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Bund Naturschutz Eckpunktepapier zur energetischen Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen

Für eine zukunftsfähige Energieerzeugung in Deutschland und Bayern ist die Einsparung von Energie die wichtigste „Energiequelle“. Erneuerbare Energien können nur bei Erschließung der immensen Energieeinsparpotenziale (BN-Energievision: 50 Prozent Verringerung des derzeitigen Primärenergieverbrauchs bis 2030) einen wichtigen Beitrag zu einer Energieerzeugung ohne Atomkraft und mit nur noch geringen Anteilen an fossiler Energie leisten. Wer die Energie- Bereitstellung aus nachwachsenden Rohstoffen nur als Substitution für ungebremsten Energieverbrauch versteht, verkennt, dass nicht die Endlichkeit der Vorräte an fossilen Brennstoffen das entscheidende Problem ist, sondern der weltweit steigende CO2 – Ausstoß mit den schädlichen Auswirkungen auf  Klima und Umwelt.
 
Infolge einer in der Regel besseren CO2- Bilanz gegenüber den fossilen Energieträgern (insb. Kohle) ist die Energienutzung der Biomasse neben dem massiven Ausbau der regenerativen Energiegewinnung aus Sonne, Wind und Geothermie alternativlos, vorausgesetzt, die Kyoto-Ziele werden weltweit mit harten Emissionsbudgets eingehalten bzw. weiter restriktiv gehandhabt.  Alle Szenarien gehen davon aus, dass sich der Energieträger- Mix der Zukunft in eine Vielzahl von Techniken und Ausgangsstoffen aufspaltet.
 

Die Nutzung von Biomasse aus Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Grün- und Biotoppflege muss ganzheitlichen ökologischen Kriterien entsprechen.

 
Wesentliche Bewertungskriterien für den Bund Naturschutz sind:

  • Flächenbedarf: Die Flächenverfügbarkeit für den gezielten Anbau von Energie-Pflanzen ist in Deutschland begrenzt. Die Erzeugung von Lebens- und Futtermitteln aus Pflanzen unter nachhaltigen Bedingungen hat Vorrang vor der Nutzung für nachwachsende Energieträger. Dies gilt regional ebenso wie global. Umso notwendiger ist es, den Flächenverbrauch für Siedlungszwecke zu stoppen. Nur beim ökologischen Mischfruchtanbau von Getreide, Hülsenfrüchten und Ölpflanzen gibt es keine Flächenkonkurrenzen.

  • Klimaschutz: Die dauerhaftesten Formen der CO2 Bindung müssen bei der Nutzung nachwachsender Rohstoffe Priorität haben. Die Energie-Bilanz nachwachsender Energieträger muss für die gesamte Lebensdauer positiv sein. Das bedeutet für die industrialisierte Welt, dass zumindest auf absehbare Zeit Biomasse aus Holz und deren Abfallstoffe für den Einsatz im Strom- und Wärmemarkt, vorzugsweise in Kraftwärme-Kopplung, beschränkt sein wird. Alle flüssigen Treibstoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe sind wegen des hohen energetischen Herstell- Aufwandes sehr kritisch zu hinterfragen.

  • Die Ökobilanz muss stimmen. Es dürfen keine zusätzlichen Luft-, Gewässer- und Bodenbelastungen durch Düngemitteleinsatz und Schadstoffemissionen entstehen. So kann z.B. bei der  Getreideverbrennung im Vergleich zu Holzhackschnitzeln die zehnfache Menge an Staub produziert werden. Weitere massive Emissionsbelastungen werden u. a. durch Chlor und seine Folgeprodukte verursacht.

  • Die Artenvielfalt darf nicht gefährdet werden. Gentechnisch veränderte Pflanzen dürfen nicht eingesetzt werden. Wälder dürfen ihrer ökologischen und gemeinnützigen Funktionen nicht beraubt werden. Dem Raubbau der tropischen und borealen Wälder muss schnellstens Einhalt geboten werden. Die Erhaltung dieser Wälder ist durch die direkte Konkurrenz bei einem steigenden Flächenbedarf für Agrar- und Energiepflanzen bedroht. Plantagenholz in großflächigem Anbau ist wegen der negativen ökologischen Auswirkungen abzulehnen. Ebenso darf artenreiches Grünland nicht in energetisch besser nutzbare Formen von einförmigem Dauergrünland umgewandelt werden.

  • Die wahren Kosten müssen unter den Kriterien der regionalen Wertschöpfung an den Produktionsstandorten und unter kritischer Betrachtung direkter und indirekter Subventionen einschließlich der Transportkosten ermittelt werden. Die Wertschöpfung muss in der Region bleiben, denn dezentrale Strukturen nutzen dem ländlichem  Raum und der Landwirtschaft mehr als großindustriellen Anlagen. Getreide als Brennstoff erscheint derzeit nur wegen der subventionsbedingten Überschüsse und Exporterstattungen auf den Weltmarkt als  billiger Energierohstoff. Zu heutigen Bedingungen dürfte deshalb im wesentlichen der Markt an Bioenergieträgern auf Abfall- Produkte (Biogas und Holzhackschnitzel) begrenzt sein. Biodiesel und Bio- Schmierstoffe für die Nutzung im landwirtschaftlichen Bereich können unter Umwelt- Gesichtspunkten sinnvolle Ergänzungen sein, haben aber im Gesamt- Energiemarkt nur einen sehr geringen Anteil von unter 5 Prozent.

Wie viel Fläche stünde in Deutschland für die Energieproduktion in der Land- und Waldwirtschaft zur Verfügung, wenn diese Kriterien angewendet werden?  
A. Landwirtschaft 
A.1. Wie soll in einer zukunftsfähigen Landwirtschaft produziert werden? Auf Grund der in den letzten 5 Jahrzehnten intensiv diskutierten Umweltprobleme und Umweltfolgekosten des immer rationeller und industrieller ausgerichteten Großteils der landwirtschaftlichen Betriebe darf die Energieproduktion nur in einem nachhaltigen System der Landwirtschaft diskutiert werden. Das Produktionstechnische Leitbild des BN ist der Ökologische Landbau. Vor dieser Form der Landwirtschaft müssen Boden und Trinkwasser nicht geschützt werden. Mit vielseitigen Fruchtfolgen werden möglichst gesunde Pflanzen erzeugt. Chemisch-synthetische Pestizide kommen nicht zum Einsatz. Durch den Verzicht des Ökolandbaus auf mineralischen Stickstoffdünger spart das System des Ökolandbaus auch fossile Energie. Die Tiere werden artgerecht gehalten und gefüttert. Die Futtermittel werden nach Möglichkeit am Betrieb erzeugt, d.h. der Energieaufwand und Flächeninanspruchnahme für Futtermittel in Drittländern ist stark reduziert.  Weitere Pluspunkte des Ökolandbaus: angewandter Klimaschutz, da im Vergleich zum konventionellen Anbau nahezu nur ein Drittel des Energieeinsatzes je Hektar erfolgt, höhere Preise durch hohe Qualität bei naturangepassten Erträgen, kein Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen im Anbau oder Fütterung, höhere Artenvorkommen bei Pflanzen und Tieren als im Durchschnitt der konventionellen Vergleichsbetriebe. 
A.2. Welchen Flächenbedarf haben die einzelnen Nutzungen? Sicherung der LebensmittelproduktionAls landwirtschaftliche Fläche stehen in Deutschland derzeit ca. 17 Millionen Hektar zur Verfügung. Wegen des anhaltenden Flächenverbrauchs würde ein weiterer Rückgang um ca. 0,5 Mio. ha bis zum Jahr 2010 erfolgen. (Ökoinstitut und Partner, Stoffstromanalyse zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse, Darmstadt 2004). Die Selbstversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln zu sichern ist Präferenz 1 für den BN.Eine vollständige Umstellung auf den ökologischen Landbau würde nach Seemüller (Markus Seemüller, Der Einfluss unterschiedlicher Landbewirtschaftungssysteme auf die Ernährungssituation in Deutschland in Abhängigkeit des Konsumverhalten der Verbraucher, Ökoinstitut, Freiburg 2000) einen zusätzlichen Flächenbedarf von 5,5 Millionen Hektar bedeuten, gleich bleibende Ernährungsgewohnheiten vorausgesetzt. Bei einem Anteil von 25 % Ökolandbau immerhin noch 1,3 Mio. ha zusätzlich. Flächenbedarf zur Sicherung der inländischen FuttermittelproduktionUm die Lebensmittel unter den Bedingungen des Ökolandbaus zu produzieren, kann künftig auch nicht mehr auf Futtermittel aus Drittländern zurückgegriffen werden. Der Nettoflächenbedarf an Futtermitteln betrug nach Seemüller auf Basis der Datengrundlage des Jahres 1995  3,5 Millionen Hektar. Eine aktuelle Studie des Wuppertalinstituts (Sören Steger, Wuppertalinstitut, Der Flächenrucksack des europäischen Außenhandels mit Agrarprodukten, Wuppertal 2005) errechnet im Durchschnitt der EU eine Nettoflächeninanspruchnahme von 20 %, das würde auf Deutschland bezogen ca. 3,4 Mio. Hektar an „Flächenrucksack“ bedeuten. Dies stimmt mit den älteren Zahlen von Seemüller überein. Hinzu kommt, dass seit der BSE-Krise die Verfütterung von Tiermehl verboten wurde, und damit ein zusätzlicher Eiweißfuttermittelbedarf bestand, der heute vielfach mit Importen von Gentech-Soja gedeckt wird. Der Flächenbedarf wird daher auch durch den hohen Fleischkonsum in Deutschland und die hierfür notwendige „Veredelungswirtschaft“ verursacht.  Der Bund Naturschutz setzt sich seit Jahrzehnten aus Gründen des Gesundheitsschutzes, des Natur- und Tiersschutzes wie der weltweiten Hungerbekämpfung für eine Verringerung des Fleischverbrauchs ein.  Weiterhin ist festzustellen, dass vor einigen Jahren der Bauernverband das so genannte „A-Futter“ für die Qualitätsprogramme „Offene Stalltür“ und „QS“ eingeführt hat. Bei „A-Futter“ sind alle Futtermittel zusammengefasst, die für die Fütterung zugelassen sind. Dies sind über 300 Einzelfuttermittel, die quer über den Globus als Billigprodukte erworben werden, und dann das Getreide, auch aus Kostengründen, aus dem Futter verdrängt haben. Weil nur „Rohprotein, Rohfett, …“ gekennzeichnet werden muss, konnten wieder uneingeschränkt „Billigmacher“ verwendet werden.  Der Anbau von Eiweißfuttermitteln am eigenen Betrieb würde dagegen positive Auswirkungen auf die Fruchtfolgen und den Energieverbrauch haben. Eiweißpflanzen sind zum Grossteil Leguminosen, die den Stickstoff der Luft binden, und so zusätzlich den Energieeinsatz in der Landwirtschaft reduzieren helfen. 17.020 Ökobetriebe in Deutschland belegen, dass eine ausreichende und hochwertige Eiweißversorgung auch mit heimischen Futterkomponenten möglich ist. Der Anbau von z.B. Körnerleguminosen oder Futtergetreide in der Fruchtfolge verhindert Pilzerkrankungen und dient u.a. zur Vorsorge gegen den Maiszünslerbefall. Biotopverbund Flächeninanspruchnahme für NaturschutzzweckeJe nach gesellschaftlicher Wertschätzung entsteht ein weiterer Flächenbedarf, auch innerhalb der Ökolandwirtschaft für ein Netz an Biotopflächen. Bei 10 % würden weitere 1,7 Mio. ha dafür in Anspruch genommen werden. Produktion von IndustrierohstoffenSchon immer war die Landwirtschaft Produzentin von z.B. Farben, Arzneimittelgrundstoffen, Schmierstoffen. Auch die Erzeugung von Faserstoffen für Kleidung gehörte früher zu den Anwendungsgebieten.Derzeit werden auf 1,04 Mio. ha (BMVEL interne Berechnungen aus 2005) Landwirtschaftlicher Fläche Nachwachsende Rohstoffe angebaut. Als Präferenz für die Verwendung dieser Flächen schlägt der BN vor, die pflanzlichen Öle vorrangig zur Erzeugung von Schmierstoffen zu verwenden, die dann für Traktoren, Waldarbeitsgeräte und Wasserfahrzeugen zum Einsatz kommen sollen, um Umweltfolgeschäden zu vermeiden.  
A.3. Welche Energiepotentiale stehen aus ohnehin anfallenden Reststoffen und einer ökologisch akzeptablen landwirtschaftlichen Mischkultur sowie ökologischer Waldwirtschaft zur Verfügung? HolzRestholz bei der Waldbewirtschaftung, Holzverarbeitung (Sägewerk, Bau-, Möbelindustrie) in Form von Scheitholz, Hackschnitzeln und Holzpellets sowie Altholz. In Deutschland könnte ein Potential von 190 PJ energetisch genutzt werden, in Bayern 42 Petajoule (PJ) (siehe unten, B.3.) Biogas aus ReststoffenZu begrüßen ist die Nutzung von Biogas zur Verwertung von Reststoffen am Betrieb und zur Gülleveredelung (hochwertiger Naturdünger). Auch die Verwertung von Bioabfällen (Biotonne) ist in der Biogasanlage sinnvoll. Werden 10% der landwirtschaftlichen Produkte (als Abfälle) genutzt, so ergibt sich ein Potential von 180 PJ. Biogas ist neben Pflanzenöl ein hervorragender Treibstoff. Die Ausbeute je Hektar liegt beim Biogas höher. Pflanzenöl im Mischfruchtanbau, z.B. LeindotterWird zwischen Sommergetreide eine Ölsaat, z.B. Leindotter eingesät, so können ohne Einbußen bei der Getreideernte unter Beachtung der Fruchtfolge pro ha Sommergetreide 100 Liter Leindotteröl geerntet werden. Gegenwärtige Anbauflächen für Sommergerste: 637.000 ha, Hafer 232.000 ha, auch Sommerweizen und Erbsen sind geeignet. Dieser Ertrag, der nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelerzeugung steht, könnte bundesweit 100 Mio. Liter überschreiten, was einem Potential von 3 PJ entspricht. StrohDer durchschnittliche jährliche Strohertrag liegt bei 5 t/ha (Getreidefläche 7,1 Mio. ha). Bei energetischer Nutzung von 20% des Strohs ergäben sich ca. 100 PJ. Wegen des hohen Chloridgehalts führt Stroh jedoch zu Korrosionsproblemen im Kessel, zusätzliche Gefahr von Dioxin-Bildung. Da Stroh (ca. 5-fach größeres Volumen als Heizöl) einen hohen Transportaufwand erfordert, ist sein Einsatz nur in Gebieten mit hoher Getreideproduktion sinnvoll. Der vorrangige Einsatz von Stroh (Bindung des leicht flüchtigen Stickstoffs im Boden, Quellkörper) liegt in der Bodenverbesserung. LandschaftspflegeDer Energieinhalt der bei der Landschaftspflege anfallenden Produkte wird i. a. als erheblich eingestuft. Da die dezentrale Einsammlung aber ebenfalls recht energieintensiv sein kann, wird hier kein Potential angegeben.  

Zwischenresumee:
In dem vom Bund Naturschutz auf gesamter Fläche geforderten nachhaltigen System der Land- und Forstwirtschaft sind nahezu keine zusätzlichen Flächen übrig, um sie für den gezielten Anbau nachwachsender Rohstoffe zu energetischen Zwecken zu verwenden. Das Potential ohnehin anfallender Reststoffe ist aber mit rd. 500 Petajoule (PJ) in Deutschland beachtlich. Der Bund Naturschutz fordert, dass diese Potentiale durch eine Novelle der Gesetze zur Stromeinspeisevergütung vorrangig zu fördern sind und nicht der gezielte Anbau von nachwachsenden Rohstoffen.
Denn bei Umsetzung der Energievision des Bundes Naturschutz bzw. bei Zugrundelegung des „Naturschutz plus“-Szenario des Forschungsvorhaben „Ökologisch optimierter Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien in Deutschland im Auftrag des Bundesumweltministeriums, wären dies rund 10-15 Prozent  des möglichen gesamten Endenergiebedarf  Deutschlands. Zum Vergleich: 2004 wurden in Deutschland 9200 PJ Endenergie verbraucht.
Dennoch wird im Folgenden eine Kurzbewertung gezielt angebauter Energieträger vorgenommen, da die öffentliche Diskussion hierüber geführt wird.
A.4. Kurzbewertung von Nachwachsenden Rohstoffen
Biogas aus Anbau: Als Folge des Bonus für den Einsatz von Nachwachsenden Rohstoffen (zusätzlich 6 Ct/kWh Biogasstrom, Erneuerbare Energien Gesetz 2004) wird im Umfeld von Biogasanlagen gezielt Mais angebaut. Dies führt zu einer erheblichen Ausweitung der Maisanbaufläche und Intensivlandwirtschaft, der Einsatz gentechnisch manipulierter Pflanzen ist zu befürchten. Abwärmenutzung ist bei derart großen Anlagen kaum möglich. Biogasanlagen ohne Reststoffnutzung und Einspeisung in Nahwärmenetzen mit werden vom BN abgelehnt. (Siehe hierzu detailliertes Positionspapier des BN zur Biogasanlagenförderung, Juni 2005).
Das Abwärmedilemma wäre lösbar, wenn Biogas gereinigt und über das Erdgasnetz an sinnvollere Nutzungsorte transportiert wird (vgl. Erneuerbare Energien Gesetz 2004). Die technischen Probleme bei der Reinigung des Biogases (Schwefel, andere aggressive Anteile) sind lösbar.
Getreideverbrennung: Die EU-Preispolitik (Weizenpreis, Futtermittelimporte) hat dazu geführt, dass der Weizenpreis unter den Preis für den Brennwert des Getreides gefallen ist. Weil hoch subventionierte Futtermittel nach Deutschland importiert werden, ist derzeit Fläche für den Anbau von Weizen zu Energiezwecken verfügbar. Würden sich die politischen Vorgaben ändern und Futtermittel in Deutschland produziert, wäre keine Fläche für Energieweizen verfügbar.
Die Getreideverbrennung hat darüber hinaus auch viele technische Probleme, vom Feinstaub bis zu Abgasen, durch den hohen Chlor, Stickstoff und Schwefelgehalt. Deswegen raten auch derzeit bereits Kaminkehrer von vorschnellen Investitionen in diese Technologie ab, da die geltenden Grenzwerte der BIMSCHV nicht eingehalten werden können.
Der Bund Naturschutz lehnt daher die Getreideverbrennung aus diesen wie aus ethischen Gründen ab.
Pflanzenöle: Die biologische Abbaubarkeit von Pflanzenölen aus Raps, Sonnenblumen etc. ist ein wesentlich wichtigerer Gesichtspunkt beim Einsatz als die CO2-Neutralität.
Pflanzenöl sollte daher vorrangig in land-, forst- oder wasserwirtschaftlichen Maschinen und Fahrzeugen zum Einsatz kommen: Hydraulik-, Motoren-, Getriebe- oder Sägekettenöl und Schmierfette, auf dem Bau (als Betontrennmittel), beim Erdaushub oder im Bereich der Bahn oder Schifffahrt. Dies würde Boden und Grundwasser schützen. 1,2 Millionen Tonnen Schmiermittel werden in Deutschland jährlich benötigt. Sollten darüber hinaus noch Potentiale an Pflanzenöl bestehen, so ist die hochprozentige Nutzung von Pflanzenölen im Blockheizkraftwerk (BHKW) vorrangig. Pflanzenöl würde dann für den allgemeinen Straßenverkehr nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Probleme des Straßenverkehrs müssen dauerhaft mit anderen Mitteln gelöst werden.
Rapsöl ist das energetisch derzeit wichtigste Pflanzenöl. Raps kann wegen der erforderlichen Bodenqualität und der nötigen Fruchtfolge nur auf max. 15% der Ackerfläche angebaut werden. Der Ölsamen macht nur einen geringen Anteil der Biomasse aus. Der Ölertrag liegt bei 30 Gigajoule (GJ)/ha, also nicht viel höher als der Düngemittel- und Energieeinsatz der konventionellen Landwirtschaft (20 GJ/ha). Da Raps im konventionellen Anbau große Mengen an Mineraldünger benötigt, ist der ökologische Anbau energetisch und wegen der CO2-Einsparung zu bevorzugen. Eine Umesterung zu RME (Rapsmethylester, sog. Biodiesel) ist aus energetischer Sicht nicht sinnvoll. Der Bund Naturschutz steht der Beimischungsverordnung der EU kritisch gegenüber, da dem Markt der kalt gepressten Pflanzenöle (Land-, Forst-, Wasserwirtschaft, Pflanzenöl-BHKWs) der Rohstoff entzogen wird und sich bei der Verbrennung des Mischprodukts aus Öl und Rapsöl  neue Probleme (z.B. Feinstaub) ergeben.
Ethanol: Es wird in Brasilien seit Jahren eingesetzt und hat weltweit die größte Bedeutung als biogener Kraftstoff. Beimischung bis 5% im üblichen Ottokraftstoff ist möglich. Aber auch reines Ethanol kann in speziellen Motoren als Kraftstoff eingesetzt werden. Der Industriealkohol wird aus der Vergärung von stärke- oder zuckerhaltigen Pflanzen (Getreide, Rüben) unter beträchtlichem Energieaufwand hergestellt und wird derzeit vielfach subventioniert.
Methanol: Ähnlich wie bei Ethanol. Beimischung oder reines Methanol als Kraftstoff möglich. Derzeit im Forschungsstadium.
BTL / Synthetisches Benzin / Dieselkraftstoffe / „Sun fuel“: Der „Kraftstoff der Zukunft“ soll - so seine Befürworter - aus dem Wald oder vom Acker kommen: „Biomass to liquid“ (BTL). Dieser synthetische Kraftstoff wird in einem aufwändigen und energiezehrenden Pyrolyse-Verfahren aus Biomasse hergestellt. Nach Angaben seiner Befürworter könnte BTL bis zu 650 PJ/a erzeugen. Diese theoretischen Berechnungen stammen oft vom unrealistischen Ansatz zweier Ernten in einem Jahr. Nur in sehr niederschlagsreichen Jahren wird so eine Ernte aber überhaupt möglich sein.
Außerdem gibt es noch großtechnische Probleme mit der Umsetzung, der Energieeinsatz für das Pyrolyseverfahren ist noch nicht bezifferbar und es ist von riesigen Anlagen samt all ihren Transport- und Infrastrukturproblemen die Rede. Daher lehnt der BN beim derzeitigen Stand der Technologie die BTL-Erzeugung ab.

B. Waldwirtschaft
B.1. Wie sollen die Wälder bewirtschaftet werden?  Das Leitbild des BN ist die naturgemäße Waldwirtschaft, die jedoch erst mit der Ergänzung durch Totholzprogramme den Zielen der Biodiversitätserhaltung gerecht wird. Der dadurch entstehende Dauerwald ist ein ungleichaltriger, gemischter, mit möglichst hohen Vorräten bestockter, vertikal strukturierter, ökologisch wertvoller Wald, in dem die Selbststeuerungsprozesse der Natur genutzt und erhalten werden.
Die Grundidee naturgemäßer Waldwirtschaft ist die ganzheitliche Betrachtung des Waldes als dauerhaftes, vielgestaltiges, dynamisches Ökosystem. Durch die Nutzung der im Waldökosystem ablaufenden natürlichen Prozesse wird eine Optimierung der Waldwirtschaft angestrebt.
Diese Art der naturverträglichen Waldwirtschaft kann zugleich:
* die längerfristig existentiell wichtige Eigenversorgung mit dem knappen Rohstoff Holz verbessern und damit die Wälder von Holzexportländern entlasten,
* durch thermische Nutzung von derzeit technisch unverwertbarem Schwachholz, Resthölzern und Holzabfällen einen umweltfreundlichen, für den CO2-Haushalt neutralen Beitrag zum Energieproblem leisten,
* durch CO2-Bindung im Wald und in langlebigen Holzprodukten der globalen Erwärmung entgegenwirken,
* zur Reinerhaltung von Wasser und Luft als Großfilter beitragen,
* den Wasserhaushalt durch Niederschlagsrückhalt und gleichmäßige Grundwasserspende sichern,
* die Siedlungen und Verkehrseinrichtungen im Gebirge als wichtigste und kostengünstigste Schutzvorkehrung vor Erdrutsch und Lawinen bewahren,
* den lebensnotwendigen Erholungsfreiraum für unser extrem dicht besiedeltes Land bereitstellen,
* für den Naturschutz im engeren Sinne den Fortbestand der waldtypischen Pflanzen- und Tierarten und die natürlichen Lebensabläufe sichern

B.2. Was produziert eine naturgemäße Waldwirtschaft? Eine naturgemäße Waldwirtschaft, die im umfassenden Sinne nachhaltig wirtschaftet, produziert nicht nur den nachwachsenden Rohstoff Holz, sondern erfüllt auch viele Ansprüche der Gesellschaft an den Wald wie die Naturschutzfunktionen (Totholz, alte Bäume und Biotopbäume) und hohe Holzvorräte, vielfältige Schutz- (Boden-, Trinkwasser-, Hochwasserschutz u.a.m.) sowie Erholungsfunktionen.

Verschiedene Holzverwendungsmöglichkeiten: Der Einsatz von Holz kann nach den Faktoren Klimaschutz (d.h. Dauer der CO2-Fixierung), Ökobilanz (Abgase, Energieaufwand zur Bereitstellung) und den potentiellen Substituten für die verschiedenen Holzverwendungsarten beurteilt werden. Beim Bewertungsfaktor Klimaschutz ist die Dauer der CO2-Fixierung entscheidend und hier schneidet Bauholz am besten ab. Denn es fixiert den Kohlenstoff ca. 100 Jahre, ähnlich lang wie CO2 in der Erdatmosphäre verbleibt. Auch Holz als Wärmedämmmaterial dient der langen C-Fixierung. Als Rohstoff für Möbel und Fensterrahmen liegt die Fixierung im Bereich von 10 bis 20 Jahren. Die Nutzung als Brennstoff, Papier und Viskose ist zwar CO2-neutral, führt das CO2 aber nach einem oder wenigen Jahren in die Atmosphäre zurück.
In einer Ökologischen Gesamtbetrachtung ist Bauholz am besten zu bewerten. Wenn Holz energetisch verwendet werden soll, ist es mit dem Ersatz einer Öl- oder Gasheizung durch eine Holzheizung nicht getan: Konsequente Wärmedämmung muss dazu beitragen, die wertvolle Heizenergie erheblich besser zu nutzen. Zu bedenken ist, dass es bei den direkten Abgasen (also ohne CO2, allerdings Stickoxide, Staub, Kohlenwasserstoffe) je nach Feuerungsart und Anlagengröße Probleme geben kann. Insbesondere die Staubrückhaltetechnik für Kleinfeuerungen hat noch erheblichen Forschungsaufwand.
 
B.3. Können bzw. sollen Bayerns Wälder „Energieholz“ produzieren?  In den letzten Jahren erlebt die Holzverbrennung wieder eine Renaissance. Denn der Sturz des Holzpreises ins Bodenlose ist durch den rapide steigenden Ölpreis beendet. Hackschnitzelanlagen, Scheitholz- und Pelletfeuerungen sind zur ausgereiften Technik entwickelt, weisen günstige Abgaswerte auf und sind gegenüber konventionellen Energieträgern wirtschaftlich.
Bayern hat eine produktive Gesamtwaldfläche von 2,4 Mio. ha. Davon werden 100.000 ha abgezogen, die ohne Nutzung sind (Naturschutz, geländebegingt). Ebenso werden noch 100.000 ha abgezogen, die aus Besitzergründen ungenutzt bleiben. Somit verbleiben 2,2 Mio. ha. Der Zuwachs für Bayerns Wälder liegt bei 10,3 Efm/ha*J (Efm = Erntefestmeter). Es wird jedoch nicht der gesamte Zuwachs genutzt. Vom eingeschlagenen Holz gelten etwa 15% des Einschlages als nicht verwertbares Holz. Unser Ziel ist es, von diesem sog. nicht verwertbaren Holz das Laubholz insgesamt im Wald zu belassen, und etwa die Hälfte des Nadelholzes für Energiezwecke zu nutzen. Deshalb sollen 1,03 Efm/ha*J nicht genutzt und zur Totholzanreicherung im Wald verbleiben, was 10 % des Zuwachses ausmacht. Damit verbleiben 9,27 Efm/ha*J als nutzbarer Gesamtzuwachs.
Für Bayerns Wälder sind dies 20,5 Mio. Efm pro Jahr. Davon können 10 % für die Energiegewinnung genutzt werden. Die Gewinnung von Holz für Energiezwecke darf nicht zu Lasten von Totholz im Wald gehen. Somit ergibt sich ein Energieinhalt des Waldrestholzes von 21 PJ. Rechnet man für Altholz und Industrierestholz dieselbe Menge noch einmal hinzu, können 42 PJ oder 9% des gegenwärtigen Heizenergiebedarfs Bayerns aus Waldholz und Rest-/Altholz gewonnen werden.
Diese Brennstoffmenge würde ausreichen, ca. 400.000 bayerische Wohnungen zu beheizen. Wären diese Wohnungen allerdings wärmegedämmt (10-Liter-Haus), reichte es für 1,2 Mio. Wohnungen, beim 3-Literhaus (wie es bei einem nachhaltigen Wirtschaften unterstellt werden kann) sogar für fast 4 Mio. Wohnungen (z. Vgl.: in Bayern gibt es rd. 5,5 Mio. Wohnungen).Dieses Beispiel unterstreicht noch einmal, wie wichtig die Wärmedämmung für die Beurteilung des Energiepotentials ist.
Waldholz kann einen zumindest regional nennenswerten Beitrag zur Energiegewinnung bringen. Entscheidend ist hierbei, dass keine großen Transportentfernungen zur Verarbeitung und zum Endverbraucher entstehen. Eine wohnortnahe bis regionale Verwendung von Energieholz kann deshalb toleriert werden, sofern sichergestellt ist, dass genügend Totholz im Wald stehen und liegen bleibt. Dies ist insbesondere im öffentlichen Wald und in alten Laubwäldern sowie in alten Gebirgswäldern zwingend erforderlich. Bei der Genehmigung von Holzheiz(kraft)werken ist deshalb nur mit einem Einzugsbereich von max. 50 km zu kalkulieren und beim Genehmigungsverfahren ein Holzversorgungsplan zwingend vorzuschreiben um Holz- bzw. Holzpellet-Transporte quer durch Europa zu vermeiden.

Gesamtresümee: Aus den oben genannten Bedarfsszenarien und Bewertungskriterien ergibt sich, dass in Deutschland wie in Bayern bei einer nach sozialen und ökologischen Kriterien  ausgerichteten Agrar- und Handelpolitik nahezu  keine zusätzlichen  Flächen für den direkten, gezielten Anbau von „Energiepflanzen“ in der Land- und Forstwirtschaft zur Verfügung stehen.
Es gilt, zunächst ökologisch sinnvolle und energiesparende Flächennutzungen zu fördern, bevor eine Energie verschwendende landwirtschaftliche Intensivproduktion noch auf den Energiesektor ausgeweitet wird.
Energiepotenziale sind für den Bund Naturschutz bei ohnehin anfallenden Reststoffen (z.B. Landschaftspflegeprodukte, Industrieresthölzer, Altholz) vorrangig zu erschließen. Bei der direkten energetischen Holznutzung sind Potentiale nur in einer für das jeweilige Waldgebiet spezifisch festgelegten Menge zu nutzen. Maßstab hierfür ist  eine ökologische Waldwirtschaft ohne Nachteile für die nachhaltige Waldqualität und insbesondere die natürliche Artenvielfalt.
Diese Eckpunkte wurden vom Landesvorstand am 22.9. 06 und vom Landesbeirat am
23. 09. 2006 beschlossen.