Zur Startseite
  • Links
  • Newsletter

Projekte

Naturschutz

Umweltthemen

23. 12.: Grüße zum Neuen Jahr von Dr. Johannes Fritz

Wir alle haben daran gearbeitet, dass die Pflanze der Hoffnung für den Waldrapp zusehends gedeiht; so ist uns der Waldrapp ein Symbol für ein Grundbedürfnis unserer Zeit - Grund zur Hoffnung; ich wünsche uns allen ein Neues Jahr, in dem Hoffnung ein begründetes Motto ist, nicht nur auf die Waldrappe bezogen.

Herzlichen Dank für das Engagement, das Vertrauen und das Interesse!!!

16. 12.: Platz 1 im Wettbewerb um ungewöhnlichsten Job!

Das Waldrapp-Projekt war gestern in Pro7 Galileo zu sehen. Unsere beiden Ziehmütter, Corinna & Anne, haben Platz 1 im Wettbewerb der ungewöhnlichsten Jobs zum Schutz bedrohter Tiere gewonnen! Wohlverdient, wie ich meine, endlich hat das mal jemand richtig erkannt :-) 

 

10. 10. 2017: Vermutlich erneuter Fall von Wilderei in Prato, Italien

Santora ist ein einjähriges Waldrapp-Männchen, das im Jahr 2016 von menschlichen Zieheltern aufgezogen und in der Toskana ausgewildert wurde. In diesem Jahr begann Santora, zwischen dem Wintergebiet in der Toskana und dem Brutgebiet in Salzburg zu migrieren. Ende September befand er sich auf dem Rückweg nach Süden. Am 27. September um 09:00 Uhr morgens flog Santora von seinem Schlafplatz zu einer zwei Kilometer entfernten Wiese, um - wie an den vergangenen Tagen auch - nach Futter zu suchen.

Bald darauf wurde Maximilian Henrich, Mitglied des Projektteams, durch das GPS-Gerät von Santora alarmiert. Mit Hilfe der regionalen Polizei  konnte der Sender schließlich in einem Müllcontainer im Zentrum von Prato gefunden werden. Das Band, mit dem der Sender an Santora befestigt war, war durchtrennt. Offensichtlich wurde das Gerät von jemandem abgeschnitten, um es anschließend verschwinden zu lassen. Dieser Person war wohl nicht bewusst, dass das LIFE+ Team bereits alarmiert war.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Santora illegal gejagt wurde. In diese Richtung ermittelt auch die Polizei, der das GPS-Gerät übergeben wurde. Wir verlieren in dieser Region Italiens wiederholt Vögel durch Wilderei. Deshalb entwickeln wir mit unseren Partnern technische Geräte, die uns sofort alarmieren, wenn ein Vogel abgeschossen wurde. So soll sichergestellt werden, dass ein Mitglied unseres Teams oder ein Freiwilliger innerhalb kürzester Zeit am Tatort ist. Der Fall von Santora bestätigt, dass diese Technologie im Kampf gegen Umweltverbrechen von hohem Nutzen sein kann.  So können wir der Polizei essentielle Informationen zur Verfügung stellen und so die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Täter identifiziert und verklagt werden können.  

Die illegale Jagd in Italien während der Herbstmigration ist eine erhebliche Bedrohung für die Waldrappe und andere gefährdete Zugvogelarten. Ein Jäger, der im Jahr 2012 zwei Waldrappe in der Provinz Livorno illegal abgeschossen hatte, wurde zu einer Geldstrafe von 2.000 Euro verurteilt und seine Jagdlizenz wurde eingezogen. Der Oberste Gerichtshof in Italien hat dieses Urteil 2017 bestätigt. Somit wurde ein wichtiger Präzedenzfall gegen Umweltkriminalität geschaffen und zudem der Weg für eine zivilrechtliche Schadenersatzklage geebnet. Wir sind zuversichtlich, dass auch im Falle von Santora der Täter identifiziert werden kann, und hoffen auf eine Verurteilung des Verantwortlichen auf Basis des Präzedenzfalls. In weiterer Folge würde auch der durch den Abschuss von Santora entstandene Schaden von 11.200 Euro eingeklagt werden.

 

27. 09. 2017 Vielversprechender Start der Herbstmigration

Die Herbstmigration unserer wildlebenden Waldrappe ist gestartet und kann gleich mit einem Highlight aufwarten! Das Weibchen „Camillo“  aus der Generation 2015 ist in diesem Jahr erstmals aus dem Wintergebiet in ihr Brutgebiet Burghausen zurückgekehrt. Gebrütet hat sie noch nicht, dazu ist sie noch zu jung. Aber sie ist hat am 22. September den Retourflug nach Süden begonnen, und gleich sechs (!) Jungvögel aus der heurigen Brutsaison sind ihr gefolgt.

Die erste Flugetappe am 22. September führte über die Alpen bis Lienz in Osttirol (170 km). Gleich am nächsten Tag ging es weiter bis in die Nähe von Venedig (210 km). Am darauffolgenden Tag folgte der längste Flug über 215 km über die Poebene und den Apennin bis nördlich von Florenz. Ein Jungvogel verlor dort den Anschluss, er blieb allein in der Nähe von Venedig zurück. Am 25. September erfolgte schließlich der letzte Flug über 170 km bis in das Wintergebiet, die WWF Oasi Laguna di Orbetello. Diese letzte Etappe schaffte einer der Jungvögel leider nicht, er starb am letzten Zwischenstopp durch Stromschlag.

Aber die Bilanz ist überaus positiv: Noch nie hat ein einzelner Waldrapp so viele Jungvögel allein, noch dazu in so kurzer Zeit, über die gesamte Strecke bis ins sichere Wintergebiet geführt. Die mittlere Distanz der Tagesflugetappen lag bei 195 km, die Maximaldistanz bei 215 km. Die Gesamtstrecke von 780 km (ausgehend von Krimml in Salzburg) wurde in vier Tagen ohne Pause geflogen. 

Zudem sind zeitgleich mit dieser Gruppe noch zwei weitere Waldrappe am 25. September im Wintergebiet angekommen. Der bei Venedig zurückgebliebene Jungvogel wurde inzwischen von Daniela eingefangen. Er hat offenbar eine kleine Verletzung am Schnabel und war entkräftet. Nach einer Veterinäruntersuchung wurde er im Wintergebiet freigelassen. Den wichtigsten Teil der Flugstrecke ins Wintergebiet hat er gelernt, den Rest wird er überbrücken können. Somit sind an einem Tag acht Waldrappe in der Toskana angekommen, davon fünf in freier Wildbahn aufgewachsene Jungvögel. Ein sehr guter Tag für das Projekt!

Weitere 23 Waldrappe halten sich derzeit noch nördlich der Alpen auf. Wir gehen davon aus, dass sie in den nächsten Tagen ebenfalls losfliegen.

 

23. 9. 2017: Die EU berichtet über die Möglichkeiten gegen Vogelwilderei

Das Waldrappprojekt ist mit seinen besenderten Vögeln ein besonders erfolgreiches Projekt gegen die Vogelwilderei! Dieser Aspekt ist für die EU sehr wichtig, siehe den Artikel
ec.europa.eu/environment/life/news/newsarchive2017/september/index.htm

18. 9.: Neue Strategie und Technik gegen die illegale Vogeljagd in Italien

Die Herbstmigration der wildlebenden Waldrappe hat begonnen. 36 Vögel haben bereits ihre Brutgebiete verlassen. Die illegale Vogeljagd in Italien während der Herbstmigration stellt eine große Bedrohung für die Waldrappe und andere gefährdete Vogelarten dar. Allein im Jahr 2016 wurden fünf unserer Vögel in Italien abgeschossen. Diese Straftaten haben für das Projekt einen finanziellen Schaden von rund 230.000 Euro verursacht.

Ein italienischer Jäger, der im Jahr 2012 zwei Waldrappe in der Provinz Livorno abgeschossen hat, wurde identifiziert und zu einer Geldstrafe von 2.000 Euro verurteilt, zudem wurde ihm seine Jagdlizenz entzogen. 2017 hat der Oberste Gerichtshof dieses Urteil bestätigt und damit einen wichtigen Präzedenzfall im Kampf gegen illegale Vogeljagd in Italien geschaffen. Zudem ebnet dieses Urteil den Weg für eine Schadenersatzklage.

Alle freilebenden Waldrappe, die zum LIFE+ Projekt gehören, sind mit GPS-Sendern ausgestattet. So können die Mitarbeiter des LIFE+ Teams den Waldrappen auf ihrem Weg in den Süden folgen. An den Aufenthaltsorten bleiben sie in der Nähe der Vögel und informieren lokale Behörden und die Polizei.

In diesem Jahr wird dieses Begleitteam erstmalig durch eine spezielle `Task Force´, bestehend aus freiwilligen Helfern entlang der Flugroute der Vögel, unterstützt. Eine dieser Gruppen ist die Ente Nazionale Protezione Animali, eine etablierte italienische NGO mit mehr als 500 freiwilligen Mitarbeitern. Zudem hat der größte italienische Jagdverband Federazione Italiana della Caccia angeboten, selbst ein Bereitschaftsteam zur organisieren, das die Jägerschaft in den betreffenden Regionen informiert, wenn sich Waldrappe dort aufhalten.

Aber das LIFE+ Projektteam bereitet sich auch für den Fall weiterer Abschüsse vor. Es soll sichergestellt werden, dass Mitglieder des Teams oder Freiwillige der `Task Force´ innerhalb kurzer Zeit am Tatort sind. Dafür entwickeln wir mit professionellen Partnern sogenannte `Dead Body Indicators´. Zumindest ein Teil der Vögel soll mit solchen Hightech-Gerät ausgestattet werden, die nach einem Abschuss unmittelbar ein Signal und die Position des Vogels übermitteln. So können Mitglieder unseres Teams in kurzer Zeit vor Ort sein, Spuren sichern und die Polizei bei den Erhebungen unterstützen.

Der Umfang und die Methoden der Kampagne gegen die illegale Jagd in Italien im Rahmen des LIFE+ Projektes sind einzigartig und ziehen zunehmend internationale Aufmerksamkeit auf sich. Das European Network of Prosecutors for the Environment (ENPE) ist ein europaweites Netzwerk von Staatsanwälten, die sich mit der Bekämpfung der Umweltkriminalität beschäftigen. Zur nächsten ENPE-Konferenz, die aktuell in Oxford stattfindet, sind eine Anwältin und einen Staatsanwalt eingeladen, die in die Kampagne in Italien involviert sind. Sie sollen ihre Erfahrungen präsentieren und zu diskutieren.

 

7. 9.: Wir sind angekommen!

Gestern, am 6. September, sind wir im Wintergebiet angekommen und konnten die 12. Menschengeführte Migration erfolgreich beenden. Ausgehend vom Flugplatz in Borgo San Lorenzo flogen wir in 04:48 Stunden zuerst östlich an Florenz und Siena vorbei und dann über die wunderbare toskanische Landschaft bis in das Zielgebiet. Die letzte Etappe war 190 km lang. Die gesamte Migration reichte über 940 km, die in 7 Etappen innerhalb von 24 Tagen geflogen wurden.

Von den ursprünglich 31 Vögeln starb einer während der Migration infolge innerer Verletzungen, nachdem er Metallstücke gefressen hatte. Die verbliebenen 30 Vögel haben nun die Flugroute in das Wintergebiet kennengelernt. Damit ist uns ein sehr wichtiger Schritt zur Gründung der dritten Brutkolonie in Überlingen am Bodensee gelungen. Die Vögel bleiben nun für rund drei Wochen in einer Voliere im Zentrum des Schutzgebiets WWF Oasi Laguna di Orbetello. Die beiden Ziehmütter Corinna und Anne-Gabriela sind vor Ort, ziehen sich aber immer mehr zurück. Die Jungvögel können sich an das Umfeld und an die wilden Artgenossen außerhalb der Voliere gewöhnen, bevor sie in mehreren kleinen Gruppen freigelassen werden. Wir rechnen damit, dass 2019 die ersten Vögel nach Überlingen zurückkehren.

Einer der Höhepunkte dieser Migration war der spektakuläre Flug von Vorarlberg über den Arlberg nah Tirol, der uns mit den 31 Vögeln auf 2400 m Seehöhe führte. Weniger erfolgreich verlief der erste Start in Ried im Oberinntal, bei dem es uns mangels Thermik nicht gelang, den 1.500 m hohen Reschenpass zu überfliegen. Einen Tag später, beim zweiten Versuch, war dieser Pass aufgrund unterstützender thermischer Aufwinde kein Problem mehr.

Die dramatischen Höhepunkte dieser Migration waren die zweimaligen Attacken von Steinadlern in den Alpen, einmal im Vintschgau nahe Meran und einmal südlich von Bozen. Zu einer weiteren Vogelattacke kam es beim Anflug zum Apennin, ohne dass wir in diesem Fall den Angreifer identifizieren konnten. Verluste hat es bei diesen Vorfällen keine gegeben. Allerdings mussten wir eine Alpen-Etappe infolge der Angriffe vorzeitig beenden, und nach dem Angriff am Apennin flogen neun Waldrappe retour nach Norden. Diese Häufung von Attacken durch Greifvögel während der letzten zwei Migrationen kommt wahrscheinlich zustande, weil wir vermehrt versuchten, die Vögel in thermischen Aufwinden energiesparend in die Höhe zu führen. Diese Aufwinde werden bevorzugt auch von Großgreifvögeln genutzt.

 

28. 8. 2017: Menschengeführte Migration schreitet gut voran

Vorgestern, am 26. August, sind wir am Flughafen von Thiene gelandet. Nach der Überquerung der Alpen ist unser nächstes Ziel die Po-Ebene. Nach dem recht kalten Wetter während der vergangenen Etappen können wir uns hier bei Temperaturen von bis zu 35°C wieder aufwärmen.

Vor zwei Wochen sind wir in Überlingen/Hödingen gestartet. Nach vier Flugetappen haben wir 576 km in Höhen von bis zu 2.400 m zurückgelegt. Zweimal wurde unsere Formation von einem Steinadler attackiert; einmal im Vintschgau und einmal während des letzten Flugs zwischen Bozen und Trient. Zum Glück blieben beide Attacken erfolglos und wir haben keinen Vogel verloren.

Nichts desto trotz hatte die erste Attacke Konsequenzen. Durch den Angriff des Steinadlers wurden die Waldrappe nervös und wir verloren immer mehr an Flughöhe. Auf dieser Höhe konnten wir auch nicht in die Kontrollzone des Flughafens Bozen einfliegen. Schließlich verloren wir den Kontakt zu 23 unserer Vögel. Mit den verbliebenen sieben Waldrappen sind wir dann in Mölten auf 1.250 m gelandet. Die anderen Vögel kehrten zum Startpunkt in Ried zurück und wurden dann mit dem Auto nach Mölten gebracht.

150 Personen waren bei unserer Landung am Flughafen in Thiene dabei. Das öffentliche sowie das Medieninteresse ist während dieser Menschengeführten Migration sehr groß. Vor allem in der Region um Thiene ist dies ein sehr wichtiger Aspekt für unser Projekt. Unsere Wildvögel migrieren regelmäßig in dieser Gegend; dadurch sind sie leider auch einem erhöhten Risiko ausgesetzt, illegal abgeschossen zu werden. Im letzten Jahr wurde „Tara“ in der Nähe des Flughafens von Thiene abgeschossen. Die Ermittlungen zu diesem Fall laufen noch und wir hoffen, dass der Schuldige schließlich gefunden wird. Durch die große öffentliche Aufmerksamkeit vor Ort steigt die Bekanntheit unseres Projekts und auch das Bewusstsein für die Problematik der illegalen Vogeljagd.

Wir planen am Dienstag, den 29. August, unsere Reise fortzusetzen und bis nach Valle Gaffaro, 90 km südlich von Venedig, zu fliegen. Während dieser eher kurzen Flugstrecke werden wir die Waldrappe mit einem neuen Typ von Datenloggern ausstatten. Dadurch hoffen wir, neue Einblicke in die Funktion und Organisation verschiedener Flugtechniken der Vögel zu erlangen. Unser Wissenschaftskoordinator Bernhard Völkl organisiert die Datennahme gemeinsam mit unserem Techniker Christian Sperger.


 

23. 8.: Start der menschengeführten Migration der Waldrappe 2017

Insgesamt 31 junge Waldrappe wurden in diesem Jahr im Rahmen unseres Projekts von menschlichen Zieheltern aufgezogen. Die Tiere bildeten mit der Zeit eine außergewöhnlich verlässliche und homogene Gruppe, die perfekt auf ihre beiden Ziehmütter geprägt ist. Seit Juni wurden die Waldrappe in Überlingen/Hödingen trainiert; im Zuge von insgesamt 25 Trainingsflügen, mit einer Flugdistanz von bis zu 67 km, konnten die Jungvögel Erfahrungen im Formations- sowie Thermik- und Segelflug sammeln.

Die zwölfte menschengeführte Migration mit der Rekordzahl von 31 Waldrappen startete so früh wie noch nie in einer Saison am 14. August 2017. Das Team besteht aus 17 Personen; sowohl Mitarbeiter des LIFE+ Projekts als auch aus Wissenschaftler und Freiwillige nehmen an dieser Migration teil. Außerdem begleiten internationale Journalisten das Team auf dem Weg in die Toskana.

Am 14. August, um 09:00 Uhr morgens,  hoben alle 31 Vögel gemeinsam mit den beiden Ultraleichtfluggeräten in Überlingen am Bodensee ab. 140 Zuschauer verfolgten den Start zur ersten Etappe der heurigen menschengeführten Migration. Nach 02:36 Stunden Flug über eine Strecke von 102 km landete die Formation in Andelsbuch, Vorarlberg.

Nach zwei Tagen Aufenthalt in Andelsbuch bei unseren Gastgebern, der Familie Metzler, startete die Gruppe am 17. August zur zweiten Etappe. Diese Strecke war die anspruchsvollste von allen; während eines fantastischen Flugs in Höhen von bis zu 2.400 m, via Warth und Lech über den Arlberg, legte die Formation eine Distanz von 134 km zurück. Die Vögel zeigten bereits in dieser frühen Phase der Migration die Fähigkeit, durch den V-Formationsflug sowie Gleit- und Thermikflug bei der Alpenquerung Energie zu sparen. Nach 03:21 Stunden landete die Gruppe auf einer Wiese nahe Ried im Oberinntal, Tirol.

Seit dem Zwischenstopp in Andelsbuch ist auch ein französisches Filmteam mit dabei, das die Migration während der nächsten Etappen mit einem eigenen Ultraleichtflugzeug begleitet.

Heute, am 21. August, startete die Gruppe in Ried im Oberinntal, mit dem Ziel den Reschenpass zu überqueren. Leider fehlte die dafür nötige Thermik, weshalb die Vögel es nicht schafften, die erforderliche Flughöhe zu erreichen. Deshalb kehrte die gesamte Formation wieder nach Ried zurück. Morgen hoffen wir auf bessere Wetterbedingungen und werden erneut versuchen, unser nächstes Zwischenziel in Cavalese zu erreichen.

12. 8. 2017: Reason for Hope Fest Überlingen

Grund zur Hoffnung ist das gewählte Motto unseres LIFE+ Projekts. Unter diesem Motto finden Veranstaltungen an wichtigen Spielorten des Projektes statt. In diesem Jahr war Überlingen am Bodensee Veranstaltungsort, wo in dieser Saison mit dem Aufbau des dritten Brutstandortes begonnen wurde.

Anlass für ein Fest mit diesem Motto gab es in mehrerlei Hinsicht. Insgesamt sind in diesem Jahr 48 Jungvögel im Rahmen dieses Projekts aufgewachsen: 17 Tiere in freier Wildbahn in Burghausen und Kuchl und 31 Tiere in Überlingen/Hödingen im Rahmen der Handaufzucht. Diese 31 Jungvögel sind inzwischen fertig trainiert und zudem in bester physischer Verfassung, wie eine Untersuchung durch unsere Projektveterinärin Dr. Alexandra Scope bestätig. Wir sind somit bereit für den Start der menschengeführten Migration, die voraussichtlich Anfang kommender Woche beginnt.

Grund zur Hoffnung gibt auch die breite Unterstützung, die wir bereits in der ersten Projektsaison in Überlingen erfahren haben, insbesondere durch die Stadt Überlingen, den Teilort Hödingen und den Verein zur Erhaltung der Kulturlandschaft in Hödingen e.V. Auch das mediale Interesse in dieser ersten Saison war erheblich. Neben breiten Berichten in Printmedien fanden sieben Fernsehproduktionen statt, mit 12 Drehtagen bislang. Unter anderem wird mit großem Aufwand für eine große französische Dokumentation gedreht, auch der Moderator Frank Elstner und der TV-präsente Zoodirektor Matthias Reinschmidt waren zu Besuch. Insbesondere aber hat die lokale und regionale Bevölkerung ein Interesse am Projekt gezeigt, die unsere Erwartungen aufgrund bisheriger Erfahrungen weit überschritten hat. Insgesamt haben seit 11. Juni rund 2.400 Personen das Projektcamp besucht.

Am Reason for Hope Fest nahmen mehr als 90 geladene Gäste teil, unter ihnen VertreterInnen der Stadt Überlingen und des Teilortes Hödingen sowie der Bundestagsabgeordnete Lothar Riebsamen. Für den Programmhöhepunkt sorgte das in der Region bekannt Kabarett-Duo Hepperle und Moser, kulinarisches Highlight war ein Biobuffet mit vornehmlich regionalen Produkten.

Besondere Ehrung im Rahmen des Festes erfuhren unsere drei Mitarbeiterinnen, die insbesondere für die gelungene Saison 2017 in Überlingen verantwortlich sind. Den beiden Ziehmütter Corinna Esterer und Anne-Gabriela Schmalstieg ist es zu verdanken, dass wir eine derart große Gruppe von 31 jungen Waldrappen haben, fast doppelt so viele Vögel als bislang von einem Team aufgezogen wurden. Die Gruppe ist sehr homogen und bestens darauf vorbereitet, in der kommenden Woche die Alpen zu überqueren. Und Ines Aster war für das anspruchsvolle Management des Projektcamps in Überlingen verantwortlich und hat auch das Reason for Hope Fest organisiert.  

Der Start zur Migration beginnt voraussichtlich am Montag den 14. August um ca. 08:30 Uhr mit dem Flug von Überlingen/Hödingen nach Andelsbuch im Bregenzerwald. Informationen zum Start und zum Verlauf der Migration 2017 werden fortlaufend auf der Homepage (www.waldrapp.eu) und auf Facebook (https://www.facebook.com/Waldrappteam) aktualisiert. Der Start kann gerne aus Distanz mitverfolgt werden.    


Foto: Der deutsche Fernsehmoderator Frank Elstner (im Bild flankiert von den beiden Ziehmüttern in Gelb) und der im TV präsente Zoodirektor Matthias Reinschmidt (Bildmitte) besuchten unsere Camp. Die Projektveterinärin Alexandra Scope (ganz rechts) führe zu der Zeit das Veterinärscreening der Vögel durch.

6. 7. 2017: Waldrappe offenbaren Geheimnisse des Vogelfluges

Der Waldrapp wird zunehmend als Modelltierart für die Untersuchung des Vogelflugs etabliert. In einer bahnbrechenden Studie, veröffentlicht in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift NATURE, konnten Portugal et al. (2014) zum ersten Mal einen empirischen Beweis dafür liefern, dass Vögel beim Flug in einer V-Formation tatsächlich Energie sparen. In einer weiteren Publikation unter Verwendung desselben Datensatzes, veröffentlicht von Völkl et al. (2015), wird der Formationsflug als eines der wenigen Beispiele für echte Kooperation bei Tieren präsentiert.

In einer neuen Studie, die in dieser Woche veröffentlicht wurde, präsentieren Völkl und Fritz den bislang umfangreichsten Datensatz zum Formationsflug, gesammelt während einer menschengeführten Migration mit Waldrappen von Salzburg in die südliche Toskana. Die Positionen von 14 Jungvögeln wurden in Sekundenintervallen während 24 Stunden Flug in vier Etappen über eine Strecke von insgesamt 965 km aufgezeichnet.

Die Resultate bestätigen die bisher veröffentlichten Ergebnisse, gehen aber weit darüber hinaus. Bernhard Völkl, Erstautor der Studie: "Flugmuster und soziale Organisation von Vögeln, die in Gruppen fliegen, waren bislang sehr schwierig zu untersuchen. In dieser Studie fanden wir eine Asymmetrie in der Position und Funktion der Individuen während des Formationsfluges. Das ermöglicht uns einen ersten Einblick in die soziale Dynamik während des Fluges."

Etwa 1800 Vogelarten, fast 20% aller Vogelarten, sind Zugvögel, die saisonale Langstreckenflüge über hunderte bis tausende Kilometer durchführen. Während dieser Flüge sind sie besonders exponiert gegenüber natürlichen und von Menschen verursachten Gefahren. Daher sind bereits 25% der ziehenden Arten auf der Roten Liste der bedrohten Arten gelistet vertreten.

Johannes Fritz, Zweitautor der Studie: "Ein vertieftes Verständnis der Mechanismen und Funktionen des Vogelflugs ist für den Schutz der Zugvögel von großer Bedeutung. Der Waldrapp, selbst eine hochbedrohte Zugvogelart, dient hier als Modelltierart für die Forschung, zum eigenen Nutzen und für den Schutz migrierender Vogelarten im Allgemeinen.“

Der Waldrapp wurde in Europa bereits im Mittelalter ausgerottet. Gegenwärtig zählt er zu den am meisten gefährdeten Vogelarten, mit nur einer verbliebenden, wildlebenden Population in Marokko. In einem europäischen Projekt, das im Rahmen des Programms LIFE + von der EU kofinanziert wird, wollen acht Partner aus Österreich, Deutschland und Italien den Waldrapp wieder als Zugvogel in Europa heimisch machen. Es ist generell der erste Versuch, eine kontinental ausgerottete Zugvogelart wiederanzusiedeln.

Die derzeitige Population besteht aus etwa 65 Vögeln. Hinzu kamen in diesem Jahr 17 Jungtiere, die in freie Wildbahn geschlüpft sind und von ihren natürlichen Eltern aufgezogen werden, sowie 31 Jungvögel, die aus Zookolonien stammen und von menschlichen Pflegeeltern aufgezogen werden.

Diese 31 Jungvögel werden von ihren beiden Ziehmüttern in der Nähe der Stadt Überlingen am Bodensee, Baden Württemberg, darauf trainiert, speziellen Ultraleichtflugzeugen zu folgen. Ab Mitte August sollen sie dann so in Etappen von Überlingen aus bis in die südliche Toskana geführt werden. Johannes Fritz: "Während der menschengeführten Migration sind eine Reihe von Wissenschaftlern mit in unserem Team. Sie sammeln weitere Daten während der Migrationsflüge, unter Verwendung von neuer Tracking-Technologie. So können unsere Waldrappe weitere Geheimnis des Vogelfluges offenbaren.“

 

 

 "***************************************************************************

Paper: Völkl B & Fritz J (2017). Relation between travel strategy and social organization of migrating birds with special consideration of formation flight in the northern bald ibis. Phil. Trans. R. Soc. B 372: 20160235. http://dx.doi.org/10.1098/rstb.2016.0235.

Download: http://rstb.royalsocietypublishing.org/cgi/content/abstract/rstb.2016.0235

Further papers:

 

Völkl, Portugal, Unsöld, Usherwood, Wilson & Fritz (2015). Matching times of leading and following suggest cooperation through direct reciprocity during V-formation flight in ibis. Proceedings of the National Academy of Sciences.

Download: http://www.pnas.org/content/112/7/2115

Portugal, Hubel, Fritz, Heese, Trobe, Völkl, Hailes, Wilson & Usherwood (2014). Upwash exploitation and downwash avoidance by flap phasing in ibis formation flight. Nature.

Download: https://www.nature.com/nature/journal/v505/n7483/abs/nature12939.html

******************************************************************************

Foto Download

https://drive.google.com/drive/folders/0B3nMVjGOL6uKd042aWJzVGpjUUk?usp=sharing

Zur freien Verwendung, Copyright Waldrappteam

Foto 1: Junge Waldrappe beim Formationsflug; M Unsöld

Foto 2: Menschengeführte Migration mit jungen Waldrappen, die Vögel fliegen in typischer V-Formation; P Przesang

Foto 3: Adulte Waldrapp im Flug; C Falk

15. 06.: Uhu in der Brutkolonie Kuchl

Schon seit Längerem wirkten die Vögel in der Brutkolonie Georgenberg bei Kuchl, Land Salzburg, ungewöhnlich nervös. Die Nichtbrüter haben sogar andernorts übernachtet. Am Morgen des 13. Juni hat sich die Nervosität extrem gesteigert, zudem fehlte ein Küken. Ein Federfund vor Ort gab Anlass zur Vermutung, dass ein Uhu der Verursacher war. In der Nacht auf den 14. Juni hat sich das in dramatischer Weise bestätigt. Unsere Fieldmanagerin D Trobe war vor Ort und konnte bzw. musste ab 22:00 Uhr gleich zwei Attacken eines Uhus beobachten. Er flog direkt in die Brutnischen und erbeutete dabei wieder ein Küken.

Daraufhin entschieden wir, die Küken samt ihren Elterntieren für diese Saison vom Georgenberg zu entfernen. Noch in der Nacht wurde der Großteil der Vögel samt Küken eingefangen. Wie richtig diese Entscheidung war, zeigte sich dann am nächsten Vormittag. Um ca. 10:00 Uhr flog der Uhu völlig unerwartet aus den Bäumen oberhalb der Brutwand, wo er offenbar seinen Rastplatz hatte, und versuchte neuerlich eines der noch verbliebenen Küken zu fassen – zum Glück erfolglos.

Alle Brutpaare und die verbliebenen neun Küken wurden in unsere Anlage in der Laimgrube bei Burghausen gebracht, unweit der Burghausener Brutkolonie. Ein kritischer Moment war am späten Nachmittag das Zusammenführen der Küken und ihrer Elternvögel in dieser neuen Umgebung. Zu unserer Erleichterung reagierten die Elternvögel rasch auf die Rufe der Küken und begannen auch damit, sie zu füttern.

Das war in den bisherigen 15 Projektjahren der erste Vorfall mit einem Uhu. Durch rasches Eigreifen konnten wir den Verlust auf 2 Küken beschränken und auch verhindern, dass die Eltern ihren Nachwuchs ganz aufgeben. Wir gehen davon aus, dass wir im kommenden Jahr die Ansiedlung der Brutkolonie am Georgenberg fortsetzen. Eine Koexistenz von Waldrappen und Uhus, als deren natürliche Prädatoren, muss möglich sein. Durch welche Maßnahmen wir das unterstützen können, wollen wir jetzt anhand der aktuell gesammelten Erfahrungen analysieren.

Eine der wichtigen Erfahrung war, dass wohl nicht zufällig nur Küken zur Beute des Uhus wurden. Offenbar hat er die erwachsenen Vögel nicht attackiert, obwohl sie in den Nischen direkt neben den Küken saßen. Bei der Attacke am Vormittag konnten wir zudem beobachten, dass die Elterntiere ihre Küken verteidigten und den abfliegenden Uhu sogar verfolgten.

Ein Volontär hat zudem erzählt, dass er schon vor Wochen am Brutplatz eine Feder gefunden hat, die er erst jetzt als Uhufeder erkannte. Wir gehen demnach davon aus, dass der Uhu schon seit Wochen vor Ort war, aber nie einen erwachsenen Waldrapp geschlagen hat.

Diese Beobachtungen machen uns zuversichtlich, dass mit gezielten Maßnahmen eine ausbalancierte Koexistenz am Georgenberg möglich ist, unter anderem wenn die Waldrappe Brutnischen zur Verfügung haben, in die ein Uhu nicht oder nur schwer einfliegen kann.

 

12. 6. Erfolgreicher Beginn der Freiflüge in Überlingen

Bisher bestand eine Waldrapp-Gruppe, die von einem Ziehelternteam aufgezogen wurde, aus maximal 17 Vögeln. In den beiden letzten Jahren vergrößerten wir die Anzahl der Vögel pro Saison, indem wir zwei separat aufgezogene Gruppen nach erfolgreicher Aufzucht fusioniert haben. So konnten wir 2015 28 Waldrappe und 2016 24 Waldrappe in die Toskana führen. In diesem Jahr sind wir einen (großen) Schritt weitergegangen: Statt zwei Gruppen später zu fusionieren, ziehen Corinna und Anne, assistiert von Ines, eine Gruppe von 31 Küken auf.

Die Aufzucht ist sehr gut gelaufen, was insbesondere der großen Erfahrung und dem Engagement der Ziehmütter zu verdanken ist. Jetzt beginnt der Freiflug; hier zeigt sich, wie intensiv die soziale Bindung zwischen den Jungvögeln und den Zieheltern ist und wie gut sich die Gruppe durch die beiden Ziehmütter führen lässt.

Am 9. Juni fand der erste Freiflug statt, und dieser verlief gleich sehr erfolgreich. Die Vögel kamen zum Teil noch etwas zögerlich aus der ihnen vertrauten Voliere; schließlich waren aber alle draußen und machten ausgedehnte erste Orientierungsflüge. Schlussendlich landeten alle Waldrappe neben bzw. auf ihren beiden Zieheltern oder auf dem abgestellten Fluggerät (vorerst noch ohne laufenden Motor und ohne Paraschirm). Auch die Rückkehr in die Voliere verlief ohne Probleme.

Heute fand der zweite Freiflug statt. Erstmals starteten die beiden Ziehmütter das Fluggerät und rollten ein Stück. Dies ist ein kritischer Test: Gut geprägte Vögel sollen dem rollenden Fluggerät folgen und nach Abstellen des Motors bei den Ziehmüttern landen, und nicht etwa auf der Voliere. Auch dieser Test ist bestens verlaufen. Damit haben wir gute Voraussetzungen für das weitere Flugtraining, das nun zwei- bis viermal pro Woche stattfindet.

Auch in den beiden Brutgebieten Burghausen in Bayern und Kuchl in Salzburg verlief die Saison bislang außerordentlich gut. Insgesamt sind 17 wildlebende Vögel in den Brutgebieten angekommen, mehr als je zuvor in einer Saison. Und wir haben in beiden Gebieten je 10 Küken in den Nestern und es werden wohl noch mehr schlüpfen.  


 

6. 6.: Wichtiger Präzedenzfall gegen die illegale Vogeljagd in Italien: Der Oberste Gerichtshof bestätigte die Verurteilung eines Waldrapp-Wilderers

Vor fast fünf Jahren wurden die beiden Waldrappe GOJA und JEDI von einem italienischen Vogeljäger in der Provinz Livorno abgeschossen, nur 80 km nördlich von ihrem Wintergebiet. Im September 2016 wurde der Jäger zu einer Geldstrafe von 2.000 Euro verurteilt und die Jagdlizenz wurde ihm entzogen. Aber er erhob Einspruch. Am 1. Juni 2017 bestätigte das Oberste Gericht die Verurteilung und schuf damit einen einzigartigen und wesentlichen Präzedenzfall im Kampf gegen die illegale Vogeljagd.

Die Bestätigung des Urteils am Obersten Gerichtshof ist eine der wichtigsten bisherigen Errungenschaften im LIFE + Wiederansiedlungsprojekt. Es macht den Waldrapp zu einer „Flagship-Species“ im Kampf gegen die illegale Vogeljagd. Das Urteil ebnet auch den Weg für eine zivilrechtliche Schadensersatzklage.

Der Fall von GOJA und JEDI verursachte viel öffentliche Aufmerksamkeit. Er sensibilisierte auch die Jagdverbände, zumal der verurteilte Wilderer Mitglied des größten italienischen Jagdverbandes war. Die konkrete Evidenz für Wilderei durch italienische Jäger schädigt den Ruf der Jagdverbände und gefährdet ihre Interessen. Das ist wohl mit ein wichtiger Grund für die zunehmende Unterstützung der italienischen Jagdverbände für unser LIFE+ Wiederansiedlungsprojekt.

Dennoch wurden im Herbst 2016 fünf weitere Waldrappe in Italien abgeschossen. Das zeigt die Wichtigkeit und Aktualität des Urteils, aber auch, dass weitere Maßnahmen dringend erforderlich sind. Gemeinsam mit unseren Partnern bemühen wir uns intensiv, weitere Täter zu identifizieren und anzuzeigen. Dazu gehört die Einrichtung und Schulung einer Einsatztruppe entlang der Migrationsroute in Italien sowie die Entwicklung von technischen Geräten, die im Falle von Abschüssen unverzüglich die Position des jeweiligen Vogels übermitteln. Wir engagieren und auch für auch Änderungen der Gesetzgebung, beispielsweise um zukünftig die Möglichkeit auszuschließen, dass ein Täters ein Strafverfahren verhindert, indem er eine geringe Geldbuße bezahlt.

Im Mai 2017 veröffentlichten die italienischen Behörden einen nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Straftaten gegen Wildvögel. Die Umsetzung dieses Aktionsplans deckt sich mit den Interessen und Initiativen des LIFE+ Projektes. Diese Maßnahmen gegen die illegale Vogeljagd sind wichtige Beiträge, um ein nachhaltiges Überleben der Waldrappe und anderer gefährdeter Vogelarten zu gewährleisten.

 

24. 5. Sehr guter Start in die Brutsaison 2017

Am Sonntag den 21. Mai sind drei Jungvögel in ihrer Brutkolonie in Kuchl bei Salzburg angekommen, ein neuer Höhepunkt der Saison 2017. Die drei Jungvögel sind zwar noch nicht geschlechtsreif, machten sich aber im April trotzdem schon auf den Weg nach Norden. Die Alpen konnten die noch unerfahrenen Vögel über Wochen wegen des Schlechtwetters nicht überqueren. Aber letztlich schafften sie es doch nach Kuchl. Allerdings sind diese drei Vögel rund 30 km weiter nördlich in Seekirchen aufgewachsen, Kuchl kannten sie bislang noch nicht. Wir beobachten immer wieder, dass sich die Vögel währen der Migration über große Distanzen finden und treffen; wie sie das machen blieb bislang ein Geheimnis.

Die Saison 2017 läuft bisher insgesamt sehr gut. In den beiden Brutgebieten sind inzwischen 13 Vögel angekommen, mindestens acht weitere Vögel sind am Weg und werden in den Brutgebieten erwartet. Gemeinsam mit bruterfahrenen Waldrappen, die für den Zeitraum der Brutsaison in den Brutgebieten freigelassen werden, brüten derzeit acht Paare. Wir hoffen in dieser Saison auf rund 30 wilde Jungvögel.

Hinzu kommen 31 Jungvögel, die von Corinna und Anne aufgezogen werden. Anfangs wurden die Küken im Tierpark Rosegg in Kärnten aufgezogen. Inzwischen sind sie in das neue Trainingscamp in Überlingen am Bodensee übersiedelt. Dort wurden bereits die ersten Jungvögel flügge. In den nächsten zwei Monaten werden sie darauf trainiert, dem Ultraleicht-Fluggerät zu folgen.

Wenn in dieser Saison weiterhin alles so gut läuft, dann erreichen wir eine Rekordzahl von rund 60 Jungvögeln!

20. 4.: Handaufzucht von 31 Küken im Tierpark Rosegg

Am 18. April wurden neuerlich 11 Küken aus Nestern im Tierpark Rosegg entnommen. Hinzu kamen noch drei Küken aus der Kolonie der Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau, Oberösterreich. Zusammen mit den bereits vor einer Woche übernommenen Küken werden somit in diesem Jahr insgesamt 31 Küken aufgezogen.  Das ist schon ein Superlativ für sich, denn bislang wurde nur einmal, 2015, diese Anzahl an Küken aufgezogen. Im Durchschnitt waren es bislang 16 Küken pro Saison.

Hinzu kommt, dass in diesem Jahr alle Küken in einer gemeinsamen Gruppe von den beiden Ziehmüttern Corinna Esterer und Anne-Gabriela Schmalstieg aufgezogen werden, backstage assistiert von Ines Aster. Bislang wurden pro Team, bestehend aus zwei Personen, nie mehr als maximal 17 Küken aufgezogen. Wenn es mehr Küken waren, wie in den beiden vergangenen Jahren, dann wurden anfangs zwei separate Gruppen von je zwei Zieheltern aufgezogen und die Vögel später zu einer Gruppe fusioniert.

Die Erfahrungen der beiden vergangenen Jahre haben uns nun bewogen, in diesem Jahr von Anfang an nur eine Gruppe zu bilden. Dies hat den wesentlichen Vorteil, dass alle Vögel auf dieselben zwei Zieheltern geprägt sind, die später dann auch mit ihnen in den beiden Fluggeräten fliegen.

Der Anforderung an die Ziehmütter ist somit in diesem Jahr außerordentlich hoch, der Erfolg der Saison hängt von ihnen ab. Wären nicht Corinna und Anne mit ihrer Professionalität und ihrem Enthusiasmus die beiden handelnden Personen, müsste eine solche Situation vermieden werden. So aber erwarten wir einen erfolgreichen Verlauf.

Auch unsere Wildvögel beginnen mit einer vielversprechenden Saison. Insgesamt 7 Waldrappe sind inzwischen selbständig aus der Toskana in die beiden Brutgebiete Burghausen und Kuchl migriert und beginnen dort mit der Brut. Weitere 10 migrierende Vögel sind bereits in Norditalien oder in Österreich. Derzeit bremst der Wintereinbruch das Vorankommen, aber das sollte sich hoffentlich bald wieder ändern.

13. 4.: Start der Handaufzucht im Tierpark Rosegg in Kärnten

17 Waldrapp-Küken im Alter von 2 bis 8 Tagen wurden gestern aus den Nestern der Waldrapp-Brutkolonie im Tierpark Rosegg in Kärnten entnommen. Nach einem Veterinärcheck kamen die Küken in die Obhut der beiden erfahrenen Ziehmütter Corinna Esterer und Anne-Gabriela Schmalstieg. Innerhalb von einer Woche werden weitere Küken aus den Kolonien des Tierpark Rosegg und der Kolonie der Konrad-Lorenz Forschungsstelle in Grünau entnommen. Insgesamt sollen 32 Küken von den menschlichen Ziehmüttern aufgezogen werden. Diese Vögel werden Gründer einer neuen Brutkolonie in Überlingen am Bodensee in Baden-Württemberg.

Acht Partner aus Österreich, Deutschland und Italien versuchen, den Waldrapp im Rahmen eines LIFE+ Projektes in seinem ehemaligen Europäischen Verbreitungsgebiet wieder  anzusiedeln. Das Projekt wird von der Europäischen Gemeinschaft im Rahmen des LIFE+ Programmes gefördert. Bis Ende 2019 sollen die wildlebenden Population mindestens 120 Individuen umfassen, aufgeteilt auf die bereits bestehenden Brutkolonien Burghausen in Bayern und Kuchl in Salzburg, und eben die in diesem Jahr gegründete dritte Kolonie in Überlingen.

In den vergangenen Jahren haben anfangs je zwei Zieheltern die Küken in zwei getrennten Gruppen aufgezogen. Die Gruppen wurden später fusioniert und im Herbst gemeinsam in das Wintergebiet geführt. In diesem Jahr werden alle Küken von Anfang an in einer Gruppe gehalten und von Corinna und Anne betreut. Johannes Fritz, Leiter des LIFE+ Wiederansiedlungsprojektes: „Für die Ziehmütter ist das eine sehr große Herausforderung und Verantwortung. Nur derart hochqualifizierte Mitarbeiterinnen wie Anne und Corinna können diese Aufgabe aufgrund ihrer umfassenden Vorerfahrung und hoher Professionalität bewältigen.“

Die Küken werden gleich vor Ort, im Tierpark Rosegg in Kärnten, aufgezogen. Besucher des Tierparks können die Handaufzucht live miterleben. Der Aufzuchtcontainer steht im Eingangsbereich des Tierparks. Die Ziehmütter sind durch zwei Fenster bei ihrer Arbeit zu beobachten. In einem angrenzenden Infozelt wird über das Europäische LIFE+ Wiederansiedlungsprojekt informiert. Der Tierpark Rosegg hält seit 2004 eine saisonal freifliegende Waldrapp-Kolonie, die rund 60 Vögel umfasst. Bislang hat der Tierpark rund 160 Küken an das Projekt übergeben. Tierparkleiter Emanuel Liechtenstein: „Unser Tierpark hat die weltweit größte Freiflughaltung von Waldrappen und zudem einen weit überdurchschnittlichen Bruterfolg. Wir können somit sehr substantiell zur Wiederansiedlung dieser hochbedrohten Vogelart beitragen.

In einem Monat werden die Ziehmütter mit den 32 Küken nach Überlingen am Bodensee, Baden Württemberg, übersiedeln. Dort soll eine neue Brutkolonie entstehen, die dritte nach Burghausen in Bayern und Kuchl in Salzburg. Ab Juni werden die flüggen Jungvögel in einem Trainingscamp in Hödingen darauf trainiert, einem Fluggerät zu folgen. Bis Anfang August werden dann Trainingsflüge in der Region durchgeführt. Mitte August sollen die Vögel dann über die Alpen in das Wintergebiet in der südlichen Toskana geführt werden. J Fritz: „In den Sandsteinfelsen am Bodensee nördlich der Stadt in Überlingen haben bis ins 16. Jahrhundert Waldrappe gebrütet. Nun sollen sie wieder dorthin zurückkehren.

Derzeit umfasst die wildlebende Kolonie rund 70 Waldrappe. Die geschlechtsreifen Vögel sind derzeit unterwegs aus dem Wintergebiet in der Toskana in die Brutgebiete nördlich der Alpen. Einige sind schon angekommen und in Burghausen in Bayern wurden bereits die ersten Eier gelegt. Die wildlebenden Vögel müssen erst in das Brutgebiet migrieren bevor sie mit der Brut beginnen. Sie sind deshalb deutlich später dran als ihre Artgenossen im Tierpark Rosegg.

22. 3. 2017: Jazu als 1. Waldrapp im Brutgebiet Burghausen angekommen

Der Frühling 2017 ist da – Zeit, um wieder einen Newsletter auszusenden. Und das aus gutem Anlass: Vorgestern, am 22. März, ist der erste unserer Wildvögel wieder im Brutgebiet Burghausen/Bayern angekommen. Am 13. März ist das Männchen Jazu – einer der erfahrensten migrierenden Vögel unserer Population – gemeinsam mit einem weiteren Männchen, Francesco, aus dem Wintergebiet in der Toskana abgeflogen. Bereits am 15. März erreichten beide Vögel Österreich; sie legten damit eine Strecke von ca. 560 km innerhalb von zwei Tagen zurück. Allerdings mussten beide dort eine Pause einlegen, bedingt durch das schlechte Wetter mit Schneefall in den Alpen. Schließlich setzte Jazu sein Flug in Richtung Burghausen fort, während sich Francesco immer noch in Kärnten aufhält.

So früh ist bisher noch nie ein Waldrapp unserer Kolonie in das Brutgebiet zurückgekehrt; eine hoffentlich erfolgreiche und lang andauernde Saison hat somit begonnen. Mittlerweile haben noch sieben andere Waldrappe das Wintergebiet verlassen und weitere sind offensichtlich auch bereit für die Frühjahrsmigration.

Jazu traf in Burghausen auf fünf bereits anwesende Artgenossen. Diese Waldrappe gehören zur so genannten Brutgruppe, die aus insgesamt neun adulten Vögeln besteht. Diese Gruppe wird vorübergehend zu den Kolonien in Burghausen (5) und Kuchl (4) gesetzt. Ende Juli werden diese Vögel wieder entnommen. Diese vorübergehende Supplementierung führen wir schon seit Jahren durch, mit dem Ziel, den Bruterfolg zu erhöhen.

 

Waldrapp-Kalender 2017

Aus einigen der besten Fotos des vergangenen Jahres haben wir wieder einen Kalender zusammengestellt, der alle Waldrappfreunde durch das Jahr 2017 begleitet. 

Der Kalender kann gegen Erstattung der Selbstkosten von € 20,- (inkl. Versand) unter kalender@waldrapp.eu bestellt werden. Der Versand erfolgt ab Mitte Dezember.

Wer auf der Suche nach einem exklusiven (Weihnachts-)Geschenk für Waldrappfreunde ist: Gertrud Landwehr bietet sehr schöne Originalgemälde von Waldrappen zum Verkauf. Ein Teil des Kaufpreises der Bilder kommt dem Waldrapp-Projekt zugute. Alle Informationen dazu sind hier oder unter http://www.ideenreich-gl.at/malerei/ zu finden (für Bestellungen wenden Sie sich bitte direkt an Frau Landwehr).