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Rodungen im Bannwald/Wald um die Burghauser Industriegebiete

Einige Jahre danach, eine kritische Bestandsaufnahme

FAZIT:

Der immer wieder genannte Bedarf an Gewerbe- und Industrieflächen in der Nähe zur hiesigen chemischen Industrie, d.h. im Bannwald/Waldbereich, besteht anscheinend nicht (mehr). Obwohl im Haiminger Industriegebiet einige Flächen ausgewiesen und bebaut wurden, die problemlos auch woanders liegen könnten, wurde in den letzten Jahren dort keine neuen Flächen mehr benötigt. Große Flächen liegen brach.

Wir fordern deshalb:

* Eine Wiederaufforstung der brachliegenden Flächen,
* Den Verzicht auf Ausweisung neuer Gewerbe- oder Industrie-Flächen im Bannwald/Wald,
* Künftig erst bei klarer Baugenehmigung und kurzfristiger Bauabsicht zu roden,
* Einen schonenderen Umgang mit dem Wald.



IM EINZELNEN:

In den letzten Jahren wurden im Zusammenhang mit Anforderungen der hiesigen Industrie im Marktler Forst mehr als 100 ha Wald und davon ca. 40 ha Bannwald gerodet und teilweise bebaut:

* Zur besseren Verkehrsanbindung das Güterterminal (Bannwald wurde gerodet) und verschiedene Gleisharfenausbauten der OMV (Wald wurde gerodet)
* Zur Erweiterung der Wacker-Chemie und der OMV (Wald) 
* Für Zulieferer- oder Industriebetriebe, die die Nähe zur hiesigen Industrie benötigten (Haiminger Industriegebiet, Bannwald)

Vor allem das Haiminger Industriegebiet wurde mit zweckfremden Bauten genutzt (z.B. OMV-Verwaltungsgebäude). Das projektierte GuD-KW wurde bisher nicht gebaut, die entsprechenden Flächen liegen brach oder wurden teilweise sogar wieder rückgewidmet, aber voreilig gerodet, so ein Kiesgrubenflächenanteil von ca. 4 ha..

Im Einzelnen wurden folgende Flächen/Projekte realisiert oder sind in Planung:

1. die "Industrieerweiterung Wacker-Chemie GmbH" (Bebauungsplan (BPl 85, 2006, 35 ha normaler Wald gerodet, nördlich Wacker bis zur Straße nach Haiming)

2. die "Industrieerweiterung OMV/Borealis" ("Unterer Sulzbogen") (BPl 81, 2006, 16 ha normaler Wald + 2,3 ha Bannwald für Straßenanbindung gerodet, nördlich OMV bis zum Gemeindegebiet Haiming)

3. die "Gleisharfe OMV" (BPl 83a, 2006, 6.5 ha normaler Wald, westlich der Wacker-Gleisharfe, gerodet und voll mit Schienen belegt)

4. die "Erweiterung Gleisharfe OMV" (BPl 95, 2013, ca. 4 ha, 2013/2014 normaler Wald gerodet aber noch nicht bebaut "Genehmigungsverfahren noch nicht abgeschlossen"). 

5. das "Industriegebiet Haiming" mit Erweiterung (BPl 15, 2007, "Soldatenmais", 23,7 Bannwald gerodet. Bisher dort gebaut: Verwaltungsgebäude OMV, große Lagerhalle Logistikunternehmen Loxxess, Rohrleitungsbau Münchner Kraftanlagen GmbH, derzeit mehr als 50 % Brachland)

6. der Erweiterungsantrag zum GuD-Kraftwerk mit ca. 4 ha wurde von OMV Anfang 2009 zurückgezogen; zu diesem Zeitpunkt waren aber schon größere Rodungen (vorauseilender Gehorsam?) auf dem Gebiet durchgeführt worden. Diese Erweiterung wurde mit Zusatzeinrichtungen für das GuD-KW begründet, welche nur kurze Zeit vorher anscheinend übersehen worden waren!

7. das "KV-Terminal mit Infrastruktur und Serviceverbund (Rohrleitungsfertigung für Wacker)" (BPl 87, ca. 22 ha Bannwald; 2011 wurde der Serviceverbund aus der Planung genommen, d.h. "KV-Terminal mit Infrastruktur", BPl 87a mit ca. 15 ha Bannwald, 2014 sieht das KV-Terminal fertig aus)

8. (2014) die "Ergänzung und Änderung des Flächennutzungsplanes mit integriertem Landschaftsplan "Güterverkehrszentrum - Industriegebiet Vierlindenschlag"" (westlich der Bundesstraße 20, nördlich KV-Terminal, 24,6 ha Bannwald gerodet). Die anzusiedelnden Betriebe sollen die Nähe zum KV-Terminal benötigen; ein Bedarf für die ansässige Industrie wird in der Begründung nicht mehr aufgeführt!!

Überplant werden sollen auch noch die letzten Flächen Wald westlich der Gleisharfen[1], wobei sowohl Wacker wie OMV Interesse angemeldet haben. Der BUND-Naturschutz hat gegen die Industrieerwei-terungen, die Gleisharfen[2] und das KV-Terminal[3] keinen Widerstand geleistet, das Industriegebiet Haiming im Bannwald aber strikt abgelehnt.
Als Argumente wurden u.a. Einwände gegen das von der OMV geplante und in der Öffentlichkeit stark propagierte GuD-Kraftwerk, das wir als viel zu groß ansehen, um die Abwärme vernünftig zu verwerten. 

Wie sieht es heute aus?

Gerade im Industriegebiet Haiming fallen weite brachliegende Gebiete auf mehr als 50% der Fläche auf, die Erweiterung der OMV Gleisharfe liegt Ende 2014 zu 100% brach, da die Baugenehmigung noch nicht erteilt ist. Auf der Fläche "Industriegebiet Haiming" sollten nur Industriebetriebe angesiedelt werden, die für die Industrie absolut notwendig sind, die die Nähe zur Industrie brauchen und deshalb sonst nur mit großen Nachteilen angesiedelt werden können. Dies trifft ganz sicher nicht auf ein Verwaltungsgebäude zu, das überall sein könnte, genauso wenig für eine Lagerhalle; selbst die Rohrleitungsfertigung hätte ohne Nachteile an anderer Stelle gebaut werden können. Der Bau des GuD-KWs wurde nie begonnen und wird ohne große Subventionen des Staates nie beginnen![4]

Unsere Schlussfolgerungen daraus

Durch die Nichtnutzung oder zweckentfremdete Nutzung der gerodeten Flächen (Erweiterung Gleisharfe, Industriegebiet Haiming) wird aus Sicht des Bund Naturschutz klar, dass für industrienahe Betriebe kein Flächenbedarf besteht, der nicht entweder auf den Industrieerweiterungen (oben 1 und 2) oder außerhalb des Waldes befriedigt werden könnte.

1. Wir prangern diese Zweckentfremdung an! Auch wenn der BUND-Naturschutz die Ausweisung dieser Gebiete im Bannwald generell abgelehnt hat.

2. Wir fordern, jahrelange Brachen zu verhindern! Deshalb darf künftig nur gerodet werden, wenn für das Folgejahr eine Bebauung geplant ist; für den Fall, dass dann doch nicht gebaut wird, sollte über Kompensationsmaßnahmen nachgedacht werden[5].

3. Wir fordern eine sofortige Wiederaufforstung der derzeit brachliegenden Flächen! Dies gilt insbesondere für die beantragte und kurz darauf zurückgezogene aber schon gerodete Erweiterungsfläche des Haiminger Industriegebietes unter 6 oben.

4. Insgesamt fordert die BN Kreisgruppe einen schonenderen und verantwortungsbewussteren Umgang mit unseren Waldflächen und letztendlich die Übernahme von Verantwortung in den Kommunen für die immer weiter voranschreitende Bodenversiegelung.

 

 

[1] Die Fläche westlich der Gleisharfe OMV wurde 2013 mit Flächennutzungsplanänderung als Industriegebiet ausgewiesen ("Badhöringer Schlag")

[2] Diese Aktivitäten hat der BUND-Naturschutz als Maßnahmen angesehen, die hiesigen Arbeitsplätze in der chemischen Industrie zu sichern

[3] "Verkehr auf die Schiene!" war Grund dafür

[4] Für die Logistik des Shut-Downs 2014 bei der OMV wurde eine kleine Fläche auf der Fläche des geplanten GuD-Kraftwerks als Parkplatz genutzt. Die starke Vermüllung dieses Parkplatzes wird laut Werksleitung in Kürze behoben, und der Parkplatz nach Beendigung des Shut-Downs geschlossen.

[5] U.a. für den Klimaschutz ist ja eine vorzeitige Rodung kontraproduktiv.