stämmig.

Junge Tiere haben Kopffedern, aber noch keine Nackenfedern.

Waldrappe weisen keinen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf. Die Weibchen sind lediglich etwas kleiner und leichter als die Männchen.

Die Nahrung besteht aus Insekten, deren Larven, Schnecken und deren Eiern, Heuschrecken, Spinnen und Würmern, aber auch Kleinsäuger, Amphibien und Reptilien.

Waldrappe werden mit drei Jahren geschlechtsreif. Paarungszeit ist im Frühjahr und ein Gelege umfasst zwei bis vier Eier. Diese werden für 24 – 28 Tagen bebrütet. Die Jungvögel werden nach 40 – 45 Tagen flügge.

Waldrappe sind Koloniebrüter und brüten in Felsnischen.

In Mitteleuropa sind Waldrappe Zugvögel, die zur Überwinterung geeignete Gebiete in Italien aufsuchen (siehe weiter unten).

Waldrappe waren früher sowohl nördlich der Alpen, als auch im Mittelmeerraum (Marokko) und im Nahen Osten zuhause. Gesicherte historische Nachweise aus Mitteleuropa gibt es für die Schweiz, Österreich (Mönchsberg in Salzburg, Schlossberg in Graz) und Süddeutschland (Überlingen, Passau, Kelheim). Auch gibt es eine mittelalterliche Stadtansicht von Burghausen, auf der mit einiger Sicherheit Waldrappe abgebildet sind. Dabei entsprechen die geologischen Formationen in Burghausen denen in Salzburg und Passau, für die das Vorkommen des Waldrapps nachgewiesen ist.

In Europa verschwand der Waldrapp bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Als Hauptursache für dieses Verschwinden wird die Nachstellung durch den Menschen angeführt, die auch vor der Aushorstung von Jungvögeln nicht Halt machte. Die Jagd wurde mit dem drastischen Rückgang der Waldrapp-Bestände zwar streng reglementiert, dies konnte die negative Bestandsentwicklung jedoch nicht mehr kompensieren. Es gibt verschiedene Wiederansiedlungsprojekte für die Waldrappe nördlich der Alpen. Zu nennen sind hier Burghausen in Bayern, Kuchl bei Anif in Österreich und seit ein paar Jahren auch Heiligenberg bei Überlingen in Baden-Württemberg.

In Burghausen begann alles 2004 als der Bund Naturschutz in Bayern e.V. den Waldrapp auf der Landesgartenschau vorstellte.

Der Waldrapp ist ein Zugvogel, aber die Jungvögel wissen nicht, wohin sie ziehen müssen. Sie lernen dies von ihren Eltern, denen sie auf dem Flug in das Winterquartier folgen. Da nördlich der Alpen keine migrierenden Waldrappe zur Verfügung standen, musste den Jungvögeln auf andere Weise beigebracht werden, wie und wohin sie ins Winterquartier fliegen sollten. Dazu wurden Jungvögel von Zieheltern aufgezogen und sie so auf die Zieheltern geprägt. Sie wurden trainiert, einem Leichtflugzeug mit den „Zieheltern“ zu folgen, das sie dann in das Winterquartier bei Orbetello in der Toskana führte.

Ab 2007 wurden im Rahmen von insgesamt vier menschengeführten Migrationen handaufgezogene Jungvögel von Burghausen aus östlich um die Alpen in das Wintergebiet in der Toskana geführt. 2011 kam der erste Waldrapp selbständig nach Burghausen zurück. Es war der weibliche Waldrapp namens Goja.

Mittlerweile migrieren die jungen Waldrappe geführt von den erfahrenen älteren Waldrappen selbständig ins Winterquartier bei Orbetello.

Der Waldrapp gehört zu den vom Aussterben bedrohten Arten. Nur noch in Marokko gibt es eine freilebende Kolonie. Die Waldrappe in den Wiederansiedlungsgebieten nördlich der Alpen sind gefährdet durch Jagd und Wilderei in Italien und durch Stromschlag an ungesicherten Strommasten (z.B. in Österreich). Die Burghauser Kolonie verlor 2018 fünf Waldrappe durch Stromschlag.

2019 kehrten fünf Waldrappe aus dem Winterquartier in der Toskana nach Burghausen zurück. Zusammen mit Vögeln aus Naturzoos zogen sie in sechs Nestern 16 Jungvögel auf. Diese werden mit den migrierenden Vögeln in das Winterquartier in der Toskana fliegen, während die Vögel aus den Zoos über Winter wieder dorthin zurückkehren werden. So soll die migrierende Vogelpopulation vergrößert werden.

2020 brüteten vier Waldrapppaare. Diese zogen elf Jungvögel auf.

Mehr über das Waldrapp-Projekt erfahren Sie auf unserer Seite zum Waldrapp und auf der Web-Site des Waldrapp-Teams: http://waldrapp.eu/index.php/de/